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Kleines_woerterbuch_der_stilkunde.doc
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135 Vorreiter

Verweisung: sprachlicher Ausdruck der Gedankenverflechtung, Bezugnahme auf anderweitig geäußerte Gedanken; oft in Paren-thesen erfolgend (wie schon bemerkt. ..).

Voluntas ↑ unter Rhetorik.

Vorausdeutung: andeutende Vorwegnahme eines in bezug auf das eben dargestellte Geschehen erst später eintretenden (und dann nochmals dargestellten) Geschehens. Die Vorausdeutung ist der mehr literaturtechnische Begriff (mit leicht mythisierendem Beiklang) für die stilistisch orientierte Bezeichnung ↑ Vorgriff.

Vorgriff: Ausweichen aus der ↑ Zeitebene eines Textes, Er-wähnung oder kurze Ausführung eines Geschehens, das in bezug auf das augenblicklich dargestellte erst zukünftig ist. Es gibt im Deutschen kein eigentliches Vorgriffstempus; Vorgriffstempora werden durch Umschreibung gebildet. In ↑ erlebter Rede bzw. ↑ erlebter Keflexion kann auch das Präteritum bei Vorgriffen verwendet werden. (Er wußte: morgen war es so weit.), in ↑ direkter Reflexion wie in der Alltagsrede das Präsens. ↑ Rückgriff, Rückblende, Tempuswahl, ↑ auch Vorausdeutung.

Vorreiter: 1. ironisch-bildhafte Bezeichnung für Bezugswörter und -fügungen, die den semantisch wichtigeren Begriff syntak-tisch unterordnen. Vorreiter sind ursprünglich sinnvolle, dann aber meist schablonisierte Wörter und Fügungen wie Sache des/der, Frage des/der, Problem des/der, aus den Reihen der (= ,aus der'), im Zuge des (= .beim'), im Interesse der (= ,für die'), in der Zeit des (= ,während'), auf den Seiten der (— ,in der'). Neben solchen floskelhaft gewordenen Wortkomplexen kann auch jede Wortgruppe als Vorreiter bezeichnet werden, bei der die Aussage allein im formal abhängigen Satzteil, dem Attribut, vollzogen wird, z. B. in der folgenden Formulierung: die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone fordern (= ,eine atomwaffenfreie Zone fordern'); alle Kraft im Dienste der Verwirklichung der Beschlüsse zur Durchhrung des (= alle Kraft für den). Derartige Fügungen waren oft Gegenstand satirisch überspitzter Sprachglossen, so daß in bedeutenden Publikationen und Publikationsorganen diese Unsitte kaum mehr zu finden ist. — Bei der Vorreiter-Konstruktion handelt es sich um einen Widerspruch zwischen Inhalt und Form, indem die begrifflich domi-

Vulgarismus 136

nierenden Vorstellungen grammatisch — möglicherweise sogar mehrfach — untergeordnet sind. — 2. Bezeichnung für ↑ rhetori-sche Floskeln, Satzteile und Sätze, die keine inhaltliche Be-deutung haben, günstigenfalls die eigentliche Äußerung („zur Sache") vorbereiten, z. B. ich würde sagen, ich würde meinen; man könnte sagen; meiner Meinung nach — wenn ich das so sagen darf — könnte man. Vorreiter dieser Art müssen unter-schiedlich beurteilt werden: (a) Formulierungen wie Was diese Frage betrifft / Erhnenswert ist / Es muß besonders hervor-gehoben werden können signalgebende Übergänge zu neuen Gedanken bilden, die die besondere Aufmerksamkeit bean-spruchen; (b) sie können auch bewußt einer kurzen Denk-, einer Erholungspause innerhalb einer längeren Rede dienen (und z. B. auch eine Pause im Mitschreiben schaffen); (c) sie können aber auch eine sonst eintretende Leere überbrücken wollen, belanglose Sachverhalte aufbauschen usw. — 3. In einem noch weiteren Sinn kann jedes entbehrliche Epitheton zu einem sinnwichtigen Begriff, vor allem das ↑ stehende Epitheton oder auch eine Gruppe stereotyper Charakterisierungen zu einem Substantiv, als Vorreiter bezeichnet werden.

Häufung von Vorreitern beeinträchtigt den ↑ Effekt der Äußerung; sie führt zum Desinteresse an der eigentlichen ↑ Aus-sage.

Vulgarisnius: grober, derb-dreister, vulgärer Ausdruck; er kann als charakterologisches Mittel dienen. ↑ Stilfärbung, Stilschicht.

W

wachsende Glieder: zunehmende Quantität der Teile einer ↑ Auf-zählung oder ↑ Wiederholung, z. B. der Silbenzahl aufgezählter Wörter oder der Wortlänge bzw. Wortzahl parallel gebauter Satzteile (↑ Isokolon) und schließlich auch parallel geführter Gedanken (↑ Isolog). Das Prinzip der wachsenden Glieder darf als eine quantitative ↑ Klimax bezeichnet werden. Es gilt als

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