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Michail Alexandrowitsch Wrubel

Das Schaffen M. A. Wrubels nimmt in der Geschichte der russischen Kunst einen besonderen Platz ein. Leben und Tod, Liebe und Leid, Schönheit und Zärtlichkeit finden in den Arbeiten des Künstlers ihre philosophische Auslegung. Während er an einem Porträt, einer Märchengestalt oder einer Illustration arbeitete, dachte er stets daran, das der Mensch schön ist, dass er stark und stolz sein kann - wie tragisch auch immer sein Schicksal sich gestalten möge.

Wrubel war ein vortrefflicher Farbenkünstler. Er mochte in Wasser- oder Ölfarben malen - stets erreichte er eine solche Ganzheit des Kolorits, dass man glaubt, er habe die einzig mögliche Farblösung gefunden.

Wrubel arbeitete in der Zeit zwischen dem Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts, in einer historisch bedeutungsvollen Epoche, die durch das Heranreifen der Revolution in Rußland gekennzeichnet war. Den gewaltigen Aufschwung des russischen künstlerischen Lebens dieser Zeit spiegeln die Namen einer Plejade von Schriftstellern, Dichtern, Komponisten und Künstlern wider: Tolstoi und Tschechow, Block und Brjussow in der Literatur, Skrjabin und Rachmaninow in der Musik. In der Malerei arbeiteten zur Zeit Surikow, Repin, Serow, Kustodijew, Makowski, Korowin und viele andere talentierte Künstler. Auch Wrubel – ein Mensch mit ausgeprägtem Talent, der sich mit Ungestüm entwickelte, bereicherte die nationale Kunst seiner Zeit.

Michail Alexandrowitsch Wrubel wurde am 5. (17.) März 1856 in Omsk in der Familie enies Offiziers geboren, der sich lebhaft für die künstlerischen Neigungen seines Sohns interessierte. Die Mutter des zukünftigen Künstlers starb, als er drei Jahre alt war. Die Stiefmutter Wrubels war Pianistin; sie weckte in dem Jungen die Liebe zur Musik. Nach Absolvierung des Odessaer Gymnasiums bezog Wrubel die juristische Fakultät der Petersburger Universität; gleichzeitig besuchte er die Abendklassen der Akademie der Künste. Zu dieser Zeit ist Wrubel bereits ein hochgebildeter Mensch, er beherrscht mehrere Fremdsprachen. Shakespeare, Goethe, Tolstoi, Lermontow liest er mit Begeisterung; oft weilt er in der Ermitage und studiert die Malerei. Doch erst 1880, nach Absolvierung der Universität, tritt Wrubel in die Akademie der Künste ein und widmet sich ganz dem Studium der Kunst.

Bei der Entwicklung Wrubels zum Künstler spielte der hervorragende russische Pädagoge Pawel Petrowitsch Tschistjakow, dessen Naturklasse Wrubel ab 1882 angehörte, eine große Rolle. Tschistjakow bildete in dem jungen Maler das Verständnis für die Zweckmäßigkeit und Klarheit der Form heraus. Unter den Arbeiten Wrubels aus der akademischen Periode sind nicht wenige ausgezeichnete Zeichnungen und Aquarelle, die die Gefühlstiefe des Künstlers und sein urwüchsiges Talent erkennen lassen. Solcher Art sind zum Beispiel zwei Aquarelle aus dem Jahre 1882 - Porträt eines kleinen Mädchens und Porträt S.A.Stuckenberg.

1884 siedelt Wrubel auf Einladung des Kunsthistorikers A.W.Prachow nach Kiew über. Hier nimmt er die Wiederherstellung der Fresken der Kyrillow-Kirche in Angriff. Das veranlaßte ihn, sich dem Studium der byzantinischen und altrussischen Kunst zu widmen. Während seines Aufenthalts in Venedig, wer er vier Heiligenbilder für den Ikonostas der Kyrillow-Kirche schuf, studiert er das klassische Erbe. Die Künstler Bellini und Tintoretto standen Wrubel während seines Italienaufenthalts besonders nahe.

In Kiew schafft Wrubel einen Skizzenzyklus für die Wandmalerei der Wladimir-Kathedrale. Unter ihnen befindet sich die „Lamentation" - eine philosophische Auslegung des grenzenlosen Leids und der aufopferungsvollen Mutterliebe. Trotz der tiefen Tragik beinhaltet das Werk einen optimistischen, humanistischen Neubeginn; darin besteht sein tiefer Sinn. In diesen Aquarellentwürfen (es gibt vier Varianten der-„Lamentation" Wrubels) gelangt der Maler zu einer neuen Auffassung des evangelischen Sujets, und erdrückt das aktive Verhältnis zu menschlichen Gedanken und Gefühlen aus. Dieses führte jedoch zur Verletzung der kanonischen Forderungen der Kirche, weshalb auch die Entwürfe von den Auftraggebern abgelehnt wurden. Von allen Arbeiten Wrubels ist nur das originelle Pflanzenornament am rechten Nebenaltar der Kathedrale verwendet. Die Skizzen für die Wandgemälde in der Wladimir-Kathedrale sind von großem selbständigem Wert; sie nehmen einen ebenso bedeutenden Platz in der Geschichte der russischen Kunst ein wie die Bibel-Skizzen Alexander Iwanows.

1889 siedelt Wrubel nach Moskau über. Er beteiligt sich an der Tätigkeit des Kunstzirkels auf dem Gut Abramzewo.

