- •Verpflichtung; aber erstens bin ich noch ein bißchen jung ... Und dann
- •Verzeiht, wenn ich in diesem Augenblick allzu ausschließlich im Sinne
- •Im übrigen gingen, wie sich versteht, die Bestimmungen dahin, daß alles
- •Inniggeliebten Frau« ... »Sagen wir 100000!« schlug er vor, indem er
- •Immer mit ehrlichen und gerechten Dingen zugeht« ...
- •Verlegenheit. Sie legte den Kopf zurück, ordnete Schleier und Rock und
- •Ihn am nachhaltigsten beeinflußt zu haben, und da er auch in Valparaiso
- •Vollführte wahnsinnige Passagen, warf sich zurück, blickte entzückt nach
- •In dem Bestreben, dies auszudrücken, dies zu erklären ... »Man schließt
- •Indem man einer Getreidehandlung zum Flor verhilft, indem man seine
- •Vaters hätte für sich in Anspruch nehmen können, zu Tony Grünlichs
- •Versammelte sich im Eßsaale, während das Dienstpersonal in der
- •Von Lampen und Kerzen etwa zwanzig Damen, die in dem Alter standen, wo
- •Verschrumpften Papageiköpfen saßen blanke, sanft verschleierte braune
- •Versehen mit der Empfehlung eines Amtsbruders, der ebenfalls einst in
- •Verehelichen. Keinen der skeptischen, rotspontrinkenden und jovialen
- •Ich ab; aber ich nehme das Versprechen der Arnoldsens mit, daß sie uns,
- •Von der Partie erfährt; denn mein zukünftiger Schwiegervater ist
- •Verlobung ihres verehrten Bruders, die Tatsache, daß ausgemacht ihre
- •Intrigantengesicht in greulicher Mimik verzerrte ... »Welch ein Weib,
- •Vorherginge. Es half nichts, daß Thomas sich widersetzte. »Bitte!« sagte
- •Ihren Erker bekommt, und daß ich mich nach einigen brauchbaren
- •Ich bin nicht gern zu Hause, weißt du; Gott strafe mich, wenn das eine
- •Verhältnisse, ich bin keine Gans mehr und habe meine Augen im Kopfe. Ich
- •Verhältnisse kommst.«
- •Ist nicht der gewöhnliche Maßstab an sie zu legen. Sie ist eine
- •Ich bitte um Verzeihung, denn es ist eine Schande, daß ich noch nicht
- •Von oben bis unten ganz kunterbunt bemalt, mit heiligen Georgs, die den
- •Im Vorübergehen auch des Herrn Permaneder, und gesetzt den Fall, daß
- •Ihre Heiterkeit; die Stimmung im Hause bedurfte dringend der
- •Vernunft besprochen und zum Guten gewandt ...
- •Ich gebe dir ja zu, daß die Antwort vielleicht nicht der Stimmung
- •Von denen das Haar in zwei Einbuchtungen zurücktrat, waren deutlich zu
- •Verwertung auszuzahlen. Es gibt, in Hamburg oder wo auch immer, sichere,
- •In der Luft und sagte mit großer Kraftanstrengung: »Da tun sich die
- •Is koa Red'. Ah, naa, die Hauptsach' is halt, daß I allweil den Wunsch
- •Im Kontorrock, eilig, ein wenig abgespannt und überhäuft, um zu einem
- •Is koane g'schäftsstadt ... Da will an jeder sei' Ruh' und sei' Maß ...
- •Volle drei Stunden nach seiner Ankunft begann der Hopfenhändler
- •Verschränkt und blickte weder rechts noch links, sondern mit würdiger
- •Verstohlen seine Augen auf Tony ruhen. Die Konsulin bemerkte das
- •Verbindungen, und da die Jahreszeit vorgeschritten war, da man zum
- •Verlassen ...
