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Albrecht Dürer

Im Jahre 1484 setzte sich ein dreizehnjähriger Nürnberger Knabe vor einen Spiegel, griff nach Zeichenblatt und Stift und versuchte, sich selbst zu zeichnen. Diese Zeichnung ist bis auf den heutigen Tag erhalten. Sie zeigt ein stilles, ernstes Kindergesicht auf schmalen Schultern und eine kleine, aus einem faltigen Jackenärmel hervorlugende Hand. In der rechten Ecke lesen wir: „Das habe ich aus einem Spiegel nach mir selbst abgebildet im Jahre 1484, als ich noch ein Kind war." Und darunter steht der Name: Albrecht Dürer.

Albrecht Dürer wurde am 21. Mai 1471 in einem alten Nürnberger Hause geboren. Er war das dritte von achtzehn Kindern. Sein Vater, ein aus Ungarn eingewanderter Goldschmied, hatte eine eigene Goldschmiedewerkstatt gegründet. Die Goldschmiedekunst blühte zu jener Zeit in Nürnberg. Der Vater Albrecht Dürers brauchte sich also nicht um den Absatz seiner kostbaren Silber- und Goldwaren zu sorgen. Die Pokale, das Geschirr und die Dosen, die in der Werkstatt des tüchtigen Meisters gefertigt wurden, sicherten der Familie einen bescheidenen Lebensunterhalt.

Die väterliche Goldschmiedewerkstatt muß eine gute Schule-für den jungen Albrecht gewesen sein. Oft stand er neben dem Vater oder einem Gesellen und schaute ihnen bei der Arbeit zu.

Der junge Dürer begann bald, mit Hammer und Feile die Arbeit seines Vaters nachzuahmen. Aber bald stellte es sich heraus, dass Albrecht am Zeichnen und Malen mehr Vergnügen fand als am Hämmern und Feilen. Eines Tages trat er vor den Vater und bat ihn, Maler werden zu dürfen.

Die Kunst des Malers war zu jener Zeit ein Handwerk wie jedes andere. Die Künstler nannten sich auch Meister, sie besaßen eine eigene Werkstatt, in der Lehrbuben und Gesellen ihnen bei der Arbeit helfen mußten, Kunstschulen oder Akademien gab es noch nicht. In der Werkstatt des Malers Michael Wohlgemuth, zwischen Farben- und Leimtöpfen und unter oft groben Worten und Stößen der Gesellen, lernte der Lehrbub Albrecht Dürer die Malerkunst. Das war nicht so einfach, wie man es sich heute vorstellt. Denn zur Zeit Dürers wurden die Künstlerfarben noch nicht in Gläsern oder Tuben malfertig im Handel angeboten. Die Maler mußten sich ihre Farben selbst zubereiten. Sie rieben verschiedenfarbige gebrannte Erden zu feinstem Pulver und mischten sie mit bestimmten Bindemitteln, meist Ölen oder Harzen, aber auch Eigelb oder Quarklösungen.

Der junge Dürer lernte also, wie man Farben und Leime rieb und zubereitete, wie man die Bildtafeln grundierte und vergoldete, dazu alle jene Regeln und Kunstgriffe, die man beherrschen mußte, wenn man bei der Ausführung der großen Altarwerke, an denen Meister, Gesellen und Lehrlinge gemeinsam arbeiteten, mithelfen wollte.

Wie viel der junge Dürer in der Lehrwerkstatt des Meisters gelernt hat, beweist er in einem Gemälde, das er gleich nach Beendigung seiner dreijährigen Lehrzeit ausführte. Es ist das Bildnis seines Vaters. Leider ist das in derselben Zeit entstandene Bildnis der Mutter verschollen.

Albrecht Dürer hatte in der Werkstatt Wohlgemuths nicht nur gelernt, mit Farbe Bilder auf Holztafeln oder Leinwand zu malen. Gegen Ende seiner Lehrzeit lernte er auch, wie man Zeichnungen mit einem Schnittmesser in eine Holzplatte schneiden konnte, um diese dann wie einen Stempel einzufärben und abzudrucken.

Im Mittelalter war es üblich, dass die Handwerker nach der Lehrzeit in andere Städte und Länder wanderten. In der Fremde erfuhr der Geselle manches Neue und Wissenswerte. Er lernte bei fremden Meistern weiter, studierte ihre Werke und Arbeitsweise und gab auch in ihren Werkstätten eine Probe seines eigenen Könnens.

Auch Albrecht Dürer wanderte viel uhd besuchte die Werkstätten berühmter Meister. Er empfand deutlich, dass seine Kunst nur dann immer besser werden könne, wenn er die eigenen Leistungen mit fremden vergleiche.

