- •Verpflichtung; aber erstens bin ich noch ein bißchen jung ... Und dann
- •Verzeiht, wenn ich in diesem Augenblick allzu ausschließlich im Sinne
- •Im übrigen gingen, wie sich versteht, die Bestimmungen dahin, daß alles
- •Inniggeliebten Frau« ... »Sagen wir 100000!« schlug er vor, indem er
- •Immer mit ehrlichen und gerechten Dingen zugeht« ...
- •Verlegenheit. Sie legte den Kopf zurück, ordnete Schleier und Rock und
- •Ihn am nachhaltigsten beeinflußt zu haben, und da er auch in Valparaiso
- •Vollführte wahnsinnige Passagen, warf sich zurück, blickte entzückt nach
- •In dem Bestreben, dies auszudrücken, dies zu erklären ... »Man schließt
- •Indem man einer Getreidehandlung zum Flor verhilft, indem man seine
- •Vaters hätte für sich in Anspruch nehmen können, zu Tony Grünlichs
- •Versammelte sich im Eßsaale, während das Dienstpersonal in der
- •Von Lampen und Kerzen etwa zwanzig Damen, die in dem Alter standen, wo
- •Verschrumpften Papageiköpfen saßen blanke, sanft verschleierte braune
- •Versehen mit der Empfehlung eines Amtsbruders, der ebenfalls einst in
- •Verehelichen. Keinen der skeptischen, rotspontrinkenden und jovialen
- •Ich ab; aber ich nehme das Versprechen der Arnoldsens mit, daß sie uns,
- •Von der Partie erfährt; denn mein zukünftiger Schwiegervater ist
- •Verlobung ihres verehrten Bruders, die Tatsache, daß ausgemacht ihre
- •Intrigantengesicht in greulicher Mimik verzerrte ... »Welch ein Weib,
- •Vorherginge. Es half nichts, daß Thomas sich widersetzte. »Bitte!« sagte
- •Ihren Erker bekommt, und daß ich mich nach einigen brauchbaren
- •Ich bin nicht gern zu Hause, weißt du; Gott strafe mich, wenn das eine
- •Verhältnisse, ich bin keine Gans mehr und habe meine Augen im Kopfe. Ich
- •Verhältnisse kommst.«
- •Ist nicht der gewöhnliche Maßstab an sie zu legen. Sie ist eine
- •Ich bitte um Verzeihung, denn es ist eine Schande, daß ich noch nicht
- •Von oben bis unten ganz kunterbunt bemalt, mit heiligen Georgs, die den
- •Im Vorübergehen auch des Herrn Permaneder, und gesetzt den Fall, daß
- •Ihre Heiterkeit; die Stimmung im Hause bedurfte dringend der
- •Vernunft besprochen und zum Guten gewandt ...
- •Ich gebe dir ja zu, daß die Antwort vielleicht nicht der Stimmung
- •Von denen das Haar in zwei Einbuchtungen zurücktrat, waren deutlich zu
- •Verwertung auszuzahlen. Es gibt, in Hamburg oder wo auch immer, sichere,
- •In der Luft und sagte mit großer Kraftanstrengung: »Da tun sich die
- •Is koa Red'. Ah, naa, die Hauptsach' is halt, daß I allweil den Wunsch
- •Im Kontorrock, eilig, ein wenig abgespannt und überhäuft, um zu einem
- •Is koane g'schäftsstadt ... Da will an jeder sei' Ruh' und sei' Maß ...
- •Volle drei Stunden nach seiner Ankunft begann der Hopfenhändler
- •Verschränkt und blickte weder rechts noch links, sondern mit würdiger
- •Verstohlen seine Augen auf Tony ruhen. Die Konsulin bemerkte das
- •Verbindungen, und da die Jahreszeit vorgeschritten war, da man zum
- •Verlassen ...
- •Ich ihn, so treuherzig und behaglich. Und ich merkte auch gleich, daß es
- •Ihn verlassen, denn ich glaube wirklich, daß er mit Noppe bei der
- •Im Kopf. Mutter ... Das mag sein, die würde nicht geradezu darauf
- •Verteilt im Leben, Ida; du hattest mit dreißig schon graues Haar, das
- •Vernahm. Thomas, der Zigaretten rauchte, sah aufmerksam um sich, wenn
- •Immer beim sichersten Wetter einen langen, offenen Regenmantel nebst
- •In der Tat, dort oben auf der dritten Etage der waldigen Terrasse saßen
- •Vollbart, und seine Nase -- die Nase seiner Mutter -- lag auffallend
- •Von denen sie mit Erlaubnis des Kellners sogar einige zum Andenken in
- •Vorm Gasthaus ward Order gegeben, daß in einer Stunde der Wagen
- •Vergeben und vergessen, und die Rache ist mein, spricht der Herr ...