- •Ich ihn, so treuherzig und behaglich. Und ich merkte auch gleich, daß es
- •Ihn verlassen, denn ich glaube wirklich, daß er mit Noppe bei der
- •Im Kopf. Mutter ... Das mag sein, die würde nicht geradezu darauf
- •Verteilt im Leben, Ida; du hattest mit dreißig schon graues Haar, das
- •Vernahm. Thomas, der Zigaretten rauchte, sah aufmerksam um sich, wenn
- •Immer beim sichersten Wetter einen langen, offenen Regenmantel nebst
- •In der Tat, dort oben auf der dritten Etage der waldigen Terrasse saßen
- •Vollbart, und seine Nase -- die Nase seiner Mutter -- lag auffallend
- •Von denen sie mit Erlaubnis des Kellners sogar einige zum Andenken in
- •Vorm Gasthaus ward Order gegeben, daß in einer Stunde der Wagen
- •Vergeben und vergessen, und die Rache ist mein, spricht der Herr ...
- •Verlobungstages im Landschaftszimmer stattfand, wurden ohne Hindernis
- •In der Nähe also der Niederpaurs -- anzukaufen im Begriffe war, und
- •Verabscheute und Tony, vor kurzem vom Sommeraufenthalt zurückgekehrt,
- •Viel zu spät zur Kirche, weil er dem Klub einen Besuch abgestattet
- •Ist doch am Ende nur der Gram, der ihn aufreibt, den armen Mann ... Was
- •Inspektionsgänge an den Hafen, in die Speicher, verhandelte als Reeder
- •1859 Ward die Hoffnung zur Gewißheit, daß Tony zum zweiten Male Mutter
- •Vergeblich bemühte, den unfähigen kleinen Organismus in Gang zu halten,
- •Vorbereitungen!«
- •Vor zehn Minuten gekommen. Aber es muß etwas geschehen sein, und wir
- •In der Nacht, klingelte nach Ida Jungmann, die jetzt neben ihr im
- •In dem man das Knarren der Stufen, ein hustendes Gekicher, gepreßte
- •Ich verstehe alles ganz gut, meine arme kleine Dirn, denn ich bin nicht
- •In dem die Konsulin seit einiger Zeit ihre Handarbeit zu bewahren
- •Vollständig angekleidet auf dem Bette liegend, dessen Vorhänge
- •Vor der Nase wegnehmen dürfen, denn es gebührt natürlich dir ...«
- •Ich die Sache um ebensoviel zu leicht nehme, als du sie zu schwer
- •Ihm zu verstehen geben, sei überzeugt ...«
- •In festlicher Stimmung, in etwas zu guter Laune nach Hause und läßt sich
- •In den Hosentaschen, und ließ seine Augen auf ihr ruhen, ohne sie zu
- •Vom Leben zu halten habe. Ich erstarre nicht mehr, wenn ich erfahre, daß
- •Ich deine Schwester bin! Eva Ewers hat es gekonnt ... Gut! Aber eine
- •Ich kann nichts mehr ausrichten ... Ja, ihr müßt mir nun schon das
- •Ihnen auch diese Genugtuung noch zuteil wurde ... Therese Weichbrodt,
- •Vorzeitig Charakteristisches und kleidet ein vier Wochen altes nicht zum
- •Visitenkartenschale zwischen den Tatzen, drunten auf dem Vorplatz steht.
- •Von seiner heißen Schokolade und plaudert mit verklärtem Gesicht in
- •Ihm einen Nebenverdienst als Stiefelwichser angewiesen. Frühmorgens
- •Indem er eine seiner hellen Brauen emporzieht, und einige
- •Von Pastor Pringsheims Rede einmal sogar aus irgendwelchen Gründen den
- •Im stillen. Eingesargte Hoffnungen regen sich, stehen auf und werden
- •Verfassungsmäßig ausgeschlossen, weil sein Bruder dem Senate angehörte.
