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Egon Schiele und Oskar Kokoschka, dieVerstörer

Die Secessionisten wollten Kunst und Leben versöhnen. Die jungen Wilden -Kokoschka, Schiele und Richard Gerstl (1883-1908) kündigten mit ihren Werken dieses Bündnis von Wahrheit und Schönheit. Sie kreierten einen neuen Schönheitsbegriff, der verstörte und aufregte. Sie brechen radikal mit der Ästhetik der Secessionskünstler. Schiele zertrümmert den Schönheitsbegriff des Jugendstils, wobei auch der dem Schönen innewohnende Begriff des Guten verloren ging. Der Expressionismus scheut nicht die Zerrissenheit, die Darstellung des zwischen Extremen hin und her gerissenen Menschen. Provokant und ekstatisch bannen sie die Spannung des Moments auf die Leinwand. Egon Schieies Themen sind Eros und Tod. In einer Fülle von Selbstbildnissen kontrolliert er seine eigene Entwicklung, Klaus Albrecht Schröder nennt sie „Selbstbildnisse als Lebenslaufresultate". Schiele fragt mit seinen Selbstporträts, wer er denn sei? Der Asket oder der Ausschweifende? Mit diesen Bildern dringt er in verborgene Ebenen des Trieblebens vor, die bisher für die künstlerische Darstellung tabu waren. Bemerkenswerterweise gibt es von Klimt kein einziges Selbstbildnis.

Sowohl Schiele als auch Kokoschka überwinden die Secession, bauen aber auch auf ihr auf. Schon unter den Secessionisten wurde ein Sakralisierungsprozeß für künstlerische Werke eingeleitet. Schiele forderte: „Meine Bilder müssen in tempelartige Gebilde gestellt werden." Beide Künstler bringen neue Themen, neue Zugänge, die die Betrachter anfangs verwirrten. Als erstmals Kokoschkas Arbeiten in der Kunstschau 1908 gezeigt wurden, schrieb Richard Muther in „Die Zeit" über seine Bilder: „Das Enfant terrible ist hier Kokoschka ... (seine) Gobelinentwürfe sind abscheulich, Oktoberfestwiese, rohe Indianerkunst, ethnographisches Museum, verrückt gewordener Gauguin ... trotzdem ... Dieses Enfant terrible ist... wirklich ein Kind, absolut kein Poseur..." Kokoschka ersetzte im Zyklus „Die träumenden Knaben" die reiche Ornamentik Klimts durch eine volkskundlich beeinflußte Bildersprache. Beide Künstler, Kokoschka und Schiele, wurden viel nachdrücklicher von Existenzängsten bedroht. Laut Arthur Roessler (1877-1955), Freund und Sammler Schieles, soll sich dieser mit einer „bis zum Entsetzen gesteigerten Angst vor Einsamkeit" gefürchtet haben.

An Natur allein war Schiele eigentlich desinteressiert, ihn beschäftigte Körperlichkeit, auch in der Natur. Er verleiht der Natur körperhafte Züge, der große Schielekenner Rudolf Leopold konstatiert eine Anthropomorphisierung der Natur, etwa wenn Schiele einem Baumstamm kopfartige Verdickungen und menschliche Bewegungselemente gibt. Seine wenigen Naturdarstellungen vermitteln ein starkes Gefühl der Hoffnungslosigkeit, etwa die unglaubliche Kälte, die der Vordergrund des Bildes „Versinkende Sonne" ausstrahlt.

Auch Klimt hatte sexuelle Themen gemalt, doch durch Ornamentalisierung erfolgte eine Stilisierung. Schiele brach den herrschenden Kunstkanon, sowohl formal als auch in seinen Inhalten. Nichts ist für ihn peinlich, vor allem in seinen Aktzeichnungen gilt schrankenlose Wahrhaftigkeit.

Klimt, Schiele und Kokoschka bildeten eine Künstlertrias, die sich vielfach beeinflußte und befruchtete. Klimts Beethovenfries war sowohl für Schiele wie für Kokoschka von Bedeutung, Schieles Akte haben Kokoschka inspiriert. Rudolf Leopold nennt Schiele und Kokoschka Ausdruckskünstler, die um der stärkeren Emotionalität willen das Häßliche ais Gestaltungselement in ihre Arbeiten mit einbeziehen. Ein Künstler wie Kokoschka konfrontierte so die Beschauer mit einer gestörten und kranken Gegenwelt. Durch seine Weitsicht zerstörte er alle Erwartungen von Schönheit, Lieblichkeit oder glanzvoller Oberflächlichkeit.

Sowohl Schiele als auch Kokoschka verwenden düstere, subtil nuancierte Farbtöne, die Thematik tendiert immer wieder zu Tod und Vergänglichkeit, wie etwa bei Kokoschkas Ikone des Untergangs „Das Stilleben mit dem Hammel" aus dem Jahre 1910. Vor allem Schiele pendelt zwischen den Extremen von Eros und Tod, wie im Hochmittelalter präsentiert er das Leben als einen Weg zum Tod. Ungestüm und verzweifelt scheute er sich nie, Schmerz sichtbar zu machen. Dies gilt auch ganz stark für seine Zeichnungen, wobei er als ein Meister in der Kunst des Weglassens bezeichnet werden kann. Ihm genügen nur wenige Striche, um Räumlichkeit zu formen.