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Учебное пособие 700247.doc
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III Figuren der Worteinsparung

Brachylogie (brevitas): Gesuchte Kürze im Ausdruck. Mittel:

  • Ellipse: Auslassung eines in der normalen Konstruktion notwendigen Wortes: "Wie du mir <tust>, so <tue> ich dir".

  • Zeugma: Beziehung eines Satzteils (meist Verb) auf mehrere syntaktisch gleichgeordnete Satzteile (meist Substantive), obwohl ersterer nur zu einem davon passt:

        1. "Wir sind belauscht mit Ohr und Blick".

        2. apo koinoy (ἀπὸ κοινοῦ): Ein Satzglied, das von zwei anderen Satzgliedern gemeinsam abhängig ist, wird zwischen beide übergeordnete Glieder oder nur zum zweiten gestellt: "urbem oppressam a tyranno <a tyranno> liberare"; "corpus quasi vas est <animi> aut aliquod animi receptaculum"

IV Klangfiguren

Modifizierte oder partielle Wortwiederholungen und bloße Klangwiederholungen. Diese dienen oft dazu, Parallelismen und andere Figuren hervorzuheben62. Diese Technik wurde von Gorgias in besonders auffälliger Weise gebraucht. Man spricht deshalb von "Gorgianischen Figuren" (Gorgieia Schemata), womit besonders Isokolon (mit Antithese), Paronomasie, Homoioteleuton, Homoioptoton, Paromoiose gemeint sind.

Gleichklang des Wortkörpers:

Paronomasie (Assonanz; annominatio): Verwendung ähnlich klingender Wörter

  • Spiel mit ähnlich klingenden (aber nach Herkunft und Sinn verschiedenen) Wörtern: "ex aratore orator fit"; "Eile mit Weile" (Parechese)

  • Spiel mit stamm- und sinnverwandten Wörtern: "homo sum, humani nihil a me alienum puto" (Paronomasie in anaphorischer Stellung).

Sonderfälle

Onomatopoiie (Lautmalerei): "quamvis sint sub aqua, sub aqua maledicere temptant"; "at tuba terribili sonitu tatatantara dixit"

Figura etymologica: Verb mit stammverwandtem inneren Objekt: "iter ire", "λόγους λέγειν", ähnlich: "voce vocare".

Polyptoton: Wiederholung eines Wortes mit Änderung des Kasus: "lupus est homo homini".

Gleichklang einzelner Laute:

  • Homoioteleuton: Gleichklang des Wortschlusses (daraus entstand in der Spätantike der Reim)

  • Homoioptoton: Homoioteleuton infolge Gleichheit des Kasus

  • Alliteration: Wiederholung eines Lautes; meist nur für konsonantischen Anlaut: "sensim sine sensu aetas senescit"; "Musa mihi causas memora!"

  • Paromoiose: Kombination mehrerer Gleichklänge

V Figuren der Wortverbindung

Asyndeton: Auslassung der Verbindungspartikel zwische koordinierten Satzteilen (kopulativ, adversativ, explikativ, konditional).

Polysyndeton: Jedesmalige Setzung der Verbindungspartikel zwischen koordinierten Satzteilen (et... et... et...)

VI Figuren der Wortbeziehung

Hendiadyoin: Parataxe von logisch einander untergeordneten Begriffen: "pateris libamus et auro" st. "pateris libamus aureis".

Enallage: Änderung einer Wortbeziehung, besonders die Zuordnung eines Adjektivs zu einem übergeordneten Substantiv statt zu einem untergeordneten: "des Knaben lockige Unschuld".

VII Figuren der Wortstellung und Satzkonstruktion

Figuren der Wortstellung63 und Satzkonstruktion Rhetorisches Ziel: Erzeugung von Spannungs- und Überraschungseffekten Hörerlenkung: Psychagogische Effekte (s. im einzelnen)

Parallelismus: Wiederholung eines syntaktischen Ablaufs

Rhetorisches Ziel: Klare antizipierbare Struktur.

Hörerlenkung: Die Parallelität lässt den Hörer die These als seine eigene antizipieren. Ihre Glaubwürdigkeit wird suggestiv erhöht, weil (umgekehrt als sonst) der Redner den Hörer bestätigt; dadurch identifiziert sich der Hörer mit dem Redner und wird zum potentiellen Mitstreiter.

Isokolon (Parison): Parallelismus mit gleicher Länge der Kola (gleiche Wortzahl oder sogar Silbenzahl): "Schmiert die Guillotine / mit der Pfaffen Fett / Schmeißt die Konkubine / aus des Fürsten Bett!"

Trikolon: Dreifaches Isokolon

Rhetorisches Ziel: Formale Stringenz

Hörerlenkung: Die formale Stringenz überträgt sich suggestiv auf den Wahrheitsanspruch der Aussage: Sie scheint kategorisch gültig zu sein. Suggestive Erhöhung der Glaubwürdigkeit zur Vermeidung von Kritik.

Chiasmus: Überkreuzstellung entsprechender Satzteile: "video meliora, deteriora sequor"

Antimetabole (commutatio): Syntaktischer Parallelismus verbunden mit lexikalischem Chiasmus: "Wir leben nicht, um zu essen, sondern wir essen, um zu leben" Rhetorisches Ziel: Die von Einzelbegriffen ausgehenden Spannungen werden alle innerhalb von Chiasmus und Antimetabole geschlossen,  so dass keine Erwartung über die Figur hinausgreift. Dies verleiht der Aussage eine apodiktische Geschlossenheit (Endgültigkeit).

Hörerlenkung: Erhöhung der Glaubwürdigkeit zur Vermeidung von Kritik.

Hyperbaton (traiectio, transgressio): Sperrung. Trennung zweier syntaktisch eng zusammengehöriger Wörter durch ein anderes: "aequam memento rebus in arduis servare mentem" (Hor.c.2,3,1f)

Rhetorisches Ziel: Erzeugung eines Spannungsbogens: Weckung gesteigerter Aufmerksamkeit. Möglichkeit der syntaktisch-semantischen Antizipation des retardierten Begriffs.

Hörerlenkung: Stärkere Aktivierung des (eher passiven) Hörers. Einbeziehung in die Gestaltung des Redefortgangs. Identifizierungseffekte.

Inkonzinnität: Durchbrechung von Parallelismen durch syntaktische Variation: "ut erat comis bonis, ita adversus malos iniucundus" statt "malis".

Inversion: Umkehrung der üblichen Wortfolge Rhetorisches Ziel: Überraschungseffekt: Hervorhebung der Sache, Erregung von Affekten (Aufmerksamkeit)

Anakoluth: Abbruch einer angefangenen syntaktischen Struktur (siehe: http://www.gottwein.de/Stilistik/Stil04.php)