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буд 5 часть нем.doc
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Ihnen auch diese Genugtuung noch zuteil wurde ... Therese Weichbrodt,

deren Unterricht Erika Grünlich nun wieder genoß, und sogar der guten

Madame Kethelsen, die aus mehr als einem Grunde nicht das geringste

davon begriff ...

Dann kam der Tag, an dem die Scheidung rechtskräftig und endgültig

ausgesprochen wurde, an dem Tony die letzte notwendige Formalität

erledigte, indem sie sich von Thomas die Familienpapiere erbat und

eigenhändig das neue Faktum verzeichnete ... und nun galt es, sich an

die Sachlage zu gewöhnen.

Sie tat es mit Tapferkeit. Sie überhörte mit unberührbarer Würde die

wunderbar hämischen kleinen Pointen der Damen Buddenbrook, sie übersah

auf der Straße mit unaussprechlicher Kälte die Köpfe der Hagenströms und

Möllendorpfs, die ihr begegneten, und sie verzichtete gänzlich auf das

gesellschaftliche Leben, das ja übrigens seit Jahren nicht mehr in ihrem

elterlichen Hause, sondern in dem ihres Bruders sich abspielte. Sie

hatte ihre nächsten Angehörigen: die Konsulin, Thomas, Gerda; sie hatte

Ida Jungmann, Sesemi Weichbrodt, ihre mütterliche Freundin, Erika, auf

deren =vornehme= Erziehung sie Sorgfalt verwandte und in deren Zukunft

sie vielleicht letzte heimliche Hoffnungen setzte ... So lebte sie, und

so entschwand die Zeit.

Später, auf irgendeine niemals aufgeklärte Weise, ist einzelnen

Familiengliedern das »Wort« bekanntgeworden, dieses desperate Wort, das

in jener Nacht Herr Permaneder sich hatte entschlüpfen lassen. Was hatte

er gesagt? -- »Geh zum Deifi, =Saulud'r dreckats=!«

So schloß Tony Buddenbrooks zweite Ehe.

Siebenter Teil

Erstes Kapitel

Taufe!... Taufe in der Breiten Straße!

Alles ist vorhanden, was Mme. Permaneder in Tagen der Hoffnung träumend

vor Augen sah, alles: Denn im Eßzimmer am Tische -- behutsam und ohne

Geklapper, das drüben im Saale die Feier stören würde -- füllt das

Folgmädchen Schlagsahne in viele Tassen mit kochend heißer Schokolade,

die dicht gedrängt auf einem ungeheuren runden Teebrett mit vergoldeten,

muschelförmigen Griffen beieinander stehen ... während der Diener Anton

einen ragenden Baumkuchen in Stücke schneidet und Mamsell Jungmann

Konfekt und frische Blumen in silbernen Dessertschüsseln ordnet, wobei

sie prüfend den Kopf auf die Schulter legt und die beiden kleinen Finger

weit von den übrigen entfernt hält ...

Nicht lange, und alle diese Herrlichkeiten werden, wenn die Herrschaften

sich's im Wohnzimmer und Salon bequem gemacht haben, umhergereicht

werden, und hoffentlich werden sie ausreichen, denn es ist die Familie

im weiteren Sinne versammelt, wenn auch nicht geradezu im weitesten,

denn durch die Överdiecks ist man auch mit den Kistenmakers ein wenig

verwandt, durch diese mit den Möllendorpfs und so fort. Es wäre

unmöglich, eine Grenze zu ziehen!... Die Överdiecks aber sind vertreten,

und zwar durch das Haupt, den mehr als achtzigjährigen Doktor Kaspar

Överdieck, regierender Bürgermeister.

Er ist zu Wagen gekommen und, gestützt auf seinen Krückstock und den Arm

Thomas Buddenbrooks, die Treppe heraufgestiegen. Seine Anwesenheit

erhöht die Würde der Feier ... und ohne Zweifel: Diese Feier ist aller

Würde würdig!

Denn dort im Saale, vor einem als Altar verkleideten, mit Blumen

geschmückten Tischchen, hinter dem in schwarzem Ornat und schneeweißer,

gestärkter, mühlsteinartiger Halskrause ein junger Geistlicher spricht,

hält eine reich in Rot und Gold gekleidete, große, stämmige, sorgfältig

genährte Person ein kleines, unter Spitzen und Atlasschleifen

verschwindendes Etwas auf ihren schwellenden Armen ... ein Erbe! Ein

Stammhalter! Ein Buddenbrook! Begreift man, was das bedeutet?

Begreift man das stille Entzücken, mit dem die Kunde, als das erste,

leise, ahnende Wort gefallen, von der Breiten in die Mengstraße getragen

worden? Den stummen Enthusiasmus, mit dem Frau Permaneder bei dieser

Nachricht ihre Mutter, ihren Bruder und -- behutsamer -- ihre Schwägerin

umarmt hat? Und nun, da der Frühling gekommen, der Frühling des Jahres

einundsechzig, nun ist er da und empfängt das Sakrament der heiligen

Taufe, er, auf dem längst so viele Hoffnungen ruhen, von dem längst so

viel gesprochen, der seit langen Jahren erwartet, ersehnt worden, den

man von Gott erbeten und um den man Doktor Grabow gequält hat ... er ist

da und sieht ganz unscheinbar aus.

Die kleinen Hände spielen mit den Goldlitzen an der Taille der Amme, und

der Kopf, der mit einem hellblau garnierten Spitzenhäubchen bedeckt ist,

liegt ein wenig seitwärts und unachtsam vom Pastor abgewandt, auf dem

Kissen, so daß die Augen mit einem beinahe altklug prüfenden Blinzeln in

den Saal hinein und auf die Verwandten blicken. In diesen Augen, deren

obere Lider sehr lange Wimpern haben, ist das Hellblau der väterlichen

und das Braun der mütterlichen Iris zu einem lichten, unbestimmten, nach

der Beleuchtung wechselnden Goldbraun geworden; die Winkel aber zu

beiden Seiten der Nasenwurzel sind tief und liegen in bläulichem

Schatten. Das gibt diesem Gesichtchen, das noch kaum eines ist, etwas

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