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Kleines_woerterbuch_der_stilkunde.doc
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41 ___ _______ Epitheton

ist daß Präteritum obligates Grandtempus fiktiver Erzähluug und wird, indem der Leser oder Hörer den Erzählstandpunkt vergißt und das Erzählte wie gegenwärtig vor sich sieht, in temporaler Funktion nicht bewußt wahrgenommen, besonders in ↑ personaler Darstellungssituation. ↑ Erzähltempus.

Epithetahäufung: besondere, meist aus Adjektiven bzw. Ad-verbien bestehende Gruppe einer ↑ veranschaulichenden Merk-malsfolge; Häufung von Eigenschaften zu einer Erscheinung (↑ Epitheton). Die Epithetahäufung ist dort begründet, wo sie beschreibt und charakterisiert, d. h., wo sie ein echtes Stück der Aussage übernimmt, z. B. Es steht ein Mann im dicken Schnee, unten am Fuße eines schwarz angekohlten Baumes, der spitzwinklig in gute Höhe ragt mitten im verbrannten Walde, schwarz auf vielfach zertretener Weiße (A. Zweig). Wo sie die Darstellung sohwülstig oder statisch macht, ist sie stilistisch fehl am Platz.

Die Epithetahäufung ist nicht identisch mit der Attribut-häufung im grammatischen Sinn, weil grammatische Attribute oft (in wissenschaftlichen Texten sogar weitgehend) nicht Eigenschaften, sondern begriffliche Zuordnungen (↑ Zuordnungshäufung) bezeichnen.

Epitheton n, Beiwort: nähere Kennzeichnung eines in einem Substantiv oder Verb ausgedrückten Begriffs, meist durch ein Adjektiv (die freundliche Straße) oder ein Adverb (er lächelte freundlich) (↑ aber weiter unten). Die Kennzeichnung (hier: freundlich) kann entweder als nur sachbezogenes oder zugleich als Atmosphäre gebendes Epitheton aufgefaßt werden. Oft er-scheint das Epitheton in Zweizahl, entweder in ↑ Synonymie (wirklich und wahrhaftig) oder in ↑ Akkumulation (schweigend und gleichgültig), und in Dreizahl, ebenfalls in Synonymie (böse, zornig, wutentbrannt) oder in Akkumulation (ärmlich, verblichen, düster).

Das Epitheton ist nicht an die Wortarten Adjektiv und Adverb gebunden. Auch ein Substantiv kann Epitheton sein: als ein-faches Kompositionsglied, z. B. ein Freundeslächeln, als satz-wortartiges Kompositionsglied, z. B. ein Wenn-du-wüßtest-Lächeln, oder sogar als grammatisch übergeordneter, meist rnetaphorischer Begriff, dem das eigentlich gekennzeichnete Wort. — im Widerspruch zum Inhalt — als Genitiv oder prä-

Epochalstil _ _______ 42

positionaler Kasus folgt, z. B. die Spur eines Lächelns (= ,ein leises Lächeln'). Formelhaft gebraucht, wird das Epitheton zum ↑ stehenden Epitheton. ↑ Epithetahäufung.

Epochalstil ↑ Zeitstil.

Er-Form: Darstellung eines Gesehehens aus der ↑ Perspektive einer nichtbeteiligten Person; die Hauptperson des Textes er-scheint (wie alle anderen dargestellten Personen) in den Pro-nomina der 3. Person (er, sie, es) bzw. ist integriert in die pronominale Bezeichnung einer Gruppe (sie pl, man, alle usw.). Die Bezeichnung Er-Form wird meist für die künstlerische, fiktive Literatur angewandt. Doch auch bei künstlerisch geformter authentischer Literatur, z. B. bei künstlerischer Reportage, kann man von Er-Form sprechen, wenn sich der Autor zur Objektivierung des Geschehens als fremde Person darstellt, etwa Kisch in „Paradies Amerika". ↑ Ich-Form.

erläuternde Synonymie ↑ glossierende Synonymie.

erlebte Rede: eingebürgerte Bezeichnung für die Darstellung zweier völlig verschiedener Sachverhalte: 1. eine Form der ↑ Redewiedergabe bzw. ↑ Redegestaltung, spezieller: der ↑ Inhaltsangabe. In diesem Sinne besteht die Bezeichnung zu Recht, sie meint miterlebte, nacherlebte Rede: Eine reale — in künstlerischer Literatur meist eine als real vorgestellte — Äußerung einer dargestellten Person wird in ↑ Perspektive, Tempus und Modus so gefaßt, als erlebe der Darstellende den in der Rede mitgeteilten Sachverhalt selbst. Die Rede er-scheint in der pronominalen Perspektive und in der ↑ Zeitebene des ↑ Kontextes, also bei erzählenden Texten gewöhnlich in ↑ Er-Form und im ↑ Erzähltempus, dem Präteritum (Ausnahme: ↑ Ich-Form des Kontextes oder Wechsel zum ↑ historischen Präsens). So kann die Äußerung einer Alltagssituation Vielen Dank. Natürlich bin ich damit einverstanden!, umgesetzt in erlebte Rede, lauten: Er bedankte sich. Natürlich war er damit einverstanden! (Vergegenwärtigung: Natürlich ist er . . ., in-direkte Rede: Natürlich sei er . . .). Ob der Leser oder Hörer eigentlich Rede vor sich hat, entscheidet für ihn der Kontext, so auch in künstlerischer Literatur: Winfried berichtete vom Dienst. Was es für Zufälle gab! Da hätten sie beinahe einen Mann erschossen nach rechtskräftigem Urteil. . . (A. Zweig). Die Kennzeichnung als Nichtautortext erfolgt hier, wie meist bei erlebter

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