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Geschichte

Das Gebiet des heutigen Weißrußland war seit der Steinzeit besiedelt. In der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends formierten sich, im Zuge slawischer Landnahme und Siedlung in Osteuropa, ostslawische Stämme heraus. Sie besiedelten von ihrer Urheimat aus (vermutlich zwischen Wichsel und Dnepr) das Gebiet der späteren Rus´ und drangen in baltisches Siedlungsgebiet vor, wo sie in engen Kontakt mit den Balten traten. Auf dem Territorium Weißrußlands lebten die Dregowitschen, Radimitschen, Kriwitschen und der nördliche Zweig der Drewljanen.

An der Wende vom achten zum neunten Jahrhundert formierte sich ein ostslawisches Staatengebilde, die sogenannte Kiewer Rus´. Sie vereinte alle ostslawischen Gebiete und zählte sein dem 10. Jahrhundert auch die Gebiete des heutigen Weißrußland zu ihrem Einflußgebiet. Die westrussischen Fürstentümer wurden dagegen durch Söhne des Kiewer Fürsten verwaltet. Über Kiew kam auch das Christentum nach Weißrußland. Im 12. Jahrhundert begann der altrussische Staat in einzelne selbständige Fürstentümer zu zerfallen. Es entstanden Klein-Fürstentümer, die sich vom Kiewer Reich trennten. Pinsk fiel an das Fürstentum Groß-Nowgorod. Brest an Wladimir-Wolhynien. Es entstand das Fürstentum Polatsk mit den Gebieten um Polatsk, Minsk and Witebsk.

Die Herkunft des Names Weißrußland, Weiße Rus´, ist nicht endgültig geklärt. Die einen berufen sich auf die weiße Kleidung, die blonden Haare und die helle Hautfarbe der Dorfbevölkerung. Eine weitere Theorie, die auch von den meisten Historikern vetreten wird, geht auf die Ereignisse des 13. Jahrhunderts zurück. Der größte Teil der Kiewer Rus´ geriet damals unter mongolisch-tatarische Herrschaft. Nur die westlichen Gebiete der Kiewer Rus´ mit den Fürstentümern Polatsk, Minsk, Smalensk, Turaü und Witebsk konnten den Angriff abwehren. Sie wurden als „weiße Rus´“ bezeichnet, im Gegensatz zu der „schwarzen Rus´“, den von den Andersgläubigen besetzten Gebieten.

Aber auch das Wort Rus´ selbst, die alle Bezeichnung für Rußland, birgt einige Rätsel. Akzeptabel erscheint die Ableitung des Namens Rus´ von dem finnischen Wort Ruotsi, welches „die vom Meer Herübergekommenen“ bezeichnet. Gemeint sind die Waräger, die von Schweden über das Meer kamen und zunächst mit finnischen Stämmen, die im Norden des ostslawischen Siedlungsgebietes lebten, zusammentrafen. Ob es sich dabei um eine friedliche Bauernexpansion, gewaltsame Eroberung oder freiwillige Berufung durch die Slawen handelt, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Der Verfasser der Nestorchronik (1113/1118) berichtet in diesem Zusammenhang folgendes: „Und sie sprachen zueinander: „Wir wollen uns einen Fürsten suchen, der über uns herrsche und gerecht richte“. Und gingen über das Meer zu den Warägern, zu den Russen, denn so hießen diese Waräger Russen, wie andere Schweden heißen, andere Norweger und Angeln, andere Gotländer: so auch diese. Sprachen zu den Russen die Tschuden. Slowenen, Kriwitschen und Wesen: „Unser Land ist groß und reich, doch es ist keine Ordnung in ihm; so kommt über und herrschen und gebieten´.“ Die Übertragung des Namens Rus´ auf das gesamte Volk und die Entstehung der Bezeichnung „russkaja zemlja“ erfolgte wahrscheinlich im Laufe der Zeit, als der Name Rus´ nicht mehr ausschließlich auf nordische Krieger bezogen wurde, sondern auch auf Einheimisch, die in die Gefolgschaft des Königs aufgenommen wurden.