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Holländische bildende kunst

Holland hat im 17. Jahrhundert zahlreiche bedeutende. Maler hervorgebracht. Sie spezialisierten sich meist auf ein bestimmtes Gebiet wie Porträtmaierei, volkstümliche Genrebilder, oder Landschaftsmalerei. Der größte der holländischen Meister, Rembrandt, beherrscht alle drei Gattungen als Maler und Grafiker gleich meisterhaft. Er geht eigene Wege in Themenwahl, Anordnung, Farbgebung und Gestaltung. Dabei ist ihm das äußere Geschehen gar nicht so wesentlich, noch viel weniger der Ort der Handlung. Ihn interessiert im Grunde nur eines - der Mensch, genauer gesagt, die Widerspiegelung der menschlichen Seele im Mienenspiel, in Haltung und Gebärde.

Dieser menschliche Gehalt seiner Kunst und die vollendete Beherrschung der künstlerischen und handwerklichen Möglichkeiten heben Rembrandt über die anderen Maler seiner Zeit heraus. In ihm und durch ihn erlangte die holländische Malerei des 17. Jahrhunderts Weltbedeutung.

Harmensz van Rijn Rembrandt

Rembrandt Harmensz van Rijn wurde am 15. Juli 1606 in der Stadt Leyden als fünftes von sechs Kindern geboren. Er war der Sohn eines Müllers, besuchte die Lateinschule der Vaterstadt und war für kurze Zeit an der Universität eingeschrieben. Aber er verließ die Universität; seine Neigungen und Begabungen führten ihn in die Werkstätten der holländischen Maler. Bald wuchs Rembrandt in Themenwahl, Komposition und Farbgebung über seine Lehrer hinaus.

1625 eröffnete er eine selbständige Werkstatt in Leyden. Seit 1631 stand der junge Maler mit dem Amsterdamer Kunsthändler Hendrick van Uylenburgh in Verbindung, der ihm offenbar Porträtaufträge vermittelte, die schließlich so zahlreich wurden, dass Rembrandt sich im folgenden Jahr zu einer Übersiedlung in diese Stadt entschloß. Amsterdam, die internationale Handelsstadt, in der Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt zusammenströmten, bot einem Künstler mannigfaltige Anregungen und Studienmöglichkeiten. Fremdländische Menschen, exotische Tiere, prunkvolle Gewänder und allerlei Seltsamkeiten begegnen sich immer wieder in Rembrandts Gemälden, Radierungen und Zeichnungen.

1634 heiratete er Saskia van Uylenburgh, die Nichte seines Gönners. Die Heirat mit ihr brachte Rembrandt den Wohlstand, der ihm erlaubte, in seinem Hause Kunstgegenstände und Raritäten, Gemälde und Grafiken der berühmtesten Meister zusammenzutragen.

Die Zeit häuslichen Glücks mit Saskia gibt Rembrandts Schaffen einen starken Auftrieb und beeinflußt auch die Bildthemen, die er wählt. Zugleich festigt sich in dieser Zeit sein eigener künstlerischer Stil. Sein Ruhm wächst ständig. Zahlreiche Schüler, darunter selbständige Meister, studieren bei ihm. Die Schüler übernahmen wohl diese oder jene Besonderheit, keiner aber wurde im eigentlichen Sinne sein Nachfolger.

Aber in dieser Zeit trafen Rembrandt furchtbare private Schicksalsschläge. Drei Kinder mußte der Maler im Laufe weniger Jahre begraben. 1642 starb Saskia. Rembrandt sah sich nach Saskias Tod in finanziellen Schwierigkeiten. Das Haus wurde verkauft, die wertvollen Sammlungen weit unter ihrem Wert versteigert.

Rembrandts Schaffenskraft blieb trotz allem ungebrochen. Er lebte jetzt in einem bescheidenen Haus zusammen mit Hendrickje Stoffels, einem schlichten Mädchen aus dem Volke. Sie ertrug mit ihm den wirtschaftlichen Bankrott des Jahres 1656 und rettete ihn vor den Gläubigern durch den Handel mit Kunstgegenständen, den sie mit Titus, Rembrandts Sohn aus erster Ehe, betrieb. Aber sie und auch Titus starben, und Rembrandt blieb mit Cornelia, seiner Tochter aus der Ehe mit Hendrickje, völlig vereinsamt und im materiellen Not zurück.

