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Koch_Mathematik fur das Ingenieurstudium.pdf
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594

15 Fourier-Transformation

15.6 Anwendungen

In der Elektrotechnik verwendet man die Fourier-Transformation zur Analyse von Schaltungen. Daraus hat sich die Systemtheorie entwickelt, mit der man ganz allgemeine, also auch nicht elektrische Systeme, analysieren kann. Wir erläutern in diesem Abschnitt die grundlegenden Begri e und Methoden der Systemtheorie und wenden sie auf einen Tiefpassfilter in der Elektronik an.

15.6.1 Lineare zeitinvariante Systeme

In den Ingenieurwissenschaften verwendet man die Systemtheorie zur Untersuchung technischer Prozesse und ihrer Gesetzmäßigkeiten. Bei einem System S hängen die Ausgabegrößen von den Eingabegrößen ab. Wenn das Ausgangssignal o durch das Eingangssignal i erzeugt wird, verwenden wir die Schreibweise

S

i(t) Ð→ o(t).

Ein System kann sehr komplex und aus vielen Teilsystemen zusammengebaut sein. Wir betrachten nur Systeme, bei denen zwischen den Eingangssignalen und den entsprechenden Ausgangssignalen ein linearer zeitinvarianter Zusammenhang besteht.

Definition 15.6 (Lineares zeitinvariantes System)

Bei einem linearen zeitinvarianten System S besteht zwischen den Eingangssignalen i1, i2 und den entsprechenden Ausgangssignalen o1, o2 ein linearer Zusammenhang:

S

C1 o1(t) + C2 o2(t).

C1 i1(t) + C2 i2(t) Ð→

Außerdem gilt bei einem solchen System zwischen einem Eingangssignal i und dem entsprechenden Ausgangssignal o für jede beliebige Zeitverschiebung t0

S

o(t t0).

i(t t0) Ð→

Lineare Systeme werden durch das Zusammenspiel von Einund Ausgabegrößen beschrieben. Bei vielen Systemen ergibt sich zwischen den Fourier-Transformierten der Einund Ausgangssignale ein einfacherer Zusammenhang als zwischen den Einund Ausgangssignalen im Zeitbereich. Deshalb betrachtet man das Verhältnis von Ausgangszu Eingangssignal im Frequenzbereich.

15.6 Anwendungen

595

Definition 15.7 (Übertragungsfunktion)

 

 

Wenn o das Ausgangssignal eines linearen zeitin-

i

t

varianten Systems zum Eingangssignal i ist, dann

 

×

ist die Übertragungsfunktion definiert durch

 

×

( )

 

O f

o

×t

G f

 

 

 

 

Ö

I

(f )

 

( ) =

 

( )

 

( )

 

 

Dabei sind I und O die Fourier-Transformierten von i und o.

cs I(f)

×

×

×

c s OÖf

( )

Grundsätzlich kann man ein Eingangssignal in entsprechend gewichtete und zeitverschobene Dirac-Impulse zerlegen. Aufgrund der Linearität und der Zeitinvarianz des Systems ist die Transformation der Summe der Dirac-Impulse leicht durchzuführen. Kennt man die Systemantwort auf einen Dirac-Impuls, dann ist das System komplett charakterisiert.

Definition 15.8 (Impulsantwort)

Bei einem linearen zeitinvarianten System bezeichnet man das Ausgangssignal g, das als Eingangssignal die Dirac-Distribution δ besitzt, als Impulsantwort:

S

δ(t) Ð→ g(t).

Zur Dirac-Distribution δ gehört die Fourier-Transformation 1 im Frequenzbereich:

i

t

 

δ

t

 

c s

I

 

f

 

1.

 

(

) =

 

(

)

 

 

 

 

(

 

) =

 

Andererseits besitzt die Dirac-Distribution δ als Ausgangssignal die Impulsantwort g:

o(t) = g(t)

c s

O(f) = G(f) I(f) = G(f) 1 = G(f).

Impulsantwort und Übertragungsfunktion

Bei einem linearen zeitinvarianten System ist die Fourier-Transformierte der Impulsantwort g die Übertragungsfunktion G.

δ(t)

c

s

 

1

 

 

×

 

 

 

 

 

×

 

g

×

 

 

 

 

G

×

 

×t

)

c

s

×f

)

 

(

 

(

 

Ö

 

 

 

 

 

Ö

 

Für ein beliebiges Eingangssignal i mit Ausgangssignal o gilt mit der Faltung, siehe

Satz 15.19

O(f) = G(f) I(f) s c o(t) = g(t) † i(t).

Sofern wir die Impulsantwort eines Systems kennen, sind wir in der Lage, das Ausgangssignal zu jedem beliebigen Eingangssignal durch Falten mit der Impulsantwort zu berechnen.

