Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
УМК-Язык политики.doc
Скачиваний:
195
Добавлен:
24.03.2015
Размер:
2.52 Mб
Скачать

G8: Geschichte und Gegenwart

Das erste Gipfeltreffen fand auf Initiative des damaligen französischen Präsidenten Giscard d’Estaing sowie dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt im Jahr 1975 statt. Damals kamen die Staats- und Regierungschefs der sechs führenden Industrienationen zu Kamingesprächen auf Schloss Rambouillet zusammen.

Neben Deutschland und Frankreich nahmen Vertreter aus den USA, Großbritannien, Italien und Japan an den Gesprächen teil. Auslöser für dieses Treffen war die anhaltende Rezession der Weltwirtschaft nach der ersten Ölkrise im Jahr 1973 und dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems, das bis dahin feste Wechselkurse gegenüber dem US-Dollar garantierte.

Im Vordergrund stand daher auch eine gemeinsame Koordinierung der nationalen und internationalen Wirtschaftspolitik, um der Weltwirtschaftskrise entgegen zu wirken. Die Gespräche endeten mit der "Erklärung von Rambouillet".

Im Jahr 1976 wurde auch Kanada in die Gesprächsrunde der damals weltgrößten Volkswirtschaften aufgenommen – aus G6 wurde G7. Aufgrund ihrer zunehmenden Bedeutung als einheitlicher Wirtschaftsraum sowie ihrer Rolle in Fragen der internationalen Sicherheitspolitik nimmt auch die Europäische Gemeinschaft seit dem Gipfel von 1981 an den Gesprächen teil. Vertreten wird die EU dabei durch die Europäische Kommission sowie das Land, das momentan die EU-Ratspräsidentschaft inne hat.

Mit Ende des Kalten Krieges kam es auch zu einer Annäherung zwischen der G7 und Russland. Erstmals lud die G7 im Jahr 1991 den damaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow zu Gesprächen am Rande des Gipfels in London ein. Es dauerte aber noch sieben Jahre bis Russland Mitglied und aus der G7 die Gruppe der Acht wurde.

Der erste Gipfel unter russischem Vorsitz fand dann im Jahr 2006 in St. Petersburg statt. Allerdings ist Russland bis heute von den Treffen der Finanzminister ausgeschlossen, weshalb oft die Formulierung "Treffen der führenden Industrienationen und Russlands" zu hören ist.

Um Fragen und Herausforderungen der Globalisierung gerecht werden zu können, werden auch Nicht-G8-Länder zu den Gipfeltreffen eingeladen. Neben einer Reihe von Nichtregieungsorganisationen nimmt seit einigen Jahren die so genannte Gruppe der Schwellenländer an den Treffen teil. Zu den Ländern gehören China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika.

Einige Länder streben seit längerem eine Vollmitgliedschaft an. Eine Erweiterung der Gruppe der Acht wird zwar immer wieder gefordert, doch steht die Frage nicht immer auf der Agenda. Was 1975 auf Schloss Rambouillet bei Paris als Treffen der wichtigsten Industrienationen im kleinen Kreis begann, ist aufgrund der wirtschaftlichen Leistungsstärke der Teilnehmerländer zu einem der wichtigsten internationalen Foren geworden. Schließlich erwirtschaften die Länder der G8 etwa zwei Drittel des Weltsozialprodukts und bestreiten knapp die Hälfte des Welthandels. Als Grundlage für die Beschlüsse der G8 gelten gemeinsame Grundwerte wie Demokratie, Menschenrechte und Marktwirtschaft.

Anders als die Vereinten Nationen oder die Weltbank ist die Gruppe der Acht keine Organisation. Es gibt kein Hauptquartier und auch keine feste Verwaltung. Die Gipfel werden von den jährlich wechselnden Gastgeberländern organisiert. Das Land, das die G8-Präsidentschaft inne hat, gibt auch die inhaltliche Richtung des Treffens vor und ist federführend.

Die G8-Treffen sollen informell sein - ganz wie in einem exklusiven Club. Es gibt zwar eine Tagesordnung, doch geht es zwangloser zu als bei Staatsbesuchen mit ihren strengen Protokollarien - bevorzugt werden so genannte Kamingespräche abseits des Verhandlungstisches. Die lockere Atmosphäre wird auch nach außen gezeigt. Auf den Gruppenfotos der Gipfelteilnehmer fehlen beispielsweise häufig die Krawatten.

Nach und nach dehnten sich die Themen der jährlichen Gipfeltreffen von der Wirtschaft auf die Politik aus. Insbesondere außen- und sicherheitspolitische Themen werden heute neben klassischen Wirtschaftsfragen angesprochen. Aber auch Fragen der Entwicklungs- und Gesundheitspolitik – etwa der Kampf gegen AIDS – stehen immer wieder im Mittelpunkt der Treffen. In den letzten Jahren standen wiederholt die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus, der Klimaschutz sowie die Krisenherde in Nahost auf der Agenda.

(Sebastian Gievert, Bundeszuntrale für politische Bildung)

Text 3