- •Verlobungstages im Landschaftszimmer stattfand, wurden ohne Hindernis
- •In der Nähe also der Niederpaurs -- anzukaufen im Begriffe war, und
- •Verabscheute und Tony, vor kurzem vom Sommeraufenthalt zurückgekehrt,
- •Viel zu spät zur Kirche, weil er dem Klub einen Besuch abgestattet
- •Ist doch am Ende nur der Gram, der ihn aufreibt, den armen Mann ... Was
- •Inspektionsgänge an den Hafen, in die Speicher, verhandelte als Reeder
- •1859 Ward die Hoffnung zur Gewißheit, daß Tony zum zweiten Male Mutter
- •Vergeblich bemühte, den unfähigen kleinen Organismus in Gang zu halten,
- •Vorbereitungen!«
- •Vor zehn Minuten gekommen. Aber es muß etwas geschehen sein, und wir
- •In der Nacht, klingelte nach Ida Jungmann, die jetzt neben ihr im
- •In dem man das Knarren der Stufen, ein hustendes Gekicher, gepreßte
- •Ich verstehe alles ganz gut, meine arme kleine Dirn, denn ich bin nicht
- •In dem die Konsulin seit einiger Zeit ihre Handarbeit zu bewahren
- •Vollständig angekleidet auf dem Bette liegend, dessen Vorhänge
- •Vor der Nase wegnehmen dürfen, denn es gebührt natürlich dir ...«
- •Ich die Sache um ebensoviel zu leicht nehme, als du sie zu schwer
- •Ihm zu verstehen geben, sei überzeugt ...«
- •In festlicher Stimmung, in etwas zu guter Laune nach Hause und läßt sich
- •In den Hosentaschen, und ließ seine Augen auf ihr ruhen, ohne sie zu
- •Vom Leben zu halten habe. Ich erstarre nicht mehr, wenn ich erfahre, daß
- •Ich deine Schwester bin! Eva Ewers hat es gekonnt ... Gut! Aber eine
- •Ich kann nichts mehr ausrichten ... Ja, ihr müßt mir nun schon das
- •Ihnen auch diese Genugtuung noch zuteil wurde ... Therese Weichbrodt,
- •Vorzeitig Charakteristisches und kleidet ein vier Wochen altes nicht zum
- •Visitenkartenschale zwischen den Tatzen, drunten auf dem Vorplatz steht.
- •Von seiner heißen Schokolade und plaudert mit verklärtem Gesicht in
- •Ihm einen Nebenverdienst als Stiefelwichser angewiesen. Frühmorgens
- •Indem er eine seiner hellen Brauen emporzieht, und einige
- •Von Pastor Pringsheims Rede einmal sogar aus irgendwelchen Gründen den
- •Im stillen. Eingesargte Hoffnungen regen sich, stehen auf und werden
- •Verfassungsmäßig ausgeschlossen, weil sein Bruder dem Senate angehörte.