Am 4. Oktober 1669 starb Rembrandt, am 8. Oktober wurde er beigesetzt, ganz ohne Anteilnahme der Zeitgenossen. Seine Hinterlassenschaft war ärmlich; sie bestand aus einigen Bildern und nur wenig irdischem Gut, aus Kleidern von Wolle und Leinen und seinem Malgerät.

Im Verlauf dieses an Höhen und Tiefen reichen Lebens entstand Rembrandts vielseitiges Werk: über 600 Gemälde, etwa 350 Radierungen und mehr als tausend Zeichnungen. Dieses Werk zeugt nicht nur von ungeheurem Fleiß und Schaffenskraft, es zeugt vor allem von der tiefen Menschlichkeit seines Schöpfers. Diese Menschlichkeit beherrscht alle Schaffensperioden gleichermaßen, unabhängig von der Entwicklung der künstlerischen Formensprache und Technik.

Rembrandts Schaffen läßt sich in drei große Perioden einteilen. Vom Ausgang der zwanziger bis zum Beginn der vierziger Jahre währt sein Frühstil. In die vierziger und frühen fünfziger Jahre fällt seine Reifezeit. Mitte der fünfziger Jahre setzt dann sein Spätstil ein.

Unter dem Einfluß seiner Lehrer malte Rembrandt während seiner ersten Meisterjahre in Leyden Bilder religiösen Inhalts, Szenen aus der antiken Sage. In dieser Zeit entstanden auch viele Selbstbildnisse. An seinem eigenen Antlitz studierte-Rembrandt die menschliche Physiognomie und alle Möglichkeiten des mimischen Ausdrucks. Darüber hinaus gewann seine Kunst an warmer Farbigkeit und an Fähigkeit, das Räumliche lebendig darzustellen.

Besonders bekannt ist das Selbstbildnis mit Saskia, schon in Amsterdam, 1634 entstanden. (Das Bild befindet sich in der Dresdener Gemäldegalerie.) Es ist eines der sehr seltenen „lächelnden" Selbstbildnisse Rembrandts. Saskia sitzt lustig und keck auf seinen Knien, während er fröhlich das Glas zum Betrachter hebt. Auf solche Weise wird der Betrachter in das Geschehen einbezogen, ist gewissermaßen die dritte Person in der kleinen Szene und unmittelbar an der Handlung beteiligt.

Rembrandt pflegte auch das in Holland zu dieser Zeit beliebte Gruppenbildnis. 1632 malte er die „Anatomie des Dr. Tulp". Er zeigt den berühmten Arzt als Dozenten bei der Demonstration an einer Leiche. Durch die gespannte Aufmerksamkeit der Zuhörer wird aus einer Reihe von Porträts einegeschlossene Gruppe, die in den Vorgang einbezogen ist. Das Bild wirkt fast dramatisch. Einen Abschluß fand diese Periode mit der Ausführung der sogenannten „Nachtwache" von 1642. Es ist wohl das am meisten diskutierte und in der Literatur behandelte Gemälde Rembrandts. Ob es sich hier um einen kriegerischen Auszug oder nur um einen Aufzug zur Parade handelt, ist gleichgültig. Hier ist jeder der Dargestellten in seiner Individualität erfaßt und trotzdem in das dramatische Geschehen des Ganzen in aktiver Teilnahme einbezogen.

Rembrandts Figuren der dreißiger Jahre sind überaus lebendig. Der Blick des Dargestellten ist auf den Beschauer gerichtet, oftmals verrät er das Mienenspiel, ein leises Lächeln, ein aufmerksamer, ja fragender Ausdruck. Die für Rembrandts Schaffen charakteristische Helldunkel Malerei zeigt sich in dieser Zeit besonders deutlich. Zuerst wurde dieses künstlerische Mittel für äußere Effekte verwendet. Später wirkt es nicht mehr isolierend, sondern schafft jene Raumintimität, die den Gemälden der vierziger Jahre eigen ist. In dieser zweiten Periode wird alles stiller, weicher. Die Figuren stellen ihre Gefühle nicht mehr mit großen Gesten zur Schau, sie ordnen sich in klaren, vielfach symmetrischen Kompositionen. Die Gesichter der Dargestellten scheinen verschlossen. Die Gebärden sind sparsam geworden. Eine bedeutende Vertiefung der Kunst Rembrandts ist festzustellen.

