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буд 5 часть нем.doc
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Ich ab; aber ich nehme das Versprechen der Arnoldsens mit, daß sie uns,

der Vater, Gerda und auch ihre verheiratete Schwester, im August

besuchen werden, und dann wirst Du nicht umhin können zuzugestehen, daß

dies die Rechte für mich ist. Denn es liegt für Dich doch kein Einwand

darin, daß Gerda nur drei Jahr jünger ist als ich? Du wirst wohl niemals

angenommen haben, hoffe ich, daß ich irgendeinen Backfisch aus dem

Kreise Möllendorpf-Langhals-Kistenmaker-Hagenström heimführen würde.

Und was die »Partie« betrifft?... Ach, ich ängstige mich beinahe davor,

daß Stephan Kistenmaker und Hermann Hagenström und Peter Döhlmann und

Onkel Justus und die ganze Stadt mich pfiffig anblinzeln wird, wenn man

Von der Partie erfährt; denn mein zukünftiger Schwiegervater ist

Millionär ... Mein Gott, was läßt sich darüber sagen? Es gibt so viel

Halbes in uns, das so oder so gedeutet werden kann. Ich verehre Gerda

Arnoldsen mit Enthusiasmus, aber ich bin durchaus nicht gesonnen, tief

genug in mich selbst hinabzusteigen, um zu ergründen, ob und inwiefern

die hohe Mitgift, die man mir gleich bei der ersten Vorstellung in

ziemlich zynischer Weise ins Ohr flüsterte, zu diesem Enthusiasmus

beigetragen hat. Ich liebe sie, aber es macht mein Glück und meinen

Stolz desto größer, daß ich, indem sie mein eigen wird, gleichzeitig

unserer Firma einen bedeutenden Kapitalzufluß erobere.

Ich schließe, liebe Mutter, diesen Brief, der in Anbetracht des

Umstandes, daß wir uns in wenigen Tagen schon mündlich über mein Glück

werden bereden können, schon allzulang geworden ist. Ich wünsche dir

einen angenehmen und erholsamen Badeaufenthalt und bitte Dich, alle die

Unsrigen auf das Herzlichste von mir zu grüßen.

In treuer Liebe

Dein gehorsamer Sohn

T.

Achtes Kapitel

In der Tat, es gab dieses Jahr einen lebhaften und festlichen Hochsommer

im Buddenbrookschen Hause.

Am Ende des Juli traf Thomas wieder in der Mengstraße ein und besuchte,

gleich den übrigen Herren, die in der Stadt geschäftlich in Anspruch

genommen waren, seine Familie einige Male am Meere, während Christian

sich daselbst vollkommene Ferien gemacht hatte, denn er klagte über

einen unbestimmten Schmerz im linken Bein, mit dem Doktor Grabow

durchaus nichts anzufangen wußte, und über den Christian daher desto

eingehender nachdachte ...

»Es ist kein Schmerz ... so kann man es nicht nennen«, erklärte er

mühsam, indem er mit der Hand an dem Beine auf und nieder fuhr, seine

große Nase krauste und die Augen wandern ließ. »Es ist eine Qual, eine

fortwährende, leise, beunruhigende Qual im ganzen Bein ... und an der

linken Seite, an der Seite, wo das Herz sitzt ... Sonderbar ... ich

finde es sonderbar! Was denkst du eigentlich darüber, Tom ...«

»Ja, ja ...« sagte Tom. »Du hast nun Ruhe und Seebäder ...«

Und dann ging Christian an die See hinunter, um der Badegesellschaft

Geschichten zu erzählen, daß der Strand von Lachen widerhallte, oder in

den Kursaal, um mit Peter Döhlmann, Onkel Justus, Doktor Gieseke und

einigen Hamburger Suitiers Roulette zu spielen.

