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буд 5 часть нем.doc
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In dem Bestreben, dies auszudrücken, dies zu erklären ... »Man schließt

die Faust, weißt du ... sie ist nicht besonders kräftig, denn man ist

müde von der Arbeit. Aber sie ist nicht feucht ... sie ärgert einen

nicht ... Sie fühlt sich selbst gut und behaglich an ... Es ist ein

Gefühl von Selbstgenügsamkeit ... Man kann ganz stillsitzen, ohne sich

zu langweilen ...«

Alle schwiegen. Dann sagte Thomas ganz gleichgültig, um seinen

Widerwillen zu verbergen: »Mir scheint, daß man nicht arbeitet,

damit ...« Aber er brach ab, er wiederholte nichts. »Ich wenigstens habe

andere Ziele dabei vor Augen«, fügte er hinzu.

Christian jedoch, dessen Augen wanderten, überhörte dies, denn er befand

sich in Gedanken, und alsbald begann er eine Geschichte aus Valparaiso

zu erzählen, eine Mord- und Totschlagaffäre, bei der er persönlich

zugegen gewesen war ... »Aber da reißt der Kerl das Messer heraus -- --«

Aus irgendwelchen Gründen wurden solche Erzählungen, an denen Christian

reich war, und über die Madame Grünlich sich köstlich amüsierte, während

die Konsulin, Klara und Klothilde sich entsetzten und Mamsell Jungmann

nebst Erika mit offenem Munde zuhörten, von Thomas stets ohne Beifall

aufgenommen. Er pflegte sie mit kühlen und spöttischen Bemerkungen zu

begleiten und sich den deutlichen Anschein zu geben, als glaube er, daß

Christian übertreibe und blagiere ... was sicherlich nicht der Fall war;

aber er erzählte mit Verve und Farbe. Erfuhr Thomas es nicht gern, daß

sein jüngerer Bruder weiter herumgekommen sei und mehr gesehen habe als

er? Oder empfand er mit Widerwillen ein Lob der Unordnung und der

exotischen Gewalttätigkeit in diesen Messer- und Revolvergeschichten?...

Feststeht, daß Christian sich durchaus nicht um die Ablehnung seiner

Erzählungen von seiten seines Bruders bekümmerte; er selbst war

allzusehr in Anspruch genommen von seinen Schilderungen, als daß er auf

Erfolg oder Mißerfolg bei anderen geachtet hätte, und wenn er geendet

hatte, so blickte er nachdenklich und abwesend im Zimmer um.

Wenn überhaupt das Verhältnis der beiden Buddenbrooks zueinander mit der

Zeit sich nicht zum Guten gestaltete, so war Christian dabei nicht

derjenige, der es sich beifallen ließ, irgendwelche Gehässigkeit gegen

seinen Bruder zu zeigen oder zu hegen, sich irgendeine Meinung, ein

Urteil, eine Abschätzung desselben anzumaßen. Er ließ mit

stillschweigender Selbstverständlichkeit keinen Zweifel darüber, daß er

die Überlegenheit, den größeren Ernst, die größere Fähigkeit,

Tüchtigkeit und Respektabilität des Älteren anerkannte. Aber gerade

diese unbegrenzte, gleichgültige und kampflose Unterordnung reizte

Thomas, denn Christian ging bei jeder Gelegenheit leichten Herzens so

weit darin, daß es den Anschein gewann, als lege er überhaupt gar keinen

Wert auf Überlegenheit, Tüchtigkeit, Respektabilität und Ernst.

Er schien es durchaus nicht zu bemerken, daß der Firmenchef ihm mehr und

mehr mit stillem Unwillen entgegenkam ... wozu derselbe Gründe hatte, denn

leider begann Christians geschäftlicher Eifer bereits nach der ersten

Woche, mehr noch jedoch nach der zweiten, sich erheblich zu verringern.

Dies äußerte sich zuerst darin, daß die Vorbereitungen zur Arbeit,

die anfangs wie eine künstlich und raffiniert verlängerte Vorfreude

ausgesehen hatten: das Zeitunglesen, Frühstückszigarettenrauchen und

Kognaktrinken immer mehr Zeit in Anspruch nahmen und sich schließlich

über den ganzen Vormittag erstreckten. Dann aber machte es sich ganz

von selbst, daß Christian sich über den Zwang der Kontorstunden

hinwegzusetzen begann, daß er des Morgens immer später mit seiner

Frühstückszigarette erschien, um Vorbereitungen zur Arbeit zu treffen,

daß er mittags zum Essen in den Klub ging und zu spät, zuweilen erst

abends, zuweilen auch gar nicht zurückkehrte ...

Dieser Klub, dem vorwiegend unverheiratete Kaufleute angehörten, besaß

im ersten Stock eines Weinrestaurants ein paar komfortable Lokalitäten,

woselbst man seine Mahlzeiten nahm und sich zu zwanglosen und oft nicht

ganz harmlosen Unterhaltungen zusammenfand: denn es gab eine Roulette.

