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II. Text 1

Demographie

Ohne Zuwanderung sinkt die Bevölkerung

Die Pessimisten unken schon: Wenn die Geburtenrate in Deutschland weiter so niedrig bleibt, sterben die Deutschen aus. Das Problem ist nicht zu unterschätzen. Der Fakt ist: die Einwohnerzahl Deutschlands wird sinken, es sei denn es findet massive Einwanderung statt.

Mit dem zukünftigen Aufbau von Bevölkerungen befasst sich die Demographie. Diese Entwicklung hängt im Wesentlichen von der Geburtenhäufigkeit, von der Sterblichkeit, der Lebenserwartung und der Zuwanderung ab.

Zur Zeit bringt jede deutsche Frau statistikgemäß durchschnittlich 1,35 Kinder zur Welt. Damit die momentane Bevölkerung Deutschlands von zur Zeit etwa 82 Millionen Menschen konstant gehalten werden könnte, hätte jede Frau etwas mehr als 2 Kinder zu bekommen. Da damit auf absehbare Zeit nicht zu rechnen ist, würde die Einwohnerzahl Deutschlands schrittweise zurückgehen.

In direktem Zusammenhang mit der Geburtenziffer steht die Sterblichkeit. Bis 1970 kamen in der Bundesrepublik jährlich mehr Kinder zur Welt als Menschen starben. Seit den 1970ern hat sich dieses Verhältnis aber umgekehrt: Es sterben mehr Menschen als Babys zur Welt kommen.

In den nächsten fünfzig Jahren wird die Schere zwischen Gestorbenen und Lebendgeborenen immer weiter auseinander klaffen.

Das Problem, das dieser negative Saldo aufwirft, wird durch die steigende Lebenserwartung noch verschärft. Die Menschen in Deutschland werden dank des medizinischen Fortschritts immer älter. So stieg die Lebenserwartung von Frauen von 68,5 Jahren 1949 auf 80,6 Jahre 1998 (Männer 64,6 bzw. 73,6 Jahre) und wird noch weiter zunehmen.

Sind momentan 15,9 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre, werden es 2030 schon 27,9 Prozent, also fast doppelt so viele sein, wenn die demographische Entwicklung so weiter ginge wie bis jetzt.

Der Altersaufbau verschiebt sich bis 2030 auch dadurch, weil dann sehr viel mehr Menschen sterben als angesichts der niedrigeren Geburtenziffer Kinder zur Welt kommen werden: Die Bevölkerung in Deutschland wird weiter abnehmen.

Um dem Bevölkerungsschwund vorzubeugen, hat die BRD dringende Maßnahmen zu treffen. Sie benötigt also Zuwanderung aus dem Ausland. Seit 1955, als die Bundesrepublik erstmals ausländische Arbeitnehmer anwarb, sind etwa 30 Millionen Migranten eingewandert. Nur 9 Millionen von denen sind in Deutschland geblieben, meistens in größeren Städten angesiedelt. Dort bilden sie parallele Gesellschaften und sind in die für sie neue Kultur nur schwer einzubinden.

Seit der Neuregelung des Asylrechts 1993 sind immer weniger Ausländer nach Deutschland gekommen. 1998 verließen gar erstmals mehr Ausländer die Bundesrepublik als Ausländer zuzogen. Allerdings wurden in diesem Jahr mehrere Hunderttausend bosnische Bürgerkriegsflüchtlinge abgeschoben.

Das Statistische Bundesamt hat vier Modellrechnungen zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland vorgelegt. Die hohe Variante geht von einem Zuwanderungsüberschuss von 300.000 Ausländern jährlich aus, in der mittleren Variante sind die Zuwanderer mit einem jährlichen Überschuss von 200.000 Ausländern anzuwerben, in der niedrigen Variante sind es 100.000 Ausländer. Schließlich gibt es ein Modell ohne Zuwanderungsüberschuss aus dem Ausland.

Selbst wenn jährlich 300.000 Ausländer mehr ein- als auswandern, wird die Bevölkerung angesichts des negativen Saldos zwischen Lebendgeborenen und Gestorbenen von zur Zeit 82 Millionen auf rund 75 Millionen im Jahr 2050 sinken. Bei weniger Zuwanderung aus dem Ausland sinkt die Bevölkerung entsprechend stärker, dann hat man mit vielen Problemen auf dem Arbeitsmarkt zu tun. Und die Rentenbeiträge sind stärker zu steigern.

Zuwanderung ist doch nicht nur nötig, um den Bevölkerungsschwund halbwegs aufzufangen, sondern auch für den Arbeitsmarkt und für die Rentenpolitik. Damit beispielsweise der Bevölkerungsanteil der potenziell Erwerbsfähigen, also die 15-64-Jährigen, bis 2050 konstant bleibt, bräuchte Deutschland nach Berechnungen der Vereinten Nationen jährlich im Schnitt etwa 460.000 Zuwanderer. Der Zustrom der Zuwanderer ist aber nicht gleichmäßig.

Wenn auch der Anteil der älteren Personen über 65 Jahre konstant bleiben sollte, würde Deutschland gar einen durchschnittlichen Zuwanderungsüberschuss von 3,4 Millionen Menschen jährlich benötigen.

Solche Dimensionen sind kaum zu erreichen. Die Folge ist, dass die Bevölkerung in Deutschland sinken wird und dass sich zugleich die Altersstruktur massiv verschieben wird, und der Anteil der Rentner in starkem Maße zunehmen wird. Mit Zuwanderung können diese Probleme aber immerhin etwas abgemildert werden.

In Deutschland leben 7,3 Millionen Ausländer. Das macht neun Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Viele dieser Menschen sind hier geboren.

Faktisch ist Deutschland seit langem ein Einwanderungsland, ohne dass man der Tatsache offizielles Verständnis entgegenbringt. Seit 1954 kamen 31 Millionen Menschen nach Deutschland, 22 Millionen zogen im gleichen Zeitraum weg. Die Nettozuwanderung lag also bei 9 Millionen.

Fast 40 Prozent der Menschen leben hier schon seit mehr als 15 Jahren. Trotz einer Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen verlief die Zuwanderung bislang, ohne von den Behörden richtig koordiniert und gesteuert zu werden.

Zuletzt haben mehr Ausländer Deutschland verlassen als eingewandert sind. Statt im Lande ansässig zu werden, verließen Deutschland 1998 unter dem Strich 50.000 Ausländer.

Die geregelte Anwerbung von Gastarbeitern endete 1973. Arbeitsmigranten aus Nicht-EU-Ländern kommen seitdem nur mit Einzelgenehmigungen nach Deutschland.

Um Zuwanderer in Deutschland zu werden, muss man Gründe haben. Manche Ausländer haben Asyl beantragt, bekommen, oder sie sind Flüchtlinge.

Viele dürfen kommen, weil sie jüdische Einwanderer sind oder deutsche Vorfahren haben.

Nicht-EU-Ausländer dürfen ihre Ehemänner und -frauen und ihre Kinder nach Deutschland holen.

EU-Bürger dürfen sich in allen Mitgliedsstaaten frei bewegen und ansiedeln.

Wie lange und unter welchen Bedingungen Ausländer in Deutschland leben, hat das Ausländergesetz zu regeln, das oft als kompliziert kritisiert wird.

(Süddeutsche Zeitung)