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Kleines_woerterbuch_der_stilkunde.doc
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49 _______ Fertigstücke

der literarischen ↑ Stilschicht angehört, z. B. Oberlicht für Oberbeletichter (beim Theater). Fachjargonismen in publizistischen und künstlerischen Texten dienen oft charakterisierenden, satirisehen und ähnlichen Zwecken.↑ Stilfärbung.

fakultative Sprachformen: im Kontext mögliche, zur Auswahl stehende sprachliche Formen für denselben Sachverhalt; Formen (Fügungsweisen), die den Sinn der Aussage nicht verändern, allerdings den Sachverhalt unter verschiedenen Aspekten fixieren (↑ Synonyme) und in bezug auf Darstellungsbreite, Rhythmus, Wohlklang und vor allem in bezug auf die Einfügungsmöglichkeit innerhalb des Kontextes (Gedankenfolge, Blickrichtung, Variation) unterschiedlich sein können: Es zog ein Unwetter auf. / Ein Unwetter zog auf. — Du hast ein wertvolles Buch erhalten / ein Buch, das wertvoll ist, erhalten / ein Buch erhalten, das wertvoll ist.

Fassung: durch ↑ Bearbeitung oder Überarbeitung stilistisch, gliederungsmäßig oder inhaltlich abgeänderte Form eines künstlerischen oder wissenschaftlichen Werkes (Neufassung, zweite Fassung, Bühnenfassung usw.).

Fertigstücke: Begriffskomplexe (Wortkomplexe und syntak-tische Fügungen), in denen der Vorstellungswert des Einzelteils verblaßt ist (↑ auch Floskeln). Fertigstücke sind sprachliche Formulierungen für Beziehungen und Sinnkomplexe, die in der gesellschaftlichen Praxis ständig wiederkehren und nicht von jedem Sprechenden und Schreibenden neu geprägt, sondern insgesamt übernommen, in eine eigene Darstellung eingefügt, beigegeben werden, d. h. sehr oft als Attribute und somit als Attributkette erscheinen. Zum Beispiel wird Erfüllung der Verpflichtungen (unserer Kollegen) in die Formulierung Kontrolle [der Erfüllung der Verpflichtungen (unserer Kollegen)] übernommen und diese ihrerseits als Fertigstück dem nominal gefaßten Vorgang Organisieren (die Organisierung) untergeordnet: die Organisierung {der Kontrolle [der Erfüllung der Verpflichtun-gen (unserer Kollegen)]}. Geläufige Fertigstücke sind Begriffs-komplexe wie die Bevölkerung der DDR, die Partei der Arbeiterklasse, der Aufbau des Sozialismuß. Umfangreichere Fertigstücke sind allgemein bekannte wissenschaftliche Begriffskomplexe wie das Gesetz der ungleichmäßigen (politischen und wirtschaftlichen) Entwicklung der kapitalistischen Länder, die zu einer

4 Stilkunde

Figurenrede_______ 50

Kette führen können: kraft des Wirkens [des Gesetzes der un-gleichmäßigen (politischen und wirtschaftlichen) Entwicklung der kapitalistischen Länder]. Durch gedankenlose Verbindung von Fertigstücken kann es zu zweideutigen Formulierungen kommen wie Minister für Erziehung der Koreanischen Volksdemokratischen Republik. (Aktuelle Fertigstücke werden allerdings auch in solcher Verbindung richtig verstanden.) Oder es entstehen pleonastische Formulierungen wie die von der UdSSR beschlossene Verringerung der Streitkräfte der Sowjetunion aus den Fertigstücken Streitkräfte der Sowjetunion und von der UdSSR beschlossene Verringerung.

Als Fertigstücke werden mitunter auch Phraseologismen (↑ Phraseologismus) bezeichnet. ↑ auch Nachdruckformen. Figurenrede ↑ unter personaler Text.

Figurensprache ↑ Figurenstil.

Figurenstil, unexaktFigurensprache: Stil der Figuren in einem literarischen Werk.Da von Figuren nur bei erfundenen Personen gesprochen werden kann, ist die Bezeichnung ↑ personaler Stil umfassender.

figürliche (verkleidete) Gedankenführung ↑ Gedankenführung.

flktive Rede: mögliche Sammelbezeiehnung für Äußerungen im Kunstwerk, deren Realität nur innerhalb des Werkes gilt. Nicht jede Rede im Kunstwerk ist fiktiv; auch reale Äußerungen real existierender Personen können darin enthalten sein. ↑ aber fingierte Rede.

fingierte Rede: besondere Form der ↑ Redewiedergabe, einer Person oder Gruppe zugesprochenes, aber nicht belegbares Zitat, vorgegebene Äußerung. In fingierter Rede, die formal der ↑ direkten Rede gleicht, werden unausgesprochene oder erwünschte Gedanken eines anderen, oft eines Gegners oder potentiellen Gesprächspartners, ausgedrückt. Fingierte Rede hat keine dokumentarische, sondern nur charakterisierende, illustrierende Funktion.↑ aber fiktive Rede.

Floskeln f pl: 1. Redeblüten, nichtssagende Redesnarten. — 2.Wendungen und Sätze, die als ↑ Fertigstücke infolge häufigen Wiederkehrens der damit bezeichneten Situation oft in gleicher oder ähnlicher Form verwendet und vom Publikum nicht in ihrer vollen Bedeutung aufgenommen werden. ↑ rhetorische Floskeln.