- •Ihren Eindruck zu machen. Dieser große, ein wenig zu fette Mann mit
- •Von Verwaltungs- und Aufsichtsräten, in denen ihm seit seiner Wahl das
- •Vorwärts und ließ ihm keinen Frieden. Auch wenn er scheinbar ruhte, nach
- •Vorläufig festsetzte, nicht gering war, fand er, daß er sie ohne
- •Verantwortung, es zu verschweigen --, daß der kleine Johann zum
- •Versah, so war es beschlossene Sache, daß in das neue Haus nicht mehr
- •Iwersen verbeugte sich ebenso tief wie ungeschickt, während seine Frau,
- •Von der schwindelnden Höhe des »einfallenden Lichtes« ein mächtiger,
- •Vorbereitet haben. Und dann ist hier noch diese zweite Einlage: auch an
- •Ich dir die Sache abnehme und morgen vormittag selbst mit Mutter
- •Vernehmen. Sie saß, die Hände ringend, am Fenster des Landschaftszimmers,
- •Von Sievert und Klara Tiburtius überreicht hatte, war ihm die schwere
- •Ich denn anders? Konnte ich es denn?!... Sie, die nun bei Gott, und all
- •Versucht hättest, es mir zu verbieten!«
- •Von Senator Buddenbrooks neuem Hause, küssen der Hausdame die Hände und
- •Im Spätherbst und Winter kehren die Truppen siegreich zurück, werden
- •Von nun an gehörte er zur Familie, begann an den »Kindertagen«
- •Ihrem Ausstattungsfieber, sie allzu deutlich an die Zeit ihres eignen
- •Von Eßwaren und unbekleidete Frauengestalten, denn dies war Hugo
- •Ick seg: `Mein liebes Kind,
- •In welcher ebendieser Großmutter auf dem Wege zum Bahnhofe tausend
- •Ist kein Bürger, Thomas! Er ist noch weniger ein Bürger, als du!´ ...«
- •Irdischen Leben. Ich komme soeben aus Verhältnissen, will ich dir sagen,
- •Ihrerseits sich hinter mich gesteckt hat ... Verstehst du?«
- •Irrtum. Es kann sich hier nicht um irgendeinen Vorschuß handeln. Maiboom
- •Vergnügt zu werden. Aber ich versichere dich, daß ich niemals wacher und
- •Von dem ein zweiter Ausgang linkerseits in das Ankleidezimmer des
- •Versichere dich, ich heulte wie ein Kettenhund, es wurde mir entsetzlich
- •Verdeckt war, das, in zwei länglichen Einbuchtungen von den zarten
- •Ineinander geschoben waren und auf denen ein Likörkasten stand. Von hier
- •Verbummele, ich versumpfe, ich werde alberner als Christian!« Oh, es war
- •Ich ebenfalls nicht ganz unbeteiligt bin ... Höre, Thomas, dies ist
- •Von allen Häusern -- die ganze Fischergrube hinunter, von der
- •Von Jürgen Kröger in Wismar ... Plötzlich errötete Frau Permaneder tief.
- •Verzerrt.
- •Ins Eßzimmer hinüber.
- •Von der Decke, der großen Glasscheibe des »Einfallenden Lichtes«,
- •Verwitwete Senatorin Möllendorpf thront im Salon inmitten des Sofas,
- •In welche ein dicker Mann mit verzweifeltem Gesichtsausdruck stößt,
- •Ineinander hallenden Schallmassen nicht innehielten, einem
Fünfter Teil
Erstes Kapitel
»Guten Abend, Justus«, sagte die Konsulin. »Geht es dir gut? Nimm
Platz.«
Konsul Kröger umarmte sie zart und flüchtig und schüttelte seiner
ältesten Nichte die Hand, die gleichfalls im Eßsaale zugegen war. Er
zählte nun ungefähr fünfundfünfzig Jahre und hatte sich zu seinem
kleinen Schnurrbart einen starken runden Backenbart wachsen lassen, der
das Kinn frei ließ und ganz grau war. Über seine breite und rosige
Glatze waren sorgfältig ein paar spärliche Haarstreifen frisiert. Ein
breiter Trauerflor saß an dem Ärmel seines eleganten Leibrockes.
