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Koch_Mathematik fur das Ingenieurstudium.pdf
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350

8 Potenzreihen

8.2 Potenzreihen und Konvergenz

Potenzreihen sind einerseits Funktionen und andererseits unendliche Reihen. Funktionen sind sie, weil sie von einer Veränderlichen x abhängen. Reihen sind sie, weil jeder einzelne Funktionswert aus einer Summe von unendlich vielen Zahlen besteht.

Definition 8.5 (Potenzreihe)

Eine Funktion p in Form einer unendlichen Reihe mit Koe zienten ak

p(x) = Q ak(x x0)k = a0 + a1(x x0) + a2(x x0)2 + . . . + an(x x0)n + . . .

k=0

nennt man Potenzreihe mit Entwicklungspunkt x0. Im Spezialfall x0 = 0 ergibt sich

p(x) = Q ak xk = a0 + a1 x + a2 x2 + . . . + an xn + . . .

k=0

Potenzreihen sind bei Weitem nicht so dramatisch, wie sie auf den ersten Blick wirken. Sie besitzen ähnlich angenehme Eigenschaften wie Polynome. Allerdings sind manche Potenzreihen im Gegensatz zu Polynomen nicht für alle reellen Zahlen definiert. Der maximale Definitionsbereich einer Potenzreihe ist stets ein Intervall, das symmetrisch zur Entwicklungsstelle liegt. Die Größe dieses Intervalls gibt der Konvergenzradius an. Der Begri Radius kommt dabei aus der Betrachtung von Potenzreihen mit komplexen Zahlen. In der komplexen Ebene konvergieren Potenzreihen innerhalb einer Kreisscheibe. Wir betrachten hier aber nur Potenzreihen mit reellen Zahlen.

Definition 8.6 (Konvergenzradius)

Der Konvergenzradius r > 0 einer Potenzreihe ist eine positive Zahl mit der Eigenschaft, dass die Potenzreihe für alle x mit Sx x0S < r konvergiert und für alle x mit Sx x0S > r divergiert. Eine Potenzreihe, die für alle reellen Zahlen x konvergiert, hat einen unendlichen Konvergenzradius r = ∞.

Beispiel 8.7 (Potenzreihe)

Die Potenzreihe p mit Entwicklungsstelle x0 = 0, und Koe zienten ak = 1 für alle k, ist

p(x) = Q xk = 1 + x + x2 + . . . + xn + . . .

k=0

Zwei Fragen müssen wir dabei beantworten. Für welche x-Werte konvergiert die Reihe und können wir p als elementare Funktion darstellen? Die Antwort auf beide Fragen liefert die geometrische Reihe, siehe Beispiel 8.4, denn es ist

1 + x + x2 + x3 + x4 + . . . + xn + . . . =

1

.

 

 

 

1 x

 

1.

 

Dies gilt nur für x-Werte mit

S

x

S <

1. Die Reihehat also den Konvergenzradius r

=

Ì

 

 

 

 

 

 

8.3 Taylor-Reihen

351

Der Konvergenzradius lässt sich aus den Koe zienten der Potenzreihe bestimmen. Die Formeln zur Berechnung des Konvergenzradius leiten sich aus dem Quotientenund dem Wurzelkriterium aus Satz 8.4 ab.

Satz 8.5 (Konvergenzradius)

ak

(

 

 

)

 

 

 

Der Konvergenzradius r einer Potenzreihe

x

x0

k

lässt sich ermitteln durch

 

 

ak

k=0

 

 

 

 

1

 

r

lim

 

 

L

r

 

 

lim

 

 

 

 

L = k→∞ Vak+1 V

 

 

 

 

 

k

 

 

 

= k→∞ »SakS

Im schlimmsten Fall ist der Konvergenzradius null. Dann konvergiert die Potenzreihe nur für x = x0. In diesem Fall besteht die Summe nur aus einem einzigen Wert, nämlich aus a0. Ein heikle Frage ist das Konvergenzverhalten am Rande des Konvergenzbereichs. Hat der Konvergenzradius einen endlichen Wert, dann ist oft sehr mühsam zu ermitteln, ob die Reihe für x = x0 ± r konvergiert oder divergiert. Für praktische Problemstellungen ist diese Frage aber in der Regel nicht interessant. Die Konvergenzgeschwindigkeit nimmt mit zunehmender Entfernung von der Entwicklungsstelle ab. Selbst wenn Konvergenz in einem Randpunkt vorliegt, konvergiert die Reihe dort nur sehr langsam.

