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Учебное пособие 700247.doc
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Die tiefsinnigen Sprüche der Deutschen

(aus: Sailer, Johann Michael. Die deutsche Weisheit aus der Gasse. (Hrsg.) Hans Magnus Enzensberger. Eichborn Verlag. Frankfurt am Main 1996).

Von den gemeinen deutschen Sprichwörtern entfernen sich am meisten die tiefsinnigen Sprüche der Deutschen. Aber sie sind doch nur Söhne des Geistes. Denn der Wahrheitssinn wird notwendig Tiefsinn in den innigen, reinen, hellschauenden Gemütern. (J. M. Sailer 1996, S. 292).

Hier beschränken wir uns "nur auf einige Perlen, die aus der Tiefe des Geistes heraufgeholt, in Schriften der Denker hell glänzen".

Von Papst und Bischöfen

Albrecht, Markgraf von Brandenburg, Erzbischof zu Maynz:

Das menschliche Herz ist wie ein Mühlstein. Wenn man Korn darauf schüttet: so läuft er herum, zerreibt, zermalmet und macht es zu Mehl. Ist aber kein Korn vorhanden, so läuft der Stein gleichwohl herum und zerreibt sich selbst, dass er kleiner und schmäler wird (S. 263).

Johann Michel Sailer, Bischof von Regensburg

… Je inniger des Menschen Gemüth, desto tiefer der Sinn; je tiefer der Sinn, desto mächtiger der Ausdruck (S.292).

Von Kaisern und Fürsten

Kaiser Ludwig, der zweite:

Wer den Reichtum verachtet, ist reicher, als der ihn besitzt (S.265).

Kaiser Otto, der Zweite

Friede mit den Menschen, Krieg mit den Lastern (S.266).

Kaiser Heinrich, der Sechste:

Den Menschen nützen ist göttlich, schaden teuflisch (S.266).

Johann, Graf zu Nassau, Stifter der Schulze zu Herborn:

Wer stirbt, ehe er stirbt, der stirbt nicht, wenn er stirbt. (S.272).

Von Lehrern, Predigern etc.

Johannes Geiler von Kaiserberg, Prediger in Straßburg

Von dem Menschenleben:

Diese Welt ist ein großer Fluß, über den je einer dem anderen überhelfen soll: es währt nicht lange, und ist nur eine Überfahrt (S.272).

Von dem Weltlaufe:

  • Friede macht Reichtum,

  • Reichtum macht Übermuth,

  • Übermuth bringt Krieg,

  • Krieg bringt Armut

  • Armut bringt Demuth,

  • Demuth macht wieder Friede (S.273).

Von dem Undanke

Die Sau frisst die Eicheln unter dem Baume auf, und sieht nicht einmal über sich, wo sie herkommen (S.275).

Von Verführbaren

Man sollte sich weisen lassen, aber nicht verweisen. (S.275).

Johannes Taulerus

Der Mensch – seine Vernunft

Wer Vernunft schilt, der tut ihr gar unrecht. (S.293).

Der Mensch –seine Gabe

Die edelste Gabe, die der Mensch geben kann, ist, dass er sich selbst gibt, und mit sich gibt er Gott alle Dinge. Denn der Mensch ist alle Dinge: darum bedarf er nicht mehr zu geben, als sich selbst.(S.294).

Der Mensch – seine Duplicität

Der Mensch ist geschaffen von Zeit und Ewigkeit, von Zeit nach dem Leibe, von Ewigkeit nach dem Geist. Nun neigt sich jedes Ding nach seinem Ursprung. Weil der Leib geschaffen ist von der Erde und von der Zeit, darum neigt er sich auf irdische, zeitliche Dinge, und sucht darin seine Lust. Weil der Geist aus Gott geflossen, geschaffen ist von der Ewigkeit: darum neigt er sich zu Gott, zur Ewigkeit (S.294-295).

Der Mensch – seine Lauterkeit

Gott ist in sich selbst unbeweglich und bewegt doch alle Dinge: also ein lauteres Gemüth unbeweglich und beweget doch mit Gott alle Dinge (S.295).

Der Mensch – sein Soll

Der Leib soll sein ein Knecht der Seele, die Seele eine Dienerin des Geistes, der Geist ein Anstarren Gottes. (S.296).

Der Mensch - seine Lehrstücke

Drei Dinge lerne wohl.

  1. Sei allzeit ein anfachender Mensch; das benimmt dir alle Trägheit.

  2. Sei allzeit Gott heimlich (vertraut): so bleibst du in Freuden eines guten Gewissens.

  3. Nimm alle Dinge mit gleichem Mute von Gott: so bist du allzeit im Frieden (S.297).

Der Mensch – seine Tugend

Der Mensch soll sich so lang in Tugend üben, bis Tugend sein Wesen wird (S.297).

Der Mensch – seine Dreizahl

Diese drei stehen in einem Punkte:

  • in Ewigkeit sein,

  • in Einigkeit sein,

  • in Lauterkeit des Wesens sein (S. 298)

Der Mensch – seine Geduld

Leiden gleicht einer Trotte. Wenn die Traube getrottet wird, so fließt aus ihr, was in ihr ist. Ist Sie süß, so gibt sie süßen; sauer, gibt sie sauren Wein. Wird der Mensch mit Leiden gedrückt, so fließt aus ihm, was in ihm ist, aus dem Tugendhaften göttliche Süßigkeit. (S. 299).

Gelles, der erste deutsche Poet

Von den fünf Sinnen:

  • Die fünf Sinne sind Türen des Verstandes; die Augen Fenster des Gemüts.

  • Auf die Frage, worin das Wesen des Menschen bestehe:Nehmet den Menschen Vernunft und Rede, so werden sie nichts übrig haben.

Der Urheber der Reformation in Deutschland