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Hauslektüre

MBA-Programme in Deutschland – besser als ihr Ruf?

Wer früher einen Top-MBA-Abschluß haben wollte, ging ins Ausland. Mittlerweile gibt es aber auch in Deutschland Angebote, die sich auf dem internationalen MBA-Markt sehen lassen können.

Über hundert Programme gibt es derweil in Deutschland, die den Titel Master of Business Administration (MBA) tragen. Doch nur wenige dieser Programme halten, was der Titel ver­spricht: internationale Erfahrungen, viel Praxisbezug und gute Kontakte zu Unternehmen. Bei der amerikani­schen Akkreditierungsagentur AACSB stehen diese Schlagworte ganz oben auf der Liste der Anforderungskriterien. Mittlerweile haben auch zwei deut­sche MBA-Anbieter das Siegel der ACCSB erhalten: Die Universität Mann­heim und die Handelshochschule Leipzig (HHL).

Das war auch einer der Gründe, warum sich Kerstin Hoffmann für das MBA-Programm der Universität Mann­heim entschieden hat. „Die Akkredi­tierung war für mich ein wichtiges Merkmal, ein weiteres war die interna­tionale Ausrichtung des Programms“, so die 32jährige. Seit Mitte 2002 bietet die renommierte Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Univer­sität Mannheim den „European MBA“ an, der die europäische Ausrichtung ernst nimmt. Die Teilnehmer studieren jeweils ein Drittel des Programms an der Warwick Business School in Eng­land und an der Essec in Frankreich, die beide mit der Universität Mannheim kooperieren. Für Kerstin Hoffmann war dieser Austausch von großem Vorteil: „In England und Frankreich haben wir mit den MBA-Studenten der dortigen Programme gemeinsam im Hörsaal gesessen. Man erweitert damit sein Netzwerk in gleich drei Ländern. Und auch während der ab­schließenden Praxisphase des Pro­gramms habe ich mit einer Studentin aus den USA und einer Französin zu­sammengearbeitet.“ Bei BASF in Frank­reich entwickelte sie drei Monate lang eine Strategie für die Marktentwick­lung eines Sektors der Firma. Diese Zusammenarbeit hat ihr auch zu ihrem jetzigen Job verholfen. Sie arbeitet in einer strategischen Einheit bei BASF in Frankreich und ist für die Markt­kommunikation zuständig. Eine Po­sition, die sich an ihren bisherigen Werdegang anschließt. Die studierte Geisteswissenschaftlerin hatte mehre­re Jahre als PR-Beraterin gearbeitet und wollte durch das MBA-Programm ihre Qualifikation für Aufgaben in internationalem Umfeld erlangen.

„Neben den betriebswirtschaftli­chen Kenntnissen und der internatio­nalen Erfahrung habe ich besonders von den guten Kontakten, die die Uni­versität zu zahlreichen Unternehmen pflegt, profitiert.“ Ein Programm in den USA kam für Kerstin Hoffmann nicht in Frage. Denn dort dauern MBA-Studiengänge meist um die zwei Jahre, in Mannheim müssen nur zwölf Mo­nate aufgebracht werden. Auch die Programmgebühr von 15.000 Euro hält sich im Vergleich zu anderen re­nommierten Angeboten noch in Gren­zen. Für das MBA-Studium hatte sie schließlich ihren Job gekündigt und die Gebühren aus eigener Tasche ge­zahlt.

