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буд 5 часть нем.doc
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05.03.2016
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Verantwortung, es zu verschweigen --, daß der kleine Johann zum

Erschrecken langsam gehen und sprechen lerne ... Sie waren im Rechte

damit, und es ist zuzugeben, daß Hanno -- dies war der Rufname, den Frau

Senator Buddenbrook für ihren Sohn eingeführt hatte -- zu einer Zeit,

als er alle Mitglieder seiner Familie mit ziemlicher Korrektheit zu

nennen vermochte, noch immer außerstande war, die Namen Friederike,

Henriette und Pfiffi in verständlicher Weise zu bilden. Was das Gehen

betraf, so war ihm jetzt, im Alter von fünf Vierteljahren, noch kein

selbständiger Schritt gelungen, und es war um diese Zeit, daß die Damen

Buddenbrook mit hoffnungslosem Kopfschütteln erklärten, dieses Kind

werde stumm und lahm bleiben für sein ganzes Leben.

Sie durften später diese traurige Prophezeiung als Irrtum erkennen; aber

niemand leugnete, daß Hanno in seiner Entwicklung ein wenig zurückstand.

Er hatte gleich in der frühesten Zeit seines Lebens schwere Kämpfe zu

bestehen gehabt und seine Umgebung in beständiger Furcht gehalten. Als

ein stilles und wenig kräftiges Kind war er zur Welt gekommen, und bald

nach der Taufe hatte ein nur drei Tage dauernder Anfall von

Brechdurchfall beinahe genügt, sein mit Mühe in Gang gebrachtes kleines

Herz endgültig stillstehen zu lassen. Er blieb am Leben, und der gute

Doktor Grabow traf nun, mit der sorgfältigsten Ernährung und Pflege,

Vorkehrungen gegen die drohenden Krisen des Zahnens. Kaum aber wollte

die erste weiße Spitze den Kiefer durchbrechen, als auch schon die

Krämpfe sich einstellten, um sich dann stärker und einige Male in

Entsetzen erregender Weise zu wiederholen. Wieder kam es dahin, daß der

alte Arzt den Eltern nur noch wortlos die Hände drückte ... Das Kind lag

in tiefster Erschöpfung, und der stiere Seitenblick der tief

umschatteten Augen deutete auf eine Gehirnaffektion. Das Ende schien

fast wünschenswert.

Dennoch gelangte Hanno wieder zu einigen Kräften, sein Blick begann die

Dinge zu fassen, und wenn auch die überstandenen Strapazen seine

Fortschritte im Sprechen und Gehen verlangsamten, so gab es nun doch

keine unmittelbare Gefahr mehr zu fürchten.

Hanno war schlankgliedrig und ziemlich lang für sein Alter. Sein

hellbraunes, sehr weiches Haar begann in dieser Zeit ungemein schnell zu

wachsen und fiel bald, kaum merklich gewellt, auf die Schultern seines

faltigen, schürzenartigen Kleidchens nieder. Schon begannen die

Familienähnlichkeiten sich vollkommen erkennbar bei ihm auszuprägen. Von

Anbeginn besaß er ganz ausgesprochen die Hände der Buddenbrooks: breit,

ein wenig zu kurz, aber fein gegliedert; und seine Nase war genau die

seines Vaters und Urgroßvaters, wenn auch die Flügel noch zarter bleiben

zu wollen schienen. Das ganze längliche und schmale Untergesicht jedoch

gehörte weder den Buddenbrooks noch den Krögers, sondern der

mütterlichen Familie -- wie auch vor allem sein Mund, der frühzeitig --

schon jetzt -- dazu neigte, sich in zugleich wehmütiger und ängstlicher

Weise verschlossen zu halten ... mit diesem Ausdruck, dem später der

Blick seiner eigenartig goldbraunen Augen mit den bläulichen Schatten

sich immer mehr anpaßte ...

Unter den Blicken voll verhaltener Zärtlichkeit, die sein Vater ihm

schenkte, unter der Sorgfalt, mit der seine Mutter seine Kleidung und

Pflege überwachte, angebetet von seiner Tante Antonie, mit Reitern und

Kreiseln beschenkt von der Konsulin und Onkel Justus -- begann er zu

leben, und wenn sein hübscher kleiner Wagen auf der Straße erschien,

blickten die Leute ihm mit Interesse und Erwartung nach. Was aber die

würdige Kinderfrau Madame Decho betraf, die zunächst noch den Dienst

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