8.3 Taylor-Reihen

Unser Ziel ist, eine Potenzreihe zu konstruieren, die mit einer gegebenen Funktion f übereinstimmt. Das sogenannte Taylor-Polynom wird aus den Ableitungswerten der Funktion f bis zur Ordnung n an der Entwicklungsstelle x0, also aus f(x0), f(x0), f′′(x0), . . ., f(n)(x0) gebildet. Die Ableitungen der Potenzreihe

p(x) = Q ak(x x0)k = a0 + a1(x x0) + a2(x x0)2 + . . . + an(x x0)n + . . .

k=0

an der Stelle x0 sind p(x0) = a0, p(x0) = a1, p′′(x0) = 2 a2, . . ., p(n)(x0) = n! an. Daraus ergeben sich die Formeln für die Koe zienten der Potenzreihe:

 

a0 f x0 , a1

 

f

 

x0 , a2

 

f′′

x0

 

, . . . , an

 

f(n) x0

 

.

 

 

 

(2

)

)

Das

= ( )

=

 

( )

=

 

 

=

n(!

 

 

Ganze funktioniert nur, wenn die Funktion f genügend oft di erenzierbar ist.

Definition 8.7 (Taylor-Polynom)

Das Polynom Tn vom Grad n, bei dem an der Stelle x0 der Funktionswert und alle Ableitungen bis zur Ordnung n mit einer Funktion f übereinstimmen

Tn

x

f

 

x0

 

f

x0

 

x

 

x0

 

f′′

 

x0

 

x

 

x0

 

2

 

. . .

 

f

(n)

x0

 

x

 

x0

 

n,

(

) +

(1!

)(

) +

(

 

)(

)

+

+

 

(!

)(

)

 

( ) =

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

n

 

 

 

 

 

 

nennt man Taylor-Polynom der Ordnung n. Dabei muss die Funktion f in der Umgebung der Entwicklungsstelle x0 mindestens n-mal di erenzierbar sein.

352

8 Potenzreihen

Die Bezeichnung Taylor-Polynom geht auf den englischen Mathematiker Brook Taylor zurück. Die Näherung einer Funktion durch ihr Taylor-Polynom hat gute Approximationseigenschaften in der Nähe des Entwicklungspunktes x0. Die Di erenz zwischen der Funktion f und ihrem Taylor-Polynom Tn hängt im Wesentlichen von der Ordnung n und dem Abstand, den ein Punkt x von der Entwicklungsstelle x0 hat, ab.

Satz 8.6 (Taylor-Restglied)

Die Di erenz zwischen einer Funktion f und dem Taylor-Polynom Tn bezeichnet man als Taylor-Restglied Rn. Das Restglied lässt sich durch

Rn(x) = f(x) − Tn(x) = f(n+1)(ξ)(x x0)n+1

(n + 1)!

darstellen, dabei ist ξ eine Stelle zwischen x und x0. Die Funktion f muss in der Umgebung der Entwicklungsstelle x0 mindestens (n + 1)-mal di erenzierbar sein.

Das Taylor-Restglied erweckt den Eindruck, dass man die Di erenz zwischen der Funktion f und dem Taylor-Polynom leicht berechnen kann. Leider ist die Sache nicht ganz so einfach. Das Problem ist die Zwischenstelle ξ. Von der Zwischenstelle ξ weiß man nur, dass sie zwischen x und x0 liegt. An allen Stellen x, an denen das Taylor-Restglied für n → ∞ gegen null geht, entsteht beim Grenzübergang aus dem Taylor-Polynom die Taylor-Reihe.

Definition 8.8 (Taylor-Reihe)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Potenzreihe mit Entwicklungstelle x0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(n)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

T

x

f

 

x0

 

f

(

x0

)

 

x

 

x0

 

f′′

(

x0

)

 

x

 

x0

 

2

 

. . .

 

f

(

x0

)

 

x

 

x0

 

n

 

. . .

 

( ) =

 

(

 

)+

 

 

(

 

 

)+

 

 

(

 

 

)

 

+

 

+

 

 

 

(

 

 

)

 

+

 

 

 

 

 

 

 

 

1!