Der Künstler hatte einen ausgesprochenen Sinn für das Wirkliche; er verkörperte in seinen Gemälden Probleme und Gefühle seiner Zeit, demokratische Traditionen des holländischen Bürgertums. Von den Porträts abgesehen, wählt Rembrandt in dieser Zeit seine Motive mit Vorliebe aus der Bibel. Aber in der Verkleidung biblischer Figuren tauchen oftmals Menschen aus Rembrandts Umgebung auf. In einem der schönsten Gemälde der zweiten Periode, „Die Heilige Familie"'(1645), sind Maria, Christus und Josef die Helden der evangelischen Legende, als gewöhnliche, einfache Menschen mit ihren Gefühlen und ihren Sorgen dargestellt. Die Ausstattung ist äußerst schlicht, das ist eine Hütte eines armen Zimmermanns, der mit seinem Handwerk beschäftigt ist. Demokratismus und Herzlichkeit werden jetzt zu den kennzeichnenden Zügen der Kunst von Rembrandt.

In den Bildern der letzten Periode ist die innere Dramatik aufs höchste gesteigert. Rembrandts Kunst ist jetzt ganz verinnerlicht, und nur dieser Verinnerlichung dient die Skala der Farben seiner Werke. Das Licht in seinen Bildern fällt nicht mehr von außen auf die Dinge, sondern scheint den Körpern innezuwohnen. Ein geheimnisvolles inneres Leuchten hilft nicht äußere Vorgänge, sondern Seelenzustande und Stimmungen schildern. Sehr oft erscheinen in seinen Gemälden nur zwei Personen. Der Künstler wählt wiederholt die Darstellungsform des großen Monologes. Dabei verschwindet alles Beiwerk, das vom inneren Geschehen ablenken könnte, einzig die Menschen werden gezeigt.

Tragik und innerer Zwiespalt sind Themen, die Rembrandt immer wieder erschütternd ausdrückt, so in den Haman-Bildern (1660) und in dem Gemälde „Rückkehr des verlorenen-Sohnes"; Wer je ein Werk wie den „Verlorenen Sohn" in der Leningrader Ermitage sah, kann dieses nicht aus der Erinnerung verlieren. Kaum eines seiner Werke ist so erfüllt von humanen Inhalten. Kaum eines ist monumentaler in der Form, so prächtig gemalt und dabei so durchseelt - ganz schlichte Menschlichkeit! - An der Komposition dieses Bildes kann man Rembrandts komplizierte Malweise studieren. Die Farben sind hier Stimmungsträger.

Das gleiche Streben nach immer stärkerer Verinnerlichung findet man auch in der Porträtmalerei der letzten Periode. Rembrandt macht vor allem das innerliche Wesen der Dargestellten sichtbar. So stellt das schöne Bildnis der Hendrickje Stoffels (um 1658) die schlichte Güte einer Frau aus dem Volke mit sparsamen künstlerischen Mitteln überzeugend dar. Zahlreiche Typen von Greisen auf den Bildern Rembrandts beeindrucken durch die Widerspiegelung komplizierter seelischer Vorgänge.

Die Selbstbildnisse der Spätzeit tragen einen subjektiven Charakter, zeugen von Selbsterforschung und Selbsterkenntnis, wie das „Kölner Selbstbildnis" (um 1668), auf dem sich Rembrandt schonungslos bescheinigt, dass er alt, verbraucht und etwas wunderlich ist.

In seinen Gemälden ebenso wie in Radierungen und Zeichnungen ist Rembrandt der Meister des Hell-Dunkel. In Porträts wie in szenischen Darstellungen ist das Hell-Dunkel Träger des Wesenhaften, es ist nicht zu trennen vom menschlichen Gehalt der Kunst Rembrandts. „Licht, Schatten und Haltung sind bei ihm das Ideelle", sagte Goethe. Und dieses „Ideelle" unterscheidet das Rembrandtsche Hell-Dunkel von dem seiner Zeitgenossen, unter denen es nicht wenige talentvolle Meister gab.

Das 19. Jahrhundert, die Blütezeit des Realismus in Europa, entdeckte die Bedeutung der Rembrandtschen Kunst wieder. In ihm verehren wir einen genialen Meister, einen großen Menschen und einen der bedeutendsten Realisten in der Kunstgeschichte der Welt.