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буд 5 часть нем.doc
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05.03.2016
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Verschränkt und blickte weder rechts noch links, sondern mit würdiger

und sogar strenger Miene geradeaus. Es herrschte Schweigen.

»Nun?« fragte Thomas, indem er in der Tür stehenblieb und der Dose mit

der Troika eine Zigarette entnahm ... Seine Schultern bewegten sich auf

und ab vor Lachen.

»Ein angenehmer Mann«, erwiderte die Konsulin harmlos.

»Ganz meine Ansicht!« Dann machte der Konsul eine schnelle und überaus

galante humoristische Wendung nach Tonys Seite, als befragte er

ehrerbietigst auch sie um ihre Meinung. Sie schwieg. Sie blickte streng

geradeaus.

»Aber mich dünkt, Tom, er sollte das Fluchen lassen«, fuhr die Konsulin

ein wenig bekümmert fort. »Verstand ich ihn recht, so sprach er in einer

Weise vom Sakramente und vom Kreuze ...«

»Oh, das macht nichts, Mutter, dabei denkt er nichts Böses ...«

»Und vielleicht ein wenig zu viel Nonchalance im Benehmen, Tom, wie?«

»Ja, lieber Gott, das ist süddeutsch!« sagte der Konsul, atmete langsam

den Rauch in die Stube hinein, lächelte seiner Mutter zu und ließ

Verstohlen seine Augen auf Tony ruhen. Die Konsulin bemerkte das

durchaus nicht.

»Du kommst heute mit Gerda zu Tische, nicht wahr, Tom? Tut mir die

Liebe.«

»Gern, Mutter; mit dem größten Vergnügen. Ehrlich gesagt, ich verspreche

mir viel Vergnügen von diesem Hausbesuch. Du nicht auch? Das ist doch

einmal etwas anderes, als deine Geistlichen ...«

»Jeder nach seiner Art, Tom.«

»Einverstanden! Ich gehe ... Apropos!« sagte er, den Türgriff in der

Hand. »Du hast entschiedenen Eindruck auf ihn gemacht, Tony! Nein, ganz

ohne Zweifel! Weißt du, wie er dich eben da unten genannt hat? `Ein

lieber Kerl´ -- das sind seine Worte ...«

Hier aber wandte Frau Grünlich sich um und sagte mit lauter Stimme:

»Gut, Tom, du erzählst mir dies ... er wird es dir wohl nicht verboten

haben, aber trotzdem weiß ich nicht, ob es passend ist, daß du es mir

hinterbringst. Das aber weiß ich, und das möchte ich denn doch

aussprechen, daß es in diesem Leben nicht darauf ankommt, wie etwas

ausgesprochen und ausgedrückt wird, sondern wie es im Herzen gemeint und

empfunden ist, und wenn du dich über Herrn Permaneders Ausdrucksweise

mokierst ... wenn du ihn etwa lächerlich findest ...«

»Wen?! Aber Tony, ich denke gar nicht daran! Worüber ereiferst du

dich ...«

»_Assez!_« sagte die Konsulin und warf ihrem Sohne einen ernsten und

bittenden Blick zu, welcher bedeutete: Schone sie!

»Na, nicht böse sein, Tony!« sagte er. »Ich habe dich nicht ärgern

wollen. So, und nun gehe ich und gebe Order, daß jemand von den

Speicherleuten den Koffer hierherbesorgt ... Auf Wiedersehn!«

Fünftes Kapitel

Herr Permaneder zog in der Mengstraße ein, er speiste am folgenden Tage

bei Thomas Buddenbrook und seiner Gattin und machte am dritten, einem

Donnerstag, die Bekanntschaft Justus Krögers und seiner Frau, der Damen

Buddenbrook aus der Breitenstraße, die ihn forchtbar komisch fanden --

sie sagten »forchtbar« ... Sesemi Weichbrodts, die ihn ziemlich streng

behandelte, sowie diejenige der armen Klothilde und der kleinen Erika,

welcher er eine Tüte mit »Gutzeln«, das heißt: Bonbons, überreichte ...

Er war von unverwüstlich gemütlicher Laune mit seinen verdrießlichen

Stoßseufzern, die nichts bedeuteten und aus einem Überfluß mit

Behaglichkeit hervorzugehen schienen, seiner Pfeife, seiner kuriosen

Sprache, der unverdrossenen Seßhaftigkeit, mit der er lange nach den

Mahlzeiten in bequemster Haltung an seinem Platze verharrte, rauchte,

trank und plauschte, und obgleich er dem stillen Leben in dem alten

Hause einen ganz neuen und fremden Ton hinzufügte, obgleich sein ganzes

Wesen gleichsam etwas Stilwidriges in diese Räume brachte, störte er

doch keine der herrschenden Gewohnheiten. Er wohnte treu den Morgen- und

Abendandachten bei, erbat sich die Erlaubnis, einmal der Sonntagsschule

der Konsulin zuzuhören und erschien sogar am »Jerusalemsabend« auf einen

Augenblick im Saale, um sich den Damen vorstellen zu lassen, worauf er

sich freilich, als Lea Gerhardt vorzulesen begann, verstört zurückzog.

Seine Erscheinung war rasch bekannt in der Stadt, und in den großen

Häusern sprach man mit Neugier von dem Buddenbrookschen Gaste aus

Bayern; aber weder in den Familien noch an der Börse besaß er

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