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Bildende Kunst gegen Kassenschlager

Eine Künstlerinitiative will „Der Nachtwache" ihren urpsrünglichen Klang zurückgeben

Selbst wer gelegentlich ein Kunstmuseum von innen sieht, denkt beim Stichwort „Notschnoj Dosor" („Die Nachtwache") wohl zuallererst an den russischen Sciencefiction-Kassenschlager und nicht an das gleichnamige Gemälde von Rembrandt.

Sergej Chatschaturow, Schirmherr der Ausstellung „Pro Jawlenije" („Über eine Erscheinung"), will dies unbedingt ändern. Zum 400. Jubiläum des großen Künstlers präsentiert er dafür im „Projekt Fabrika" Werkinstallationen des Ehepaars Aleksej Politow und Marina Belowa.

Teresa Kraus

Sergej Chatschaturow ist besorgt, dass der großartige Künstler Rembrandt in Vergessenheit gerät. „Als ich im November in Moskau spazieren ging, fiel mir das Filmwerbeplakat für „Dnewnoj Dosor", der Fortsetzung von „Notschnoj Dosor" ins Auge. Und ich dachte mir, es kann nicht sein, dass die heutige Generation mit diesem Titel nur eine Filmproduktion in Verbindung bringt", sagt er auf der Eröffnung der Ausstellung „Pro Jawlenije". Auf dem Filmplakat waren lediglich menschliche Umrisse und schemenhafte Schatten zu sehen. Kontrast zwischen Licht und Dunkel, das stellt für Chatschaturow die Quintessenz sowohl im Schaffen Rembrandts als auch in besagtem Film dar, schließlich kämpfen auch hier dunkle, böse gegen helle, gute Mächte. Das berühmte Rembrandt-Bild „Die Nachtwache" erregte übrigens zu seinerzeit noch mehr Aufsehen als der Film. Das Bild wurde eigentlich als Gruppenporträt in Auftrag gegeben. Das Ergebnis war jedoch ein turbulentes und dynamisches Gemälde, welches die Personengruppen, eine Schützenkompanie, in Aktion darstellte. In der damaligen Zeit ein absoluter Tabubruch.

Das Künstlerehepaar Aleksej Politow und Marina Belowa fing bei diesem Anblick Feuer und in den darauf folgenden Monaten sollten sie nicht mehr allzu viel Tageslicht zu Gesicht bekommen. Eifrig wurde gewerkelt und gesägt und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sieben Installationen nach dem Vorbild bekannter Gemälde des holländischen Meisters sind so entstanden. Die Rembrandt-Bilder dienten zwar als Vor- jedoch nicht als Kopiervorlage, betonen die Künstler. Und in der Tat, selbst neben den Originalen, die als Diavorführung über die Leinwand laufen, wirken die Schatten-Theater-Bilder keineswegs wie ein blasser Abklatsch. Im Gegenteil. Von bewegten Lichtquellen angestrahlt, erwachen die Kunstwerke in dem dunklen Raum scheinbar zum (Eigen-)Leben. Klassische Musik, beispielsweise von Johann Sebastian Bach, unterstreichen die Atmosphäre der im Halbdunkel der Galerie Fabrika ausgestellten Werke. Licht und Schatten, das waren auch bei Rembrandt Härmenszoon van Rijn, so der volle Name, zentrale Themen. Der Maler, der neben Porträts bevorzugt biblische oder mythologische Szenen abbildete, ist bekannt dafür, seinen Bildern durch künstliche Lichtquellen eine mystische Atmosphäre zu verleihen. Die dadurch entstehenden starken Kontraste machen seine Bilder lebendig und dramatisch. Diese Idee griff das Künstlertrio auf: „Wir wollten lebende Bilder schaffen. Das Spiel mit Licht und Raum hat uns fasziniert", erläutert Belowa. Auf die Frage, warum sie denn nicht auf das in der Gegenwartskunst so beliebte Hilfsmittel Videoinstallation zurückgegriffen hätten, erklärt Chatschaturow: „Multimedia sind doch alle mittlerweile leid. Wir wollten etwas mit den Händen schaffen, etwas Plastisches." Als Vorlage dienten unter anderem die Gemälde „Der verlorene Sohn" oder ein „Selbstporträt", welches Politow und Belowa dann mit Hilfe von Leinwänden und Pappinstallationen als eine Art Schattentheater nachbauten. Das Paar arbeitet schon seit vielen Jahren zusammen, unter anderem auf dem Gebiet Performance, Theaterszenografie und Installationskunst.