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Учебное пособие 700247.doc
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Emotional gefärbte Numeralien

Im emotiven Vokabular der schöngeistigen Literatur sind relativ oft emotional gefärbte Numeralien präsent95. In der Regel fungieren sie als Verstärkungsmittel. Ihre Emotionalität entspringt häufig aus den betreffenden Kontexten, z.B.:

  • "Es waren noch zehn tausend andere, unbekannte Bilder und Klänge da." (H. Hesse: Steppenwolf).

  • "Harry besteht nicht aus zwei Wesen, sondern aus hunderten, aus tausenden." (H. Hesse, ebenda).

  • "Sein Leben schwingt ... zwischen tausenden unzählbaren Polpaaren." (H. Hesse, ebenda).

In der Bedeutung der Numeralien 'hundert", "tausend" wird das Sem "viele" aktualisiert. Sehr gebräuchlich sind auch solche Lexeme, wie: hundertmal, hunderterlei, tausendfach u.a., die größtenteils auf bestimmte Übertreibungen hinweisen, z.B.:

  • "... die kleine gotische Brückenkapelle, an der ich früher tausendmal vorbeigelaufen war." (H. Hesse: Schön ist die Jugend).

  • "Ein alter, ewiger Fehler, den ich hundertmal begangen und bitter bereut habe." (H. Hesse: Kurgast).

  • "Man stelle sich einen Garten vor, mit hunderterlei Bäumen, mit tausenderlei Blumen, hunderterlei Obst, hunderterlei Kräutern." (H. Hesse: Steppenwolf) .

  • "... tausendfache köstliche Heimaterinnerung." (H. Hesse: Schön ist die Jugend) u.a.

Der Gebrauch von Numeralien in den genannten Funktionen ist Zeitungstexten nicht eigen.

Einige Sprachforscher sind der Meinung, daß die verbale Redeführung (d.h. die Redeführung, die aufgrund von Verben realisiert wird), ein kennzeichnendes Merkmal literarischer Texte ist. Mit Hilfe von Verben kann ein Autor/ Schriftsteller jede Bewegung (physische oder psychische) und jede Veränderung des Zustandes eines Menschen benennen bzw. beschreiben. Eine Vielzahl von Verben trägt in Texten zur Erschaffung der stufenweise entstehenden Vorstellung von Bewegungen und Gestalt bei. Aus diesem Grunde spricht man von einer "verbalen Sujetführung" in literarischen Texten. (Koshina 1977, S. 204). Daraus könnte man schlussfolgern, dass Verben in Texten der schöngeistigen Literatur gewöhnlich sehr intensiv gebraucht werden und dementsprechend eine hohe Gebrauchsfrequenz aufweisen. Meiner Meinung nach ist diese Schlussfolgerung nur im Hinblick auf den Gebrauch neutraler Verben richtig. Was aber den Gebrauch emotiv-wertender Verben angeht, so bilden diese nur einen relativ kleinen Teil im gesamten emotiven Verbvokabular schöngeistiger Texte, wie sich aus der von mir durchgeführten Analyse ergibt.

Wörter in metaphorischer Bedeutung

Ein weiteres Merkmal der emotiv-wertenden Lexik in literarischen Texten ist ihr metaphorischer Gebrauch96. Ich möchte hier einige Beispiele aus dem Roman "Damals bei uns daheim" von Hans Fallada geben:

  • "Aus diesen Augen spricht der ewige Triumph des Geistes über das Fleisch, der Liebe über die Vergangenheit." (H. Fallada).

  • "Die Tante war nur ein welkes Blatt auf dem Strome der Zeit." (H. Fallada).

  • "Er war der Nabel der Welt, leider ein zu Entzündungen neigender Nabel." (H. Fallada).

  • "Sie brach jeden Rekord im Lesen...Sie saugt aus jeder Blüte Honig, selbst aus den übelriechenden." (H. Fallada).

