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буд 5 часть нем.doc
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05.03.2016
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Ich verstehe alles ganz gut, meine arme kleine Dirn, denn ich bin nicht

bloß deine Mama, sondern auch eine Frau wie du ... Ich sehe nun, wie

sehr berechtigt dein Schmerz ist, wie völlig dein Mann während eines

Augenblickes der Schwäche vergessen hat, was er dir schuldet ...«

»Während eines Augenblickes?!« rief Tony. Sie sprang auf. Sie trat zwei

Schritte zurück und trocknete fieberhaft ihre Augen. »Während eines

Augenblickes, Mama?!... Was er mir und unserem Namen schuldig ist, das

hat er vergessen ... das hat er nicht gewußt von Anfang an! Ein Mann,

der sich mit der Mitgift seiner Frau ganz einfach zur Ruhe setzt! Ein

Mann ohne Ehrgeiz, ohne Streben, ohne Ziele! Ein Mann, der statt des

Blutes einen dickflüssigen Malz- und Hopfenbrei in den Adern hat ... ja,

davon bin ich überzeugt!... der sich dann noch zu solchen Niedrigkeiten

herbeiläßt, wie dies mit der Babett, und, wenn man ihm seine

Nichtswürdigkeit vorhält, mit einem Worte antwortet ... einem

Worte ...«

Sie war wieder bei dem Worte angelangt, diesem Worte, das sie nicht

wiederholte. Plötzlich aber tat sie einen Schritt vorwärts und sagte mit

unvermittelt ruhiger und sanft interessierter Stimme: »Wie allerliebst.

Woher ist das, Mama?«

Sie wies mit dem Kinn auf einen kleinen Behälter, einen rohrgeflochtenen

Korb, einen zierlichen kleinen Ständer, mit Atlasschleifen geschmückt,

In dem die Konsulin seit einiger Zeit ihre Handarbeit zu bewahren

pflegte.

»Ich habe ihn mir zugelegt«, antwortete die alte Dame; »ich hatte ihn

nötig.«

»Vornehm!« ... sagte Tony, indem sie das Gestell mit seitwärts geneigtem

Kopfe betrachtete. Auch die Konsulin ließ ihre Augen auf dem Gegenstande

ruhen, aber ohne ihn zu sehen, in tiefen Gedanken.

»Nun, meine liebe Tony«, sagte sie endlich, indem sie ihrer Tochter noch

einmal die Hände entgegenstreckte, »wie die Dinge auch liegen mögen: du

bist da, und so sei mir denn aufs herzlichste willkommen, mein Kind. Mit

ruhigerem Gemüte wird sich alles besprechen lassen ... Lege ab, in

deinem Zimmer, mach' es dir bequem ... Ida!?« rief sie mit erhobener

Stimme in den Eßsaal hinein. »Daß Kuverts aufgelegt werden für Madame

Permaneder und Erika, Liebe!«

Zehntes Kapitel

Tony hatte sich gleich nach Tische in ihr Schlafzimmer zurückgezogen,

denn während des Essens war ihr durch die Konsulin die Vermutung

bestätigt worden, daß Thomas um ihre Ankunft wisse ... und sie schien

auf das Zusammentreffen mit ihm nicht sonderlich begierig zu sein.

Um sechs Uhr nachmittags kam der Konsul herauf. Er begab sich ins

Landschaftszimmer, woselbst er eine lange Unterredung mit seiner Mutter

hatte.

»Und wie ist sie?« fragte er. »Wie benimmt sie sich?«

»Ach, Tom, ich fürchte, sie ist unversöhnlich ... Mein Gott, sie ist so

sehr gereizt ... Und dann dieses Wort ... wenn ich nur das Wort wüßte,

das er gesagt hat ...«

»Ich gehe zu ihr.«

»Tu' das, Tom. Aber klopfe leise, daß sie nicht erschrickt, und bleibe

ruhig, hörst du? Ihre Nerven sind in Unordnung ... Sie hat fast nichts

gegessen ... Es ist ihr Magen, weißt du ... Sprich mit Ruhe zu ihr.«

Rasch, mit gewohnheitsmäßiger Eile immer eine Stufe überspringend, stieg

er die Treppe zur zweiten Etage empor, indem er sinnend an seinem

Schnurrbart drehte. Aber schon während er pochte, hellte sein Gesicht

sich auf, denn er war entschlossen, die Angelegenheit so lange wie nur

möglich mit Humor zu behandeln.

Er öffnete auf ein leidend klingendes Herein und fand Frau Permaneder

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