596

15 Fourier-Transformation

Faltung mit der Impulsantwort

Das Ausgangssignal o zum Eingangssignal i berechnet man durch Falten mit der Impulsantwort: o(t) = g(t) † i(t).

i(t)

×

×

×

Ö

g(t) † i(t)

c

s

I(f)

 

 

 

 

 

 

 

×

 

 

 

 

 

 

G

f

×

 

f

 

c

s

×I

(

)

(

 

)

 

 

 

 

 

 

Ö

 

 

 

15.6.2 Tiefpassfilter

Idealerweise lässt ein Tiefpassfilter Signale mit niedrigen Frequenzen ungehindert durch und blockiert den Durchlass von Signalen mit hohen Frequenzen. In der Praxis schwächt ein Tiefpassfilter Signale mit niederen Frequenzen kaum ab, Signale mit höheren Frequenzen werden dagegen stark abgeschwächt.

Ein einfacher Tiefpass in der Elektronik besteht aus einem Schaltkreis mit einem Ohmschen Widerstand R und einem Kondensator C. Unter idealisierten Annahmen stellt dieses RC-Glied ein lineares zeitinvariantes System dar. Zur Bestimmung der Übertragungsfunktion H verwendet man in der Elektrotechnik die Impedanzen am Widerstand und am Kondensator

1

ZR = R, ZC = . i 2 π f C

R

 

 

u1(t)

C

u2(t)

Zwischen der Fourier-Transformation der Eingangsspannung u1 und der Fourier-Transfor- mation der Ausgangsspannung u2 kennt man aus der Theorie elektrischer Schaltungen den Zusammenhang

u1(t) c

sU1(f), u2(t) c

sU2(f) Ô U2(f) = U1(f)

ZC

 

 

 

.

ZR

+

ZC

Dadurch erhalten wir die Übertragungsfunktion

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

U2

f

ZC

 

 

 

i 2 π f C

 

 

 

 

 

 

 

G

f

 

U1

(f)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

.

 

 

 

 

 

ZR

 

ZC

 

R

1

 

 

 

1

 

i 2 π f R C

 

 

 

 

(

 

) =

 

 

( ) =

 

+

 

=

 

 

+

 

 

=

 

+

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

i 2 π f C

 

 

 

 

 

 

 

Die Impulsantwort g ergibt sich aus der Korrespondenz aus Beispiel 15.3 und einer Ähn-

lichkeit mit dem

Faktor a

=

1

, siehe Satz 15.8:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

R C

 

s

c

1

1

 

t

σ

t

 

g

t

 

.

G

 

f

1

 

i 2 π f R C

 

R C eR C

 

 

 

 

(

 

) =

 

+

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(

) =

 

(

)

 

15.6 Anwendungen

597

Wir berechnen nun, welche Ausgangsspannung u2 sich ergibt, wenn man als Eingangsspannung u1 eine Rechteckfunktion der Höhe 1 im Bereich zwischen 0 und t0 anlegt. Das Ausgangssignal berechnet man durch Falten der Impulsantwort g mit dem Eingangssignal u1, also

1

u1(t)

 

 

 

 

t0

t

u2(t) = g(t) † u1(t).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Falls t im Bereich zwischen 0 und t0 liegt, müssen

 

 

 

 

 

wir g von 0 bis t integrieren:

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

RC

u1(t − τ )

 

 

 

 

t

1

1

 

 

= −

1

 

U

t

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

u2

t

0 R C eR C τ

dτ

eR C

τ

0 .

 

 

 

 

g(τ )

 

(

) = S

 

 

 

 

 

 

 

 

t

t0

t t0

τ

Das Einsetzen der Grenzen ergibt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

u2(t) = 1 − eR1C t

für 0 ≤ t t0.

 

 

 

 

 

 

 

 

Für t-Werte größer als t0 erstreckt sich die Inte-

 

 

 

 

 

gration von t t0 tbis t1:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

RC

 

u1(t − τ )

1

τ

 

 

 

 

 

 

 

1

 

u2

t

t

t0 R C eR C

dτ.

 

 

 

 

 

 

 

 

g(τ )

 

(

) = S

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

t−t0

t0 t

τ

Mit derselben Stammfunktion wie im ersten Fall

 

 

 

 

 

erhalten wir

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

u2(t) = eR1C (tt0) − eR1C t für t > t0.

Die Ausgangsspannung wächst, solange die Eingangsspannung angelegt ist, streng monoton. Beim Zeitpunkt t0 wird die maximale Spannung 1 nicht ganz erreicht. Danach fällt die Ausgangsspannung monoton gegen null.

1

 

 

u2(t)

t0

t

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