 

 

 

 

 

 

 

2!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

n!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

nennt man Taylor-Reihe der Funktion f. Dabei muss die Funktion f in der Umgebung der Entwicklungsstelle x0 beliebig oft di erenzierbar sein. An allen Stellen x, an denen

das Taylor-Restglied den Grenzwert null hat, also lim Rn(x) = 0 gilt, sind Funktion

n→∞

und Taylor-Reihe identisch, also f(x) = T (x).

Auf den ersten Blick vermutet man, dass das Taylor-Restglied genau an allen Stellen x aus dem Konvergenzbereich der Taylor-Reihe gegen null geht. Es gibt jedoch Situationen, in denen die Taylor-Reihe zwar konvergiert, aber der Grenzwert nicht mit dem Funktionswert übereinstimmt. Auf diesen Aspekt gehen wir hier jedoch nicht weiter ein.

Beispiel 8.8 (Taylor-Reihe des Logarithmus)

An der Stelle x = 0 ist die Funktion f(x) = ln x nicht definiert. Wir bestimmen deshalb die TaylorReihe von f an der Entwicklungsstelle x0 = 1. Dazu benötigen wir die Ableitungsfunktionen

 

f

(

x

) =

x−1

,

 

 

f

′′

x

) = −

x−2,

f′′′

(

x

) =

2 x−3,

. . . , f

(n)

(

x

 

 

 

 

1

n+1

(

n

1

)

! xn

und die

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

) = (− )

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Funktionswerte und Ableitungswerte an der Entwicklungstelle x0

=

1

 

1

 

 

 

 

 

1

n

 

1 ! .

 

f

(

1

) =

0,

f

(

1

) =

1,

f

1

) = −

1,

 

f

′′′(

1

) =

2, . . . ,

f

(

n

)

(

1

 

 

)

n

+

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

′′(

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

) = (−

 

 

 

 

(

)

8.4 Eigenschaften

353

Daraus ergibt sich die Potenzreihe

 

ln x

 

 

 

1 k+1

 

x 1 k

 

 

x 1

 

 

1 x 1 2

 

1 x 1 3

 

1 x 1 4 . . .

 

 

 

 

 

 

k 1

 

 

k

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2

 

 

3

 

 

 

 

4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(− )

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese

Potenzreihe besitzt den Konvergenzradius

)

+

(

)

y

(

)

+

 

 

 

 

 

= Q=

 

 

 

 

 

 

 

(

 

)

= (

 

 

) −

( −

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

T3(x)

 

 

 

r

 

lim

ak

 

 

 

lim k

 

 

1.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

k

 

a

 

 

 

 

k

 

 

 

 

k

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

=

 

→∞ V

 

k+1 V =

 

 

→∞

 

+

 

=

 

 

 

 

 

 

0 defi-

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

f (x) =ln x

Obwohl die Funktion f x

 

 

 

ln x für alle x

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

x

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Potenzreihe nur für x-Werte

 

 

 

1

 

 

 

 

1

 

2

 

3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

niert ist, konvergiert die(

 

 

) =

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

>

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zwischen 0 und 2. Für x

=

2 ergibt sich die alternie-

 

 

 

 

−1

 

 

 

 

 

 

 

 

rende harmonische Reihe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ln 2 = 1 −

1

+

1

 

 

1

+

1

 

1

+

1

1

+ . . . ,

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2

3

 

4

5

6

7

8

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

siehe Beispiel 8.3. Für x = 0 ergibt sich die harmonische Reihe, siehe Beispiel 8.2.

Ì

8.4 Eigenschaften

Es ist prinzipiell möglich, Potenzreihen von Funktionen mithilfe von Taylor-Reihen aus den Werten der Ableitungen an der Entwicklungsstelle herzuleiten. Allerdings ist diese Vorgehensweise ziemlich aufwendig. Es gibt wesentlich elegantere Methoden, mit denen man neue Potenzreihen aus bereits bekannten Potenzreihen herleiten kann. Die Potenzreihen der wichtigsten Funktionen sind in Tabellen festgehalten, siehe Anhang A.3. Methoden, mit denen man aus diesen tabellierten Reihen neue Reihen entwickeln kann, stellen wir in diesem Abschnitt vor. Das folgende Beispiel betrachtet Potenzreihen mit komplexen Zahlen. Wer bisher nicht mit komplexen Zahlen vertraut ist, sollte dieses Beispiel einfach überspringen. Abgesehen von diesem Beispiel werden wir uns bei Potenzreihen ausschließlich auf reelle Zahlen beschränken.

