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буд 5 часть нем.doc
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05.03.2016
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Von Verwaltungs- und Aufsichtsräten, in denen ihm seit seiner Wahl das

Präsidium zufiel, bedurfte es seiner ganzen Umsicht, Liebenswürdigkeit

und Elastizität, um beständig die Empfindlichkeit weit bejahrterer Leute

zu berücksichtigen, sich scheinbar ihrer älteren Erfahrung unterzuordnen

und dennoch die Macht in Händen zu behalten. Wenn das Merkwürdige zu

beobachten war, daß gleichzeitig seine »Eitelkeit«, das heißt dieses

Bedürfnis, sich körperlich zu erquicken, zu erneuern, mehrere Male am

Tage die Kleidung zu wechseln, sich wiederherzustellen und morgenfrisch

zu machen, in auffälliger Weise zunahm, so bedeutete das, obgleich

Thomas Buddenbrook kaum 37 Jahre zählte, ganz einfach ein Nachlassen

seiner Spannkraft, eine raschere Abnützbarkeit ...

Bat der gute Doktor Grabow ihn, sich ein wenig mehr Ruhe zu gönnen, so

antwortete er: »Oh, mein lieber Doktor! Soweit bin ich noch nicht.« Er

wollte damit sagen, daß er noch unabsehbar viel an sich zu arbeiten

habe, bevor er, dermaleinst vielleicht, sich einen Zustand erobert haben

würde, den er, fertig und am Ziele, nun in Behagen würde genießen

können. In Wahrheit glaubte er kaum an diesen Zustand. Es trieb ihn

Vorwärts und ließ ihm keinen Frieden. Auch wenn er scheinbar ruhte, nach

Tisch vielleicht, mit den Zeitungen, arbeiteten, während er mit einer

gewissen langsamen Leidenschaftlichkeit die ausgezogene Spitze seines

Schnurrbartes drehte und an seinen blassen Schläfen die Adern sichtbar

wurden, tausend Pläne in seinem Kopf durcheinander. Und sein Ernst war

gleich heftig beim Ersinnen eines geschäftlichen Manövers oder einer

öffentlichen Rede, wie bei dem Vorhaben, nun endlich einmal kurzerhand

seinen gesamten Vorrat an Leibwäsche zu erneuern, um wenigstens in

dieser Beziehung für einige Zeit fertig und in Ordnung zu sein!

Wenn solche Anschaffungen und Restaurierungen ihm vorübergehend eine

gewisse Befriedigung und Beruhigung gewährten, so mochte er die Ausgaben

dafür sich skrupellos gestatten, denn seine Geschäfte gingen in diesen

Jahren so ausgezeichnet wie ehemals nur zur Zeit seines Großvaters. Der

Name der Firma gewann nicht nur in der Stadt, sondern auch draußen an

Klang, und innerhalb des Gemeinwesens wuchs noch immer sein Ansehen.

Jedermann anerkannte mit Neid oder freudiger Teilnahme seine Tüchtigkeit

und Geschicklichkeit, während er selbst vergeblich danach rang, mit

Behagen in Reihe und Ordnung zu schaffen, weil er hinter seiner

planenden Phantasie sich beständig zum Verzweifeln im Rückstande fühlte.

So war es nicht Übermut, daß Senator Buddenbrook im Sommer dieses Jahres

63 umherging und über dem Plane sann, sich ein großes, neues Haus zu

bauen. Wer glücklich ist, bleibt am Platze. Seine Rastlosigkeit trieb

ihn dazu, und seine Mitbürger hätten dies Unternehmen seiner »Eitelkeit«

zurechnen können, denn es gehörte dazu. Ein neues Haus, eine radikale

Veränderung des äußeren Lebens, Aufräumen, Umzug, Neuinstallierung mit

Ausscheidung alles Alten und Überflüssigen, des ganzen Niederschlages

vergangener Jahre: diese Vorstellungen gaben ihm ein Gefühl von

Sauberkeit, Neuheit, Erfrischung, Unberührtheit, Stärkung ... und er

mußte alles dessen wohl bedürftig sein, denn er griff mit Eifer danach

und hatte sein Augenmerk schon auf eine bestimmte Stelle gerichtet.

Es war ein ziemlich umfangreiches Grundstück in der unteren

Fischergrube. Ein altersgraues, schlecht unterhaltenes Haus stand dort

zum Verkaufe, dessen Besitzerin, eine steinalte Jungfer, die es als ein

Überbleibsel einer vergessenen Familie ganz allein bewohnt hatte,

kürzlich gestorben war. An diesem Platze wollte der Senator sein Haus

erstehen lassen, und auf seinen Gängen zum Hafen passierte er ihn oft

mit prüfenden Blicken. Die Nachbarschaft war sympathisch: gute

Bürgerhäuser mit Giebeln; am bescheidensten unter ihnen erschien das

_vis-à-vis_: ein schmales Ding mit einem kleinen Blumenladen im

Erdgeschoß.

Er beschäftigte sich angestrengt mit diesem Unternehmen. Er machte einen

ungefähren Überschlag der Kosten, und obgleich die Summe, die er

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