- •Ihren Eindruck zu machen. Dieser große, ein wenig zu fette Mann mit
- •Von Verwaltungs- und Aufsichtsräten, in denen ihm seit seiner Wahl das
- •Vorwärts und ließ ihm keinen Frieden. Auch wenn er scheinbar ruhte, nach
- •Vorläufig festsetzte, nicht gering war, fand er, daß er sie ohne
- •Verantwortung, es zu verschweigen --, daß der kleine Johann zum
- •Versah, so war es beschlossene Sache, daß in das neue Haus nicht mehr
- •Iwersen verbeugte sich ebenso tief wie ungeschickt, während seine Frau,
- •Von der schwindelnden Höhe des »einfallenden Lichtes« ein mächtiger,
- •Vorbereitet haben. Und dann ist hier noch diese zweite Einlage: auch an
- •Ich dir die Sache abnehme und morgen vormittag selbst mit Mutter
- •Vernehmen. Sie saß, die Hände ringend, am Fenster des Landschaftszimmers,
- •Von Sievert und Klara Tiburtius überreicht hatte, war ihm die schwere
- •Ich denn anders? Konnte ich es denn?!... Sie, die nun bei Gott, und all
- •Versucht hättest, es mir zu verbieten!«
- •Von Senator Buddenbrooks neuem Hause, küssen der Hausdame die Hände und
- •Im Spätherbst und Winter kehren die Truppen siegreich zurück, werden
- •Von nun an gehörte er zur Familie, begann an den »Kindertagen«
- •Ihrem Ausstattungsfieber, sie allzu deutlich an die Zeit ihres eignen
- •Von Eßwaren und unbekleidete Frauengestalten, denn dies war Hugo
- •Ick seg: `Mein liebes Kind,
- •In welcher ebendieser Großmutter auf dem Wege zum Bahnhofe tausend
- •Ist kein Bürger, Thomas! Er ist noch weniger ein Bürger, als du!´ ...«
- •Irdischen Leben. Ich komme soeben aus Verhältnissen, will ich dir sagen,
- •Ihrerseits sich hinter mich gesteckt hat ... Verstehst du?«
- •Irrtum. Es kann sich hier nicht um irgendeinen Vorschuß handeln. Maiboom
- •Vergnügt zu werden. Aber ich versichere dich, daß ich niemals wacher und
- •Von dem ein zweiter Ausgang linkerseits in das Ankleidezimmer des
- •Versichere dich, ich heulte wie ein Kettenhund, es wurde mir entsetzlich
- •Verdeckt war, das, in zwei länglichen Einbuchtungen von den zarten
- •Ineinander geschoben waren und auf denen ein Likörkasten stand. Von hier
- •Verbummele, ich versumpfe, ich werde alberner als Christian!« Oh, es war
- •Ich ebenfalls nicht ganz unbeteiligt bin ... Höre, Thomas, dies ist
- •Von allen Häusern -- die ganze Fischergrube hinunter, von der
- •Von Jürgen Kröger in Wismar ... Plötzlich errötete Frau Permaneder tief.
- •Verzerrt.
- •Ins Eßzimmer hinüber.
- •Von der Decke, der großen Glasscheibe des »Einfallenden Lichtes«,
- •Verwitwete Senatorin Möllendorpf thront im Salon inmitten des Sofas,
- •In welche ein dicker Mann mit verzweifeltem Gesichtsausdruck stößt,
- •Ineinander hallenden Schallmassen nicht innehielten, einem
In dem Bestreben, dies auszudrücken, dies zu erklären ... »Man schließt
die Faust, weißt du ... sie ist nicht besonders kräftig, denn man ist
müde von der Arbeit. Aber sie ist nicht feucht ... sie ärgert einen
nicht ... Sie fühlt sich selbst gut und behaglich an ... Es ist ein
Gefühl von Selbstgenügsamkeit ... Man kann ganz stillsitzen, ohne sich
zu langweilen ...«
Alle schwiegen. Dann sagte Thomas ganz gleichgültig, um seinen
Widerwillen zu verbergen: »Mir scheint, daß man nicht arbeitet,
damit ...« Aber er brach ab, er wiederholte nichts. »Ich wenigstens habe
andere Ziele dabei vor Augen«, fügte er hinzu.
Christian jedoch, dessen Augen wanderten, überhörte dies, denn er befand
sich in Gedanken, und alsbald begann er eine Geschichte aus Valparaiso
zu erzählen, eine Mord- und Totschlagaffäre, bei der er persönlich
zugegen gewesen war ... »Aber da reißt der Kerl das Messer heraus -- --«
Aus irgendwelchen Gründen wurden solche Erzählungen, an denen Christian
reich war, und über die Madame Grünlich sich köstlich amüsierte, während
die Konsulin, Klara und Klothilde sich entsetzten und Mamsell Jungmann
nebst Erika mit offenem Munde zuhörten, von Thomas stets ohne Beifall
aufgenommen. Er pflegte sie mit kühlen und spöttischen Bemerkungen zu
begleiten und sich den deutlichen Anschein zu geben, als glaube er, daß
Christian übertreibe und blagiere ... was sicherlich nicht der Fall war;
aber er erzählte mit Verve und Farbe. Erfuhr Thomas es nicht gern, daß
sein jüngerer Bruder weiter herumgekommen sei und mehr gesehen habe als
er? Oder empfand er mit Widerwillen ein Lob der Unordnung und der
exotischen Gewalttätigkeit in diesen Messer- und Revolvergeschichten?...
