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Georg Baselitz
G.Baselitz wurde am 23. Januar 1938 in Deutschland in Sachsen geboren, wo er die Volksschule und das Gymnasium bis zur Übersiedlung der Familie nach Kamenz besuchte. Nach dem Anschluß des Gymnasiums studiert er 1956 an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Ost-Berlin bei Walter Womacka, wird jedoch nach der Grundausbildung
Er ist Pessimist und Revolutionär, Maler mit expressionistischem Zorn, Malerfürst mit Schloß, Malerstar des internationalen Kunstmarkts.
„Ich bin sozusagen als Archäologe tätig. Manchmal kommt dabei etwas zutage, vielleicht nur das, was ich selbst verscharrt habe."
Sein Element war es stets, Unruhe zu stiften.
Mit den Jahren ist auch Baselitz ruhiger geworden. Und steckt in einer Krise.
Baselitz über Baselitz: „Es gibt gelobte und verdammte Künstler. Und die gelobten Künstler sind verdammt schlechte Künstler."
Ein Neoexpressionist avanciert zum Malerstar: Georg Baselitz erzielt auf dem Internationalen Kunstmarkt so hohe Preise wie kein anderer.
Georg Baselitz will den Malgrund beherrschen und die Qwelt außer acht lassen. Kunst begreift er als Sisyphusarbeit ohne tieferen Sinn und höheren Zweck.
Wenn der Ekel des Malers vor dem Pinsel so gewaltig wird wie bei Georg Baselitz im Jahr 1991, bleibt nur eines: die Farbe mit den Füßen auf die Leinwand zu stampfen. Kunst könne die Welt nicht verändern, schon gar nicht verbessern. Der Künstler sei ein unsoziales Einzelwesen, von ihm am allerwenigsten könne man das Heil erwarten. Daran glaubt Baselitz. Er, der als Hans Georg Kern im sächsischen Dorf Deutschbaselitz aufwuchs, gibt sich unbürgerlich, unakademisch, pessimistisch. Ganz Malerfürst, residiert er auf einem Schloß in Derneburg bei Hildesheim, umgeben von kostbaren Büchern, erlesenem Kunsthandwerk und edlen Hunden, betreut von einem beflissenen Privatsekretär. Packt den Künstler, der seit 30 Jahren verheiratet ist und seinem Galeristen ebensolang die Treue hält, die Sehnsucht, verabschiedet er sich in Richtung Italien: An der Riviera besitzt er ein geräumiges Haus. Oder man trifft ihn in Berlin, dort, wo sich die Kunstszene der Hauptstadt einfindet; seit kurzem lehrt er hier wieder an der Hochschule der Künste. Kaum ein anderer Künstler erzielt auf dem Kunstmarkt so hohe Preise wie Baselitz. Im vergangenen Jahr wurde er von einem Wirtschaftsmagazin abermals als die Nummer eins auf der Weltrangliste geführt. Wie kommt der Maler damit zurecht, als der beste Künstler seiner Zeit zu gelten? Fragen wie diese nimmt der um 1980 zum Malerstar avancierte Neoexpressionist ziemlich gelassen hin: „So recht und schlecht", sagt er. Den Versuch, diese hochgegriffene Einschätzung zu relativieren, unternimmt er freilich nicht.