Beispiel 8.9 (Potenzreihen von Sinus und Kosinus)

Potenzreihen lassen sich auch mit komplexen Zahlen definieren. Ohne auf die Details einzugehen, betrachten wir die Potenzreihe der e-Funktion aus Beispiel 8.1, wobei wir x durch i x ersetzen:

 

ei x 1

 

1

i x

1

i x 2

 

 

 

 

 

1

i x 3

 

 

1

 

 

i x 4

 

 

1

 

i x 5

 

 

 

1

 

i x 6

 

 

 

 

1

i x 7 . . .

 

 

 

 

 

 

 

 

4!

 

 

 

6!

 

 

 

 

 

 

 

 

Potenzen=

1!

 

2!

 

 

 

 

3!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5!

 

 

 

 

 

 

 

+

7!

 

) +

 

 

 

 

Die

der+

imaginären+ (

Einheit) + (i ergeben) +

 

nur( )die+Werte( )1,

+i,

 

( und)

 

 

: (

 

 

 

 

 

ei x

 

1

 

1 i x

1 x2

 

i 1 x3

 

 

1 x4

 

 

i 1 x5

 

 

1 x6 i

1 x7 . . .

i

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1!

 

 

2!

 

 

 

 

 

 

 

3!

 

 

 

 

 

4!

 

 

 

 

 

 

5!

 

 

 

 

6!

 

 

 

 

 

 

7!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Realteil und= Imaginärteil+ −

zusammengefasst,− +

ergibt+

sichnach der

Euler+-Formel, siehe Satz 11.1

 

ei x

=

cos x

+

i sin x

=

1

 

 

1

x2

+

 

1

x4

 

 

 

1

x6

+

. . .

+

i

 

1

x

1

x3

+

 

1

x5

1

x7

+

. . .

.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2!

 

 

 

 

cos x

6!

 

 

 

 

 

 

 

3!

5!

 

 

7!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

´¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¸¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¶

 

 

 

 

´¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¸¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¶

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

sin x

 

 

 

 

 

 

 

Aus der Potenzreihe der e-Funktion ergeben sich die Potenzreihen des Sinus und Kosinus. Beide Reihen konvergieren genau wie die Potenzreihe der e-Funktion für alle reellen Zahlen. Ì

354

8 Potenzreihen

Die Addition und Subtraktion von Potenzreihen ist problemlos möglich, vorausgesetzt, alle Reihen besitzen dieselbe Entwicklungsstelle. Außerdem muss man sich Gedanken über den Konvergenzradius machen.

Satz 8.7 (Addition und Subtraktion von Potenzreihen)

Zwei Potenzreihen mit den Konvergenzradien r1, r2 und derselben Entwicklungsstelle x0 dürfen gliedweise addiert oder subtrahiert werden:

Q ak(x x0)k ± Q bk(x x0)k = Q(ak ± bk)(x x0)k.

k=0

k=0

k=0

Der Konvergenzradius r der neuen Potenzreihe besteht aus dem Minimum der beiden Konvergenzradien der Ausgangsreihen r = min {r1, r2}.

Die Di erenziation und Integration lässt sich bei Potenzreihen, wie auch bei Polynomen, gliedweise durchführen. Darunter versteht man, dass man jedes Glied der Summe einzeln ableiten und integrieren darf. Sowohl Di erenziation und Integration als auch die Bildung einer unendlichen Summe sind Grenzwertprozesse. Letztendlich handelt es sich bei der gliedweisen Vorgehensweise um das Vertauschen von zwei Grenzübergängen. Die mathematische Rechtfertigung für das Vertauschen von Grenzprozessen erfordert einen tieferen Einstieg in die Materie.

Satz 8.8 (Di erenziation und Integration von Potenzreihen)

Jede Potenzreihe ist beliebig oft di erenzierbar und integrierbar. Die Ableitung bzw. die Stammfunktion kann man ermitteln, indem man die Glieder der Reihe einzeln differenziert bzw. integriert. Der Konvergenzradius r bleibt dabei unverändert.

