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буд 5 часть нем.doc
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Ihren Erker bekommt, und daß ich mich nach einigen brauchbaren

Ölgemälden umsehe ... Aber nun erzähle mal! Wie geht es dir, was hast du

getrieben unterdessen!«

Er hatte seiner Schwester einen Stuhl zu sich herangezogen, trank

langsam seinen Tee und aß ein Biskuit, während sie sprachen.

»Ach, Tom«, antwortete sie. »Was soll ich treiben? Mein Leben liegt

hinter mir ...«

»Unsinn, Tony! Du mit deinem Leben ... Aber wir langweilen uns wohl

ziemlich stark?«

»Ja, Tom, ich langweile mich ganz ungemein. Manchmal heule ich vor

Langerweile. Die Beschäftigung mit diesem Hause hat mir Freude gemacht,

und du glaubst nicht, wie glücklich ich über eure Rückkehr bin ... Aber

Ich bin nicht gern zu Hause, weißt du; Gott strafe mich, wenn das eine

Sünde ist. Ich bin nun im Dreißigsten, aber das ist noch nicht das

Alter, um mit der letzten Himmelsbürgern oder den Damen Gerhardt oder

einem von Mutters Dunkelmännern, die der Witwen Häuser fressen,

Busenfreundschaft zu schließen ... Ich glaube nicht an sie, Tom, es sind

Wölfe in Schafspelzen ... Otterngezücht ... Wir sind alle schwache

Menschen mit sündigen Herzen, und wenn sie mitleidig auf mich armes

Weltkind herabsehen wollen, so lache ich sie aus. Ich bin immer der

Meinung gewesen, daß alle Menschen gleich sind, und daß es keiner

Mittlerschaft bedarf zwischen uns und dem lieben Gott. Du kennst auch

meine politischen Grundsätze. Ich will, daß der Bürger zum Staate ...«

»Also du fühlst dich ein wenig vereinsamt, wie?« fragte Thomas, um sie

wieder auf den Weg zu bringen. »Aber höre, du hast doch Erika?«

»Ja, Tom, und ich liebe das Kind von ganzem Herzen, obgleich eine

gewisse Persönlichkeit behauptete, ich sei nicht kinderlieb ... Aber,

siehst du ... ich bin offen zu dir, ich bin ein ehrliches Weib, ich

rede, wie's mir ums Herz ist und halte nichts vom Wortemachen ...«

»Was sehr hübsch von dir ist, Tony.«

»Kurz, das traurige ist, daß das Kind mich allzusehr an Grünlich

erinnert ... auch Buddenbrooks in der Breiten Straße sagen, daß es ihm

so sehr ähnlich ist ... Und dann, wenn ich es vor mir habe, muß ich

beständig denken: Du bist eine alte Frau mit einer großen Tochter und

das Leben liegt hinter dir. Du hast einmal während einiger Jahre

daringestanden, aber nun kannst du siebzig und achtzig Jahre alt werden

und wirst hier sitzen bleiben und Lea Gerhardt vorlesen hören. Der

Gedanke ist mir so traurig, Tom, daß er mir hier in der Kehle sitzt und

drückt. Denn ich empfinde noch so jugendlich, weißt du, und sehne mich

danach, noch einmal ins Leben hinauszukommen ... Und schließlich: nicht

bloß im Hause, auch in der ganzen Stadt fühle ich mich nicht ganz wohl,

denn du mußt nicht glauben, daß ich mit Blindheit geschlagen bin für die

Verhältnisse, ich bin keine Gans mehr und habe meine Augen im Kopfe. Ich

bin eine geschiedene Frau und bekomme es zu fühlen, das ist sehr klar.

Du kannst mir glauben, Tom, daß es mir immer schwer auf dem Herzen

liegt, unseren Namen, wenn auch ohne eigene Schuld, so befleckt zu

haben. Du kannst tun, was du willst, du kannst Geld verdienen und der

erste Mann in der Stadt werden, -- die Leute werden immer noch sagen:

`Ja ... seine Schwester ist übrigens eine geschiedene Frau.´ Julchen

Möllendorpf, geborene Hagenström, grüßt mich nicht ... nun, sie ist eine

Gans! Aber so geht es bei allen Familien ... Und doch, ich =kann= die

Hoffnung nicht aufgeben, Tom, daß alles noch wieder gutzumachen ist! Ich

bin noch jung ... Bin ich nicht noch ziemlich hübsch? Mama kann mir

nicht mehr viel mitgeben, aber es ist immerhin ein annehmbares Stück

Geld. Wenn ich mich wieder verheiratete? Offen gestanden, Tom, es ist

mein lebhaftester Wunsch! Damit wäre alles in Ordnung, der Fleck wäre

ausgelöscht ... O Gott, wenn ich eine unseres Namens würdige Partie

machen, mich wieder einrichten könnte --! Glaubst du, daß es so völlig

ausgeschlossen ist?«

»Bewahre, Tony! Oh, keineswegs! Ich habe niemals aufgehört, damit zu

rechnen. Aber vor allem scheint es mir nötig, daß du mal ein bißchen

hinauskommst, dich ein wenig aufmunterst, Abwechselung hast ...«

»Das ist es eben!« sagte sie eifrig. »Nun muß ich dir mal eine

Geschichte erzählen.«

Sehr befriedigt von diesem Vorschlage lehnte sich Thomas zurück. Er war

schon bei der zweiten Zigarette. Die Dämmerung begann vorzuschreiten.

»Also während euerer Abwesenheit hätte ich beinahe eine Stelle

angenommen, eine Stelle als Gesellschafterin in Liverpool! Hättest du

es empörend gefunden?... Aber immerhin etwas fragwürdig?... Ja, ja, es

wäre wahrscheinlich unwürdig gewesen. Aber es war mein so dringender

Wunsch, fortzukommen ... Kurz, es hat sich zerschlagen. Ich schickte der

Missis meine Photographie, und sie mußte auf meine Dienste verzichten,

weil ich zu hübsch sei; es sei ein erwachsener Sohn im Hause. `Sie sind

zu hübsch´, schrieb sie ... ha, ich habe mich niemals so amüsiert!«

Die beiden lachten sehr herzlich.

»Aber nun habe ich etwas anderes in Aussicht genommen«, fuhr Tony fort.

»Ich bin eingeladen worden; eingeladen nach München von Eva Ewers

... ja, sie heißt übrigens nun Eva Niederpaur, und ihr Mann ist

Brauereidirektor. Genug, sie hat mich gebeten, sie zu besuchen, und ich

denke demnächst von der Aufforderung Gebrauch zu machen. Freilich, Erika

könnte nicht mitgehen. Ich würde sie zu Sesemi Weichbrodt in Pension

geben. Dort wäre sie ausgezeichnet aufgehoben. Hättest du etwas dagegen

einzuwenden?«

»Gar nichts. Jedenfalls ist es nötig, daß du einmal wieder in neue

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