Auch einige ein wenig flatterhafte Familienväter, wie Konsul Kröger und

selbstverständlicherweise Peter Döhlmann, waren Mitglieder, und der

Polizeisenator Cremer war hier »der erste Mann an der Spritze«. So

drückte Doktor Gieseke, Andreas Gieseke, Sohn des Branddirektors,

sich aus, Christians alter Schulkamerad, der in der Stadt sich als

Rechtsanwalt niedergelassen hatte, und dem sich, trotzdem er für

einen ziemlich wüsten Suitier galt, der junge Buddenbrook alsbald in

erneuerter Freundschaft anschloß.

Christian oder, wie er schlecht und recht meistens genannt wurde,

Krischan, der aus früherer Zeit mit allen mehr oder weniger bekannt oder

befreundet war -- denn die meisten waren Schüler des seligen Marcellus

Stengel --, ward hier mit offenen Armen empfangen, denn wenn auch weder

Kaufleute noch Gelehrte seine Geistesfähigkeiten für groß hielten, so

kannte man doch seine amüsante, gesellschaftliche Begabung. In der Tat

gab er hier seine besten Vorstellungen, erzählte er hier seine besten

Geschichten. Er machte am Klubklavier einen Virtuosen, er ahmte

englische und transatlantische Schauspieler und Opernsänger nach, er gab

in der harmlosesten und unterhaltendsten Art Weiberaffären aus

verschiedenen Gegenden zum besten -- denn kein Zweifel: Christian

Buddenbrook war ein »Suitier« --, er berichtete Abenteuer, die er auf

Schiffen, auf Eisenbahnen, in St. Pauli, in Whitechapel, im Urwald

erlebt hatte ... Er erzählte bezwingend, hinreißend, in mühelosem Fluß,

mit leicht klagender und schleppender Aussprache, burlesk und harmlos

wie ein englischer Humorist. Er erzählte die Geschichte eines Hundes,

der in einer Schachtel von Valparaiso nach San Franzisko geschickt

worden und obendrein räudig war. Gott weiß, worin eigentlich die Pointe

der Anekdote bestand; aber in seinem Munde war sie von ungeheurer Komik.

Und wenn dann ringsumher sich niemand vor Lachen zu lassen wußte, so saß

er selbst, mit seiner großen, gebogenen Nase, seinem dünnen, zu langen

Halse und seinem rötlichblonden, schon spärlichen Haar und ließ, einen

unruhigen und unerklärlichen Ernst auf dem Gesichte, eins seiner

mageren, nach außen gekrümmten Beine über das andere geschlagen, seine

kleinen, runden, tiefliegenden Augen nachdenklich umherschweifen ...

Beinahe schien es, als lache man auf seine Kosten, als lache man über

ihn ... Aber daran dachte er nicht.

Zu Hause erzählte er mit besonderer Vorliebe von seinem Kontor in

Valparaiso, von der unmäßigen Temperatur, die dort geherrscht, und von

einem jungen Londoner namens Johnny Thunderstorm, einem Bummelanten,

einem unglaublichen Kerl, den er, »Gott verdamm' mich, niemals hatte

arbeiten sehen«, und der doch ein sehr gewandter Kaufmann gewesen sei

... »Du lieber Gott!« sagte er. »Bei der Hitze! Na, der Chef kommt ins

Kontor ... wir liegen, acht Mann, wie die Fliegen umher und rauchen

Zigaretten, um wenigstens die Moskitos wegzujagen. Du lieber Gott!

`Nun´, sagt der Chef, `Sie arbeiten nicht, meine Herren?!´ ... `_No,

Sir!_´ sagt Johnny Thunderstorm. `Wie Sie sehen, Sir!´ Und dabei blasen

wir ihm alle unseren Zigarettenrauch ins Gesicht. Du lieber Gott!«

»Warum sagst du eigentlich fortwährend `Du lieber Gott´?« fragte Thomas

gereizt. Aber das war es nicht, was ihn ärgerte. Sondern er fühlte, daß

Christian diese Geschichte nur deshalb mit soviel Freude erzählte, weil

sie ihm eine Gelegenheit bot, mit Spott und Verachtung von der Arbeit zu

sprechen.

Dann ging ihre Mutter diskret zu etwas anderem über.

Es gibt viele häßliche Dinge auf Erden, dachte die Konsulin Buddenbrook,

geborene Kröger. Auch Brüder können sich hassen und verachten; das kommt

vor, so schauerlich es klingt. Aber man spricht nicht davon. Man

vertuscht es. Man braucht nichts davon zu wissen.

Viertes Kapitel

Im Mai geschah es, daß Onkel Gotthold, Konsul Gotthold Buddenbrook, nun

sechzigjährig, in einer traurigen Nacht von Herzkrämpfen befallen ward

und in den Armen seiner Gattin, der geborenen Stüwing, eines schweren

Todes starb.