»Weißt du das Neueste, Bethsy?« fragte er. »Ja, Tony, dich wird es
besonders interessieren. Kurz, unser Grundstück vorm Burgtor ist nun
verkauft ... an wen? Nicht etwa an =einen= Mann, sondern an zwei, denn
es wird geteilt, das Haus wird abgebrochen, ein Zaun quer
hindurchgezogen, und dann baut sich rechts Kaufmann Benthien und links
Kaufmann Sörenson eine Hundehütte ... nun, Gott befohlen.«
»Unerhört«, sagte Frau Grünlich, indem sie die Hände im Schoße faltete
und zum Plafond emporblickte ... »Großvaters Grundstück! Gut, damit ist
das Besitztum verpfuscht. Der Reiz bestand gerade in der Weitläufigkeit
... die eigentlich überflüssig war ... aber das war das Vornehme. Der
große Garten ... bis zur Trave hinunter ... und das zurückliegende Haus
mit der Auffahrt, der Kastanienallee ... Nun wird es also geteilt.
Benthien wird vor der einen Tür stehen und seine Pfeife rauchen, und
Sörenson vor der anderen. Ja, ich sage auch `Gott befohlen´, Onkel
Justus. Es ist wohl niemand mehr vornehm genug, um das Ganze zu
bewohnen. Gut, daß Großpapa es nicht mehr zu sehen bekommt ...«
Die Trauerstimmung lag noch zu schwer und ernst in der Luft, als daß
Tony ihrer Entrüstung in lauteren und stärkeren Worten hätte Ausdruck
geben mögen. Es war am Tage der Testamentseröffnung, zwei Wochen nach
des Konsuls Ableben, nachmittags halb sechs Uhr. Die Konsulin
Buddenbrook hatte ihren Bruder in die Mengstraße gebeten, damit er sich
mit Thomas und Herrn Marcus, dem Prokuristen, an einer Unterredung über
die Verfügungen des Verstorbenen und die Vermögensverhältnisse
beteilige, und Tony hatte den Entschluß kundgetan, gleichfalls an den
Auseinandersetzungen teilzunehmen. Dieses Interesse, hatte sie gesagt,
sei sie der Firma sowohl wie der Familie schuldig, und sie trug Sorge,
dieser Zusammenkunft den Charakter einer Sitzung, eines Familienrates zu
verleihen. Sie hatte die Fenstervorhänge geschlossen und trotz der
beiden Paraffinlampen, die auf dem ausgezogenen, grüngedeckten
Speisetisch brannten, zum Überfluß sämtliche Kerzen auf den großen
vergoldeten Kandelabern entzündet. Außerdem hatte sie auf der Tafel eine
Menge Schreibpapiers und gespitzter Bleistifte verteilt, von denen
niemand wußte, wozu sie eigentlich gebraucht werden sollten.
Das schwarze Kleid gab ihrer Gestalt eine mädchenhafte Schlankheit, und
obgleich sie den Tod des Konsuls, dem sie während der letzten Zeit so
herzlich nahegestanden, vielleicht von allen am schmerzlichsten empfand,
obgleich sie noch heute bei dem Gedanken an ihn zweimal in bittere
Tränen ausgebrochen war, vermochte die Aussicht auf diesen kleinen
Familienrat, diese kleine ernsthafte Unterredung, an der sie mit Würde
teilzunehmen gedachte, ihre hübschen Wangen zu röten, ihren Blick zu
beleben, ihren Bewegungen Freude und Wichtigkeit zu geben ... Die
Konsulin dagegen, ermattet vom Schrecken, vom Schmerz, von tausend
Trauerformalitäten und den Begräbnisfeierlichkeiten, sah leidend aus.
Ihr Gesicht, von den schwarzen Spitzen der Haubenbänder umrahmt,
erschien noch bleicher dadurch, und ihre hellblauen Augen blickten matt.
In ihrem glattgescheitelten, rotblonden Haar aber war noch immer kein
einziges weißes Fädchen zu sehen ... War auch dies noch die Pariser
Tinktur oder schon die Perücke? Das wußte Mamsell Jungmann allein, und
sie würde es nicht einmal den Damen des Hauses verraten haben.
