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IV. Text 2 Europa hat ein massives Drogenproblem

Millionen Menschen konsumieren Kokain - Bundestag sucht nach Bekämpfungsstrategie - Abgeordnete Eichhorn beklagt Ignoranz

Berlin - Die Zahlen sind erschreckend: 2006 griffen 4,5 Millionen Europäer zu Koks - über eine Million mehr als 2005. Längst hat Kokain Ecstasy und Amphetamine als Droge Nummer eins in Europa abgelöst. Allein in Spanien haben vier Prozent der Bevölkerung schon mal Kokain genommen - in der Hauptstadt sind es 15 Prozent. Die meisten der 8000 Drogentoten in Europa starben 2006 an einer Überdosis Kokain.

Für Maria Eichhorn, drogenpolitische Sprecherin der CDU/CSU Fraktion, sind diese Zahlen alarmierend. Noch gravierender sei allerdings, wie wenig sie bekannt seien: "Wir haben in Europa ein massives Drogenproblem, dessen Ausmaß allerdings von der Allgemeinheit immer noch nicht erkannt - oder aber nicht zugegeben wird."

Anfang des Jahres 2008 soll der Deutsche Bundestag für die Entwicklungspolitik eine neue Drogenstrategie entwerfen. Eichhorn und der CDU-Abgeordnete Jürgen Klimke, im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zuständig für Drogenpolitik, prüften deshalb auf einer Reise nach Peru und Kolumbien, welche Lösungsansätze von deutscher Seite vorgeschlagen oder gefördert werden können. Dabei steht für beide fest, dass Europa mehr Verantwortung übernehmen muss: "Allein werden Länder wie Kolumbien es niemals schaffen, sich aus den Fängen der Drogenmafia zu befreien", so Klimke.

Welche Hilfsmöglichkeiten aber haben Deutschland und Europa? Seit 1981 hat Deutschland 200 Millionen Euro in die Drogenbekämpfung investiert, 20 Prozent davon entfallen auf Programme der Vereinten Nationen, UNDP (United Nations Development Programme). Seit 2000 engagiert sich die Europäische Union mit 330 Millionen Euro in Drogenbekämpfungsprogrammen. "Wir müssen zugeben, dass das bisher der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein ist", gibt Klimke unumwunden zu: Allein in Peru betrugen die Zuflüsse aus dem Drogenhandel im letzten Jahr 1,5 Milliarden Dollar, in Kolumbien schätzt die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), dass rund 15 Prozent des Gesamthaushaltes indirekt durch die Drogenökonomie erwirtschaftet werden. Sowohl Klimke wie auch Eichhorn bekräftigten aber, dass sie sowohl in Peru wie auch Kolumbien bei den Menschen vor Ort - also in den Kokaanbaugebieten, die sie besuchten - eine enorme Bereitschaft gefunden hätten, sich von der Drogengeißel zu befreien: "Die Menschen wollen vom Kokaanbau freikommen, sie wissen nur nicht wie." Für die beiden Bundestagsabgeordneten steht fest, dass der von den Europäern seit langem befürwortete Anbau von alternativen Produkten aber nur dann erfolgreich sein kann, wenn er mit Infrastrukturmaßnahmen begleitet wird, z. B. Straßenbau, aber auch Errichtung von Schulen und Krankenhäusern: "Wir müssen uns als Europäer unserer Mitverantwortung stellen, schließlich sind wir - neben den Vereinigten Staaten - die wichtigsten Konsumenten der Welt." In Wirklichkeit sei das Drogenthema so global wie der CO2-Ausstoß: "Da haben die Leute das aber endlich begriffen, beim Drogenthema noch nicht."

Eichhorn glaubt, dass dieses gerade von der kolumbianischen Regierung angemahnte Prinzip der gemeinsamen Verantwortung von Produzenten und Konsumenten - "co-responsabilidad" - noch aggressiver ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden muss: "Drogenkonsum ist kein Kavaliersdelikt, da ruiniert man sich nicht nur selbst, sondern auch die Flora und Fauna in den Anbauländern und stößt Zigtausende von Menschen dort ins Unglück." Sie sei beim Überfliegen der für den Kokaanbau genutzten Urwaldflächen erschrocken: "Die Rodung zerstört nachhaltig den Wald und die Böden: Das braucht mehr als eine Generation, bis die Regeneration einsetzt." Insofern ist Eichhorn über die in Kolumbien geübte Praxis der Besprühung der Anbauflächen ("fumigación") nicht glücklich. Sie tritt eher ein für das in Peru geübte Ausreißen der Kokapflanzen ("erradicación"), was aber viel personalintensiver ist. Hier hat der Präsident Kolumbiens Alvaro Uribe ein Programm begonnen, bei dem sogenannte Waldhüter ("guardabosques") diese Aufgabe übernehmen.

(Die Welt)