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буд 5 часть нем.doc
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05.03.2016
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Vorzeitig Charakteristisches und kleidet ein vier Wochen altes nicht zum

besten; aber Gott wird geben, daß es nichts Ungünstiges bedeutet, denn

auch bei der Mutter, die doch wohlauf ist, verhält es sich so ... und

gleichviel: er lebt, und daß es ein Knabe ist, das war vor vier Wochen

die eigentliche Freude.

Er lebt, und es könnte anders sein. Der Konsul wird niemals den

Händedruck vergessen, mit dem der gute Doktor Grabow, als er vor vier

Wochen Mutter und Kind verlassen konnte, zu ihm gesagt hat: »Seien Sie

dankbar, lieber Freund, es hätte nicht viel gefehlt ...« Der Konsul hat

nicht zu fragen gewagt, woran nicht viel gefehlt hätte. Er weist den

Gedanken, daß es mit diesem lange vergebens ersehnten, winzigen

Geschöpfe, das so sonderbar lautlos zur Welt kam, beinahe gegangen wäre

wie mit Antoniens zweitem Töchterchen, mit Entsetzen von sich ... Aber

er weiß, daß es für Mutter und Kind eine verzweifelte Stunde gewesen

ist, vor vier Wochen, und er beugt sich glücklich und zärtlich zu Gerda

nieder, welche, die Lackschuhe auf einem Sammetkissen gekreuzt, vor ihm

und neben der alten Konsulin in einem Armsessel lehnt.

Wie bleich sie noch ist! Und wie fremdartig schön in ihrer Blässe, mit

ihrem schweren, dunkelroten Haar und ihren rätselhaften Augen, die mit

einer gewissen verschleierten Moquerie auf dem Prediger ruhen. Es ist

Herr Andreas Pringsheim, _pastor marianus_, der nach des alten Kölling

plötzlichem Tode in jungen Jahren schon zum Hauptpastor aufgerückt ist.

Er hält die Hände inbrünstig, dicht unter dem erhobenen Kinn gefaltet.

Er hat blondes, kurzgelocktes Haar und ein knochiges, glattrasiertes

Gesicht, dessen Mimik zwischen fanatischem Ernst und heller Verklärung

wechselt und ein wenig theatralisch erscheint. Er stammt aus Franken,

woselbst er während einiger Jahre inmitten von lauter Katholiken eine

kleine lutherische Gemeinde gehütet hat, und sein Dialekt ist unter dem

Streben nach reiner und pathetischer Aussprache zu einer völlig

eigenartigen Redeweise, mit langen und dunklen oder jäh akzentuierten

Vokalen und einem an den Zähnen rollenden r geworden ...

Er lobt Gott mit leiser, schwellender oder starker Stimme, und die

Familie hört ihm zu: Frau Permaneder, gehüllt in würdevollen Ernst, der

ihr Entzücken und ihren Stolz verbirgt; Erika Grünlich, nun schon fast

fünfzehnjährig, ein kräftiges, junges Mädchen mit aufgestecktem Zopf und

dem rosigen Teint ihres Vaters, und Christian, der heute morgen von

Hamburg eingetroffen ist und seine tiefliegenden Augen von einer zur

anderen Seite schweifen läßt ... Pastor Tiburtius und seine Gattin haben

die Reise von Riga nicht gescheut, um bei der Feier zugegen sein zu

können: Sievert Tiburtius, der die Enden seines langen, dünnen

Backenbartes über beide Schultern gelegt hat, und dessen kleine, graue

Augen sich hie und da in ungeahnter Weise erweitern, größer und größer

werden, hervorquellen, beinahe herausspringen ... und Klara, die dunkel,

ernst und streng dareinblickt und manchmal eine Hand zum Kopfe führt,

denn dort schmerzt es ... Übrigens haben sie den Buddenbrooks ein

prachtvolles Geschenk mitgebracht: einen mächtigen, aufrechten,

ausgestopften, braunen Bären mit offenem Rachen, den ein Verwandter des

Pastors irgendwo im inneren Rußland geschossen, und der jetzt, eine

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