Dürer besuchte zweimal Italien, er war in der Schweiz und in den Niederlanden. In Italien lebten die in jener Zeit berühmtesten Künstler. Sie schufen Werke von Vollkommenheit. Ihre Bildkompositionen waren gründlich und bis in alle Einzelheiten durchdacht. Deshalb entschloß sich Dürer, nach Italien, nach Venedig, zu reisen. Eine Anzahl von Landschaftsbildern - meist Wasserfarbenmalereien (Aquarelle) - bezeichnen genau die Orte, an denen Dürer auf seiner Reise nach Italien vorübergehend Rast machte.

Aber der Meister hat in seinen Landschaften nicht nur die Natur gezeichnet. Sein Interesse an der Natur war viel umfassender. Durch seine Studien sehen wir die großen und kleinen Dinge der Natur ganz neu, wir bewundern heute seine Landschaften, die Tier- und Pflanzendarstellungen und schätzen sie sehr hoch.

Im Jahre 1494 kehrte er von seiner Wanderschaft heim und heiratete die Tochter eines Nürnberger Kupferschmiedes, Agnes. Dürers junge Frau war wohlhabend, und so konnte er sich eine eigene Werkstatt einrichten und seine Arbeit beginnen. Mit 27 Jahren schaute er abermals in den Spiegel, um ein Bild „nach seiner Gestalt" zu malen. Da sehen wir ihn als einen selbstbewußten jungen Meister, in der Tracht eines vornehmen Bürgers. Zwei kühle und zugleich träumerische Augen blicken den Betrachter unverwandt an.

Dürer hat uns mit diesem Gemälde nicht nur eines seiner schönsten Selbstbildnisse überliefert, die Bedeutung seines Bildes liegt tiefer. In den vorangegangenen Jahrhunderten hatten die Maler nicht daran gedacht, von sich selbst allein ein Bild zu malen. Sie begnügten sich damit, irgendwelchen Personen, die auf ihren Bildern erschienen, ihre eigenen Gesichtszüge zu geben Der Künstler „verbarg" also seine eigene Persönlichkeit „hinter" irgendeiner im Bilde dargestellten Figur.

Dürer zeigt sich der Welt als ein freier Mann. Er ist stolz auf das, was er kann und was er besitzt. Das ist neu und kühn und zeugt von der völlig veränderten Stellung des Bürgers in jener Zeit. Er unterwarf sich nicht bedingungslos der Macht der Kirche und der Fürsten. Selbstbewußt wünschte er sein Bild der Nachwelt zu erhalten. Er betonte, „die Gestalt eines schon längst Verstorbenen lebt durch die Malerei ein langes Leben".

In Dürers Werken bewundern wir die Wirklichkeitsdarstellung; das war ein großer Fortschritt in der Kunst. Das sehen wir in dem Holzschnitt „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten". Nicht in der Wüste, wie es die Bibel erzählt, in einer deutschen Landschaft spielt die Szene. Besondere Freude hatte Dürer an der Gestaltung des Hintergrundes, denn hier konnte er sein Können im Zeichnen der Perspektive zeigen. Nur wer die Perspektive beherrschte, konnte die Welt so zeichnen und malen, wie wir sie mit unseren Augen sehen und erleben. Dürer hat die Holzschneidekunst nicht nur in seinen Lehr- und Wanderjahren, er hat sie sein ganzes Leben lang geübt und darin eine Vollkommenheit erreicht, die bei keinem seiner Zeitgenossen zu finden ist. Dürer war nicht nur ein Meister des Holzschnittes, sondern auch ein bedeutender Kupferstecher.

Zwei Jahre vor seinem Tode malte Dürer das Bildnis des Patriziers Hieronymus Holzschuher. Das Bildnis des Nürnberger Ratsherrn war eines der letzten großen Kunstwerke, das er schuf.

In den nachfolgenden Jahren faßte er seine langjährigen Bemühungen um die verschiedensten künstlerischen Probleme in Büchern zusammen.

Dürer hat sich nicht nur mit dem Problem der Perspektive, sondern auch mit den Proportionen des menschlichen Körpers beschäftigt. Mit denselben Problemen befaßte sich in Italien der berühmte Leonardo da Vinci.

Kunst und Wissenschaft waren für Dürer zwei gleich wertvolle Mittel, die Welt zu erkennen und zu gestalten.

Das Leben Albrecht Dürers war ausgefüllt mit unermüdlicher Arbeit, mit Zeichnen und Malen, mit dem Ausführen großer Tafelbilder, mit dem Entwerfen unzähliger Zeichnungen für Holzschnitt und Kupferstich.

Lesen Sie den Text über das Leben von A.Dürer mit der Zielsetzung, Renaissancezüge in seinem Schaffen festzustellen. Merken Sie sich die größten Werke von Dürer.