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Frauen sind die Gewinner unseres Sozialsystems

 

(48) Der deutsche Sozialstaat bringt Frauen mehr als Männern. Einer Studie zufolge zahlen die Herren zwar mehr Beiträge, erhalten aber weniger Leistungen. Doch Kritiker laufen Sturm: Mancher hält die Aussage, Frauen seien die Rendite-Gewinner der Sozialversicherungen, für "politisch unkorrekt".

Frauen profitieren von den Sozialversicherungen deutlich stärker als Männer. Dies geht aus Berechnungen von zwei Freiburger Finanzwissenschaftlern hervor. Frauen seien aufgrund ihrer längeren Lebenserwartung die „Rendite-Gewinner“ in der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung, heißt es in dem noch unveröffentlichten Papier der Stiftung Marktwirtschaft, das der WELT vorliegt. Einer der Wissenschaftler leitet das Institut Generationenverträge der Freiburger Universität und erstellt regelmäßig sogenannte Generationenbilanzen.

Auch die im Durchschnitt geringere Erwerbsbeteiligung der Frauen schlägt zu Buche. Denn somit sind die Beitragszahlungen der Frauen geringer als die der Männer. Allein in die Rentenversicherung zahlen Frauen laut der Studie im Durchschnitt pro Jahr etwa 1000 Euro weniger an Beiträgen. Zwar erhalten sie dafür auch deutlich niedrigere Renten. Aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung bekommen die Frauen aber ihre Altersbezüge länger als die Männer.

Hinzu kommt, dass Frauen weit häufiger als Männer eine Hinterbliebenenversorgung erhalten. Hier wirkt sich aus, dass Frauen nicht nur länger leben, sondern im Regelfall auch einen Partner heiraten, der einige Jahre älter ist als sie selbst. Eine im Jahr 1940 geborene Frau erhält nach diesen Berechnungen in der Rentenversicherung eine durchschnittliche „Verzinsung“ ihrer Beiträge von rund 3,5 Prozent. Für die Männer des gleichen Jahrgangs beträgt die Rendite dagegen knapp 1,5 Prozent.

Infolge der Alterung der Gesellschaft sinkt die Rendite für die nachfolgenden Jahrgänge – und zwar für beide Geschlechter. Für Männer des Jahrgangs 1970 beträgt die prognostizierte „Verzinsung“ ihrer Rentenbeiträge nur noch etwa 0,2 Prozent. Gleichaltrige Frauen werden immerhin noch 1,5 Prozent mehr an Leistung bekommen, als sie an Beiträgen einzahlen.

Noch größer als im Rentensystem ist die Umverteilung in der Pflegeversicherung. Denn im jüngsten Zweig des Sozialsystems richtet sich der Leistungsanspruch nicht nach den zuvor gezahlten Beiträgen. Wie auch in der gesetzlichen Krankenversicherung bekommt jeder Versicherte in der Pflegeversicherung unabhängig von Beitragszahlungen weitgehend die gleiche Leistung. Weil das Risiko, pflegebedürftig zu sein, mit dem Alter steigt, gibt es deutlich mehr weibliche als männliche Pflegefälle.

In der Krankenversicherung zahle „der durchschnittliche Mann nahezu durchgehend erheblich höhere Beiträge als eine durchschnittliche Frau; er erhält aber erst ab einem Alter von 55 Jahren auch mehr Leistungen“, heißt es in dem Papier.

Man betonte allerdings, dass die Renditeberechnung nur eine eingeschränkte Betrachtungsweise sei. „Rein fiskalisch betrachtet, profitieren die Frauen von den Sozialversicherungen. Allerdings muss man auch sehen, dass es die Frauen sind, die ihre Angehörigen pflegen und selbst am Ende meist keinen haben, der sie pflegt“, sagte der Professor der WELT. Er sei sich durchaus bewusst, dass die Aussage, Frauen seien die Rendite-Gewinner bei den Sozialversicherungen, „politisch unkorrekt“ sei.

Das Vorstandsmitglied der Stiftung Marktwirtschaft plädiert für eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung der Frauen. Sie sei auch mit Blick auf den bevorstehenden Fachkräftemangel ohne Alternative. Zumal Frauen im Vergleich zu Männern eine immer höhere Qualifikation aufwiesen. „Wir brauchen mehr Frauen in höher qualifizierten Jobs mit Aufstiegsmöglichkeiten.“ Außerdem sollten Frauen bei gleicher Leistung die gleiche Entlohnung wie ihre männlichen Kollegen erhalten. Dies sei heute oft nicht der Fall. (Die Welt)

Lektion VII

Klimawandel, Klimaschutz, Ökologie