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Buonarotti Michelangelo

Michelangelo (geboren 1475, gestorben 1564 in Rom und beigesetzt in Florenz) ist eines der größten künstlerischen Genies, weiche die Menschheit hervorgebracht hatte. Der Glanz seines Ruhms ist über die ganze Welt verbreitet. Kein Land, kein Volk, das nicht Michelangelo kennt und schätzt.

Als Dreizehnjähriger kam er zu dem Maler Ghirlandaio in Florenz in die Lehre und erwarb sich später in der berühmten Akademie des Lorenzo de Medici die Schulung seines Geistes. 1496 weilte er zum ersten Male in Rom, der Stadt seines Schicksals.

Ein Jahr darauf erhielt er den Auftrag für die Pieta, die heute noch im St.-Peters-Dom zu sehen ist. Dieses erste große Werk war bereits der Wurf eines Meisters. Mit ihm vollzog sich der Übergang der Renaissanceplastik zur klassischen Reife. In diesem Werk zeigte Michelangelo seinen eigenen Stil, seine „Handschrift". Das war ein neues Wort in der Kunst, sowohl dem Inhalt als auch der Form nach.

Der Künstler gestaltete die Gottesmutter auf einem Stern am Fuße des Kreuzes, den entblößten Christus auf ihren Knien. Michelangelo löste sich von der traditionellen Deutung des Sujets, in dem er kühn mit den festen Regeln der Ikonographie brach. An Stelle der traditionellen, gewöhnlich hoffnungslosen Verzweiflung drückt das Gesicht der Madonna Trauer und betrübte Gedankenversunkenheit aus. Die Kostbarkeit des sorgsam polierten Marmors trägt wie die Form zu einer Idealität der Erscheinung bei, die das religiöse Thema fast gänzlich verdrängt.

Im Jahre 1504 während eines vorübergehenden Aufenthaltes in Florenz vollendete der Bildhauer sein berühmtes fünf Meter hohes Marmorstandbild des David. Dieses Werk sollte später Gegenstand Hunderter Forschungsarbeiten, Bücher und Artikel werden. Über drei Jahrhunderte stand der marmorne David auf dem Palazzo della Signoria, Florentiner und Besucher der Stadt begeisternd und erschütternd. Erst 1873 wurde er ins Museum der Akademie überführt.

Mit dem „David" lieferte Michelangelo ein glänzendes Beispiel der Verschmelzung von idealer Schönheit und menschlichem Charakter zu einem untrennbaren Ganzen. Michelangelo-Forscher, darunter auch sowjetische Wissenschaftler, weisen zu Recht darauf hin, dass die titanischen Dimensionen der Skulptur nicht so sehr von den äußeren Ausmaßen des „David" selbst herrühren, sondern vielmehr durch die innere Größe der Gestalt bedingt sind. Auch hier werden wir wiederum Zeugen des Bruchs mit der traditionellen Darstellungsweise. Michelangelos „David" verkörpert die Kraft des freien Menschen, den keinerlei Schranken, keinerlei Schwierigkeiten und Gefahren zurückhalten können.

Doch zu ganzer Größe entfaltete sich Michelangelo erst wieder in Rom. Im Jahre 1505 erhielt er vom Papst Julius II. den Auftrag für dessen Grabmal, das nie vollendet wurde. Fast gegen seinen Willen wurde er während der Arbeit daran zur Ausmalung der Decke der Sixtinischen Kapelle gezwungen. Auf jede Hilfe verzichtend, leistete er dort zur Verwirklichung seiner gigantischen künstlerischen Vorstellungen die Arbeit eines Titanen. In gewaltigen Visionen stellte er die Schöpfungsgeschichte dar. Die-Arbeit an den Deckenfresken dauerte von 1508 bis 1512. Unter dem Pinsel Michelangelos erhielt auch die biblische Schöpfungsgeschichte weltliche Töne.

Zwanzig Jahre später malte Michelangelo an der Altarwand der gleichen Kapelle das Jüngste Gericht. Es war wiederum eine ungeheure Arbeit, die ihn vier Jahre beschäftigte; allein 343 Menschenfiguren gewannen Gestalt. Die gemalten Figuren sind herkulisch, sie leiten bereits zu den Übersteigerungen des Barock über.

Mit den Malaufträgen überlastet, hatte Michelangelo wenig Zeit für die Plastik. Vom Juliusgrabmal wurden nur die Sklaven, und selbst diese unvollendet, ausgeführt. Nur „Moses", eine urtümliche, wie vom Zorne Gottes beseelte Gestalt, ist von den geplanten Figuren zur Vollendung gelangt und läßt die Größe der künstlerischen Absicht ahnen.

