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буд 5 часть нем.doc
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05.03.2016
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In welcher ebendieser Großmutter auf dem Wege zum Bahnhofe tausend

Abenteuer begegnen und ihr schließlich, frisch und gesund wie die Frau

war, der Zug vor der Nase davonfährt ... worauf Christian die Pointe mit

einem triumphierenden »Musik, Herr Kapellmeister!« abbrach und selbst,

wie erwachend, ganz erstaunt schien, daß die Musik nicht einsetzte ...

Und dann, ganz plötzlich, verstummte er, veränderte sich sein Gesicht,

erschlafften seine Bewegungen. Seine kleinen, runden, tiefliegenden

Augen begannen mit unruhigem Ernst nach allen Richtungen zu wandern, er

strich mit der Hand an seiner linken Seite hinunter, es war, als horche

er in sein Inneres hinein, woselbst Seltsames geschah ... Er trank noch

ein Gläschen Likör, ward noch einmal ein wenig aufgeräumter, versuchte

noch eine Geschichte zu erzählen und brach dann in ziemlich deprimierter

Stimmung auf.

Frau Permaneder, die in dieser Zeit ausnehmend lachlustig war und sich

köstlich amüsiert hatte, begleitete ihren Bruder in ausgelassener Laune

zur Treppe. »Adieu, Herr Agent!« sagte sie. »Minnesänger! Mädchenfänger!

Altes Schaf! Komm bald mal wieder!« Und sie lachte aus vollem Halse

hinter ihm drein und kehrte in ihre Wohnung zurück.

Aber Christian Buddenbrook focht das nicht an; er überhörte es, denn er

war in Gedanken. Na, dachte er, nun will ich mal ein bißchen nach

Quisisana gehen. Und den Hut etwas schief auf dem Kopf, gestützt auf

seinen Stock mit der Nonnenbüste, langsam, steif und ein wenig lahmend

ging er die Treppe hinab.

Zweites Kapitel

Es war im Frühling des Jahres achtundsechzig, als Frau Permaneder eines

Abends gegen zehn Uhr sich in der ersten Etage des Fischergrubenhauses

einstellte. Senator Buddenbrook saß allein im Wohnzimmer, das mit

olivenfarbenen Ripsmöbeln ausgestattet war, an dem runden Mitteltisch im

Lichte der großen Gaslampe, die vom Plafond herabhing. Er hatte die

»Berliner Börsenzeitung« vor sich ausgebreitet und las, leicht über den

Tisch gebeugt, seine Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger der

Linken und auf der Nase ein goldenes Pincenez, dessen er sich seit

einiger Zeit bei der Arbeit bedienen mußte. Er hörte die Schritte seiner

Schwester durch das Eßzimmer kommen, nahm das Glas von den Augen und

blickte gespannt in das Dunkel hinein, bis Tony zwischen den Portieren

und im Lichtbereich auftauchte.

»Oh, du bist es. Guten Abend. Schon zurück von Pöppenrade? Wie geht es

deinen Freunden?«

»Guten Abend, Tom! Danke, Armgard ist wohlauf ... Du bist hier ganz

einsam?«

»Ja, du kommst mir sehr erwünscht. Ich habe heute abend so allein essen

müssen, wie der Papst; denn Fräulein Jungmann kommt als Gesellschaft

nicht recht in Betracht, weil sie jeden Augenblick aufspringt und

hinaufläuft, um nach Hanno zu sehen ... Gerda ist im Kasino. Tamayo

geigt dort. Christian hat sie abgeholt ...«

»Dausend! um wie Mutter zu reden. -- Ja, ich habe in letzter Zeit

bemerkt, Tom, daß Gerda und Christian sich gut vertragen.«

»Ich auch. Seit er dauernd hier ist, fängt sie an, Geschmack an ihm zu

gewinnen. Sie hört auch ganz aufmerksam zu, wenn er seine Leiden

beschreibt ... Mein Gott, er amüsiert sie. Neulich sagte sie zu mir: `Er

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