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Koch_Mathematik fur das Ingenieurstudium.pdf
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5.4 Sinus, Kosinus und Tangens

191

Beispiel 5.44 (Beschränkte Funktion)

Die Funktion

4

f(x) = 1 + x2 + 1

ist für alle reellen Zahlen definiert. Sie ist beschränkt. Die Funktionswerte sind alle größer als 1. Somit ist 1 eine untere Schranke. Der maximale Funktionswert ist f(0) = 5. Dadurch ist 5 eine obere Schranke. Alle Zahlenwerte kleiner 1 sind auch untere Schranken und alle Zahlen größer 5 sind auch obere Schranken.

y

 

 

 

 

5

 

4 2 +1

 

4

f (x) =

 

 

1+x

 

 

3

 

 

 

 

2

 

 

 

 

1

 

 

 

 

−4 −3 −2 −1

1 2 3 4

x

Ì

 

 

 

 

Beispiel 5.45 (Unbeschränkte Funktion)

Die Funktion

f(x) =

1

x2

ist für alle reellen Zahlen außer x = 0 definiert. Die Funktionswerte sind alle größer als 0. Somit ist 0 eine untere Schranke. Auf den Intervallen I1 = (−∞, 0) und I2 = (0, ∞) ist die Funktion nicht nach oben beschränkt. Somit ist die Funktion auf diesen Intervallen auch nicht beschränkt.

y

 

 

 

 

5

 

 

 

 

4

f(x) =

12

 

 

 

 

x

 

 

3

 

 

 

 

2

 

 

 

 

1

 

 

 

 

−4 −3 −2 −1

1 2 3 4

x

Ì

 

 

 

 

5.4 Sinus, Kosinus und Tangens

Schallwellen, elektromagnetische Wellen, Bahnkurven von Planeten und Satelliten und vieles mehr werden mathematisch durch Sinus und Kosinus beschrieben. Diese Funktionen sind also grundlegend für das Verständnis vieler Sachverhalte in den Naturwissenschaften und in der Technik. Sinus und Kosinus verwendet man insbesondere zur Beschreibung periodischer Vorgänge und Schwingungen.

5.4.1 Definition am Einheitskreis

In Abschnitt 1.4 haben wir Sinus und Kosinus für Winkel im rechtwinkligen Dreieck definiert. Diese Definition kann man als Grundlage für die Definition der Sinusund Kosinusfunktion verwenden. Um Sinus und Kosinus als Funktion beliebiger reeller Zahlen zu definieren, betrachtet man Sinus und Kosinus in Abhängigkeit von der Bogenlänge. Die Bogenlänge ist dabei nicht auf einen Bereich zwischen 0 und 2 π eingeschränkt. Wir lassen beliebig viele Umdrehungen des Einheitskreises zu. Wobei wir Drehungen im mathematisch positiven Sinn, also entgegen dem Uhrzeigersinn, eine positive und Drehungen im mathematisch negativen Sinn eine negative Bogenlänge zuordnen. Somit durchläuft die Bogenlänge den kompletten Bereich der reellen Zahlen.

192

5 Funktionen

Definition 5.25 (Sinus und Kosinus)

Wir betrachten den Punkt P auf dem Einheits-

 

1

 

kreis und auf einer Geraden, die um den Winkel

 

 

P

α gegen die x-Achse gedreht ist. Der Kosinus

 

 

x

des Winkels α ist die x-Koordinate des Punktes

 

α

xsin

P , der Sinus des Winkels α ist die y-Koordinate

 

cos x

 

des Punktes P . Die Funktionen Sinus und Ko-

−1

1

sinus ordnen jedem Winkel x im Bogenmaß aus

 

 

 

der Menge der reellen Zahlen den entsprechen-

 

 

 

den Sinusund Kosinuswert zu.

 

−1

 

Das Steigungsdreieck aus sin x und cos x lässt sich durch zwei verschiedene Verhältnisse ausdrücken:

m = sin x = tan x = tan x.

cos x

1

Diese Beziehung erhält man auch aus dem Strahlensatz. Der Strahlenstaz beschreibt Streckenverhältnisse und wurde bereits in der Antike von Thales formuliert.

Definition 5.26 (Tangens)

 

 

 

 

Die Funktion Tangens ordnet einem Winkel x

 

1

 

 

im Bogenmaß das Verhältnis aus Sinus und Ko-

 

 

x

tan

sinus zu:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

xsin

 

 

sin x

 

 

α

x

tan x = cos x.

 

−1

cos x

 

1

Der Tangens ist für alle reellen Zahlen außer

 

 

 

 

3 π

π

π

3 π

5 π

 

 

 

 

. . . , 2

, 2

, 2 ,

2 ,

2 , . . . definiert.

 

−1

 

 

Der Kotangens wird oft bei technischen Anwendungen verwendet. Aus mathematischer Sicht ist diese Funktion jedoch nicht besonders interessant, da es sich beim Kotangens lediglich um den Kehrwert des Tangens handelt.