Beispiel 8.10 (Di erenziation und Integration von Potenzreihen)

Aus Beispiel 8.7 kennen wir bereits die Potenzreihe

f

x

 

1

 

 

xk

=

1

+

x

+

x2

+

x3

+

x4

+

x5

+

. . .

1

 

x

 

( ) =

= kQ0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

=

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

mit Entwicklungsstelle x0 = 0 und Konvergenzradius r = 1. Für die Ableitung erhalten wir dann

f

x

 

1

 

k xk

1

1 2 x 3 x2

 

4 x3 5 x4 . . .

 

1

x 2

 

 

 

( ) =

 

k

 

 

= + +

+

+

+

 

 

 

)

= Q1

 

 

 

 

(

 

=

 

 

 

 

 

 

In entsprechender Weise können wir auch die Stammfunktionen betrachten:

 

f x dx

ln 1 x C

 

 

1

xk

+

1

C x

1

x2

1

x3

1

x4

1

x5 . . . C.

 

k

 

 

 

 

 

 

 

( )

 

k

 

 

1

 

2

3

4

+

5

+ +

 

S

=− ( − ) + = Q0

 

 

 

 

 

 

 

+ = +

 

+

 

+

 

 

 

 

 

 

=

 

Potenzreihe für die Stammfunktionen haben ebenfalls

Die Potenzreihe für die Ableitung und die

 

+

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ì

die Entwicklungsstelle x0 = 0 und den Konvergenzradius r = 1.

 

 

 

 

 

 

 

8.4 Eigenschaften

355

Substitution bei Potenzreihen

Mithilfe von Substitutionen kann man aus der Potenzreihendarstellung einer Funktion Potenzreihendarstellungen anderer Funktionen erzeugen. Dabei können die neuen Potenzreihen andere Entwicklungsstellen und andere Konvergenzradien besitzen.

Beispiel 8.11 (Substitution bei Potenzreihen)

a) Wir suchen die Potenzreihe der Funktion

f(x) = x2

9 x2

mit Entwicklungsstelle x0 0. Ausgangspunkt für unsere Betrachtungen ist die Potenzreihe

 

 

 

 

 

 

 

u

 

 

=

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(

 

 

1

 

 

k

=

+

 

+

 

 

2

+

 

3

+

 

 

4

+

 

 

 

 

 

 

S

 

 

S <

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

g

u

 

 

 

 

 

 

1

u

u

 

u

 

u

 

. . . ,

u

1.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

) = 1 u = k 0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Q=

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Problembesteht nun darin, einen geeigneten Bezug zwischen f und g herzustellen. Dies

gelingt mit der Umformung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

f

(x) =

1

x

2

 

1

 

 

 

,

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9

 

1 −

x2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

x2

 

 

 

 

 

 

 

 

denn dann können wir in der Potenzreihe von g die Substitution u

 

 

 

verwenden:

=4 9

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

2 k

 

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

2

 

 

 

 

4

 

 

 

 

6

 

 

 

 

 

 

2

 

 

 

6

 

 

8

 

 

f

 

x

x2

 

x

 

 

 

 

x2

 

 

1

 

 

x

 

 

x

 

 

 

x

 

 

 

. . .

 

 

 

x

x

 

x

 

x

 

 

. . .

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9

 

 

 

 

 

‘ =

 

9

Œ

+

9

 

+

 

92

+

 

93 +

‘ =

9 +

92 +

93

+ 94 +

 

( ) =

 

 

k 0 Π9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Q=

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

x2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bedingung SuS

< 1 ist bei der Substitution u =

 

für SxS < 3 erfüllt. Die Potenzreihe von

 

 

 

 

 

 

9

 

f hat den Konvergenzradius r = 3.

b)Die Potenzreihe aus Beispiel 8.8

ln x

 

1 k+1

x 1 k

x 1

 

 

1

x 1 2

 

1

x 1 3

 

1

x 1 4 . . .

 

 

 

 

 

2

3

4

 

 

 

k 1

k

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

=

Q=

 

 

( − ) = ( − ) − ( − ) + ( − ) − ( − ) +

 

hat den Konvergenzradius r

=

1 und die Entwicklungsstelle x0

=

1. Durch die Substitution

u = x − 1 ergibt sich

1 k

+

1

 

 

1

 

1

 

1

 

 

 

 

 

 

 

ln u 1

 

 

 

uk

u

 

 

u2

 

 

 

u3

 

 

 

u4 . . .

