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§ 68. Die erste Stelle im Satz

In Aussagesätzen, im selbständigen Satz und im Hauptsatz, beginnt die Rahmenkonstruktion von der zweiten Stelle im Satz an — vom Verbum finitum. Die erste Stelle steht außerhalb des Satzrahmens und kann von verschiedenen Satzgliedern besetzt werden. Freilich erscheint hier besonders oft das Subjekt. Bekanntlich werden die Sätze mit dem Subjekt an erster Stelle die Sätze mit «gerader Wortfolge» genannt, im Gegensatz zu Sätzen mit «invertierter» Wortfolge, in welchen das Subjekt nach dem Verb, an der dritten oder einer noch weiteren Stelle steht. Doch steht das Subjekt in vielen Fällen auch innerhalb des verbal-prädikativen Rahmens, der eben nicht nur die Gruppe des Verbs, sondern den ganzen Satz (außer der ersten Stelle) umschließt. In solchen Fällen nimmt die erste Stelle ein anderes Satzglied ein (vgl. 309, 62, 92; 206, 367—368; 382; 383; 387).

Es kommen allerdings auch Fälle vor, wo die erste Stelle im Satz nicht von einem, sondern von zwei oder sogar mehreren Gliedern besetzt wird. Aber es geht dann gewöhnlich um semantisch sehr nah zusammenhängende Komponenten, die letzten Endes doch eine gewisse Einheit bilden. Oder es handelt sich um stark betonte und sich zum Redebeginn drängende Satzglieder, die sogar mit Parenthesen verbunden werden können. Z. В.: Lucidor des nächsten Abends (er hatte kaum die Türe angezogen, das Licht noch nicht niedergesetzt) rief aus... (Goethe) (vgl. auch § 57).

Es gibt drei Hauptfaktoren, die die Versetzung irgendeines Satzgliedes an die erste Stelle veranlassen:

1. An der ersten Stelle steht das Satzglied, von welchem aus der Satzinhalt sich zu entrollen beginnt, sozusagen der natürliche Ausgangspunkt des Gedankens. Das Subjekt erscheint zum Teil eben deswegen so oft an der ersten Stelle, weil es, besonders in situationsfernen und kontextfreien Sätzen, in der Regel der Ausgangspunkt des Gedankens ist. Aber auch andere Satzglieder treten zuweilen an der esten Stelle auf, weil sie realerweise und deshalb vielleicht auch im Gedankengang der Ausgangspunkt des Satzvorgangs sind:

Aus dem niedrigen roten Ziegelhaus mit den vielen Fenstern kamen Stimmen, viele helle und tiefe... (Seghers)

2. An der ersten Stelle kann ein Satzglied stehen, das den Zusammenhang mit dem vorhergehenden Redeabschnitt (viel seltener mit der Situation) verschafft. Dieser Faktor, der mit dem vorhergenannten eng verbunden ist (gerade das Vorhergehende bildet im Kontext gewöhnlich den Ausgangspunkt des Gedankes), spielt eine außerordentlich große Rolle. Eben um den Zusammenhang mit dem Kontext auszudrücken, erscheinen so oft an erster Stelle solche Halbkonjunktionen wie dann, darauf usw., auch die Pronomina in attributiver Verwendung, solche Adverbien wie schließlich, endlich usw.:

In der Gießerei fehlten nur zwei, Fritz Mengers war der eine. Am anderen Morgen erschien Mengers wieder in der Gießerei... (Bredel)

3. An der ersten Stelle kann ein Satzglied stehen, das besonders hervorgehoben werden soll. Je ungewöhnlicher diese Stellung für ein Satzglied ist, desto wirksamer wird seine Versetzung an diese Stelle. Das gilt z. B. für trennbare Vorsilben, infinite Verbalformen, zum Teil auch für das direkte Objekt:

Auffuhren die robusten Gesellen in wilder Hast. (Weerth) Den Dank, Dame, begehr ich nicht. (Schiller)

Auch bei den zweigliedrigen Existenzialsätzen hat die Versetzung des Subjekts, d. h. des Gliedes, dessen Existenz im Satz behauptet (oder verneint) wird, an die erste Stelle (statt des stellvertretenden es) seine Hervorhebung zur Folge:

Abend ist es hier oben noch nicht. (Seghers)

Dasselbe gilt für die Sätze vom Muster

Es spielt' ein Graf mit seiner Magd. (Volkslied)

In der Regel ist in diesen Sätzen das Verb hervorgehoben, da es tatsächlich, wegen der völligen semantischen Leere des es, den Ausgangspunkt bei der Aufrollung des Satzinhalts bildet. Auch bei der umgangssprachlichen Versetzung des finiten Verbs an die erste Stelle, ohne das stellvertretende es, wird das Verb hervorgehoben und verstärkt:

«Nehmen die dich nicht mit?» «Dürfen die gar nicht, die haben nachher Dienst!» (Seghers)

Aber sehr oft, wie wir schon zum Teil gesehen haben, entsteht eine Wechselwirkung zwischen diesen und anderen Faktoren.

Auch hier wird also der von uns schon so oft betonte Aspektreichtum der sprachlichen Erscheinungen offenbar, der auch von dem Grammatiker eine behutsame aspektmäßige Analyse der sprachlichen Tatsachen erfordert, freilich mit sorgfältiger Hervorhebung der wesentlichen grundlegenden Aspekte.