Definition 5.27 (Kotangens)

Die Funktion Kotangens ordnet einem Winkel x im Bogenmaß das Verhältnis aus Kosinus und Sinus zu:

1

 

cos x

cot x =

 

=

 

 

.

tan x

sin x

Der Kotangens ist für alle reellen Zahlen außer . . ., −2 π, −π, 0, π, 2 π, 3 π, . . . definiert.

5.4 Sinus, Kosinus und Tangens

193

5.4.2 Eigenschaften

Die meisten Eigenschaften der trigonometrischen Funktionen lassen sich direkt aus der Definition am Einheitskreis herleiten. In diesem Abschnitt fassen wir die wichtigsten Eigenschaften von Sinus, Kosinus, Tangens und Kotangens zusammen.

Eigenschaften des Sinus

LBereiche: D = R, W = [−1, 1]

LPeriode: p = 2 π, Symmetrie: ungerade

LNullstellen: x = k π

LExtremstellen: xH = π2 + 2, xT = 32π + 2 k π

 

y

 

 

 

1

sin x

 

 

 

 

− π

1

π

x

 

 

 

Die Eigenschaften des Kosinus sind sehr ähnlich zu denen des Sinus. Am au älligsten ist der Unterschied im Symmetrieverhalten.

Eigenschaften des Kosinus

LBereiche: D = R, W = [−1, 1]

LPeriode: p = 2 π, Symmetrie: gerade

LNullstellen: x = π2 + k π

LExtremstellen: xH = 2, xT = π+2

 

y

 

 

 

1

 

cos x

 

 

 

− π

1

π

x

 

 

 

Sinus und Kosinus lassen sich durch geeignete Verschiebungen ineinander überführen. Man

sagt, der Sinus eilt dem Kosinus um π nach.

2

Satz 5.10 (Verschiebung von Sinus und Kosinus)

Für jede beliebige reelle Zahl x gelten folgende Formeln:

L

sin

π

+ x Ž

=

sin x

L

cos

π

+ x Ž

=

cos x

L

sin

x

π2

=

cos x

L

cos

x

π2

=

sin x

sin

(x

π)

sin x

cos

(x

π)

cos x

L

sin

(π2

+ x)

=

cos x

L

cos

(π2

+ x)

=

sin x

L

 

Ž

=

 

L

 

Ž

=

 

Die Additionstheoreme geben Auskunft darüber, wie man den Sinus und Kosinus der Summe oder Di erenz zweier Winkel mithilfe der einzelnen Sinusund Kosinuswerte berechnet. Der Nachweis der Formel erfolgt recht elegant mithilfe der Multiplikation zweier Rotationsmatrizen, siehe Abschnitt 4.8.1.

194

5 Funktionen

Satz 5.11 (Additionstheoreme für Sinus und Kosinus)

Für beliebige reelle Zahlen x und y gelten die Additionstheoreme:

Lsin (x ± y)

Lcos (x ± y)

=sin x cos y ± cos x sin y

=cos x cos y sin x sin y

Setzt man in den Additionstheoremen y = x, so ergeben sich die Doppelwinkelformeln, die beschreiben, wie der Sinus oder Kosinus des doppelten Winkels aufgelöst werden kann.

Satz 5.12 (Doppelwinkelformeln für Sinus und Kosinus)

Für jede beliebige reelle Zahl x gelten die Doppelwinkelformeln:

L

sin

2 x

=

2 sin x cos x

cos

(2 x)

cos2 x

sin2 x

L

 

( )

=

 

 

Die Schreibweise mit dem Quadrat direkt bei Sinus und Kosinus ist in der Mathematik üblich. Die Kurzschreibweise für sin2 x = (sin x)2 und cos2 x = (cos x)2 sollte man auf keinen Fall mit sin x2 = sin ‰x2Ž und cos x2 = cos ‰x2Ž verwechseln.

Eigenschaften des Tangens

LDefinitionsbereich: x π2 + k π

LWertebereich: W = R

LPeriode: p = π

LSymmetrie: ungerade

LNullstellen: x = k π

 

y

 

 

 

 

1

tan x

 

 

 

 

 

 

− π

−1

π

x

 

Wie schon beim Sinus und Kosinus stellt man bei Tangens und Kotangens eine Ähnlichkeit bei den Eigenschaften fest.

Eigenschaften des Kotangens

LDefinitionsbereich: x k π

LWertebereich: W = R

LPeriode: p = π

LSymmetrie: ungerade

LNullstellen: x = π2 + k π

 

y

 

 

 

 

1

cot x

 

 

 

 

 

 

− π

−1

π

x

 

5.4 Sinus, Kosinus und Tangens

195

Aus den Additionstheoremen für den Sinus und Kosinus ergeben sich direkt die Additionstheoreme für den Tangens, denn

 

 

 

 

 

 

sin

x

y

 

sin x cos y

cos x sin y

 

tan x tan y

tan

(

x

±

y

) =

cos

(x

± y)

=

cos x cos y

± sin x sin y

=

1

 

tan±x tan y

.