 

 

 

 

 

 

k

 

 

2

3

4

 

 

 

 

 

 

 

 

k 1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(− )

 

 

 

 

 

 

 

+

 

 

 

 

 

( + ) = Q=

 

 

 

 

 

 

= −

 

+

 

 

 

 

 

 

 

Diese Reihe hat den Konvergenzradius r = 1 und die Entwicklungsstelle u0 = 0.

Ì

Bei der Multiplikation von Polynomen müssen Klammern ausmultipliziert werden, siehe Satz 5.2. Die Multiplikation von Potenzreihen erfolgt nach demselben Prinzip. Um die Formeln einigermaßen übersichtlich zu gestalten, betrachten wir die Multiplikation und Division nur für Potenzreihen mit der Entwicklungsstelle x0 = 0. Alle Ergebnisse lassen sich auf Potenzreihen mit beliebiger Entwicklungstelle x0 übertragen.

356 8 Potenzreihen

Satz 8.9 (Multiplikation von Potenzreihen)

Die Multiplikation zweier Potenzreihen mit den Konvergenzradien r1 und r2

∞ ∞ ∞

ŒQ ak xk‘ ŒQ bk xk‘ = Q ck xk = a0 b0 + (a0 b1 + a1 b0) x + . . .

k=0

k=0

k=0

ergibt eine Potenzreihe mit Konvergenzradius r = min {r1, r2}. Jeder einzelne Koe zient ck der Produktreihe kann aus dem Cauchy-Produkt ermittelt werden:

k

ck = Qa` bk` = a0 bk + a1 bk−1 + a2 bk−2 + . . . + ak−1 b1 + ak b0.

`=0

Das Cauchy-Produkt ist nach dem französischen Mathematiker Augustin-Louis Cauchy benannt. Bei der Berechnung des Koe zienten ck mit dem Cauchy-Produkt ergibt die Summe der Indizes immer k. Das ist leicht einzusehen, denn die Produkte mit x müssen zusammen xk ergeben:

a0 x0 bk xk + a1 x1 bk−1 xk−1 + a2 x2 bk−2 xk−2 + . . . + ak−1 xk−1 b1 x1 + ak xk b0 x0.

Beispiel 8.12 (Multiplikation von Potenzreihen)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da wir die Potenzreihen von f x

 

cos x, siehe Beispiel 8.9, und von g x

 

 

 

 

 

 

 

siehe Bei-

 

1

 

 

 

 

 

 

spiel 8.7 bereits kennen, lässt sich daraus die neue Potenzreihe

 

 

 

 

(

) =

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(

 

) =

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

h

(

x

) =

 

cos x

=

f x

g

(

x

 

 

 

1

)

k

x2 k

 

xk

 

ck xk

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 x

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

( )

 

 

) = Œk 0(−

 

 

2 k ! ‘ Œk 0

 

‘ = Œk 0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

erzeugen. Die ersten Koe zienten ckQ=der neuen Reihe Qermitteln=

wirQ=

wie bei der Polynommulti-

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

( )

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

plikation durch Ausmultiplizieren:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

1

x2

 

 

1

x4 . . . 1 x x2 x3 x4 . . .

1 x

1

1

x2

 

 

 

 

 

1

1

 

x3 . . .

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2!

 

 

 

4!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2

 

 

 

 

 

 

 

2

 

 

 

 

 

bestimmt man die Koe zienten ck

 

mit der Summenformel für das Cauchy-Produkt.

Formal

 

 

 

 

 

+

 

 

 

− • ‰

=

+ +

+

 

+

+

 

Ž =

 

+

+ ‹

 

 

 

+ ‹

 

 

+

 

 

Beispielsweise erhalten wir für k

4:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

13

c4 = l 0 al bkl = a0 b4 + a1 b3 + a2 b2 + a3 b1 + a4 b0 = 1 1 + 0 1

 

 

1 +

0 1

+

 

1

=

 

.

