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Bildende kunst des barocks

Die Kunst des Barocks ist eine im wesentlichen höfische Kunst, die ihre Aufträge überwiegend von geistlichen oder weltlichen Fürsten empfängt. Im Reichtum leuchtender Farben spiegelt diese Kunst die Sinnenfreudigkeit und Lebenslust, den Prunk und Glanz höfischen Lebens. Der Maler dieser Epoche hat monumentale Kirchengemälde zu schaffen, die Angehörigen fürstlicher Häuser in prunkvoller Gewandung, oft als antike Götter oder Helden verkleidet darzustellen oder die Schlosser dieser Fürsten mit riesigen allegorischen und mythologischen Decken- und Wandgemälden auszuschmücken.

Unter diesen Bedingungen aber entwickelten sich viele hervorragende europäische Meister, darunter Peter Paul Rubens.

Peter Paul Rubens

Peter Paul Rubens wurde am 28. Juni 1577 in Siegen geboren. Seine Eltern mußten ihres reformierten Glaubens wegen 1568 aus Antwerpen flüchten und lebten zuerst in Köln. Nach dem Tode des Vaters Jan Rubens kehrte die Witwe mit den Kindern nach Antwerpen zurück. In Antwerpen besuchte Peter Paul Rubens drei Jahre die Lateinschule. Er verspürte die Neigung, Maler zu werden. 1598 wurde er als Freimeister in die Antwerpener St.-Lukas-Gilde aufgenommen. Am 9. Mai 1600 trat er eine Studienreise nach Italien an. Dort wurde er Hofmaler des Herzogs von Mantua. In diesem Dienst verblieb er acht Jahre, während derer er teils im Auftrag des Herzogs Gemälde kopierte, teils eigene Arbeiten ausführte. Wiederholt weilte der junge Künstler in Rom, wo er eifrig die Werke der großen italienischen Meister studierte und auch selbständige Bildnisse sowie mythologische und religiöse Kompositionen anfertigte.

Im Oktober 1608 riefen ihn Nachrichten von der Erkrankung seiner Mutter nach Antwerpen zurück. Rubens blieb in Antwerpen. Am 3. Oktober 1609 verheiratete er sich mit Isabella Brant, mit derer in glücklicher Ehe lebte. Erst mit der Rückkehr nach Antwerpen beginnt die Reihe derjeniger Schöpfungen, ohne die die Kunst Rubens' überhaupt nicht zu denken ist. Verschiedene Gründe bewirken in ihrem Zusammenklang die Schaffensfreude, die die Werke dieser Zeit ausdrücken: die Rückkehr in die Heimat und besonders der Abschluß eines zwölfjährigen Waffenstillstandes zwischen den Südprovinzen und den Generalstaaten, der seinem Vaterlande endlich Ruhe und Frieden brachte. Es ist kein Zufall, dass sich sein Geschick mit dem seines Volkes verband. Seine Werke aus der Antwerpener Zeit sind nicht nur aus dem Geiste seines Künstlertums, sondern auch aus dem flämischen Volke selbst hervorgegangen.

Ganz im Gegensatz zu den anderen flämischen Malern, die in Italien gearbeitet hatten, die dortige Kunst nachahmten und sich Romanisten nannten, trat Rubens der italienischen Malerei in voller Freiheit gegenüber. Er studierte sie alle, Tizian, Raffael und Michelangelo, und fand in ihrer Kunst Schönheit, Größe und sinnliches Leben. Neben diesen Meistern der italienischen Renaissance lernte er auch die modernen Italiener kennen. Der Maler sucht mit allen Mitteln den Beschauer zu ergreifen und zu erschüttern. Diese Malerei mit ihrem starken Realismus, mit ihrer Betonung des seelischen Inhaltes und der sinnlichen Wirkung des Kunstwerkes geht weit über die Renaissance hinaus. Rubens mußte erst die von der italienischen Kunst aufgenommenen Eindrücke klären, um nach anderen suchen zu können. Es dauerte mehrere Jahre, bis er seinen Stil fand, bis er Farbe und Leuchtkraft empfinden und selbständig anwenden lernte.

Die ersten in der Heimat gemalten Bilder wirkten in der Malerwelt geradezu revolutionär. Rubens erhielt Aufträge über Aufträge. Lernbegierige Schüler drängten zu ihm. Mit ihnen eröffnete er eine Werkstatt, die es ihm ermöglichte, die größten Aufgaben zu bewältigen. Biblische und profane Stoffe, antike Mythologie, Bildnisse und Landschaften wurden dort gestaltet und fanden zahlreiche Abnehmer unter den vornehmsten Kunstfreunden und Sammlern. Malereien üppigster Körper, von leidenschaftlicher Glut und Sinnlichkeit erfüllt, kamen dem Geschmack der Käufer weit entgegen. Rubens malte Götter und Menschen in unverhüllter Nacktheit, weibliche Körperschönheit, wie in den Gemälden „Loth und seine Töchter", „Simson und Dalila"oder „Susanna im Bade".

Unerschöpflich war Rubens' Phantasie in der Erfindung immer neuer Wandlungen stürzender und sich überschlagender Körper. Er beherrschte die Wiedergabe des gesamten Knochen- und Muskelsystems des menschlichen Körpers im Bild. Jede seiner Kompositionen ist von unmittelbarster Naturwahrheit erfüllt. Ebenso erschütternd wirkt der Ausdruck der Gesichter der Verworfenen im „Jüngsten Gericht", in welchem sich die Todesangst und Verzweiflung in verschiedenen Formen widerspiegelt, teils grotesk, teils tragisch.