Man saß am Ende des Speisetisches und wartete, daß Thomas und Herr
Marcus aus dem Kontor kämen. Weiß und stolz hoben sich die gemalten
Götterbilder auf ihren Sockeln von dem himmelblauen Hintergrunde ab.
Die Konsulin sagte: »Die Sache ist diese, mein lieber Justus ... ich
habe dich bitten lassen ... kurz zu sein, es handelt sich um Klara, das
Kind. Mein lieber seliger Jean hat die Wahl eines Vormundes, dessen die
Dirn noch während dreier Jahre bedarf, mir überlassen ... Ich weiß, du
liebst es nicht, mit Verpflichtungen überhäuft zu werden; du hast
Pflichten gegen deine Frau, gegen deine Söhne ...«
»Gegen meinen Sohn, Bethsy.«
»Gut, gut, wir sollen christlich und barmherzig sein, Justus. Wie wir
vergeben unseren Schuldigern, heißt es. Gedenke unseres gnädigen Vaters
im Himmel.«
Ihr Bruder sah sie ein wenig verwundert an. Man hatte bisher nur aus des
verstorbenen Konsuls Munde solche Redewendungen vernommen ...
»Genug!« fuhr sie fort, »es sind so gut wie keine Mühseligkeiten mit
diesem Liebesamte verbunden ... Ich möchte dich bitten, die
Vormundschaft zu übernehmen.«
»Gern, Bethsy, wahrhaftig, das tu ich gern. Darf ich mein Mündel nicht
sehen? Ein bißchen zu ernst das gute Kind ...«
Klara ward gerufen. Schwarz und bleich erschien sie langsam, mit traurig
zurückhaltenden Bewegungen. Sie hatte die Zeit nach ihres Vaters Tode
fast unaufhörlich mit Beten auf ihrem Zimmer verbracht. Ihre dunklen
Augen waren unbeweglich; sie schien erstarrt in Schmerz und
Gottesfurcht.
Onkel Justus, galant wie er war, schritt ihr entgegen und verbeugte sich
beinahe, als er ihr die Hand drückte; dann richtete er einige
wohlgesetzte Worte an sie, und sie ging wieder, nachdem sie von der
Konsulin einen Kuß auf ihre unbeweglichen Lippen entgegengenommen hatte.
»Wie geht es dem guten Jürgen?« begann die Konsulin aufs neue. »Wie
fühlt er sich in Wismar?«
»Gut«, antwortete Justus Kröger, indem er sich mit einem Achselzucken
wieder niedersetzte ... »Ich glaube, er hat nun seinen Platz gefunden.
Er ist ein braver Junge, Bethsy, ein Junge von Ehre; aber ... nachdem
ihm das Examen zweimal mißglückt, war es das beste ... Die Jurisprudenz
machte ihm selbst keinen Spaß, und die Position an der Post in Wismar
ist ganz akzeptabel ... Sage mal, ich höre, dein Christian kommt?«
»Ja, Justus, er wird kommen, und Gott behüte ihn auf der See! Ach, es
dauert so fürchterlich lange! Obgleich ich ihm am nächsten Tage nach
Jeans Tode geschrieben habe, hat er den Brief noch lange nicht, und dann
braucht er mit dem Segelschiff noch ungefähr zwei Monate. Aber er muß
kommen, ich habe so sehr das Bedürfnis, Justus! Tom sagte zwar, Jean
würde es niemals zugegeben haben, daß er seine Stelle in Valparaiso
fahren läßt ... aber ich bitte dich: acht Jahre beinahe, daß ich ihn
nicht gesehen habe! Und dann unter diesen Umständen! Nein, ich will sie
alle um mich haben in dieser schweren Zeit ... das ist natürlich für
eine Mutter ...«
»Sicherlich, sicherlich!« sagte Konsul Kröger, denn ihr kamen die
Tränen.
»Jetzt ist auch Thomas einverstanden«, fuhr sie fort, »denn wo ist
Christian besser aufgehoben als in dem Geschäft seines seligen Vaters,
in Toms Geschäft? Er kann hierbleiben, hier arbeiten ... ach, ich bin
auch beständig in Angst, daß ihm dort drüben das Klima ein Übel tut ...«
Nun kam, begleitet von Herrn Marcus, Thomas Buddenbrook in den Saal.
