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Kleines_woerterbuch_der_stilkunde.doc
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45 _ _______ Erzählen

denken aufgefordert ist. Das Mitnehmen des Publikums ist das pragmatische Hauptmerkmal des Erörterns. Erörternde Ele-mente sind außer dem ↑ Syllogismus: Begründung, Erwägung, Hilfsüberlegung, Einwand, Wertung, Einschätzung, Frage-stellung, Auseinandersetzung mit Auffassungen dritter Per-sonen, Überprüfung von Tatbeständen.

Im publizistischen Bereich ist das Erörtern immer dort am Platz, wo es in erster Linie darum geht, Menschen zu über-zeugen, Polemik zu führen, den Feind zu entlarven, den poten-tiellen Verbündeten zu gewinnen, wirksam werdende gesell-schaftliche Gesetzmäßigkeiten zur Geltung zu bringen, sozialistische ethische Grundsätze anzuerziehen, moderne ästhetische Prinzipien zu vertreten, neue menschliche Beziehungen zu klären. ↑ Darstellungsarten.

Erzählen: Darstellungsart, ähnlich dem ↑ Berichten, jedoch unterschieden durch das Bestreben, ein Geschehen nicht im protokollarischen Sinn, sondern als Nacherlebtes und Nachzu-erlebendes zu erfassen, durch das Streben nach besonderer, künstlerischer Gestaltung. Erzählt wird in einer bestimmten ↑ Darstellungshaltung (Erzählhaltung). Erzählen verlangt und erzeugt eine ↑ Erzählsituation; die Situation ist entspannt (und wird gespannt). Der Erzähler richtet seine Aufmerksamkeit nicht nur auf den Kern der Sache oder der Handlung; er ver-sucht den ethischen und ästhetischen Anteil daran zu erfassen. Am deutlichsten treten die Charakteristika des Erzählens im literarischen Erzählen hervor. Während der Bericht auf realen Vorgängen fußt (Sonderfall: fiktiver Bericht als literarisches Genre), erlaubt literarisches Erzählen — in den Grenzen des realistischen Prinzips — die Fiktion, die beliebige Erfindung von Personen und Handlungen und von Vorgängen in Gesellschaft und Natur. Die Fiktion gestattet auch eine reiche Verwendung der sonst kaum möglichen, weil nichtdokumentarischen ↑ Reflexionsdarstellxing. Das Hineinversetzen des Lesers in die Vorgänge bewirken neben der Reflexionsdarstellung auch grammatische Mittel wie das ↑ historische Präsens. Spannungsfördernd in bezug auf das Was und das Wie sind ↑ Rückblende und ↑ Vorausdeutung, darüber hinaus jede Art des Wechsels der ↑ Perspektive. Inhaltlich wird der Mitvollzug des Lesers durch Konflikt und Dramatisierung, durch Psychologisierung

Erzählertext _______ 46

u. a. m. erreicht. Durch den suggestiven Zwang zum Miterleben (↑ Identifikationszwang) kann das Geschehen derart gegenwärtig erscheinen, daß das Präteritum der Erzählung seines Zeitcharakters beraubt wird (↑ episches Präteritum). So unterscheidet sich literarisches Erzählen vom Berichten vor allem durch die komplexe Anwendung verschiedener literarischer Techniken. Mit dem modernen literarischen Erzählen verschmelzen reale und vorgegebene Assoziationen und ihre sprachliche Formulierung, z. B. als Meditation in ↑ direkter Reflexion, die in anderen Darstellungsarten, etwa im Berichten, kaum möglich sind und die nicht selbst als eine besondere Darstellungsart (etwa „Assoziieren" oder „Sprechdenken") gelten. Durch die potentielle Vereinigung dieser Formen erhält literarisches Erzählen eine Qualität, die es von jeder einzelnen Darstellungsart und von der Summe der in ihr aufgehobenen f Darstellungsarten unterscheidet.

Erzählertext↑Autortext.

Erzählhaltung ↑ unter Darstellungshaltung.

Erzählsituation: Situation, in der ein Geschehen erzählt wird; zugleich die Situation, die durch die Erzählung geschaffen wird. Zu unterscheiden ist zwischen (1) der eigentlichen (auktorialen) Erzählsituation (das Geschehen wird vom Autor selbst betrachtet und erzählt) und (2) einer personalen Erzählsituation (das Geschehen wird aus der ↑ Perspektive einer Textperson betrachtet und erzählt). Die personale Erzählsituation ist allgemeiner als ↑ personale Darstellungssituation zu bezeichnen.

Erzähltempo ↑ unter Darstellungstempo.

Erzähltempus: das dem ↑ Erzählen als einer Darstellungsart und dem realen oder vorgestellten vergangenen Erzählgegen-stand gemäße Tempus; es ist das Präteritum. Vergangenes wird als eine Abfolge, nicht als Anhäufung einzelner Tatsachen dargestellt. Bedingt durch die erzählende ↑ Darstellungs-haltung, wird das Geschehen als nicht gegenwärtig-real ausgewiesen, wobei das Zeitbewußtsein überhaupt schwinden kann (↑ episches Präteritum). Daneben ist relative Möglichkeit der ↑ Tempuswahl gegeben; so flndet sich in Unterhaltungsliteratur und Kolportage auch das Präsens, in Mundarten auch das Perfekt (und zuweilen sogar das Futur) als Erzähltempus. Auch

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