1520 erhielt Michelangelo einen neuen Auftrag. Als Gedächtnisstätte für die Familie Medici sollte der Künstler in Florenz eine Kapelle schaffen, einen neuen Rundbau in der Kirche San Lorenzo. Die Arbeiten zogen sich von 1520 bis 1534 hin. Es entstand eine Einheit von Architektur und plastischem Werk, in die, neben den Figuren von zwei Medici, die auf den Gräbern ruhenden Allegorien der Tageszeiten sich harmonisch einordnen. Die Hauptidee dieses komplizierten, wundervollen Gesamtbildes ist die tragische Machtlosigkeit des Menschen vor der allmächtigen Zeit. Unruhe und Aufregung sind in den Gestalten „Aurora", „Abend", „Tag" und „Nacht" verkörpert. Das Gesamtbild in San Lorenzo wurde zu einer der schönsten und ergreifendsten Schöpfungen von Michelangelo.

Im Jahre 1534 verließ Michelangelo Florenz wieder. Von den nun in Rom entstandenen Werken ist die „Pietà Rondanini" hervorzuheben, bei der die Gestalt des Christus nicht quer auf dem Schoß der Gottesmutter gelagert ist; sondern parallel zu ihrem Körper zu Boden sinkt. Das ist eines der letzten plastischen Werke des Künstlers, das unvollendet blieb. Beide Figuren, wie des Christus, so auch der Gottesmutter, sind durch besondere Vergeistigung und Seelenverwandtschaft gekennzeichnet.

Michelangelo war wie Raffael auch Baumeister. Unter seiner Leitung entstand das Treppenhaus der Bibliotheca Laurenziana in Florenz. Mit der von ihm geplanten Umgestaltung des Platzes auf dem Kapitolshügel in Rom wurde Michelangelo zum Schöpfer der ersten vollkommen geschlossenen Platzanlage Europas. Von 1547 bis 1564 war er Bauleiter an der Peterskirche zu Rom. Die Westteile und die Kuppel gehen auf seinen Entwurf zurück. Im Unterschied zu der Irrationalität der Barockbaukunst waren die Bauwerke Michelangelos stets auf den Menschen bezogen und drückten an die menschliche Wirklichkeit gebundene Ideale aus. Deshalb bezeichnen auch seine Leistungen als Baumeister den Höhepunkt der Renaissance.

Das erregendste Werk Michelangelos ist das „Jüngste Gericht" in der Sixtinischen Kapelle. Unnachahmlich ist die grandiose Bewegung, mit der Christus, zornig und unversöhnlich, über die Menschheit richtet. Es ist, als ginge hier Michelangelo mit seiner Zeit selbst ins Gericht. Dieser Mensch, der sich zu Savonarola bekannte, war ein glühender Republikaner. Möglich, dass dieses Werk ein Aufschrei gegen das Papsttum war. Mit seiner dramatischen Bewegtheit ist es wie ein Symbol für die Zeit, in der Michelangelo lebte.

Der pathetische Heroismus seiner Gestalten steht in voller Parallele zu seinem politischen Wirken als Republikaner, der seiner Gesinnung wegen in seiner persönlichen Freiheit bedroht wurde und deshalb Florenz verlassen mußte. Von diesem demokratischen Geisi ist sein „David" getragen. Michelangelo zürnte mit seinem „Moses" den Feinden des Volkes, und seine Büste „Brutus" verkörperte die große Idee des Kampfes gegen Tyrannen. (Die Entstehung dieser Büste war mit der Ermordung des Tyrannen Alexander Medici verbunden.)

Die „Nacht" in der Kapelle der Medici wurde unter seiner Hand zum Symbol für das Schicksal Italiens. Was er angesichts dieser Plastik empfand, hat der Bildhauer selbst in Worten ausgedrückt, als er schrieb:

Lieb ist der Schlaf mir, Stein zu sein noch lieber;

Nicht sehn, nicht hören muß für Glück ich halten,

Solang Unheil und Schmack im Lande walten,

Drum weck mich nicht; sprich leis' und geh vorüber.

In den Museen der Sowjetunion, in der Leningrader Ermitage und im Moskauer Puschkin-Museum, befinden sich eine Originalskulptur dieses genialen Meisters der „Hockende Knabe" und Abgüsse seiner wundervollen Werke „David", „Pietà", „Moses", „Brutus" u. a.