 

 

 

 

( ± )

 

 

 

 

 

Bei der letzten Umformung haben wir den Bruch im Zähler und im Nenner durch den Faktor cos x cos y geteilt. Ganz analog ergeben sich direkt die Additionstheoreme für den Kotangens, denn

cot (x ± y) = cos (x ± y) = cos x cos y sin x sin y = cot x cot y 1.

sin

x

y

 

sin x cos y cos x sin y

cot y cot x

Diesmal haben wir den(

Bruch im Zähler und im Nenner durch den Faktor sin x sin y

±

 

)

±

±

geteilt.

Satz 5.13 (Additionstheoreme für Tangens und Kotangens)

Für beliebige reelle Zahlen x und y gelten die Additionstheoreme

 

 

 

 

 

 

 

x tan y

 

 

 

 

 

 

 

cot x cot y 1

L

tan

(

x

±

y

) =

1tantan±x tan y

L

cot

(

x

±

y

) =

cot y

±

cot x

 

 

 

 

 

 

 

 

 

sofern die Nenner nicht null sind.

5.4.3 Allgemeine Sinusund Kosinusfunktion

In der Technik werden sogenannte allgemeine Sinusund Kosinusfunktionen zur Beschreibung von Schwingungen verwendet. Wir konzentrieren uns hier auf allgemeine Kosinusfunktionen. Allgemeine Sinusfunktionen lassen sich durch eine entsprechende Verschiebung in allgemeine Kosinusfunktionen überführen, siehe Satz 5.10 und Beispiel 5.46. Deshalb verzichten wir auf eine detaillierte Untersuchung allgemeiner Sinusfunktionen. Die allgemeine Sinusbzw. Kosinusfunktion wird auch als harmonische Schwingung bezeichnet.

Eine allgemeine Kosinusfunktion besteht aus einer skalierten und verschobenen StandardKosinusfunktion. Eine Skalierung der Funktionswerte bezeichnet man als Amplitude. Wir betrachten nur positive Amplituden A > 0. Eine Skalierung der unabhängigen Variablen erfolgt mithilfe einer Kreisfrequenz ω > 0. Eine allgemeine Kosinusfunktion enthält außerdem einen sogenannten Phasenwinkel ϕ. Dieser Phasenwinkel bewirkt eine Verschiebung des Schaubildes der Funktion in Richtung der Achse der unabhängigen Variablen.

Definition 5.28 (Allgemeine Kosinusfunktion)

Eine allgemeine Kosinusfunktion wird durch

f(t) = A cos (ω t + ϕ)

beschrieben. Dabei bezeichnet A > 0 die Amplitude, ω > 0 die Kreisfrequenz und ϕ den Phasenwinkel oder die Phasenverschiebung.

196

5 Funktionen

Häufig bezeichnet die unabhängige Variable der allgemeinen Kosinusfunktion der Zeit. Deshalb verwenden wir die Bezeichnung t mit der physikalischen Einheit Sekunde. Entsprechend besitzt die Kreisfrequenz ω die Einheit 1s . Dadurch ergibt das Produkt aus Zeit und Kreisfrequenz eine Größe, die wir als Wert im Bogenmaß interpretieren.

Der Verlauf einer allgemeinen Kosinusfunktion hängt von den Parametern A, ω und ϕ ab. Wir werden nun im Detail klären, welche Auswirkungen diese Parameter im Einzelnen haben. Die Amplitude A bewirkt lediglich eine Skalierung in Richtung der y-Achse. Sie hat keine Auswirkung auf die Periode der allgemeinen Kosinusfunktion. Wegen

f t + 2 π • = A cos (ω t + 2 π + ϕ) = A cos (ω t + ϕ)

ω

ist T = 2ωπ die kleinste positive Periode, die man auch als Schwingungsdauer bezeichnet. Insbesondere der Begri Phasenverschiebung sorgt immer wieder für Verwirrung. Der Phasenwinkel ϕ bewirkt zwar eine Verschiebung des Schaubildes in Richtung der t-Achse, aber nicht um den Wert ϕ. Den tatsächlichen Wert t0 der Verschiebung des Schaubildes erhalten wir, wenn wir folgende beiden Darstellungen der allgemeinen Kosinusfunktion miteinander vergleichen:

A cos (ω t + ϕ) = A cos (ω (t t0)) Ô ϕ = − ω t0 .

Es ergibt sich also eine Verschiebung um t0 = −ωϕ . Diese Verschiebung liefert beim Kosinus eine Stelle, an der ein Hochpunkt vorliegt. Alle weiteren Hochpunkte liegen im Abstand von jeweils einer ganzen Periode T . Die Tiefpunkte liegen jeweils um eine halbe Periode versetzt und wiederholen sich auch im Abstand T . Zwischen einem Hochund einem Tiefpunkt liegt jeweils eine Nullstelle. Nullstelle wiederholen sich im Abstand der halben Periode.

Eigenschaften der allgemeinen Kosinusfunktion

L Periode: T = 2ωπ

L Nullstellen: t = −ωϕ + T4 + k2T

LHochpunktstellen: t = −ωϕ + k T

LTiefpunktstellen: t = −ωϕ + T2 + k T

f(t)

 

T = 2 π

 

 

 

 

A

 

ω

 

 

 

 

 

ϕ

t

 

ω

 

 

−A

f(t) = A cos (ω t + ϕ)

 

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