Feststeht, daß Christian sich durchaus nicht um die Ablehnung seiner
Erzählungen von seiten seines Bruders bekümmerte; er selbst war
allzusehr in Anspruch genommen von seinen Schilderungen, als daß er auf
Erfolg oder Mißerfolg bei anderen geachtet hätte, und wenn er geendet
hatte, so blickte er nachdenklich und abwesend im Zimmer um.
Wenn überhaupt das Verhältnis der beiden Buddenbrooks zueinander mit der
Zeit sich nicht zum Guten gestaltete, so war Christian dabei nicht
derjenige, der es sich beifallen ließ, irgendwelche Gehässigkeit gegen
seinen Bruder zu zeigen oder zu hegen, sich irgendeine Meinung, ein
Urteil, eine Abschätzung desselben anzumaßen. Er ließ mit
stillschweigender Selbstverständlichkeit keinen Zweifel darüber, daß er
die Überlegenheit, den größeren Ernst, die größere Fähigkeit,
Tüchtigkeit und Respektabilität des Älteren anerkannte. Aber gerade
diese unbegrenzte, gleichgültige und kampflose Unterordnung reizte
Thomas, denn Christian ging bei jeder Gelegenheit leichten Herzens so
weit darin, daß es den Anschein gewann, als lege er überhaupt gar keinen
Wert auf Überlegenheit, Tüchtigkeit, Respektabilität und Ernst.
Er schien es durchaus nicht zu bemerken, daß der Firmenchef ihm mehr und
mehr mit stillem Unwillen entgegenkam ... wozu derselbe Gründe hatte, denn
leider begann Christians geschäftlicher Eifer bereits nach der ersten
Woche, mehr noch jedoch nach der zweiten, sich erheblich zu verringern.
Dies äußerte sich zuerst darin, daß die Vorbereitungen zur Arbeit,
die anfangs wie eine künstlich und raffiniert verlängerte Vorfreude
ausgesehen hatten: das Zeitunglesen, Frühstückszigarettenrauchen und
Kognaktrinken immer mehr Zeit in Anspruch nahmen und sich schließlich
über den ganzen Vormittag erstreckten. Dann aber machte es sich ganz
von selbst, daß Christian sich über den Zwang der Kontorstunden
hinwegzusetzen begann, daß er des Morgens immer später mit seiner
Frühstückszigarette erschien, um Vorbereitungen zur Arbeit zu treffen,
daß er mittags zum Essen in den Klub ging und zu spät, zuweilen erst
abends, zuweilen auch gar nicht zurückkehrte ...
Dieser Klub, dem vorwiegend unverheiratete Kaufleute angehörten, besaß
im ersten Stock eines Weinrestaurants ein paar komfortable Lokalitäten,
woselbst man seine Mahlzeiten nahm und sich zu zwanglosen und oft nicht
ganz harmlosen Unterhaltungen zusammenfand: denn es gab eine Roulette.
Auch einige ein wenig flatterhafte Familienväter, wie Konsul Kröger und
selbstverständlicherweise Peter Döhlmann, waren Mitglieder, und der
Polizeisenator Cremer war hier »der erste Mann an der Spritze«. So
drückte Doktor Gieseke, Andreas Gieseke, Sohn des Branddirektors,
sich aus, Christians alter Schulkamerad, der in der Stadt sich als
Rechtsanwalt niedergelassen hatte, und dem sich, trotzdem er für
einen ziemlich wüsten Suitier galt, der junge Buddenbrook alsbald in
erneuerter Freundschaft anschloß.
Christian oder, wie er schlecht und recht meistens genannt wurde,
Krischan, der aus früherer Zeit mit allen mehr oder weniger bekannt oder
befreundet war -- denn die meisten waren Schüler des seligen Marcellus
Stengel --, ward hier mit offenen Armen empfangen, denn wenn auch weder
Kaufleute noch Gelehrte seine Geistesfähigkeiten für groß hielten, so
kannte man doch seine amüsante, gesellschaftliche Begabung. In der Tat
gab er hier seine besten Vorstellungen, erzählte er hier seine besten
Geschichten. Er machte am Klubklavier einen Virtuosen, er ahmte
englische und transatlantische Schauspieler und Opernsänger nach, er gab
in der harmlosesten und unterhaltendsten Art Weiberaffären aus
verschiedenen Gegenden zum besten -- denn kein Zweifel: Christian
Buddenbrook war ein »Suitier« --, er berichtete Abenteuer, die er auf
Schiffen, auf Eisenbahnen, in St. Pauli, in Whitechapel, im Urwald
erlebt hatte ... Er erzählte bezwingend, hinreißend, in mühelosem Fluß,
mit leicht klagender und schleppender Aussprache, burlesk und harmlos
wie ein englischer Humorist. Er erzählte die Geschichte eines Hundes,
der in einer Schachtel von Valparaiso nach San Franzisko geschickt
worden und obendrein räudig war. Gott weiß, worin eigentlich die Pointe
der Anekdote bestand; aber in seinem Munde war sie von ungeheurer Komik.