Der Sohn der armen Madame Josephine, der, gegenüber seiner nachgeborenen

und mächtigeren Geschwisterschaft von seiten Madame Antoinettens, im

Leben zu kurz gekommen war, hatte sich längst mit seinem Geschicke

beschieden und in den letzten Jahren, besonders nachdem ihm sein Neffe

das niederländische Konsulat überlassen, ganz ohne Ranküne aus seiner

Blechdose Brustbonbons gegessen. Wer den alten Familienzwist in Form

einer allgemeinen und unbestimmten Animosität hegte und bewahrte, das

waren vielmehr seine Damen: seine gutmütige und beschränkte Gattin nicht

sowohl, wie die drei ältlichen Mädchen, die weder die Konsulin, noch

Antonie, noch Thomas ohne ein kleines giftiges Flämmchen in den Augen

anzublicken vermochten ...

Donnerstags, an den überlieferungsgemäßen »Kindertagen«, um vier Uhr,

fand man sich in dem großen Hause in der Mengstraße zusammen, um dort zu

Mittag zu speisen und den Abend zuzubringen -- manchmal erschienen auch

Konsul Krögers oder Sesemi Weichbrodt mit ihrer ungelehrten Schwester --

und hier war es, wo die Damen Buddenbrook aus der Breiten Straße mit

ungezwungener Vorliebe die Rede auf Tonys verflossene Ehe brachten, um

Madame Grünlich zu einigen großen Worten zu veranlassen und sich dabei

kurze, spitzige Blicke zuzusenden ... oder wo sie allgemeine

Betrachtungen darüber anstellten, welche unwürdige Eitelkeit es doch

sei, sich das Haar zu färben, und allzu anteilnehmende Erkundigungen

über Jakob Kröger, den Neffen der Konsulin, einzogen. Sie gaben der

armen, unschuldigen und geduldigen Klothilde, der einzigen, die sich in

der Tat auch ihnen noch unterlegen fühlen mußte, einen Spott zu kosten,

der durchaus nicht so harmlos war wie der, den das mittellose und

hungrige Mädchen alltäglich von Tom oder Tony mit gedehnter und

erstaunter Freundlichkeit entgegennahm. Sie mokierten sich über Klaras

Strenge und Bigotterie, sie fanden schnell heraus, daß Christian mit

Thomas sich nicht zum besten stand, und daß sie ihn überhaupt, Gott sei

Dank, nicht zu achten brauchten, denn er war ein Hans Quast, ein

lächerlicher Mensch. Was Thomas selbst betraf, an dem durchaus keine

Schwäche erfindlich war, und der ihnen seinerseits mit einem

nachsichtigen Gleichmut entgegenkam, welcher andeutete: Ich verstehe

euch, und ihr tut mir leid ... so behandelten sie ihn mit leicht

vergifteter Hochachtung. Von der kleinen Erika aber, rosig und

wohlgepflegt, wie sie war, mußte denn doch gesagt werden, daß sie in

beunruhigender Weise im Wachstum zurückgeblieben sei. Worauf Pfiffi,

indem sie sich schüttelte und Feuchtigkeit in die Mundwinkel bekam, zum

Überfluß auf die erschreckende Ähnlichkeit des Kindes mit dem Betrüger

Grünlich aufmerksam machte ...

Nun umstanden sie weinend mit ihrer Mutter das Sterbebett des Vaters,

und trotzdem es ihnen schien, als ob selbst dieser Tod noch von der

Verwandtschaft in der Mengstraße verschuldet sei, ward doch ein Bote

dorthin entsandt.

Mitten in der Nacht hallte die Haustürglocke über die große Diele, und

da Christian spät nach Hause gekommen war und sich leidend fühlte,

machte Thomas sich allein auf den Weg, in den Frühlingsregen hinaus.

Er kam nur zur rechten Zeit, um die letzten konvulsivischen Zuckungen

des alten Herrn zu sehen, und dann stand er lange mit gefalteten Händen

im Sterbezimmer und blickte auf diese kurze Gestalt, die sich unter den

Umhüllungen abzeichnete, in dieses tote Gesicht mit den etwas

weichlichen Zügen und den weißen Koteletts ...

»Du hast es nicht sehr gut gehabt, Onkel Gotthold«, dachte er. »Du hast

es zu spät gelernt, Zugeständnisse zu machen, Rücksicht zu nehmen ...

Aber das ist nötig ... Wenn ich wäre wie du, hätte ich vor Jahr und Tag

bereits einen Laden geheiratet ... Die _dehors_ wahren!... Wolltest du

es überhaupt anders, als du es gehabt hast? Obgleich du trotzig warst

und wohl glaubtest, dieser Trotz sei etwas Idealistisches, besaß dein

Geist wenig Schwungkraft, wenig Phantasie, wenig von dem Idealismus, der

jemanden befähigt, mit einem stillen Enthusiasmus, süßer, beglückender,

befriedigender als eine heimliche Liebe, irgendein abstraktes Gut, einen

alten Namen, ein Firmenschild zu hegen, zu pflegen, zu verteidigen, zu

Ehren und Macht und Glanz zu bringen. Der Sinn für Poesie ging dir ab,

obgleich du so tapfer warst, trotz dem Befehl deines Vaters zu lieben

und zu heiraten. Du besaßest auch keinen Ehrgeiz, Onkel Gotthold.

Freilich, der alte Name ist bloß ein Bürgername, und man pflegt ihn,

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