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Programmpunkte und Ziele der Gruppe:

Die große Umwälzung;

Das Verschieben des Schwerpunktes in der Kunst, Literatur und Musik;

Die Mannigfaltigkeit der Formen: das Konstruktive, Kompositionelle dieser Formen;

Die intensive Wendung zum Inneren der Natur und der damit verbundene Verzicht auf das Verschönern des Äußeren der Natur — das sind im allgemeinen die Zeichen der neuen inneren Renaissance.

Die Merkmale und Äußerungen dieser Wendung zu zeigen, ihren inneren Zusammenhang mit vergangenen Epochen hervorzuheben, die Äußerung der inneren Bestrebungen in jeder innerlich klingenden Form bekanntzumachen — das ist das Ziel, welches zu erreichen „Der Blaue Reiter" sich bemühen wird.

Franz Marc: Die „Wilden" Deuntschlands

In unserer Epoche des großen Kampfes um die neue Kunst streiten wir als „Wilde", nicht Organisierte, gegen eine alte, organisierte Macht. Der Kampf scheint ungleich; aber in geistigen Dingen siegt nie die Zahl, sondern die Stärke der Ideen. Die gefürchteten Waffen der „Wilden" sind ihre neuen Gedanken...

Wer sind diese „Wilden" in Deutschland? Ein großer Teil ist wohlbekannt und vielbeschrien: Die Dresdener „Brücke", die Berliner „Neue Sezession und die Münchener „Neue Vereinigung" ...

Die ersten und einzigen Vertreter der neuen Ideen waren in München zwei Russen, die seit vielen Jahren hier lebten und in aller Stille wirkten, bis sich ihnen einige Deutsche anschlössen. Mit der Gründung der Vereinigung begannen dann jene schönen, seltsamen Ausstellungen, die die Verzweiflung der Kritiker bildeten.

Charakteristisch für die Künstler der „Vereinigung" war ihre starke Betonung des Programms; einer lernte vom andern; es war ein gemeinsamer Wetteifer, wer die Ideen am besten begriffen hatte. Man hörte wohl manchmal zu oft das Wort „Synthese".

Befreiend wirkten dann die jungen Franzosen und Russen, die als Gäste bei ihnen ausstellten. Sie gaben zu denken und man begriff, dass es sich in der Kunst um die tiefsten Dinge handelt, dass die Erneuerung nicht formal sein darf, sondern eine Neugeburt des Denkens ist.

Die Mystik erwachte in den Seelen und mit ihr uralte Elemente der Kunst.

Es ist unmöglich, die letzten Werke dieser „Wilden" aus einer formalen Entwicklung und Umdeutung des Impressionismus heraus erklären zu wollen. Die schönsten prismatischen Farben und der berühmte Kubismus sind als Ziel diesen „Wilden" bedeutungslos geworden.

Ihr Denken hat ein anderes Ziel: Durch ihre Arbeit ihrer Zeit Symbole zu schaffen, die auf die Altäre der kommenden geistigen Religion gehören und hinter denen der technische Erzeuger verschwindet ...

(Aus: „Der Blaue Reiter", Verlag R. Piper, München, 1912)

Franz Marc: Aphorismen

Traditionen sind eine schöne Sache; aber nur das Traditionenschaffen, nicht von Traditionen leben.

Jeder Formbildner und Ordner des Lebens sucht das gute Fundament, den Fels, auf dem er bauen kann. Dies Fundament fand er nur äußerst selten in der Tradition; sie hat sich meist als trügerisch und nie als sehr dauerhaft erwiesen. Die großen Gestalter suchen ihre Formen nicht im Nebel der Vergangenheit, sondern loten nach dem wirklichen, tiefsten Schwerpunkt ihrer Zeit. Nur über ihnen können sie ihre Formen aufrichten.

... Unser europäischer Wille zur abstrakten Form ist ja nichts anderes als unsre höchst bewußte, tatenheiße Erwiderung und Überwindung des sentimentalen Geistes ...

So erscheint dem späten Denker das Abstrakte wieder als das natürliche Sehen, als das primäre, intuitive Gesicht, das Sentimentale aber als hysterische Erkrankung und Reduktion unseres geistigen Sehvermögens ...

Reinheit und Helle; befreit sie von der alten Fessel der Konsonanz. Mit heißem Auge und feurigem Ohr durch die neuen Jagdgründe ziehen. Das Aufblühen des Unbekannten.