  • "... denn ich bin ein alter Richter und weiß, daß Prozesse Menschenfresser sind. Sie verschlingen nicht nur Geld, Glück, Frieden, sie verschlingen auch oft die Prozessierenden mit Haut und Haar...". (H. Fallada).

  • "Im Grunde ist er wohl sogar eine Mimose gewesen, aber er hat sich sein Leben lang mit Drachenblut ernährt." (H. Fallada).

In Texten der schöngeistigen Literatur ist die Verwendung von Wörtern in metaphorischer (übertragener) Bedeutung zum größten Teil durch eine Transformation (durch einen Übergang) der "Begriffswörter" in "Bildwörter"/"Gestaltwörter" beeinflusst. Zahlreiche abstrakte Gegebenheiten der objektiven Welt und vielfältige Gegebenheiten der inneren Welt eines Menschen sind nicht sichtbar. Für diese Erscheinungen gibt es keine "eigenen" Wörter, und deshalb werden die lexikalischen Einheiten, die sie versprachlichen, oft in sekundären (übertragenen) Bedeutungen gebraucht.

Die Entstehung von Wörtern mit metaphorischer Bedeutung hängt ab:

a) vom psychologischen Faktor - indirekte (implizite) Bezeichnung des Gesprächspartners – oder

b) vom kognitiven Faktor - Bezeichnung eines Menschen im Prozess der kognitiven Tätigkeit eines Sprechenden, wobei sich diese Tätigkeit durch Informationskompression und - dichte, Sinnweite und durch die Verwendung minimaler lexikalischer Mittel auszeichnet.

Gerade in solchen Fällen werden sogenannte allegorische Mittel bezüglich der Charakteristik eines Menschen gebraucht:

  • Bezeichnungen von Tieren (Zoonyme),

  • Vögeln (Ornithonyme),

  • Insekten (Insektonyme),

  • Pflanzen (Flora­nyme),

  • Bezeichnungen religiöser Erscheinungen (Sakronyme) etc.

Der Qualifizierung eines Subjekts liegen verschiedene Vergleichsrelationen zugrunde:

  1. Mensch - Mensch (der zu qualifizierende Mensch wird mit einem anderen Menschen verglichen);

  2. Mensch - belebte Natur:

b1) Mensch - Fauna (Katze, Löwe, Gans);

b2) Mensch - Flora (Mimose, Edelweiß);

  1. Mensch - unbelebte Natur (Windbeutel, Wirbelwind);

  2. Mensch - abstrakter Begriff (Schöngeist, Nummer, Nichts, Traum);

  3. Mensch - konkreter Begriff (Ding, Löffel, Bangbüchse) etc.

Zu den häufigsten Relationen gehören:

  • Vergleiche eines Menschen mit einem anderen Menschen,

  • Vergleiche mit der belebten Natur (mit Flora und Fauna),

  • seltener mit der unbelebten Natur,

  • Vergleiche mit konkreten und abstrakten Begriffen.

Wahrscheinlich ist das darauf zurückzuführen, dass ein Mensch als Produkt der belebten (organischen) Natur und als ihr unentbehrlicher Bestandteil in erster Linie in der lebendigen Welt Parallelen sucht, und zwar: in der Welt der "Sich - Selbst - Ähnlichen", in der Welt der Fauna und Flora und erst dann - in der unbelebten (anorganischen), abstrakten, ideellen Welt.

Emotiv-wertende Wörter, die in literarischen Texten gebraucht werden, haben relativ oft einen ambivalenten Wertungscharakter, was sich vor allem aus der Ambivalenz der einzelnen Typen von menschlichen Emotionen ergibt. Für die emotiv-wertende Lexik in Zeitungstexten hingegen ist eine deutliche Abgrenzung von positiv-wertenden und negativ-wertenden lexikalischen Einheiten charakteristisch, weil die Darlegung von Fakten in der Presse hauptsächlich auf der Ebene von Gegensätzen (Kontrasten) verläuft.