Friedrich Wilhelm Marcus, des verstorbenen Konsuls langjähriger
Prokurist, war ein hochgewachsener Mann in braunem Schoßrock mit
Trauerflor. Er sprach sehr leise, zögernd, ein wenig stotternd, jedes
Wort eine Sekunde lang überlegend, und pflegte mit dem gerade
ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger seiner Linken langsam und
vorsichtig über seinen rotbraunen, ungepflegt den Mund bedeckenden
Schnurrbart zu streichen oder sich mit Sorgfalt die Hände zu reiben,
wobei er seine runden, braunen Augen so bedächtig zur Seite wandern
ließ, daß er den Eindruck völliger Konfusion und Abwesenheit machte,
obgleich er stets aufmerksam prüfend bei der Sache war.
Thomas Buddenbrook, in so jungen Jahren bereits der Chef des großen
Handelshauses, legte in Miene und Haltung ein ernstes Würdegefühl an
den Tag; aber er war bleich, und seine Hände im besonderen, an deren
einer nun der große Erbsiegelring mit grünem Steine glänzte, waren weiß
wie die Manschetten, die aus den schwarzen Tuchärmeln hervorsahen, von
einer frostigen Blässe, die erkennen ließ, daß sie vollkommen trocken
und kalt waren. Diese Hände, deren schön gepflegte ovale Fingernägel
dazu neigten, eine bläuliche Färbung zu zeigen, konnten in gewissen
Augenblicken, in gewissen, ein wenig krampfhaften und unbewußten
Stellungen einen unbeschreiblichen Ausdruck von abweisender
Empfindsamkeit und einer beinahe ängstlichen Zurückhaltung annehmen,
einen Ausdruck, der den ziemlich breiten und bürgerlichen, wenn auch
fein gegliederten Händen der Buddenbrooks bis dahin fremd gewesen war
und wenig zu ihnen paßte ... Toms erste Sorge war, die Flügeltür zum
Landschaftszimmer zu öffnen, um die Wärme des Ofens, der dort hinter dem
schmiedeeisernen Gitter brannte, dem Saale zugute kommen zu lassen.
Dann wechselte er einen Händedruck mit Konsul Kröger und nahm, Herrn
Marcus gegenüber, Platz an der Tafel, wobei er seine Schwester Tony mit
erhobener Augenbraue ziemlich verwundert ansah. Aber sie legte in einer
Weise den Kopf zurück und das Kinn auf die Brust, daß er jede Bemerkung
über ihre Gegenwart unterdrückte.
»Also man darf noch nicht `Herr Konsul´ sagen?« fragte Justus Kröger ...
»Die Niederlande hoffen vergebens auf deine Vertretung, alter Tom?«
»Ja, Onkel Justus; ich habe es für besser gehalten ... sieh mal, ich
hätte das Konsulat sofort übernehmen können, mit so manch anderer
Verpflichtung; aber erstens bin ich noch ein bißchen jung ... Und dann
habe ich mit Onkel Gotthold gesprochen; er freute sich und akzeptierte.«
»Sehr vernünftig, mein Junge. Sehr politisch ... Vollkommen
_gentlemanlike_.«
»Herr Marcus«, sagte die Konsulin, »mein lieber Herr Marcus!« Und sie
reichte ihm die Hand, deren Fläche sie ganz weit herumdrehte, und die er
langsam, mit einem bedächtigen und verbindlichen Seitenblick
entgegennahm. »Ich habe Sie heraufgebeten ... Sie wissen, um was es
sich handelt, und ich weiß, daß Sie einig mit uns sind. Mein seliger
Mann hat in seinen letztwilligen Verfügungen den Wunsch ausgesprochen,
Sie möchten nach seinem Heimgang Ihre treue, bewährte Kraft nicht länger
als fremder Mitarbeiter, sondern als Teilhaber in den Dienst der Firma
stellen ...«
»Gewiß, allerdings Frau Konsulin«, sprach Herr Marcus. »Ich bitte
ergebenst, überzeugt zu sein, daß ich die Ehrung meiner Person, welche
in diesem Anerbieten liegt, mit Dankbarkeit zu schätzen weiß, denn die
Mittel, welche ich der Firma entgegenzubringen vermag, sind nur allzu
geringe. Ich weiß vor Gott und den Menschen nichts Besseres zu tun, als
Ihre und Ihres Herrn Sohnes Offerte dankbarst zu akzeptieren.«
»Ja, Marcus, dann danke ich Ihnen herzlich für Ihre Bereitwilligkeit,
einen Teil der großen Verantwortlichkeit zu übernehmen, die für mich
vielleicht zu schwer wäre.« Dies sprach Thomas schnell und leichthin,
indem er seinem Associé über den Tisch hinüber die Hand reichte, denn
die beiden waren längst einig, und dies alles war Formalität.
