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буд 5 часть нем.doc
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Verlobung ihres verehrten Bruders, die Tatsache, daß ausgemacht ihre

Freundin Gerda die Erwählte war, das Glänzende dieser Partie, die den

Familiennamen und die Firma mit neuem Schimmer bestrahlte, die 300000

Kurantmark Mitgift, von der sie hatte munkeln hören, der Gedanke, was

die Stadt, was die anderen Familien, was im besonderen Hagenströms dazu

sagen würden ... das alles trug dazu bei, sie in einen Zustand

beständiger Entzückung zu versetzen. Dreimal stündlich zum wenigsten

umarmte sie ihre zukünftige Schwägerin mit Leidenschaft ...

»Oh, Gerda!« rief sie. »Ich liebe dich, weißt du, ich habe dich immer

geliebt! Ich weiß ja, du kannst mich nicht leiden, du hast mich immer

gehaßt, aber ...«

»Aber ich bitte dich, Tony!« sagte Fräulein Arnoldsen. »Wie sollte ich

wohl dazu gekommen sein, dich zu hassen? Darf ich fragen, was du mir

eigentlich Greuliches angetan hast?«

Aus irgendwelchen Gründen jedoch, wahrscheinlich ganz allein aus

übermäßiger Freude und bloßer Lust am Reden, beharrte Tony störrisch

dabei, daß Gerda sie immer gehaßt habe, daß sie aber ihrerseits -- und

ihre Augen füllten sich mit Tränen -- diesen Haß stets mit Liebe

vergolten habe. Hierauf nahm sie Thomas beiseite und sagte zu ihm: »Das

hast du gut gemacht, Tom, o Gott, wie hast du das gut gemacht! Nein, daß

=Vater= dies nicht mehr erlebt ... es ist zum Heulen, weißt du! Ja,

hiermit wird manches ausgewetzt ... nicht zuletzt die Sache mit jener

Persönlichkeit, deren Namen ich nicht gern in den Mund nehme ...« Worauf

es ihr einfiel, Gerda in ein leeres Zimmer zu ziehen und ihr ihre ganze

Ehe mit Bendix Grünlich in fürchterlicher Ausführlichkeit zu erzählen.

Auch plauderte sie lange Stunden mit ihr von der Pensionszeit, von ihren

abendlichen Gesprächen damals, von Armgard von Schilling in Mecklenburg

und Eva Ewers in München ... Um Sievert Tiburtius und seine Verlobung

mit Klara bekümmerte sie sich beinahe gar nicht; aber die beiden

trachteten auch nicht danach. Sie saßen meist stille Hand in Hand und

sprachen sanft und ernst von einer schönen Zukunft.

Da das Trauerjahr der Buddenbrooks noch nicht abgelaufen war, so wurden

die beiden Verlobungen nur in der Familie gefeiert; Gerda Arnoldsen aber

war dennoch rasch genug berühmt in der Stadt, ja, ihre Person bildete

den hauptsächlichen Gesprächsstoff an der Börse, im Klub, im

Stadttheater, in Gesellschaft ... »Tipptopp«, sagten die Suitiers und

schnalzten mit der Zunge, denn das war der neueste hamburgische Ausdruck

für etwas auserlesen Feines, handelte es sich nun um eine Rotweinmarke,

um eine Zigarre, um ein Diner oder um geschäftliche Bonität. Aber unter

den soliden, biederen und ehrenfesten Bürgern waren viele, die den Kopf

schüttelten ... »Sonderbar ... diese Toiletten, dieses Haar, diese

Haltung, dieses Gesicht ... ein bißchen reichlich sonderbar.« Kaufmann

Sörensen drückte es aus: »Sie hat ein bißchen was Gewisses ...«, und

dabei wand er sich und machte ein krauses Gesicht, wie wenn ihm an der

Börse eine faule Offerte gemacht wurde. Aber es war Konsul Buddenbrook

... es sah ihm ähnlich. Ein bißchen prätentiös, dieser Thomas

Buddenbrook, ein bißchen ... anders: anders auch als seine Vorfahren.

Man wußte, besonders der Tuchhändler Benthien wußte es, daß er nicht nur

seine sämtlichen feinen und neumodischen Kleidungsstücke -- und er besaß

deren ungewöhnlich viele: Pardessus, Röcke, Hüte, Westen, Beinkleider

und Krawatten -- ja auch seine Wäsche aus Hamburg bezog. Man wußte

sogar, daß er tagtäglich, manchmal sogar zweimal am Tage, das Hemd

wechselte und sich das Taschentuch und den _à la_ Napoleon _III._

ausgezogenen Schnurrbart parfümierte. Und das alles tat er nicht der

Firma und der Repräsentation zuliebe -- das Haus »Johann Buddenbrook«

hatte das nicht nötig --, sondern aus einer persönlichen Neigung zum

Superfeinen und Aristokratischen ... wie sollte man das ausdrücken,

Teufel noch mal! Und dann diese Zitate aus Heine und anderen Dichtern,

die er manchmal bei den praktischsten Gelegenheiten, bei geschäftlichen

oder städtischen Fragen in seine Rede einfließen ließ ... Und nun diese

Frau ... Nein, auch an ihm selbst, an Konsul Buddenbrook war »ein

bißchen was Gewisses« -- -- was selbstverständlich mit jederlei Respekt

bemerkt werden sollte, denn die Familie war hoch achtbar, und die Firma

war von höchster Bonität, und der Chef war ein gescheuter,

liebenswürdiger Mann, der die Stadt liebte und ihr sicher noch

erfolgreich dienen würde ... Und es war ja auch eine höllisch feine

Partie, man sprach von runden 100000 Talern Kurant ... Indessen ... Und

unter den Damen befanden sich manche, die Gerda Arnoldsen ganz einfach

»=albern=« fanden; wobei daran zu erinnern ist, daß »albern« einen sehr

harten Ausdruck der Verurteilung bedeutete.

Wer aber, seitdem er sie zum ersten Male auf der Straße erschaut,

Thomas Buddenbrooks Braut mit einer ingrimmigen Begeisterung verehrte,

das war der Makler Gosch. »Ha!« sagte er im Klub oder in der

»Schiffergesellschaft«, indem er sein Punschglas emporhielt und sein

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