Und wenn dann ringsumher sich niemand vor Lachen zu lassen wußte, so saß
er selbst, mit seiner großen, gebogenen Nase, seinem dünnen, zu langen
Halse und seinem rötlichblonden, schon spärlichen Haar und ließ, einen
unruhigen und unerklärlichen Ernst auf dem Gesichte, eins seiner
mageren, nach außen gekrümmten Beine über das andere geschlagen, seine
kleinen, runden, tiefliegenden Augen nachdenklich umherschweifen ...
Beinahe schien es, als lache man auf seine Kosten, als lache man über
ihn ... Aber daran dachte er nicht.
Zu Hause erzählte er mit besonderer Vorliebe von seinem Kontor in
Valparaiso, von der unmäßigen Temperatur, die dort geherrscht, und von
einem jungen Londoner namens Johnny Thunderstorm, einem Bummelanten,
einem unglaublichen Kerl, den er, »Gott verdamm' mich, niemals hatte
arbeiten sehen«, und der doch ein sehr gewandter Kaufmann gewesen sei
... »Du lieber Gott!« sagte er. »Bei der Hitze! Na, der Chef kommt ins
Kontor ... wir liegen, acht Mann, wie die Fliegen umher und rauchen
Zigaretten, um wenigstens die Moskitos wegzujagen. Du lieber Gott!
`Nun´, sagt der Chef, `Sie arbeiten nicht, meine Herren?!´ ... `_No,
Sir!_´ sagt Johnny Thunderstorm. `Wie Sie sehen, Sir!´ Und dabei blasen
wir ihm alle unseren Zigarettenrauch ins Gesicht. Du lieber Gott!«
»Warum sagst du eigentlich fortwährend `Du lieber Gott´?« fragte Thomas
gereizt. Aber das war es nicht, was ihn ärgerte. Sondern er fühlte, daß
Christian diese Geschichte nur deshalb mit soviel Freude erzählte, weil
sie ihm eine Gelegenheit bot, mit Spott und Verachtung von der Arbeit zu
sprechen.
Dann ging ihre Mutter diskret zu etwas anderem über.
Es gibt viele häßliche Dinge auf Erden, dachte die Konsulin Buddenbrook,
geborene Kröger. Auch Brüder können sich hassen und verachten; das kommt
vor, so schauerlich es klingt. Aber man spricht nicht davon. Man
vertuscht es. Man braucht nichts davon zu wissen.
Viertes Kapitel
Im Mai geschah es, daß Onkel Gotthold, Konsul Gotthold Buddenbrook, nun
sechzigjährig, in einer traurigen Nacht von Herzkrämpfen befallen ward
und in den Armen seiner Gattin, der geborenen Stüwing, eines schweren
Todes starb.
Der Sohn der armen Madame Josephine, der, gegenüber seiner nachgeborenen
und mächtigeren Geschwisterschaft von seiten Madame Antoinettens, im
Leben zu kurz gekommen war, hatte sich längst mit seinem Geschicke
beschieden und in den letzten Jahren, besonders nachdem ihm sein Neffe
das niederländische Konsulat überlassen, ganz ohne Ranküne aus seiner
Blechdose Brustbonbons gegessen. Wer den alten Familienzwist in Form
einer allgemeinen und unbestimmten Animosität hegte und bewahrte, das
waren vielmehr seine Damen: seine gutmütige und beschränkte Gattin nicht
sowohl, wie die drei ältlichen Mädchen, die weder die Konsulin, noch
Antonie, noch Thomas ohne ein kleines giftiges Flämmchen in den Augen
anzublicken vermochten ...
