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Kleines_woerterbuch_der_stilkunde.doc
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77 Parenthese

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Ornatus m: Ausgestaltung des Textes nach ästhetischen Prin-zipien. Die Forderung nach Ästhetik auch des nichtkünstleri-schen Textes, eine Fordftung der antiken ↑ Rhetorik, bezieht sich gleichermaßen auf die gedankliche wie auf die sprachliche Fügung, auf den ↑ Denkstil wie auf den ↑ Sprachstil.

Oxymoron n: Sonderform der ↑ Antithese; Verbindung zweier sich scheinbar widersprechender Begriffe zu einer sinnvollen Aus-sage mit der Absicht, eine widersprüchliche Erscheinung der Wirklichkeit nachdrücklich und originell zu kennzeichnen (stummer Aufschrei). Bei Kisch ist folgende Herleitung eines Oxymorons zu lesen: . . . der Seelsorger der Anstalt. En profil schien er dick, denn er trug einen Bauch vor dem Bauche, en face aber mußte man ihn als mager bezeichnen, weil seine Schultern und sein Körper schmal waren. Dieser bäuchig-magere Priester ...

P

Paradoxon n: Sammelbezeichnung für alle Arten absichtsvoller Kontrastierung von Inhalt und Form, z. B. beabsichtigter ↑ Doppelsinn, ↑ Ironie, ↑ Litotes, ↑ Oxymoron.

Parallelismus: gleichlaufende Struktur der Gedankenführung (↑ Isolog), zuweilen verengt auf gleichlaufende syntaktische Form (↑ Isokolon). Lexischer Parallelismus liegt in lexischer Anapher (↑ unter Anapher) und lexischer Epipher (↑ unter Epipher) vor.

Parenthese f: Form der ↑ Einschaltung; Einschub, der die Satz-konstruktion vorübergehend aufhebt und einen relativ ab-geschlossenen Gedanken enthält, der den dargestellten Sach-verhalt erläutert oder bewertet. Die Parenthese wird in Ge-dankenstriche, aber auch in Klammern oder Kommata ein-

Parodieren 78

gesohlossen. Parenthesen können belebend, humoristisch, assoziativ, polemisch wirken.

Parodieren: Darstellungsweise, die dazu dient, den Sprachstil berühmter oder berüchtigter Autoren in scherzhafter, spötti-scher, höhnischer, sarkastischer Absicht nachzuahmen. Tucholsky parodiert z.B. „Die Moderne um 1900": „Seele", flüsterte er. Dann knallte ein Schuß. Die aufgeschreckten Hausbewohner liefen durcheinander — Schutzleute bahnten sich einen Weg durch die Menge. Der Mann im Hausflur war tot. Sein Blut sickerte durch den linken Ärmel auf den hellblau und grünlich karierten Steinfliesboden und verrann in Rinseln in den staubigen Fugen ...

Pars pro toto ↑ unter Synekdoche.

pejorativer Ausdruck: Sprachform, die auf Herabsetzung einer Erscheinung zielt. ↑ aber meliorativer Ausdruck.

Periphrase f: Art des ↑ Tropus; Umschreibung der Bezeichnung eines Dinges oder einer Person oder der Bezeichnung für einen Sachverhalt durch einen Ausdruck, der Merkmale der zu be-zeichnenden Erscheinung benennt: Das Kind, das seine Fragen an den Erwachsenen stellt, wird ein Plagegeist; ein hervor-stechendes Merkmal der bürgerlichen Frühperiode, das Wieder-aufleben antiker Kultur- und Lebenswerte, repräsentiert die Gesamterscheinung der Periode (Renaissance). Als Aussage über bestimmte Merkmale einer Erscheinung nimmt die Periphrase die mannigfaltigsten Formen an, abhängig nicht nur vom Charakter der Sache, sondern auch von der Lebens- bzw. Sprech-situation. Die Periphrase kann erscheinen als definierende oder zumindest als charakterisierende Kennzeichnung der gemeinten Erscheinung (Lenin: jaulender, parasitärer und absterbender Kapitaliamus für Imperialismus') oder als laienhafte Um-schreibung der Sache, vielfach anhand äußerer Merkmale. Periphrasen sind auch alle dichterischen und publizistischen Anderssagungen (Tropus), sofern sie die Sache durch Nennung bestimmender Merkmale zu verdeutlichen suchen, wie ↑ Metapher und ↑ Metonymie, ↑ Ironie und ↑ Litotes. In diesen Fällen wird vom kombinierten Tropus gesprochen. Der Titel Falladas Wer einmal aus dem Blechnapf frißt periphrasiert die Bezeichnung Zuchtäusler und assoziiert eine bestimmte Zuchthaussituation. Umgangssprachlich tritt mitunter die stark übertreibende Periphrase hervor (↑ Hyperbel), so z. B. für ‚nichts' die peri-

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