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Koch_Mathematik fur das Ingenieurstudium.pdf
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436

11 Komplexe Zahlen und Funktionen

Beispiel 11.6 (Beträge komplexer Zahlen)

a) Gesucht sind alle komplexen Zahlen z mit

1 ≤ Sz − 4 − 3 iS < 2.

Aus der Darstellung

1 ≤ Sz − (4 + 3 i)S < 2

erkennen wir, dass es sich um alle komplexen Zahlen z handelt, die von z0 = 4 + 3 i einen Abstand größer gleich 1 und echt kleiner 2 haben.

b) Bei der Menge aller Zahlen z mit

Sz − (1 + i)S ≥ Sz − (5 + 3 i)S

ist der Abstand der Zahlen z zur festen Zahl z1 = 1 + i größer oder gleich dem Abstand zur Zahl z2 = 5 + 3 i. Alle Zahlen z auf der Mittelsenkrechten durch z0 = 12 (z1 + z2) = 3 + 2 i haben denselben Abstand zu z1 und z2. Somit liegen die Zahlen z alle in einer Halbebene.

c) Bei allen Zahlen z mit der Eigenschaft

 

 

z

 

2 2 i

 

z

 

6 2 i

6

 

 

hatS die− (Summe+ )Sder+ S

Abstände− ( + )Szu= z1

2 2 i und

z1 6

 

2 i

den6Wert

6

. Es ist eine=

Ellipse mit

=

+

 

 

 

+

 

 

2

, siehe Definition 9.5. Die Ex-

Halbachse a

 

zentrizität e =

2 entspricht dem halben Abstand

der

Brennpunkte. Daraus kann man durch

 

 

 

=

 

 

 

 

 

 

 

 

√ √ √

b = a2 e2 = 9 − 4 = 5

Im

 

 

 

 

 

 

4i

 

 

 

 

 

 

3i

 

 

z0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2i

 

 

 

 

 

 

i

 

 

 

 

 

 

1

2

3

4

5

6

Re

Im

 

 

 

 

 

 

4i

 

 

 

 

 

 

3i

 

 

 

z2

 

 

 

 

 

 

 

 

2i

 

z0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

z1

 

 

 

 

 

 

i

 

 

 

 

 

 

1

2

3

4

5

6

Re

Im

 

 

 

 

 

 

4i

 

 

 

 

 

 

3i

 

 

 

 

 

 

2i

z1

a

z0

e

z2

 

 

 

 

 

 

 

i

 

 

b

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

2

3

4

5

6

Re

die Länge der zweiten Halbachse bestimmen.

Ì

11.3 Potenzen, Wurzeln und Polynome

Motiviert wurde die Einführung der komplexen Zahlen durch die Gleichung z2 = −1. Wir verallgemeinern diese Fragestellung auf die Bestimmung aller komplexen Nullstellen eines Polynoms. Dazu benötigen wir Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen.

11.3 Potenzen, Wurzeln und Polynome

437

11.3.1 Potenzen

Für natürliche Hochzahlen n ist die n-te Potenz einer komplexen Zahl z genau wie bei reellen Zahlen durch

zn = z z z . . . z

´¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¸¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¹¶ n Faktoren

definiert, siehe Definition 1.22. Negative Potenzen entsprechen dem Kehrwert

zn = 1 . zn

Zur Berechnung von Potenzen eignet sich die Darstellung in Exponentialform.

Satz 11.11 (Potenzen mit ganzzahligen Hochzahlen)

Für jede beliebige ganze Zahl n kann man die n-te Potenz einer komplexen Zahl in Exponentialform z = r ei ϕ durch Potenzieren der Beträge und Vervielfachen des Argumentes berechnen:

zn = ‰r ei ϕŽn = rn ei n ϕ.

Beispiel 11.7 (Potenz einer komplexen Zahl)

Die 8-te Potenz der komplexen Zahl z = 1 + i bestimmen wir nicht in kartesischer Form, sondern in Exponentialform:

z8 = (1 + i)8 = Š2 ei π4 8 = 24 ei 2 π = 16.

Man kann dieses Ergebnis auch mit vertretbarem Aufwand in kartesischer Form berechnen, indem man zuerst z2, dann z4 = z2 z2 und schließlich z8 = z4 z4 berechnet. Ì

11.3.2 Wurzeln

Bei Wurzeln komplexer Zahlen stellt man sich dieselbe Frage wie bei Wurzeln reeller Zahlen. Für welche komplexen Zahlen z ergibt zn den Wert a? Mit anderen Worten: Wir suchen alle Lösungen z der Gleichung zn = a, wobei a eine beliebige komplexe Zahl ist.

Definition 11.8 (Wurzeln und Einheitswurzeln)

Alle komplexen Zahlen z, die die Gleichung zn = a erfüllen, bezeichnet man als n-te Wurzeln der komplexen Zahl a. Die Lösungen der Gleichung zn = 1 nennt man die n-ten Einheitswurzeln.

Zur Bestimmung der Einheitswurzeln stellen wir z in Exponentialform dar:

z = r ei ϕ Ô zn = ‰r ei ϕŽn = rn ei n ϕ.

438

11 Komplexe Zahlen und Funktionen

Aus der Gleichung zn = 1 ergibt sich damit:

 

2 k π

rn ei n ϕ = 1 Ô rn = 1, n ϕ = 0 + 2 k π

Ô r = 1, ϕ =

 

.

n

Beim Vergleich der beiden Zahlen müssen die Radien übereinstimmen. Bei den Winkeln haben wir jedoch die Freiheit, ganzzahlige Vielfache von 2 π zu addieren. Für k erhält man dieselbe komplexe Zahl wie für k + n. Dadurch ergeben sich genau n verschiedene Einheitswurzeln.