Donnerstags, an den überlieferungsgemäßen »Kindertagen«, um vier Uhr,
fand man sich in dem großen Hause in der Mengstraße zusammen, um dort zu
Mittag zu speisen und den Abend zuzubringen -- manchmal erschienen auch
Konsul Krögers oder Sesemi Weichbrodt mit ihrer ungelehrten Schwester --
und hier war es, wo die Damen Buddenbrook aus der Breiten Straße mit
ungezwungener Vorliebe die Rede auf Tonys verflossene Ehe brachten, um
Madame Grünlich zu einigen großen Worten zu veranlassen und sich dabei
kurze, spitzige Blicke zuzusenden ... oder wo sie allgemeine
Betrachtungen darüber anstellten, welche unwürdige Eitelkeit es doch
sei, sich das Haar zu färben, und allzu anteilnehmende Erkundigungen
über Jakob Kröger, den Neffen der Konsulin, einzogen. Sie gaben der
armen, unschuldigen und geduldigen Klothilde, der einzigen, die sich in
der Tat auch ihnen noch unterlegen fühlen mußte, einen Spott zu kosten,
der durchaus nicht so harmlos war wie der, den das mittellose und
hungrige Mädchen alltäglich von Tom oder Tony mit gedehnter und
erstaunter Freundlichkeit entgegennahm. Sie mokierten sich über Klaras
Strenge und Bigotterie, sie fanden schnell heraus, daß Christian mit
Thomas sich nicht zum besten stand, und daß sie ihn überhaupt, Gott sei
Dank, nicht zu achten brauchten, denn er war ein Hans Quast, ein
lächerlicher Mensch. Was Thomas selbst betraf, an dem durchaus keine
Schwäche erfindlich war, und der ihnen seinerseits mit einem
nachsichtigen Gleichmut entgegenkam, welcher andeutete: Ich verstehe
euch, und ihr tut mir leid ... so behandelten sie ihn mit leicht
vergifteter Hochachtung. Von der kleinen Erika aber, rosig und
wohlgepflegt, wie sie war, mußte denn doch gesagt werden, daß sie in
beunruhigender Weise im Wachstum zurückgeblieben sei. Worauf Pfiffi,
indem sie sich schüttelte und Feuchtigkeit in die Mundwinkel bekam, zum
Überfluß auf die erschreckende Ähnlichkeit des Kindes mit dem Betrüger
Grünlich aufmerksam machte ...
Nun umstanden sie weinend mit ihrer Mutter das Sterbebett des Vaters,
und trotzdem es ihnen schien, als ob selbst dieser Tod noch von der
Verwandtschaft in der Mengstraße verschuldet sei, ward doch ein Bote
dorthin entsandt.
Mitten in der Nacht hallte die Haustürglocke über die große Diele, und
da Christian spät nach Hause gekommen war und sich leidend fühlte,
machte Thomas sich allein auf den Weg, in den Frühlingsregen hinaus.
Er kam nur zur rechten Zeit, um die letzten konvulsivischen Zuckungen
des alten Herrn zu sehen, und dann stand er lange mit gefalteten Händen
im Sterbezimmer und blickte auf diese kurze Gestalt, die sich unter den
Umhüllungen abzeichnete, in dieses tote Gesicht mit den etwas
weichlichen Zügen und den weißen Koteletts ...
»Du hast es nicht sehr gut gehabt, Onkel Gotthold«, dachte er. »Du hast
es zu spät gelernt, Zugeständnisse zu machen, Rücksicht zu nehmen ...
Aber das ist nötig ... Wenn ich wäre wie du, hätte ich vor Jahr und Tag
bereits einen Laden geheiratet ... Die _dehors_ wahren!... Wolltest du
es überhaupt anders, als du es gehabt hast? Obgleich du trotzig warst
und wohl glaubtest, dieser Trotz sei etwas Idealistisches, besaß dein
Geist wenig Schwungkraft, wenig Phantasie, wenig von dem Idealismus, der
jemanden befähigt, mit einem stillen Enthusiasmus, süßer, beglückender,
befriedigender als eine heimliche Liebe, irgendein abstraktes Gut, einen
alten Namen, ein Firmenschild zu hegen, zu pflegen, zu verteidigen, zu
Ehren und Macht und Glanz zu bringen. Der Sinn für Poesie ging dir ab,
obgleich du so tapfer warst, trotz dem Befehl deines Vaters zu lieben
und zu heiraten. Du besaßest auch keinen Ehrgeiz, Onkel Gotthold.
Freilich, der alte Name ist bloß ein Bürgername, und man pflegt ihn,