2

24

24

Die PotenzreiheQ=

von f hat den Konvergenzradius r1

 

 

, die Potenzreihe von g hat den Konver-

genzradius r2 1. Somit ist der Konvergenzradius der Potenzreihe von h auch r

 

 

 

1.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

=

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

= ∞

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

=

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ì

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Division von Potenzreihen

Die Koe zienten ck des Quotienten zweier Potenzreihen

a0 + a1 x + a2 x2 + a3 x3 + a4 x4 + . . . = c0 + c1 x + c2 x2 + c3 x3 + c4 x4 + . . .

b0 + b1 x + b2 x2 + b3 x3 + b4 x4 + . . .

ermittelt man durch Koe zientenvergleich des Produktes

a0 + a1 x + a2 x2 + . . . = ‰b0 + b1 x + b2 x2 + . . .Ž ‰c0 + c1 x + c2 x2 + . . .Ž .

8.4 Eigenschaften

357

Beispiel 8.13 (Division von Potenzreihen)

Die Funktion f(x) = tan x ist der Quotient aus Sinus und Kosinus. Für beide Funktionen kennen wir die Potenzreihen mit Entwicklungsstelle x0 = 0, siehe Beispiel 8.9. Bei der Potenzreihe von f beschränken wir uns auf die Berechnung der Glieder bis zur Ordnung 5:

tan x = c0 + c1x + c2x2 + c3x3 + c4x4 + c5x5 + . . .

Entsprechend müssen wir bei den Potenzreihen des Sinus und Kosinus auch nur Glieder bis zur Ordnung 5 berücksichtigen:

x3

 

 

x5

 

 

 

x2

x4

 

. . .‘ ‰c0 + c1x + c2x

2

 

 

3

 

 

 

4

 

 

 

 

5

+ . . .Ž .

x

 

 

 

+

 

 

 

 

. . . = Œ1 −

 

+

 

 

 

 

+ c3x

 

+ c4x

+ c5x

 

 

6

 

120

2

24

 

 

 

 

 

Ausmultiplizieren der Klammern auf der rechten Seite ergibt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

c0

2

 

 

 

 

c1

 

3

 

 

 

 

 

c2

 

 

 

c0

 

4

 

 

 

 

c3

 

 

 

c1

 

 

5

 

c0 + c1 x

+ ‹c2

 

x

+ ‹c3

 

 

 

x + ‹c4

 

 

 

+

 

 

 

x

 

+ ‹c5

 

 

+

 

 

 

x

 

 

+ . . .

2

 

2

 

2

 

24

 

2

24

 

 

Aus dem Koe zientenvergleich folgt c0

=

 

0, c1

=

1, c2

=

 

0 und

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

1

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

1

 

 

 

1

 

 

 

 

 

 

2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

c3

 

 

= −

 

Ô c3 =

 

,

c4 = 0,

c5

 

 

+

 

1

 

=

 

Ô c5

=

 

.

 

 

 

 

 

 

 

 

2

 

6

3

 

6

24

 

 

120

 

15

 

 

 

 

 

 

 

 

Dadurch erhalten wir die Potenzreihe des Tangens tan x = x + 1 x3 + 2 x5 + . . .

315

Obwohl die Potenzreihen des Sinus und Kosinus den Konvergenzradius r

 

besitzen, gilt diese

Reihenentwicklung nur für

x

π

, denn bei

x

π

Definitionslücken.

 

2

 

 

S S <

S S = ±

2 besitzt der Tangens= ∞

 

Ì

 

 

 

 

 

 

Durch Symmetrieüberlegungen hätten wir uns in Beispiel 8.13 die Arbeit erleichtern können. Der Sinus ist eine gerade Funktion und der Kosinus ist eine ungerade Funktion. Somit ist der Tangens als Quotient beider Funktion eine ungerade Funktion. Bei der Reihenentwicklung des Tangens hätte man also von vornherein berücksichtigen können, dass die Koe zienten mit geradem Index, die ja bei Potenzen mit geraden Hochzahlen stehen, alle null sind.

Potenzreihen symmetrischer Funktionen

Die Potenzreihe mit Entwicklungsstelle x0 = 0 einer

Lgeraden Funktion besitzt nur gerade Potenzen.

Lungeraden Funktion besitzt nur ungerade Potenzen.

Die Symmetrieüberlegungen lassen sich auf Funktionen, die achsensymmetrisch zur Achse x = x0 oder punktsymmetrisch zum Punkt mit den Koordinaten (x0 S y0) sind, verallgemeinern. Diese verallgemeinerte Symmetrie ist in Definition 5.18 und Definition 5.20 beschrieben. Dazu betrachtet man Potenzreihen mit der entsprechenden Entwicklungsstelle x0. In diesen Reihen treten dann die Glieder (x x0)k nur mit geraden oder nur mit ungeraden Hochzahlen auf.