»Kumpanie is Lumperie ... na, Sie beide werden den Schnack ja wohl
zuschanden machen!« sagte Konsul Kröger. »Und nun wollen wir die
Verhältnisse mal durchgehen, Kinder. Ich habe hier bloß auf die Mitgift
meines Mündels zu achten; das übrige ist mir egal. Hast du eine Kopie
des Testamentes da, Bethsy? Und du, Tom, einen kleinen Überschlag?«
»Den habe ich im Kopf«, sagte Thomas und begann, während er sein goldnes
Crayon auf der Tischplatte hin und her bewegte und, zurückgelehnt,
ins Landschaftszimmer hinüberblickte, den Stand der Dinge
auseinanderzusetzen ...
Die Sache war die, daß des Konsuls hinterlassenes Vermögen
beträchtlicher war, als irgendein Mensch geglaubt hatte. Die Mitgift
seiner ältesten Tochter freilich war verlorengegangen, die Einbuße, die
die Firma gelegentlich des Bremer Konkurses im Jahre 51 erlitten, war
ein schwerer Schlag gewesen. Und auch das Jahr 48 sowie das gegenwärtige
Jahr 55 mit ihren Unruhen und Kriegsläuften hatten Verluste gebracht.
Aber der Buddenbrooksche Anteil an der Krögerschen Hinterlassenschaft
von 400000 Kurantmark hatte, da Justus eine Menge im voraus verbraucht,
volle 300000 betragen, und obgleich Johann Buddenbrook nach Kaufmannsart
beständig geklagt hatte, war den Verlusten doch durch einen etwa
fünfzehnjährigen Verdienst von 30000 Talern Kurant die Waage gehalten
worden. Das Vermögen also betrug, abgesehen von jedem Grundbesitz, in
runder Zahl 750000 Mark Kurant.
Selbst Thomas war, bei aller Einsicht in den Geschäftsgang, von seinem
Vater über diese Höhe im unklaren gelassen worden, und während die
Konsulin mit ruhiger Diskretion die Zahl entgegennahm, während Tony mit
einer allerliebsten und verständnislosen Würde geradeaus blickte und
dennoch einen ängstlichen Zweifel aus ihrer Miene nicht verbannen
konnte, welcher ausdrückte: Ist das auch viel? Sehr viel? Sind wir auch
reiche Leute?... während Herr Marcus sich langsam und anscheinend
zerstreut die Hände rieb und Konsul Kröger sich ersichtlich langweilte,
erfüllte ihn selbst diese Zahl, die er aussprach, mit einem nervösen und
treibenden Stolz, der sich beinahe wie Unmut ausnahm.
»Wir müßten längst die Million erreicht haben!« sagte er mit vor
Erregung gepreßter Stimme, indes seine Hände zitterten ... »Großvater
hat in seiner besten Zeit schon 900000 zur Verfügung gehabt ... Und
welche Anstrengungen seitdem, welch hübscher Erfolg, welche guten Coups
hie und da! Und Mamas Mitgift! Mamas Erbe! Ach, aber die beständige
Zersplitterung ... Mein Gott, sie liegt in der Natur der Dinge;