Satz 11.12 (Komplexe Einheitswurzeln)

Es gibt genau n komplexe Zahlen

i 2 k π

ωk = e n , k = 0, 1, 2, . . . , n − 1,

die die Gleichung zn = 1 erfüllen. Die n-ten Einheitswurzeln ωk liegen, beginnend bei ω0 = 1, gleichmäßig verteilt auf dem Einheitskreis in der komplexen Zahlenebene.

n = 3

 

Im

 

ω1

i

 

−1

 

ω0

 

 

1

Re

 

ω2 i

 

Zur Lösung der Gleichung zn = a gehen wir wie bei der Bestimmung der Einheitswurzeln vor. Wir stellen z und a in Exponentialform dar:

z = r ei ϕ, a = % ei α Ô rn ei n ϕ = % ei α.

Der Vergleich von Radien und Winkeln ergibt

 

 

 

 

 

 

α

2 k π

r

n

= %, n ϕ = α + 2 k π

Ô r =

%, ϕ =

+n .

 

 

 

n

 

 

Satz 11.13 (Komplexe Wurzeln)

Es gibt genau n komplexe Zahlen

 

=

 

 

+n

 

=

 

 

zk

% ei

, k

0, 1, 2, . . . , n

1,

 

n

 

 

 

 

 

 

 

α 2 k π

 

 

 

 

 

die die Gleichung zn = a erfüllen. Dabei ist a eine beliebige komplexe Zahl mit Betrag % und Winkel α. Die n-ten Wurzeln liegen, begin-

nend bei z0, gleichmäßig verteilt auf einem Ur-

sprungskreis mit Radius r = n % in der komplexen Zahlenebene.

Im n = 3

z1

%

z2

a = % e

 

z

α

0

α

 

3

Re

r =

%

 

3

 

Man spricht von der Wurzel einer reellen Zahl. Im Komplexen muss man von den Wurzeln einer komplexen Zahl sprechen. Dabei versteht man unter den n-ten Wurzeln einer komplexen Zahl immer n Zahlen.

11.3 Potenzen, Wurzeln und Polynome

439

Wir haben schon am Anfang dieses Kapitels erwähnt, dass wir im Zusammenhang mit komplexen Zahlen das Wurzelsymbol nicht verwenden. Würde man mit komplexen Zahlen und dem Wurzelzeichen rechnen, wie wir es von den reellen Zahlen gewohnt sind, dann würden wir auf Widersprüche der folgenden Art tre en:

√ √ » √

−1 = i2 = i i = −1 −1 = (−1)(−1) = 1 = 1.

Beispiel 11.8 (Wurzeln einer komplexen Zahl)

Wir bestimmen die 3-ten Wurzeln der komplexen Zahl

 

 

Im

 

 

 

a

 

 

 

3

 

i. Dazu berechnen wir den Betrag % und

a

 

i

z0

 

 

den

Winkel α von a:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

+

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

= −

 

 

3

 

 

 

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

5 π

 

z1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ϕ0

= 18

 

 

 

 

 

 

%

=

+

1

=

2,

α

=

arctan

Œ √

3

 

π

=

6 .

 

 

Re

 

 

 

 

 

 

 

1

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

‘ +

 

 

 

 

 

 

 

Alle Wurzeln liegen auf einem

Ursprungskreis mit Ra-

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3

 

dius r

 

3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

i

r =

2

=

2. Sie haben die Winkel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5 π

 

 

 

5 π 2 π

 

=

5 π 2 π

 

 

z2

 

 

 

 

 

 

ϕ0 =

18

, ϕ1

= 18

+

3 , ϕ2

18

+2

3 .

 

 

 

 

 

 

Die dritten Wurzeln der komplexen Zahl a

 

 

i lassen sich daraus bestimmen. Sie lauten

 

 

3

Ì

z0 =

2 e

5 π

, z1 = 2 e

17 π

, z2 =

2 e

29 π

.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3 i

18

3 i

18

 

= −

3

 

+i

18

 

 

Beim komplexen Wurzelziehen sind die selben Dinge wie bei einem Kindergeburtstag zu beachten. Zunächst muss man die Torte an der richtigen Stelle anschneiden. Dann ist es wichtig, dass jeder ein gleich großes Stück bekommt.

Bestimmung komplexer Wurzeln

Die n-ten Wurzeln einer komplexen Zahl a lassen sich wie folgt ermitteln:

(1) Stelle die komplexe Zahl a in Exponentialform dar: a = % ei α.

(2)

Die erste Lösung z0

hat den Abstand

 

vom Ursprung und den Winkel

α

:

 

 

%

n

 

 

 

z0 =

% e

i

n .

 

 

 

n

 

 

n

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

α

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

n

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lösungen liegen gleichmäßig verteilt auf dem Ursprungskreis mit Radius

 

 

:

(3)

Die

%

 

 

 

 

α 2 k π

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zk

=

% ei

+n ,

k

=

0, 1, 2, . . . , n

1.

 

 

 

 

 

 

 

 

n

 

 

 

 

 

 

 

 

Man kann die Formel zur Bestimmung der Lösungen der Gleichung zn

=

a aus Satz 11.13

auch auf die Einheitswurzeln ω

aus Satz 11.12 zurückführen:

 

 

 

 

 

 

α 2 k π

 

 

k

α

2 k π

 

 

 

zk

=

n

%

ei

+n

n

%

ei

n ei

n

=

z0 ωk.

 

 

 

 

=

 

 

 

 

 

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