358

8 Potenzreihen

Unser schlagkräftigstes Hilfsmittel zur Berechnung von Grenzwerten, das wir bisher kennen, ist die Regel von Bernoulli de l’Hospital, siehe Satz 6.11. Grenzwerte lassen sich auch mit Potenzreihen bestimmen. Manchmal ist dieser Weg sogar noch eleganter als die Regel von Bernoulli de l’Hospital.

Bestimmung von Grenzwerten mit Potenzreihen

Grenzwerte von Funktionen lassen sich mithilfe von Potenzreihen bestimmen. Zur Berechnung des Grenzwertes für x x0 verwendet man Potenzreihen mit der Entwicklungsstelle x0.

Beispiel 8.14 (Grenzwertbestimmung mit Potenzreihen)

a) Den Grenzwert

lim sin x

x→0 x

bestimmen wir mithilfe einer Potenzreihe für den Sinus mit der Entwicklungsstelle x0 = 0:

 

sin x

 

 

x

 

x3

 

x5

 

x7

 

. . .

 

 

 

2

 

 

4

 

6

 

 

 

 

 

 

 

3!

 

5!

 

7!

 

 

 

 

x

 

x

 

 

x

 

 

 

lim

 

lim

 

 

 

 

 

 

lim

 

1

 

 

 

 

 

. . .

1.

 

 

 

+

x

 

+

 

Œ

3!

+

5!

7!

+

x→0 x

= x→0

 

 

 

 

= x→0

 

‘ =

 

b)Für die e-Funktion und für den Kosinus kennen wir Potenzreihen mit der Entwicklungsstelle x0 = 0. Dadurch lässt sich der Grenzwert

 

 

 

 

e

 

2

1

 

 

 

 

 

 

1 x

2 x4

 

 

x6

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

1

 

 

2

 

 

4

 

 

 

 

 

 

 

 

x

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2!

 

3! . . .

 

 

 

 

 

 

 

 

2!

 

3! . . .

 

 

lim

 

 

 

 

 

 

 

 

lim

Š

+

 

+2!

 

+4!

 

+6!

• −

 

 

 

lim

2! +

x

 

+

x

 

+

 

 

2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4!

6!

 

 

 

 

 

 

=

 

− ‰

 

 

+

 

 

 

+

 

2

Ž

=

 

 

 

 

+

 

 

+

 

=

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

x2

 

x4

x6

 

 

 

 

1

 

x2

 

x4

 

 

x

 

0

1

 

 

 

cos x

 

x

 

0

1

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

. . .

 

 

x

 

0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

. . .

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

bestimmen, wobei wir Zähler und Nenner mit x

 

gekürzt haben.

 

 

 

 

 

Ì

Nicht zuletzt rechtfertigt die Methode zur Bestimmung von Grenzwerten mit Potenzreihen im Nachhinein die Gültigkeit der Regel von Bernoulli-de l’Hospital. Bei der Regel von Bernoulli-de l’Hospital betrachtet man bei einem Quotienten die Ableitung des Zählers und des Nenners. In Beispiel 8.14 wurden die Reihen mit x gekürzt. Dasselbe Ergebnis hätten wir durch gliedweises Di erenzieren der Reihen in Zähler und Nenner ebenfalls erhalten.

Die wichtigsten Potenzreihen

1

L

1 − x

Lex

Lsin x

Lcos x

=Q xk

k=0

xk

= Q

k=0 k!

=Q(−1)k

k=0

=Q(−1)k

k=0

x2k+1

(2k + 1)! x2k

(2k)!

= 1

 

x

 

x2

x3

 

x4

x5

+

. . . ,

r

= 1

+ x

+ x2

+ x3

+ x4

+ x5

 

 

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

. . . ,

r

 

=

+ x

+ + x3

+ + x5 +

= ∞

 

 

1!

 

2!

3!

 

4!

5!

 

 

 

 

=

 

 

 

 

x2

 

 

x4 +

 

± . . . ,

r = ∞

 

1!

 

3!

 

5!

= 1

 

 

 

 

 

+

 

 

 

. . . ,

r = ∞

 

 

2!

 

 

4!

 

 

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