Sawwa Mamontow, ein bekannter russischer Mäzen und vielseitig begabter Mensch, vereinigte auf seinem Gut Abramzewo in der Umgebung von Moskau eine Gruppe hervorragendster russischer Komponisten, Sänger und Künstler. In seinem privaten Opernhaus wurden Werke von Dargomyshski, Mussorgski, Borodin und Rimski-Korssakow aufgeführt. Zur Arbeit an den Dekorationen wurden K.Korowin, Wrubel, W.Wasnezow und W.Polenow herangezogen. Während einer der Proben sah Wrubel die Sängerin Nadeshda Iwanowna Sabela; 1896 heiratete er sie.

Er malte und zeichnete sie oft. Die Züge der Sängerin, durch die schöpferische Phantasie des Künstlers verwandelt, erkennen wir in vielen Gestalten seiner Werke wieder.

In dieser Zeit erfolgt auch eine Annäherung von Wrubel und Rimski-Korssakow, der einige seiner Opernpartien speziell für Nadeshda Sabela-Wrubel komponierte. Wrubel schuf zu Rimski-Korssakows Opern nicht nur die Dekoration, sondern auch eine, von den Werken des Komponisten inspirierte Serie von Skulpturen: „Sadko", „Meeresbeherrscher", „Berendey", „Frühling" u.a.

Besonders vielseitig, bedeutsam und geistig reich ist Wrubels Kunst in den 90er Jahren. Er schafft eine Reihe von Porträts, in denen sich die Tiefe des Verständnisses der menschlichen Seele mit großer künstlerischer Meisterschaft vereint; er arbeitet als Bildhauer, Monumentalmaler und Theaterdekorateur.

Mit seinen poetischen Betrachtungen zu Lermontows Poem „Der Dämon" schlägt Wrubel eine neue Seite in der Entwicklung der russischen Illustration auf. Die Dämon-Gestalt nimmt in Wrubels Werk einen besonderen Platz ein. Es ist das Thema des Kampfes zwischen Gut und Böse, ein Thema mit symbolischem Charakter für den Künstler, der sowohl Entfremdung als auch Gleichgültigkeit und Unverständnis um sich sah.

Schon im Jahre 1890 entstand das Gemälde „Dämon sitzender", ein Resultat langen Suchens des Malers. Hier ist sein Dämon noch jung; er hat die Hoffnung noch nicht verloren, obwohl in seinen Augen eine ungeheuer große, nicht menschliche Trauer zu lesen steht. Er ist inmitten exotischer Blumen dargestellt. Die Schönheit und die kalte Großartigkeit der Natur sind dem jungen Dämon jedoch fremd - von der ihn umgebenden Welt ist er isoliert. Das Gemälde ist mit breitem, präzisem Pinselstrich bei dickem Farbauftrag - Impasto - ausgeführt; es scheint wie ein Mosaik aus Edelsteinen. Der Mosaikcharakter des Pinselstrichs ist einer der typischen Züge der Maltechnik des Künstlers.

Bald darauf schafft Wrubel Illustrationen zu Lermontows „Dämon". In den genialen Wrubelschen Blättern lebte Lermontows Poem wieder neue auf. Sie sind Betrachtungen des Künstlers über Liebe und Leidenschaft, die in Gestalten voller unruhiger, aufregender Bewegung fixiert sind.

Die Arbeit an dieser Gestalt beschäftigt den Künstler weiterhin, und 1899 schafft er ein Gemälde, das unvollendet bleibt, - „Fliegender Dämon". 1902 kommt Wrubel zum tragischen Ausgang des Themas: Er malt das Gemälde „Niedergestürzter Dämon". Bergeshöhen erheben sich über den Wolken; ein kaltes Gamma lila-blauer Farben; ein ausgebreiteter Körper vor dem Hintergrund trüb gewordener Flügel, qualvoll gekrümmte Hände. Nur ein kaltes Rosa - der Abglanz des Lichtes von den fernen Bergeshöhen - leuchtet in der Aureole des Dämons. In diesem Werk sind Trauer und der Zusammenbruch aller Hoffnungen verkörpert. So wurde das Thema, das den Künstler viele Jahre gefangen hielt, vollendet.

In den 90er Jahren schafft Wrubel großartige Porträts. Seine Porträts zeichnen sich durch ihre Integrität und Monumentalität aus, die der Maler in seinem weiteren Schaffen vergeblich in seinen Vitragen und einigen dekorativen Panneaux suchte. Daneben bezaubern die Porträts durch ihren Seelischen Reichtum, ihre emotionale Spannung und durch die Schönheit der Farbe. Zu ihnen gehören die Porträts S.I.Mamontows, N.I.Sabela-Wrubels u.a.

Die Gestalten der Wrubelschen Gemälde sind poetisch und weise. Die einen ziehen den Künstler durch ihre Erhabenheit und Kraft an, wie in dem Panneau „Recke" (1898), die anderen - wie die Gestalt „Pan" (1899) – durch ihre Verschmelzenheit mit der Natur. Mit dem Gemälde „Schwanenkönigin" (1900) betrachtet Wrubef träumerisch die zerbrechliche und zarte Schönheit einer geheimnisvollen weiblichen Seele. Es ist, als sei das leichte Rauschen der zauberhaften Flügel zu hören.

Die letzten vier Lebensjahre konnte Wrubel nicht mehr arbeiten - er begann zu erblinden. M.A.Wrubel starb am l. (13.) April 1910 in Petersburg.

Die seltene malerische Gabe Wrubels ließ ihn in seinem kurzen Leben viel vollendete Werke schaffen. Lebendige Natureindrücke und philosophische Überlegungen bildeten die Grundlage für die Symbolik der Gestalten Wrubels. Für die jüngeren und älteren modernen Künstler werden seine Malerei und seine Zeichnungen stets Musterbeispiele einer hohen und wahren Meisterschaft sein.