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Kleines_woerterbuch_der_stilkunde.doc
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35 ______ _______ Disposition

auch Reflexion in Ich-Form verfaßt, so bleibt als formales Un-terscheidungsmerkmal der Tempuswechsel. Steht der Autortext im Präsens und in Ich-Form, so hebt sich die direkte Reflexion von ihm formal nicht mehr ab. Die Unterscheidung ergibt sich, vorbereitet durch die Reflexionskennzeichnung, allein durch in-haltliche Kriterien, oft auch durch die veränderte Diktion (↑ personaler Stil), durch andere Wortwahl, plötzlich verän-derten, meist kürzeren oder bruchstückhaften Satzbau usw. Passagen solcher Reflexionen werden überhaupt syntaktisch freier gestaltet als der Autortext, da sie oft Impressionen, Träume oder Wachträume darstellen wollen; sie können auch aus ein-zelnen, scheinbar unzusammenhängenden Wörtern bestehen.

Direkte Reflexion grenzt die geistig-psychischen Vorgänge stärker vom äußeren Geschehen und vom Autortext ab als die Dar-stellung ↑ erlebter Reflexion; anders als bei dieser werden sie direkt der dargestellten Person zugeordnet. In mündlicher Dar-bietung werden direkte Reflexionen zusätzlich durch veränderte Sprechhaltung, in Funkgenres durch Einblendung einer anderen oder der eigenen, technisch veränderten Stimme usw. gekenn-zeichnet. — Ein moderner Sonderfall direkter Reflexion ist der Film- oder Fernsehmonolog, in dem bei stummer Szene die Stimme des Nachsinnenden technisch reproduziert (und oft mit technischen Mitteln verfremdet) in die Szene eingeblendet wird.

Die Reflexion kann auch als gemeinsame Überlegung einer Gruppe (als kollektive direkte Reflexion, kollektiver innerer Monolog) erscheinen.

Disposition, auch Gliederung, Dispositio: Auswahl und Anord-nung der Gedanken — in Hinblick auf das Publikum — in der Weise, daß die Gedanken dem Gegenstand, seiner Darstellung und der ↑ Aussageabsicht am günstigsten sind. Die Art und Weise der Disposition bewegt sich zwischen zwei extremen Ab-folgen. (1) Handelt es sich um historische Geschehensabläufe, so entspricht der Bericht oder die Erzählung, die in schlichten Fügungen und Sätzen dem zeitlichen Ablauf des Geschehens nachgehen, der natürlichen Folge der Ereignisse. Diese natür-liche Disposition hat den Vorteil der Einfachheit und Klarheit für sich; sie hat aber auch den Nachteil der Eintönigkeit, Un-erregtheit und Selbstverständlichkeit, und es besteht die Gefahr,

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Dispositionsausdriicke ______ _______ 36

das Publikum zu langweilen und bei ihm Desinteresse hervorzu-rufen. (2) Dieser natürlichen Disposition steht die kunstvolle Disposition gegenüber, die z. B. mit ↑ Vorausdeutung, ↑ Vor-griff, ↑ Rückblende, ↑ assoziativer Gedankenfolge, ↑ veranschau-lichender Merkmalsfolge arbeitet.

Da die natürliche wie die kunstvolle Disposition sowohl den Ganztext als auch dessen einzelne Teile (Absätze, Abschnitte, Kapitel) betrifft, wird die Disposition zumeist je nach ihrer Be-deutung für die Gesamtaussage und die Aussageabsicht bald nach dem einen, bald nach dem anderen Prinzip aufgebaut. In bezug auf die argumentierende Gedankenfolge ↑ Gedankenführung, ↑ Syllogismus, ↑ Zweiteilung, ↑ Dreiteilung. Die Disposition als anordnendes Prinzip ist, wenn es um zergliedernde Erfassung oder überlegende Vorbereitung eines Textes geht, zu unterscheiden von der ↑ Komposition als vereinigendem Prinzip. Die Disposition wählt die einzelnen Aussagen aus und ordnet sie an; die Komposition entscheidet, über die syntaktische und phonetische Form der Wortgruppen, Sätze, Übersatzeinheiten. ↑ Rhetorik.

Dispositionsausdrücke ↑ Stichpunkte.

Dispositionsbegriffe ↑ Stichpunkte.

Dispositionswörter ↑ Gliederungswörter.

Doppelsinn: Nutzung der Mehrdeutigkeit eines Ausdrucks (↑ Polysem) für eine Aussage. In der Regel macht der ↑ Kontext einen mehrdeutigen Ausdruck eindeutig, da er nur eine der möglichen Bedeutungen aktiviert. Jedoch läßt sich das Mit-verstehen einer Zweitbedeutung im Kontext provozieren. Der Doppelsinn dient vor allem der Satire. So enthüllt Weinert im antifaschistischen Gedicht „Aufbruch der Nation" die gefähr-liche Verlogenheit des Nazischlagworts Aufbruch: Die Nation ist aufgebrochen / wie ein Pestgeschwür. Daneben kann Doppelsinn Mittel der ↑ Anspielung oder des Humors sein; z. B. gibt er Grundlage für harmlose Paradoxa (↑ Paradoxon): Was ist paradox? Wenn ein Hund an der Leine ohne Leine geht. ↑ Wort-witz.

Dreiteilung: Grundtyp der Gliederung (↑ Disposition) eines ↑ Textes in Anfangsteil, Hauptteil und Schlußteil. (1) Der knapp zu haltende Anfangsteil soll beim Publikum Interesse am Gegenstand hervorrufen. Methoden hierzu sind z. B. das An-

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