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Zeitungsneologismen

Das emotive Zeitungsvokabular109 unterscheidet sich vom emotiven Vokabular literarischenr Texte durch das Vorhandensein der nur für die Sprache der Zeitungen typischen Neologismen, die dementsprechend eine politische, ideologische Färbung besitzen, vgl. Euromark, Euronet, Entstasierung, wessisieren, Asyltourismus und dgl. Ulrich Esser vertritt die Ansicht, daß die Entstehung neuer Wörter in der Presse, in den Reden der Politiker im gewissen Maße mit dem Neuen im Denken verbunden ist, denn

"in der Macht des Wortes" reflektiert sich auch "die Macht des Denkens", reflektiert sich das Neue im Denken. Neues Denken findet, so Ulrich Esser, seine Legimitation auch in einer neuen Verwendung der Sprache. "Will man die neuen Formen des Denkens legitim und glaubhaft realisieren und ein Volk überzeugen und faszinieren, so auch durch ein neues Sprachgewand" (Esser 1991, S. 46 - 47).

In der Sprache der deutschen Presse (besonders in der Periode der Wiedervereinigung) wurden häufig solche Wörter gebraucht, die Einwohner Ost- und Westdeutschlands bezeichnen, vgl. Ossis, Wessis, Jammerossi, Urossi, Altossi, Neuwessi, Neubundi, Besserwessi etc. Diese Lexeme wurden 1991 als die Häufigkeitswörter des Jahres anerkannt. Eine Ursache ihres intensiven Gebrauchs besteht darin, daß sie "eindeutig, handlich und emotional" sind (Lerchner 1991. In: Seidel 1992, № 3, S. 150). Als neue Wörter rufen sie zweifellos Interesse hervor. Ihre semantische und strukturell-morphologische Entwicklung spiegelt den Prozeß der Vereinigung Deutschlands wieder, vgl.:

  • DDR-Bürger -Ostbürger - Zoni - Ostdeutsche - Ostler - Neubundi - Neuwessi - Wossi;

  • Bundesbürger - Altbundesbürger - Bundi - Westdeutsche - Westler - Wessis- Wossi.

Interessant ist, daß beide Wortreihen mit ein und demselben Wort abgeschlossen werden, das sich aus der Addition zweier Wörter ergibt: Wessi + Ossi = Wossi.

Die Lexeme "Wessis/West" und "Ossis/Ost" bilden die Grundlage für eine Vielzahl von neuen Wörtern:

  1. von neuen Substantiven: Ossifamilie, Ossikind, Ostalgie, Ostmentalität, Ossi-Wessi-Gerede, Wessi-Klub, Wessi-Report, Wossi-Runde etc.;

  2. von neuen Verben: wessisieren, ossifizieren etc. ;

  3. von neuen Adverbien: ossig, wessimäßig etc.. Siehe auch die nächsten Beispiele:

  • "Ich wünsche mir, daß wir, die Wessis, die Sensibilität der Ostmenschen übernehmen und die Ossis mehr Speed vom Wessi". (RocksÄnger Udo Lindenberg; Märkische allgemeine Zeitung 17. 8. 91, S. 16).

  • "Ossi wurde zum Chefarzt." (MAZ/2/, 18. 7. 91, S. 3).

Stasi" als Wort des Jahres 1992

Das Lexem "Stasi"110 war in Deutschland das Wort des Jahres 1992. Dieses Wort wurde 1992 "gut zweihundertmal häufiger verwendet als etwa im Jahr 1987. Das Wort ist der Shooting - Star der neuen Bundesrepublik" (HEringer J. 1992, S. 116). Die Geschichte dieses Wortes ist mit der ehemaligen DDR verbunden und geht auf eine offizielle Bezeichnung des Staatssicherheitsdienstes zurück. Seine eigentliche Karriere begann das Lexem "Stasi" (als Wort) während der Wende, ihren Höhepunkt erreichte diese Karriere in der neuen Bundesrepublik (ebenda, S. 118).

Die Entstehung des Neologismus "Stasi" hat die Bildung einer ganzen Serie von neuen lexikalischen Einheiten beeinflusst, die mit diesem Begriff verbunden sind. Das Wort "Stasi" wird oft nicht isoliert, sondern in verschiedenen Komposita verwendet, wobei die überwiegende Mehrheit von ihnen eine Person oder eine Gruppe von Personen charakterisiert, vgl.: Ex-Stasi-Chef, Ex-Stasi-Oberst, Stasi-Bezirkschef, Stasibekenner, Stasifunktionäre, Stasi-Hauptmann, Stasi-Leute, Stasi-Männer, Stasi-Minister, Stasioffizier, Stasi-Oberleutnant, Stasi-Sonderbeauftragte, Stasi-Mitglieder etc. Die Analyse solcher Komposita zeigt, daß, wenn neutrale Wörter (Chef, Leute, Oberst) mit dem Wort "Stasi" in Verbindung kommen, auch diese eine negative Bedeutung entwickeln. Die gegebenen Komposita sind dem folgenden Modell nach gebildet worden:

Stasi (negative Wertung) + Substantiv (neutral) = Kompositum (negative Wertung).

Zu den oben genannten Substantiven gehören auch Wörter, die eine negative emotionale Wertung in ihrer Bedeutung usuell enthalten. Vgl.: Stasi-Häscher, Stasi-Spitzel, Stasi-Jäger etc. Diese Komposita wurden mit Hilfe des folgenden Modells gebildet:

Stasi (negative Wertung) + Substantiv (emotional) = Kompositum (negative emotionale Wertung).

Die pragmatische Bedeutsamkeit der Komposita solcher Art ist durch eine emotionale Wertung bedingt, die in der Bedeutung ihrer Konstituenten vorhanden ist.