_51 Gebrauchssprache

Formeln: allgemein übliche, konventionalisierte Wendungen (Satzteile, Sätze), die in ihrem eigentlichen Sinn verblaßt sind. Formeln in diesem Sinne sind Anredeformeln, Grußformeln, Briefformeln (Anfang und Schluß), juristisohe Formeln, religiöse Formeln, Zauberformeln usw. In der Literatur gibt es in Volkslied, Märchen und Sage, aber auch in der Epik immer wiederkehrende Formeln. Zu den Formeln gehören die Doppelformen (↑ Zwillingsformel), die durch Endreim (Saus und Braus) oder Stabreim (Lenkung und Leitung) oder einfach rhythmisch gebunden sind oder einen häufig wiederkehrenden inhaltlichen Kontrast bezeichnen (auf und ab). Auch die Verbindung bestimmter Substantive mit einem ↑ stehenden Epitheton (das blaue Meer) kann als Formel gelten. In der Nähe der Formeln stehen ↑ Losung, ↑ geflügeltes Wort, ↑ Schlagworte.

Funktionalstil ↑ Bereichsstil.

Funktionsstil ↑ Bereichsstil.

G

Gattungsstll: Gesamtheit der ↑ Stilzüge bzw. ↑ Stilprinzipien (↑ Stiltyp) einer Textgattung, gewöhnlich einer Gattung inner-halb der Kunst. Der Gattungsstil ist dem ↑ Bereichsstil unter-, dem ↑ Genrestil übergeordnet. Gattungsstile sind theoretisch noch ungenügend abgegrenzt.

Gebrauchssprache: öfters verwendete Bezeichnung für das im alltäglichen Gebrauch, im öffentlichen Leben und im mündlichen wissenschaftlichen Austausch angewandte Sprachsystem (Syntax, Lexik). Der Begriff wird in Abgrenzung von der ↑ Literatursprache bzw. ↑ Dichtersprache einerseits und dem Dialekt bzw. der Mundart andererseits verstanden; er schließt die Umgangssprache ein. Die Bezeichnung ist unexakt, nicht zuletzt insofern, als jedes (lebende) Sprachsystem dem Gebrauch dient.Gemeint ist oft der ↑ Alltags(sprach)stil bzw. der Stil der Sachprosa (↑ unter Bereichsstil).

4*

Gedankenabbruch_ 52

Gedankenabbruch, Aposiopese f: plötzliche Unterbrechung des Gedankens, der Gedankenfolge: Seine Augen blickten ratlos in der Runde umher: Sagt, was . . .! Hier ist der Abbruch des Gedankens syntaktisch angezeigt durch den Abbruch auch des Satzes. Gedankenabbruch muß aber nicht in jedem Fall Satz-abbruch zur Folge haben.Vielmehr kann der Satz trotz der gedanklichen Unterbrechung grammatisch zu Ende geführt werden; es liegt dann ein Anakoluth vor, ein ↑ Satzbruch.

Gedankenfolge ↑ Syllogismus, assoziative Gedankenfolge.

Gedankenführung, Duktus: die dem Verhältnis von ↑ Aussageabsicht und Gegenstand entsprechende gedankliche Komponente der ↑ Textgestaltung. Unterschieden werden können etwa einfache Gedankenführung, hintergründige Gedankenführung, verkleidete (figürliche) Gedankenführung, verschlüsselte (konspirative) Gedankenführung. (1) Bei der einfachen Gedankenführung besteht Übereinstimmung zwischen der Aussageabsicht und dem Gegenstand; der Autor meint das, was er sagt. (2) Bei der hintergründigen Gedankenführung herrscht keine Übereinstimmung zwischen Aussageabsicht und Gegenstand; der Autor heuchelt Übereinstimmung mit dem Gegenstand, verfolgt aber dabei die Absicht, beim Publikum eine Meinung zu provozieren, die der vordergründig simulierten Meinung entgegenwirkt. (3) Bei der verkleideten (figürlichen) Gedankenführung besteht zwischen Aussageabsicht und Gegenstand insofern keine Über-einstimmung, als der Autor sich aus gesellschaftlicher Rück-sichtnahme scheut, den Gegenstand (den Tatbestand) beim Namen zu nennen. (4) Bei der verschlüsselten (konspirativen) Gedankenführung herrscht zwischen Aussageabsicht und Gegenstand deshalb keine Übereinstimmung, weil der Autor aus konspirativen Gründen die einfache Gedankenführung meiden muß. ↑ äsopischer Stil, Wiederholung.

Gedanken-Ironie ↑ unter Ironie.

Gedankenstil ↑ Denkstil.

Gedanke und Sprachform. Die sprachliche Mitteilung ist die notwendige Äußerungsform des Gedankens (auch Mitteilungen mit Hilfe von Symbolen sind in diesem Sinne sprachliche Mit-teilungen), doch hängen Gedanke und Sprachform nicht un-mittelbar zusammen. Derselbe Gedanke kann in verschiedener sprachlicher Form ausgedrückt werden (↑ Synonymie von Text-

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