Und Konsul Buddenbrook besuchte mit Tony, wie immer, wenn man in

Travemünde war, die alten Schwarzkopfs in der Vorderreihe ... »Good'n

Dag ook, Ma'm' Grünlich!« sagte der Lotsenkommandeur und redete vor

Freude platt. »Na, weetens woll noch? Dat's nu all bangig lang her,

öäwer dat wier ne verdammt nette Tied ... Un uns Morten, de is nu all

lang Dokter in Breslau, un hei hett ook all ne ganz staatsche Praxis,

der Bengel ...« Dann lief Frau Schwarzkopf umher und machte Kaffee, und

sie vesperten in der grünen Veranda wie ehemals ... nur daß alle um

volle zehn Jahre älter waren nunmehr, daß Morten und die kleine Meta,

die den Ortsvorsteher von Haffkrug geheiratet hatte, fern waren, daß der

Kommandeur, schon ganz weiß und ziemlich taub, im Ruhestand lebte, daß

seine Frau in ihrem Netze ebenfalls sehr graues Haar trug und Madame

Grünlich keine Gans mehr war, sondern das Leben kennengelernt hatte, was

sie aber nicht hinderte, eine Menge Scheibenhonig zu essen, denn sie

sagte: »Das ist reines Naturprodukt; da weiß man doch, was man

verschluckt!«

Zu Anfang des August jedoch kehrten Buddenbrooks wie die meisten anderen

Familien in die Stadt zurück, und dann kam der große Augenblick, wo,

fast gleichzeitig, Pastor Tiburtius von Rußland und die Arnoldsens von

Holland her zu längerem Besuche in der Mengstraße eintrafen.

Es war eine sehr schöne Szene, als der Konsul zum ersten Male seine

Braut ins Landschaftszimmer und zu seiner Mutter führte, die ihr mit

ausgebreiteten Armen, den Kopf zur Seite geneigt, entgegenkam. Gerda,

die mit freier und stolzer Anmut auf dem hellen Teppich dahinschritt,

war hoch und üppig gewachsen. Mit ihrem schweren dunkelroten Haar, ihren

nahe beieinander liegenden, braunen, von feinen bläulichen Schatten

umlagerten Augen, ihren breiten, schimmernden Zähnen, die sie lächelnd

zeigte, ihrer geraden, starken Nase und ihrem wundervoll edel geformten

Munde war dieses siebenundzwanzigjährige Mädchen von einer eleganten,

fremdartigen, fesselnden und rätselhaften Schönheit. Ihr Gesicht war

mattweiß und ein wenig hochmütig; aber sie neigte es dennoch, als die

Konsulin ihr Haupt mit sanfter Innigkeit zwischen beide Hände nahm und

ihr die schneeige, makellose Stirne küßte ... »Ja, nun heiße ich dich

willkommen in unserem Hause und unserer Familie, du liebe, schöne,

gesegnete Tochter«, sagte sie. »Du wirst ihn glücklich machen ... sehe

ich es nicht schon, wie glücklich du ihn machst?« Und sie zog mit dem

rechten Arme Thomas herbei, um ihn ebenfalls zu küssen.

Niemals, höchstens vielleicht zu Großvaters Zeiten, war es heiterer und

geselliger zugegangen in dem großen Hause, das mit Leichtigkeit die

Gäste aufnahm. Nur Pastor Tiburtius hatte aus Bescheidenheit sich im

Rückgebäude beim Billardsaale ein Zimmer erwählt; die übrigen, Herr

Arnoldsen, ein beweglicher, witziger Mann am Ende der Fünfziger mit

grauem Spitzbart und einem liebenswürdigen Elan in jeder Bewegung, seine

ältere Tochter, eine leidend aussehende Dame, sein Schwiegersohn, ein

eleganter Lebemann, der sich von Christian in der Stadt umher und in den

Klub führen ließ, und Gerda verteilten sich in den überflüssigen Räumen

zu ebener Erde, bei der Säulenhalle, im ersten Stock ...

Antonie Grünlich war froh, daß Sievert Tiburtius zur Zeit der einzige

Geistliche im elterlichen Hause war ... sie war mehr als froh! Die

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