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Koch_Mathematik fur das Ingenieurstudium.pdf
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10.3 Di erenziation

405

Beispiel 10.20 (Implizite Di erenziation)

Wir betrachten nochmals das Beispiel 6.17, in dem die Tangente an den Einheitskreis

x2 + y2 = 1

zu bestimmen war. Die Gleichung in impliziter Form lautet

F (x, y) = x2 + y2 − 1 = 0.

Die partiellen Ableitungen sind Fx(x, y) = 2 x und Fy(x, y) = 2 y. Mit der allgemeinen Kettenregel erhalten wir

 

 

 

F x, y x

 

x

 

y

(

x

Fxy( x, y( x)))

 

 

.

Ì

y

 

) = −

( ( ))

= −

 

Eine weitere Anwendung des Di erenzials ist wie schon bei Funktionen mit einer Variablen die Fehlerrechung. Wir werden diese in Abschnitt 10.7.1 kennenlernen.

10.3.5 Höhere partielle Ableitungen

Wir haben gesehen, dass die partiellen Ableitungen fx und fy einer Funktion f(x, y) ihrerseits wiederum Funktionen desselben Typs wie die Ausgangsfunktion f sind. Nun kann etwa fx seinerseits auch wieder partiell nach x und y abgeleitet werden. Es entsteht also (fx)x = fxx und (fx)y = fxy. Dasselbe gilt für fy.

Beispiel 10.21 (Höhere partielle Ableitungen)

Die Funktion

f(x, y) = ex cos y

hat die partiellen Ableitungen 1. Ordnung

fx(x, y) = −ex cos y, fy(x, y) = −ex sin y,

die partiellen Ableitungen 2. Ordnung

fxx

x, y

ex cos y,

(

) =

x sin y,

fxy(x, y) =

e

fyy

x, y

ex cos y,

fyx(x, y) = −e

x sin y

 

(

) =

 

und die partiellen Ableitungen 3. Ordnung

fxxx

x, y

ex cos y,

fxxy

(x, y) = −ex sin y,

 

(

) =

x cos y,

fxyy(x, y) = −e

 

fxyx x, y

ex sin y,

(

) =

x cos y,

fyxy(x, y) = −e

 

fyyy x, y

 

ex sin y,

fxxy(x, y) =

ex sin y,

(

) =

 

x cos y.

fyyx(x, y) = −e

 

Die partiellen Ableitungen fxy und fyx sind gleich. Außerdem ist zu beobachten, dass

fxxy

=

fxyx

=

fyxx,

fxyy

=

fyxy

=

fyyx.

Ì

 

 

 

 

 

 

 

406

10 Funktionen mit mehreren Variablen

Definition 10.13 (Höhere partielle Ableitungen)

Wenn die partielle Ableitungsfunktion wieder eine partiell di erenzierbare Funktion ist, dann kann man auch die Ableitungsfunktion ableiten. Die partielle Ableitung der partiellen Ableitung bezeichnet man als zweite partielle Ableitung. Durch wiederholtes Di erenzieren erhält man so partielle Ableitungen höherer Ordnung

f

fx , fy

fxx , fxy , fyx , fyy

 

 

 

. . .

 

 

∂f ∂f

2f ∂2f

 

2f

 

2f

 

f

 

 

,

 

 

 

,

 

,

 

 

,

 

 

. . .

 

∂x

∂y

∂x2

∂x∂y

∂y∂x

∂y2

Wird bei einer partiellen Ableitung höherer Ordnung sowohl nach x als auch nach y di erenziert, so heißt diese partielle Ableitung auch gemischte partielle Ableitung.

In Beispiel 10.21 sind einige gemischte partielle Ableitungen gleich. Dabei spielt o ensichtlich die Reihenfolge der Variablen, nach denen di erenziert wird, keine Rolle. Es stellt sich die Frage, ob dies Zufall ist, oder ob dahinter eine allgemeingültige Regel steckt.

Satz 10.4 (Satz von Schwarz)

Die gemischten partiellen Ableitungen höherer Ordnung einer Funktion f(x, y) sind von der Reihenfolge der Di erenziationsvariablen unabhängig, falls sie stetig sind. Dann gilt also insbesondere

fxxy

 

fxyx

 

f

fyx

 

fyxy

 

fyyx

 

 

 

 

 

 

=

=

fyxxxy =, fxyy

=

=

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ist der Satz

von Schwarz

anwendbar auf eine Funktion f

 

x, y , so reduziert

sich die

Anzahl der verschiedenen partiellen Ableitungen der

Ordnung k von 2k auf k

 

1. Die

 

(

)

zuerst nach

Reihenfolge der Di erenziation spielt also keine Rolle. Es ist gleichgültig, ob

 

+

 

x und dann nach y di erenziert wird oder umgekehrt. Dies bedeutet insbesondere bei höheren Ordnungen eine erhebliche Reduktion der tatsächlich unterschiedlichen partiellen Ableitungen.

Höhere Ableitungen

Sind alle partiellen Ableitungen einer Funktion f(x, y) stetig, so entstehen die verschiedenen partiellen Ableitungen durch die unterschiedliche Anzahl von Ableitungsschritten nach x und nach y. Dann gibt es genau n+1 verschiedene partielle Ableitungen der Ordnung n.

f fx fy

fxx fxy fyy

fxxx fxxy fxyy fyyy

. . . . . . . . . . . . . . .