In den Jahren 1609 bis 1630 verrichtete seine Arbeitskraft wahre Wunder. Man schätzt die Zahl der Bilder, die von Rubens Hand sind, auf über 3000!

Rubens war auf dem Gebiet der Malkunst ein Alleskönner und beherrschte die Landschafts- und die Tiermalerei ebenso wie die Porträtkunst oder Figurenmalerei. Seine Darstellungen von Jagden, von exotischen und heimischen Tieren fanden besonderen Beifall. Von Rubens stammten die Entwürfe zu allen Werken, die seine Schüler und Mitarbeiter ausführten. Als Beispiel kann eine Bildfolge dienen, die 21 Gemälde umfaßte: die „Geschichte der Maria von Medici".

Als der Künstler nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Isabella Brant in diplomatischer Mission nach Madrid ging, fand er ebensoviel Beschäftigung als Maler wie als diplomatischer Unterhändler. Er malte den König, die Königin und die Mitglieder der königlichen Familie. Philipp IV. faßte den Plan, seine Säle und Paläste mit Gemälden zu schmücken. Diese Aufgabe konnte Rubens mit seiner leistungsfähigen Werkstatt weit eher erfüllen als Velazquez, der Hofmaler des spanischen Königs, dem sein Hofamt für große dekorative Aufträge keine Zeit ließ. Daneben benutzte Rubens seinen Aufenthalt in Madrid dazu, die in den königlichen Sammlungen befindlichen Bilder Tizians zu kopieren. Man erkennt heraus, wie hoch Rubens diesen Meister schätzte, dass er sogar als fünfzigjähriger weltbekannter Maler sich immer noch bemühte, von einem gleich genialen Künstler zu lernen.

Ebenso wie in Madrid erging es Rubens in London. Der englische König Karl I. plante, einen neuerbauten Palast malerisch auszuschmücken. Rubens trug mit dazu bei, dass die Friedensverhandlungen zwischen Spanien und England im Jahre 1630 endlich zum Abschluß kamen. Dass der Künstler den Krieg verabscheute, geht auch aus einem seiner Gemälde hervor („Die Folgen des Krieges"). Dort, wo das Allegorische zurücktritt und sich die Darstellung auf das rein Historische beschränkt, zeigt sich Rubens als Realist, der durchaus imstande ist, ein historisches Ereignis ganz objektiv zu schildern.

Am 6. Dezember 1630 hatte sich der Künstler zum zweiten Mal verheiratet. Die Schönheit seiner Frau Helene Fourment begeisterte ihn immer, aufs Neue dazu, sie zu porträtieren. Ihre Schönheit dient ihm als Modell für alle Frauengestalten der Antike und der christlichen Welt. Wir finden sie als Venus, als Diana, als Bacchantin ebenso wie als Madonna, heilige Cäcilie oder büßende Magdalena. Auch auf vielen seiner Zeichnungen findet man diesen idealen Frauenkörper.

Die Familie lebte teils in Antwerpen, teils im Schloß Steen. Gerade diese niederländische Landschaft war es, die Rubens zu ganz besonderen künstlerischen Leistungen inspirierte. Zwar hatte Rubens in allen Perioden seines Lebens Landschaften gemalt, aber er stellt alles darin dar, die Arbeit der Bauern, ihre Sorge um ihr Vieh und die Freude beim Kirmestanz. Vor allem aber waren es die Probleme des Lichtes, die ihn reizten; vom Tageslauf der Sonne, von Gewitterstimmung, und Regenbogen, von Abenddämmerung und Mondschein sind seine Bilder erfüllt.

Im letzten Jahrzehnt seines Lebens hatte er noch zwei größere Aufgaben durchzuführen. Die eine bestand darin, die Stadt Antwerpen anläßlich des Einzugs des neuen Infanten mit Ehrenpforten und Triumphbögen zu schmücken. Rubens entwarf den größten Teil dieser Schmuckwerke und bewies damit erneut unerschöpfliche Phantasie und dekoratives Geschick. Das andere große künstlerische Unternehmen war ein Auftrag Philipp IV. an Rubens, sein Jagdschloß mit Bildnissen zu schmücken. Nur mit Hilfe von Schülern war diese gewaltige Arbeitsleistung möglich gewesen. Zu allen Bildern hatte Rubens die Skizzen entworfen.

Rubens war ein außerordentlich fleißiger Briefschreiber. Von den etwa 8000 seiner Episteln sind nur 224 erhalten, teils italienisch, teils französisch, spanisch, lateinisch oder flämisch geschrieben. Sie lassen erkennen, welch vielseitiger, ja universeller Mensch er war. Es gab wohl kein Gebiet, auf dem er nicht tätig gewesen wäre, von der Kunst bis zur Diplomatie. Auf allen Gebieten war Rubens zu Hause.

Peter Paul Rubens beherrschte die Malkunst in ihrer Gesamtheit - das Porträt, die Figurenmalerei in Kostüm und Akt, das Historienbild aus Bibel, Mythologie, Allegorie und Weltgeschichte, die Tierdarstellung und die Landschaft.

Das Leben, das Rubens so reich beschenkt hatte, faßte ihn nur in seiner Todesstunde sehr hart an. Von schweren Gichtanfällen betroffen, verschied er am 30. Mai 1640. Seine sterbliche Hülle wurde in der Jakobskapelle beigesetzt. Seine Ruhestätte schmückt noch heute ein Bild von seiner Hand: „Die Madonna mit den Heiligen".