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Учебное пособие 700247.doc
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Zur Abgrenzung von Behördensprache und Amtssprache128

(von Hofman Michael, 2007)

In der sozio- bzw. varietätenlinguistischen Literatur wird Behördensprache in der Regel als eine von mehreren funktionalen Varietäten dargestellt, wahrend mit Amtssprache der Tatbestand erfasst wird, dass es innerhalb eines nationalen Verbandes eine offizielle Sprache der Regierung und anderer Institutionen/Organe mit festgelegtem einzelsprachlichem Status gibt. Amtssprache bezeichnet folglich keine Varietät (als Teilsprache einer Einzelsprache), sondern eine selbständige Sprache mit funktionaler Markierung. Das Deutsche beispielsweise ist Amtssprache u.a. in Deutschland, Osterreich, Liechtenstein, Luxemburg und der Schweiz.

Darüber hinaus wird der Terminus Amtssprache anstelle von Behördensprache verwendet, um in mehrsprachigen Staatsgebilden den hochsprachlich geprägten Sektor der offiziellen Kommunikation zu erfassen. Ammon (2001, 19ff.) fuhrt am Beispiel des Deutschen folgende Erscheinungsformen von amtssprachlicher Mehrsprachigkeit auf:

1. Deutsch ist nationale Amtssprache zusammen mit anderen Einzelsprachen:

    • in der Schweiz (hier ist Deutsch Amtssprache neben Franzosisch, Italienisch und Ratoromanisch);

    • in Luxemburg (hier ist Deutsch Amtssprache neben Franzosisch und Letzeburgisch).

2. Deutsch ist regionale Amtssprache, d.h. beschrankt auf eine Provinz, Sprachinsel o.A. innerhalb eines nationalen Verbandes:

    • in der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens (hier ist Deutsch vorherrschende Amtssprache; Franzosisch wird subsidiär verwendet);

    • in der autonomen Provinz Bozen-Südtirol in Italien (hier ist Deutsch Amtssprache neben Italienisch; gebietsweise wird auch Ladinisch verwendet).

Das Beispiel Schweiz zeigt, dass aus dem gleichberechtigten Nebeneinander von Deutsch, Franzosisch, Italienisch und Ratoromanisch mehrere einzelsprachliche Behörden- bzw. Amtssprachen erwachsen, die dem jeweiligen einzelsprachlich gebundenen Varietätengefüge angehören. Ob Behörden- bzw. Amtssprache eine Varietät oder eine selbständige Sprache ist, muss in Abhängigkeit von der Sprachsituation eines mehrsprachigen Landes entschieden werden.

Empfohlene Literatur zur Vertiefung:

Fix/Poethe/Yos (2001) :Analyse eines institutionellen Textes: pragmastilistisch“. S. 82-94.

Fleischer/Michel/Starke (1996): „Verwaltung (Amtsverkehr)“. S. 125-127.

Heinemann (1997): „Zu Nominationsproblemen im Bereich der Verwaltungskommunikation“.

Hofmann, Michael (2007): Funktionale Varietäten des Deutschen. Potsdam: Potsdamer Universitätsverlag.

Löffler (1994): „Sprache des öffentlichen Verkehrs“. S. 117-120.

Riesel (1963): „Der Stil des öffentlichen Verkehrs“, S. 437-443.

ТБ – 9 Текст как предмет изучения стилистики (4 часа)

Lektion № 20

Stilforschung

Fragen: Die Stilforschung im 20. Jahrhundert. Die Funktionalstilistik. Interpretationsschule oder Hermeneutik. Die deskriptive linguistische Stilistik. Strukturalistische Positionen und Beschreibungsmethodik. Stilanalyse.

1. Die Stilforschung im 20 Jahrhundert

(von Fleischer W., Michel G., Starke G., 1975)

Wir behandeln129 jetzt die verbreiteten Auffassungen und Methoden der Stilbeschreibung.

Funktionalstilistik

Der Begriff "Funktionalstilistik" entstand aus der Einsicht in die Verwendungsweisen der Sprache in den vielfältigen Sphären gesellschaftlicher Tätigkeit und in ihre kommunikativen Funktionen.

Die belangvollen Unterschiede in der Sprachverwendung lassen sich nach Meinung tschechischer Stilforscher in 4 Sphären nachweisen. Hawranek unterscheidet z.B. vier Hauptfunktionen der Schriftsprache:

  • kommunikative

  • praktisch- spezielle

  • theoretisch-spezielle

  • ästhetische Funktion

Das sind die Verwendungsweisen der Sprache in verschiedenen Bereichen der menschlichen Tätigkeit.

Diesen Funktionen entsprechen vier "funktionale Sprachen" oder auch Schichten.

  • Die Alltagssprache (kommunikative Funktion)

  • Die Geschäftssprache- und Alltagssprache (praktisch-spezielle Funktion)

  • Wissenschaftssprache (theoretisch spezielle Funktion)

  • Sprache der Belletristik (ästhetische Funktion)

Im Unterschied zu den tschechischen Stilforschern konzentrieren sich heimische(?) Stilforscher auf empirische Analyse, die ein reiches Faktenpotential bearbeiten. Sie betonen die historische Bedingtheit und Veränderlichkeit der stilistischen Variante einer Sprache. (J.S. Sorokin, V.V. Winogradow, M.N. Kozina, V.P. Murat u.a.).

Einige russische Sprachforscher verweisen bei der Ableitung des Begriffs des Funktionalstils auf einige Grundgedanken von Wilhelm von Humboldt. In seiner Arbeit Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts" (1835) unterscheidet W.von Humboldt Sprache als Ausdruck "intellektuellen Strebens" und Sprache als "Ausdruck der Gefühle", d.h. künstlerische Sprache, als "Poesie und Prosa".