Im Gradienten sind alle partiellen Ableitungen erster Ordnung in einem Vektor zusammengefasst. Ganz analog kann man nun alle partiellen Ableitungen zweiter Ordnung in einer Matrix anordnen. Wir werden in Abschnitt 10.3.6 sehen, dass die zweiten partiellen

10.3 Di erenziation

407

Ableitungen, analog zur zweiten Ableitung im Eindimensionalen, eine besondere Bedeutung bei der Bestimmung von Extremwerten besitzen. Die sogenannte Hesse-Matrix ist benannt nach dem Mathematiker Luwig Otto Hesse.

Definition 10.14 (Hesse-Matrix)

Die Hesse-Matrix einer Funktion f ist eine Matrix, die aus allen zweiten partiellen Ableitungen von f besteht:

H

 

x, y

 

fxx

 

x, y

fxy

 

x, y

 

.

(

) = Œ

fyx

(x, y)

fyy

(x, y)

 

 

 

(

)

 

(

)

 

10.3.6 Extremwerte

Bei Problemstellungen aus der Praxis untersucht man Funktionen mit mehreren Variablen, um möglichst optimale Parameter eines komplexen Systems zu bestimmen. Optimal bedeutet dabei, dass die Funktion einen minimalen oder maximalen Wert besitzt.

Definition 10.15 (Lokaler Extremwert)

Eine Funktion f mit zwei Variablen besitzt an der Stelle (x0, y0)

Lein lokales Minimum, wenn alle Funktionswerte in der Umgebung von (x0, y0) größer sind als der Funktionswert an der Stelle (x0, y0).

Lein lokales Maximum, wenn alle Funktionswerte in der Umgebung von (x0, y0) kleiner sind als der Funktionswert an der Stelle (x0, y0).

Bei einer Funktion mit einer Veränderlichen muss das Schaubild in einem Hochpunkt oder Tiefpunkt eine waagrechte Tangente besitzen. Notwendigerweise muss das Schaubild bei einer Funktion mit mehreren Variablen in einem Extrempunkt eine horizontale Tangentialebene besitzen.

Satz 10.5 (Notwendige Bedingungen für einen Extremwert)

Eine Funktion f mit zwei Variablen besitzt an der Stelle (x0, y0) einen Extremwert, wenn beide partiellen Ableitungen erster Ordnung an der Stelle (x0, y0) null sind:

fx(x0, y0) = 0, fy(x0, y0) = 0.

Hinreichende Bedingungen für Extremwerte erhält man, wie bei Funktionen mit einer Veränderlichen, aus den zweiten Ableitungen. Man kann zeigen, dass die sogenannte Definitheit der Matrix mit den partiellen Ableitungen zweiter Ordnung hinreichend für eine Extremstelle ist. Bei Funktionen mit zwei Veränderlichen kann man die Definitheit der Hesse-Matrix mit der Determinante bestimmen.

408

10 Funktionen mit mehreren Variablen

Satz 10.6 (Hinreichende Bedingungen für einen Extremwert)

Eine Funktion f mit zwei Variablen besitzt an der Stelle (x0, y0) einen Extremwert, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind:

L Beide partiellen Ableitungen erster Ordnung an der Stelle (x0, y0) sind null:

fx(x0, y0) = 0, fy(x0, y0) = 0.

LDie Determinante der Hesse-Matrix mit den partiellen Ableitungen zweiter Ordnung an der Stelle (x0, y0) ist positiv:

Wfxx(x0, y0) fxy(x0, y0) W > 0. fxy(x0, y0) fyy(x0, y0)

Ein lokales Maximum ergibt sich, falls fxx(x0, y0) < 0 und ein lokales Minimum, falls fxx(x0, y0) > 0.

Falls die Determinante negativ ist, liegt ein sogenannter Sattelpunkt vor. Für den Fall, dass die Determinante null ist, kann man allein mithilfe der Werte der ersten und zweiten Ableitungen noch keine verlässliche Aussage über einen Extremwert tre en.

Beispiel 10.22 (Extrema)

Wir betrachten die Funktion

f(x, y) = 2x2 − 8x y3 + 9y2 − 15y,

die aus Polynomen in x und in y zusammengesetzt ist. Zur Untersuchung auf Extrema bilden wir zunächst die partiellen Ableitungen erster Ordnung

fx(x, y)

fy(x, y)

=4x − 8

=−3y2 + 18y − 15

und anschließend die Hesse-Matrix mit den partiellen Ableitungen zweiter Ordnung

H(x, y) = Œ

4

 

 

 

0

 

 

 

 

 

 

 

0

6y 18 .

 

 

 

 

 

 

Setzen wir fx und fy gleich

null,+

so folgen die Lösungen

 

 

x1, y1

 

2, 1 ,

 

 

x2, y2

2, 5 .

 

 

 

 

 

 

 

x , y

 

 

)sind die( partielle) = (Ableitung)

f

 

und die Determinante der Hesse-Matrix

An der (Stelle ) =1(

1

 

 

xx

 

liegt dort ein Minimum vor. An der Stelle

x2, y2

 

ist die Determinante der Hesse-

positiv. Somit (

 

 

)

 

f

 

 

 

 

 

 

Sattelpunkt. Minimum und Sattelpunkt

Matrix negativ. Damit hat

 

 

an der zweiten Stelle einen (

)

Ì

sind im Schaubild erkennbar.

 

 

 

 

 

 

 

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