Der permanent gegen Gott und die Welt Revoltierende hat wegen seines nachgerade existentialistischen Zorns immer wieder für Aufsehen gesorgt: 1963, als bei einer Galerie-Ausstellung zwei Bilder, von denen das eine einen masturbierenden Zwerg darstellte, beschlagnahmt wurden; 1969 durch die Entscheidung, neue künstlerische Freiheit durch das Umkehren aller Motive zu erreichen; 1980, als Baselitz auf der Biennale in Venedig eine Holzfigur zeigte, deren rechter Arm nach Art des Faschistengrußes emporgereckt war; Ende der achtziger Jahre, als er in einem Rundumschlag die gesamte DDR-Kunst für „null und nichtig" erklärte. Unumstritten ist der mit heftigem Gestus zupackende Großkünstler nicht. Manche Kritiker halten seine Bilder für so schlecht gemalt, daß sich jede tiefergehende Beschäftigung mit ihnen erübrige. Derartige Vorwürfe treffen Baselitz nicht. Er hat nie behauptet, malen zu können, im Gegenteil: „Ich habe kein Talent." Zum Maler aber fühlte er sich nun einmal berufen. „Für mich bestand das Problem darin, keine anekdotischen, deskriptiven Bilder zu schaffen. Andererseits war mir die nebulöse Willkür der gegenstandslosen Malerei immer verhaßt. Die Umkehr des Motivs im Bild gab mir die Freiheit, mich mit den malerischen Problemen auseinanderzusetzen." Sinn seiner Malerei sei allein, eines deutlich zu machen: Ein gemaltes Bild ist ein gemaltes Bild. Baselitz, ein Kraftmensch, der mit starker Geste die Kunstwelt auf den Kopf stellt und Malerei als Sisyphus-Aufgabe ohne tieferen Sinn begreift, der er sich unter Qualen unterziehen muß: dieser Mann mit den kurzgeschorenen Haaren gilt als ein spezifisch deutscher Künstler. Murrend, aber dennoch konsequent folgt er seiner Bestimmung, bringt in den Augen des Publikums vorwiegend das Zerrissene, Düstere, Emotionale auf die Leinwand, scheint der Protagonist eines extremen Subjektivismus, der den Malgrund beherrschen will und die Welt außer acht läßt. „Ich bin wohl ein sehr deutscher Maler", gesteht er, auch wenn er sich selbst keineswegs als zerrissenen Menschen empfindet.
Der große Erfolg kam für Baselitz, als der „Hunger nach Bildern" die „jungen Wilden" auf den Plan brachte. Er hatte allerdings schon in den sechziger Jahren gegen die informelle Kunst gekämpft, sich aber auch gegen eine emotionslose, figürliche Kunst ausgesprochen. In den Arbeiten jener Zeit spiegeln sich innere Konflikte, vor allem aber eine Obsession für alles Fleischliche wider: Sexualitäi nicht als etwas Befreiendes sondern als Qual, als Faktor der Selbstvernichtung. Anstoß erregte Baselitz schor früh. Die Ostberliner Hochschule mußte er 1957 nach zwei Semestern verlassen weil ihm „gesellschaftspolitische Unreife" attestiert wurde. Nach dem Motto, immer gegen den Strich zu arbeiten hatte Baselitz mit abstrakten Bildern experimentiert: in Zeiten des noch ungebrochenen Dogmas vom „Sozialistischen Realismus" eine ganz und gar unpassende Haltung. Auf Haltung aber legt Baselitz Wert. So behauptete er nach dem Fall der Berliner Mauer: „Es gibt keine Künstler in der DDR, alle sind weggegangen.” 1989 verließ er aus Protest gegen die Lehrtätigkeit eines Maler-Kollegen aus der DDR die (West)berliner Hochschule der Künste, an die er 1982 als Professor berufen worden war. Seit einem Jahr allerdings lehrt Baselitz - ohne viel öffentlichen Aufhebens - dort wieder Malerei.
Mit den Jahren ist Baselitz ruhiger geworden und steckt - vielleicht deshalb - in einer Krise. An Bedeutung gewonnen hat für ihn die Graphik besonders der Holzschnitt. Auch hier erweist er sich als Nachfahre der deutschen Expressionisten, für die diese mittlerweile selten praktizierte Technik ein wichtiges Ausdrucksmittel war. Viele diese Arbeiten weisen eine charakteristische Gitterstruktur auf mit der sich der einstige Kämpfer gegen Informel und Tachismus der Abstraktion annähert. Neuerdings macht Baselitz mit Aktivitäten von sich reden, die nicht recht zum Image vom unbeirrbaren Malerfürsten passen. Er entwarf Etiketten für Weinflaschen, gestaltete ein Universallexikon, illustrierte ein Reisetagebuch von Melville. Im Frühjahr hat er ein Plakat für die Eishockey-Weltmeisterschaft 1993 geschaffen. Was reizt an derlei Gebrauchsgraphik? „Deutschland steht als Eishockey-Mannschaft nicht so gut da in der Welt. Und ich denk mir, vielleicht wird's ein bißchen besser, wenn ich für die ein Plakat mache."