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Учебное пособие 700247.doc
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Verbale Periphrasen

Kennzeichen des emotiven Zeitungslexikons sind auch verbale Periphrasen. Die relativ begrenzten Wortbildungsmöglichkeiten eines Verbs werden im gewissen Maße durch zahlreiche verbale Periphrasen kompensiert, in denen Substantive meist als dominierende Konstituenten auftreten und vorwiegend Emotionen/Gefühle eines Subjekts kennzeichnen. Die hohe Aktivität der Substantive ermöglicht es, unterschiedliche Typen emotionaler Periphrasen zu bilden, z.B.:

j-n in Unruhe (Zorn, Wut, Raserei) bringen; j-n in Freude (Begeis­terung) bringen; eine Aggression verüben, in Resignation (Verzweiflung) treiben, Jubel (Panik) auslösen etc.

Wörter mit übertragener Bedeutung

Die Spezifik des emotiven Lexikons der Zeitungstexte zeigt sich auch darin, dass ein wesentlicher Anteil der lexikalischen Einheiten in übertragener Bedeutunggebraucht wird. Diese Tendenz ist besonders für emotive Eigenschaftsadjektive typisch, weil Adjektive, die in Zeitungstexten verwendet werden, nur selten die Eigenschaften eines Subjekts selbst emotional bezeichnen. Sie sind von der Wertung her viel mehr auf die Bezeichnung der Eigenschaften abstrakter Gegebenheiten gezielt. Deswegen werden sie häufig nicht in direkter (denotativer) Bedeutung, sondern vorwiegend in übertragener (konnotativer) Bedeutung gebraucht, z.B.:

mutige (Visionen), mutiger (Schritt), vertrauensvolle (Zusammenarbeit), toleranter (Geist), illusionäre (Sehnsüchte), böses (Wort), naiver (Fortschritts­glaube), naive ( Hoffnung), glückliche (Fügung), brutales (Vorgehen) etc.

Solche Wortverbindungen gehen oft in Zeitungsklischees über. Die Suche nach Ausdrucksmitteln der Expressivität (besonders unter den Bedingungen des Zeitungsschreibens beeinflusst, nach Meinung von W. G. Kostomarov, einen raschen Übergang dieser Expressivität in den Standart. Oft wird irgendeine "neuerfundene" Redewendung unter dem Gesichtspunkt der Ausdruckskraft zuerst als treffend (prägnant) anerkannt, dann aber verwischt sich ihre eigenartige, vielsagende Bedeutung aufgrund ihres häufigen Gebrauchs in vielen Zeitungen und Zeitschriften und letztlich verwandelt sie sich allmählich in eine Schablone (Kostomarow 1971). Sehr treffend scheint mir in diesem Zusammenhang die folgende Äußerung von ZDF-Chefredakteur K. Bresser zu sein:

"Wir haben zu kritisieren, zu kommentieren, vor allem aber haben wir zu berichten, zu zeigen, was ist. Dabei müssen wir uns jeden Tag auf völlig neue Situationen einstellen, das Wort veraltet einem praktisch im Munde" (In einem Interview für die "Thüringer Allgemeine", 1990).

Sh. Vandries verwies auch auf die Tatsache, daß Wörter entweder phonetisch oder semantisch abgenutzt werden, wobei das "besonders die Expressivität ausdrucksvoller Wörter betrifft" (Vandries 1937).

Nur einige der emotiv-wertenden Adjektive, die in Pressetexten gebraucht werden, bezeichnen irgendwelche einem Subjekt selbst typischen Charakterzüge unmittelbar, vgl.

übereifrige (Soldaten), lästige (Bittsteller), verlässliche (Partner), reiselustige (Sachsen), ein ängstlicher, auf Absicherung bedachter (Mann), geschwätzige (Politiker), skeptische (Realisten), pflichtbewusste deutsche (Beamten) etc.

In Texten der heutigen Presse und Publizistik (sowie auch in der Umgangssprache) gilt das Lexem "freundlich" als eines der beliebtesten positiv wertenden Wörter. In Verbindung mit anderen Wörtern lenkt es ihre Bedeutung in die Richtung des positiven Endes der axiologischen Skala, vgl. familienfreundliche (Arbeitszeit), ausländerfreundliche (Politik), umweltfreundliche (Produkte), gastfreundliche heitere (Um­gebung), freundliche (Gesinnung) etc.