Auch das MBA-Programm der HHL ist kurz und mit 20.000 Euro Kursge­bühr relativ günstig. Nach 15 Monaten erhalten die Studenten den MBA-Abschluß der HHL, die sich besonders ihre Kombination aus amerikanischen und deutschen Ausbildungselementen auf die Fahne geschrieben hat. Die Amerikaner sind bekannt für den Pra­xisbezug, deutsche Universitäten für ihre lange Tradition in der Forschung. Ganz so einfach ist es für den ameri­kanischen Programmdirektor, Professor Richard Mancke, allerdings nicht. „Es gibt in den USA Universitäten, die stark in Theorie sind, genauso arbeiten einige deutsche Anbieter mittlerweile sehr praxisbezogen. Die Mischung macht ein gutes Programm aus“. An der HHL pauken die MBAIer zwei von drei Semestern die Grund­lagen, bevor sie im dritten Semester ein Praktikum absolvieren oder an einem Austausch mit einer der Partner­universitäten der Schule teilnehmen. Möglichkeiten gibt es hierzu unter anderem an der Tuck School at Dartmouth College in den USA oder an der University of Chicago. „Das ist für mich wichtiger als die Akkreditierung einer Schule. Wer mit namhaften Schulen kooperiert, bietet den Teil­nehmern viel“, so der Programmdi­rektor, der selbst an der Tuck School of Business als Dozent gearbeitet hat. Gleich zu Beginn des Studiums nehmen die Teilnehmer auch ein Praxisprojekt in Angriff, das parallel zu den Kursen bewältigt wird.

Für Leif Cropp, Teilnehmer im MBA-Programm der HHL, ist das ein nicht immer streßfreies Unterfangen. „Wir sind circa 80 Stunden pro Woche ein­gespannt. Nebenbei läuft dann auch noch das Praxisprojekt. Da nutzt man auch die zehn Minuten Pause zwi­schen den Kursen, um sich schnell mit seinen Teamkollegen zu treffen oder um ein Telefonat zu führen.“ Für einen Verlag entwickelte Leif Cropp mit einem dreiköpfigen Team eine Mar­ketingstrategie für die Zeitschrift Message - Internationale Zeitschrift für Journalismus. Und ihre Vorschläge setzten die Studenten auch gleich um. „An 800 Redaktionen und Institutio­nen haben wir die Zeitschrift ver­schickt, mittlerweile ist sie an Kiosken in neun deutschen Städten zu haben“, so der 28jährige Jurist. An der Schnitt­stelle zwischen Juristerei und Wirt­schaft möchte er arbeiten und hat deshalb das MBA-Programm der HHL gewählt. „Im Jurastudium bekommt man weder Sprachkenntnisse vermit­telt, noch lernt man, was eine gute Präsentation ist. Egal, wo ich mich bewerbe, immer werde ich in die Rechtsabteilung gesteckt. Durch das MBA-Programm hoffe ich, auch für wirtschaftsnahe Positionen einge­setzt zu werden.“ In einem Praktikum, das das Programm abschließt, hat er bei der Firma E.on genau das gefun­den. Drei Monate wird er dort in der Abteilung Verkauf und in der Stabs­abteilung Vorstandsvorsitzender (Energiepolitik, Strategie) arbeiten.

Dass in Deutschland absolvierte MBA-Abschlüsse einen immer besseren Ruf genießen, bestätigen auch die Unternehmensvertreter. Bisher rekru­tierten die großen deutschen Unter­nehmen hauptsächlich an amerikani­schen, vereinzelt auch an einigen europäischen Business Schools. All­mählich nehmen sie aber auch das deutsche Angebot wahr. „Sie sind auf einem guten Weg“, so Dr. Klaus Behrenbeck, Direktor bei McKinsey und ver­antwortlich für Recruiting in Deutsch­land. „Die deutschen Anbieter müssen sich aber noch weiterentwickeln. Die Akkreditierung ist dabei eine der Grundvoraussetzungen für die Wett­bewerbsfähigkeit der deutschen MBA-Programme. Nur so können sich diese Programme mit den etablierten Schulen messen.“

Ob der MBA-Titel - unabhängig da­von, wo er erworben wurde - seinen Preis wert und der Karriere dienlich ist, bleibt fraglich. In erster Linie kommt es auf die persönlichen Ziele an und ob das MBA-Programm dazu paßt. Eine Garantie für einen Karriere­sprung ist ein MBA-Programm aber nicht. „Man ist immer selbst verant­wortlich für das, was man tut und was man aus einem Programm her­ausholt“, meint auch Leif Cropp, der es während des Gesprächs nicht ver­säumte, ein Probeexemplar der Zeit­schrift Message anzubieten.

Claudia Pahlich

Frankfurter Allgemeine Hochschulanzeiger“,

Ausgabe № 75, Nov. 2004

Thema XV. Umweltschutz

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