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Учебное пособие 700247.doc
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Interpretationsschule oder Hermeneutik

Die Hermeneutik - Lehre vom Verstehen eines natürlichen Textes und von den Mitteln seiner Deutung/Interpretation.

Die Interpretationsschule130 vertritt eine psychologisierende Auslegung des Sprachkunstwerkes. Sie entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts und gründete sich auf die Ästhetik des italienischen Kunsttheoretikers Beneditto Grose. Er wollte die Grenzen zwischen Kunstgeschichte, Literaturkritik und Linguistik aufheben.

In Deutschland wurde Grose durch die Vermittlung des Romanisten Karl Vossler, der seine Werke übersetzte und popularisierte zu einem entscheidenden Anreger für die Stilforschung. Grose fasste die Stilkunst als Bestandteil einer allgemeinen Kunsttheorie auf, wobei er auch der Alltagsrede ästhetisch poetische Züge zuerkannte. Er wollte die bisher übliche Abgrenzung zwischen künstlerischer und nichtkünstlerischer Sprache aufheben.

Im Unterschied zu Grose beschränkte Vossler das Ästhetische auf Werke der Belletristik.

Mit Vossler und Grose bilden sich die Grundprinzipien der Interpretationsschule heraus. Diesen zufolge offenbart jedes Kunstwerk die Intuition und den individuellen Gemütszustand seines Schöpfers. Es ist stets eine Einzelleistung und muss als solches gedeutet werden.

Die Interpretationsschule vertreten heute u.a. W. Kayser, Emil Staiger, Fritz Martini. Sie untersuchen die Kompositionsprinzipien und die ästhetische Substanz des Wortkunstwerks. Eine Randstellung nimmt Herbert Seidler ein.

Die deskriptive linguistische Stilistik

Die hermeneutische Richtung glaubt im Kunstwerk Eindrucks-Ausdruckswerte zu finden. Sie gelangt zu einer psychologischen Deutung der sprachlichen Elemente.

Entsprechend der Theorie der Funktionalstile ist der Sprachgebrauch in verschiedenen Tätigkeitssphären stilistisch differenziert.

Die deskriptiv stilistische Stilforschung versucht die sprachliche Form eines Textes in den Begriffen des Sprachsystems zu beschreiben und die innere Struktur eines Textes aufzudecken. Erscheinungen der Sprachbetrachtung wie z. B. dichterische Bilder, Reimformen, Satztypen und lexikalische Ausdrucksmittel werden "sprachintern', ohne Bezug auf ihre Funktion im Text und in der kommunikativen Situation, beschrieben. Die Analyse, die auf das sprachliche Detail gerichtet ist, genügt sich selbst. Sie (die Analyse) inventarisiert und klassifiziert nur sprachliche Fakten (Emil Winkler).

2. Stilanalyse Wesen der Stilanalyse131

Die Überlegungen hinsichtlich der Stilistik und des Stils sollten schließlich in

konkreten stilistischen Textanalysen ihre Anwendung finden. Erst die stilistische Arbeit an Texten kann die eine oder andere Stiltheorie bestätigen oder widerlegen. Wie U. PÜSCHEL betont, über die Stilanalyse zu reden, sei gewiss eine nützliche Sache, viel interessanter wäre jedoch, Stilanalysen vorzunehmen, denn die wirkliche Herausforderung bringe erst die Praxis. (vgl. PÜSCHEL, 1995, 303).

Das Problem bei der stilistischen Textanalyse besteht darin, ob man ein methodisches Verfahren benötigt oder ob es eher gilt, „… die eine oder der andere Analysierende erreicht mit Intuition und Fingerspitzengefühl mehr als so mancher mit seinem methodischen Vorgehen.“ (ebd.,309). U. PÜSCHEL meint damit, dass es entsprechend der Komplexität und Unübersichtlichkeit des Sprachstils keine einfache Anleitung für die Stilanalyse gebe. Ebenso wenig gebe es eine Abfolge von Analyseschritten, die einfach abgearbeitet werden konnten.

Dennoch kann man vor sowie nach der kommunikativ-pragmatischen Wende in der Linguistik auf Darstellungen von Methoden der Stilanalyse stoßen, deren Wichtigkeit sich vor allem aus didaktischen Gründen ergibt.