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§ 13. Syntaktische Funktionen und Fügungswerte der Redeteile

In § 10 wurde unter anderem auch die Wichtigkeit der syntaktischen Funktion für die Bestimmung der Redeteile betont. Aber die syntak­tischen Beziehungen der Redeteile (ihre Fügungswerte) sind so kompliziert, daß man auch ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken hat. Wenn man von «syntaktischen Funktionen» spricht, so denkt man dabei vor allem an die aktive Rolle, die der betreffende Redeteil im Satze spielt, an die Aufgabe, die er erfüllt. Doch hat jeder Vollwort-Redeteil auch eine passivere Rolle zu spielen, indem er selbst von irgendwelchen Wortarten bestimmt wird. Obgleich das Wichtigste darüber in der Syntax (Wortgruppenlehre) gesagt wird, muß man schon hier das Problem der syntaktischen Beziehungen der Redeteile in seiner Gesamtheit zu beleuchten versuchen.

Erstens ist zu beachten, daß bei den meisten Vollwörtern (im Gegensatz zu den Hilfswörtern) die syntaktischen Beziehungen der einzelnen Wortarten und Wortformen, die zu einem und demselben Redeteil gehören, zum Teil nicht einheitlich sind. So unterscheiden sich beim Substantiv die Fügungswerte der Kasus, beim Verb die Fü­gungswerte der finiten und der infiniten Verbalformen, wobei die letzteren selbst manche Verschiedenheiten in ihren syntaktischen Beziehungen aufweisen.

Zweitens zerfallen die syntaktischen Beziehungen jedes Redeteils (und jeder Wortart und Wortform: um Raum zu sparen, werden wir weiter unten diesen Zusatz nicht immer wiederholen) in zwei Gruppen nach dem Grade ihrer Notwendigkeit für das Auftreten des betreffenden Redeteils im Satz. Einige Beziehungen sind obligatorisch, d. h. ohne an ihnen teilzunehmen, kann der Redeteil überhaupt im Satz nicht erscheinen. Die anderen sind fakultativ, d. h. der Redeteil kann sie auch entbehren (vgl. 132, I, 22; 148, 41—43).

Obligatorisch ist z. B. für das Adjektiv eine Beziehung zum Substantiv, wobei für die deklinierte Form des Adjektivs in der Regel ein Zusammenschluß attributiver Art notwendig ist. Dagegen ist für das Substantiv die Verbindung mit dem attributiven Adjektiv in der Regel nur fakultativ.

Es gibt noch eine andere Einteilung der Arten der syntaktischen Beziehungen. Der betreffende Redeteil kann in einer Fügung als grammatisch vorherrschend, dominierend, regierend, leitend oder, umgekehrt, als grammatisch abhängig, regiert auftreten. Die «regieren­de» oder «dominierende» Beziehung fällt oft mit der fakultativen zusammen. So «dominiert» das Verb über das Adverb oder die präpositionalen Gruppen mit adverbialer Bedeutung — und kann zugleich in der Regel syntaktisch ohne sie bestehen. Die «regierte» oder abhängige Beziehung ist ihrerseits in der Regel mit der obligatorischen verbunden. So hängt das Adverb vom Verb ab und kann auch im Satz ohne Verb nicht erscheinen, strebt ihm zu, ohne von ihm angestrebt zu werden.

Doch sind diese Arten der Beziehung nicht identisch: die Beziehung des «abhängigen» Redeteils zum «dominierenden» oder, wie man gewöhnlich sagt, «leitenden» Redeteil ist immer obligatorisch. Aber die Beziehung des «dominierenden» Redeteils zum «abhängigen» kann sowohl fakultativ als auch obligatorisch sein. Freilich hängt es gewöhnlich nur von semantischen Gründen ab. So regieren z. B. solche syntaktisch-relativen Adjektive wie ähnlich, gleich Bestimmungen im Dativ, die aber für diese Adjektive unentbehrlich sind (falls der Inhalt der betreffenden Dativbestimmung nicht vom Kontext oder in der Situation gegeben ist). Der Satz Er ist dem Bruder ähnlich wird sinnlos, wenn man den Dativ ausläßt. Alle Wörter («Begriffe»), die aus semantischen Gründen Verbindung mit anderen Wörtern („Begriffen“) erfordern, bezeichnet O. Behaghel als «relativ» (1, 22 bis 23). Aber in einem Fall ist auch aus rein grammatischen Gründen die Beziehung des «leitenden» Redeteils zum «abhängigen» zugleich obligatorisch. Es ist die des Nominativs in seiner wichtigsten Funktion, der Subjektfunktion, zu dem finiten Verb, denn obgleich das Verb formell von der Form des Subjektnominativs abhängt, so ist doch der Subjektnominativ unmöglich ohne das Prädikatsverb oder überhaupt ohne das Prädi­kat — es sind aufeinanderbezogene und einander zugeordnete Größen.

Es gibt auch solche Formen, die syntaktisch immer abhängig und «regiert» sind, aber von verschiedenen «regierenden» Redeteilen abhängen können. So gehört der Genitiv, immer als «regierte» Form, bald zu einem Substantiv, bald zu einem Adjektiv, bald zu einem Verb. In jedem von diesen Fällen ist die syntaktische Beziehung für den Genitiv obligatorisch, d. h. irgendeine derartige Beziehung muß der Genitiv obligatorisch eingehen. Er ist aber nicht an einzelne von diesen Beziehungsarten gebunden, und man kann sie deswegen als «alterna­tiv-obligatorische» syntaktische Beziehungen bezeichnen.

Jeder Redeteil enthält also in sich eine ganze Reihe von Fügungspo­tenzen, die bei seiner Einschaltung in den Satz als Ausdruck der vom Redenden beabsichtigten Bedeutungsfüllung des Satzes und unter dem Einfluß von Kontext und Situation zum Teil aktualisiert werden. Diese Potenzen «schlummern» im Redeteil und werden erst durch Berührung mit dem konkreten Redeprozeß zum Leben erweckt. Aber selbst in dem Redeteil, wenn wir ihn außerhalb des Redeprozesses, kontextfrei und situationsfern, betrachten, sind diese Fügungspotenzen eben als Potenzen da und bestimmen das ganze ^Wesen des betreffenden Redeteils. Sie werden von dem Redeteil «ausgestrahlt» — sie sind in ihm als Projektionen, die außerhalb des betreffenden Wortes führen, vorhanden. Um einen Ausdruck von K- Bühler zu gebrauchen, hat jede Wortart einige «Leerstellen», d. h. solche Stellen, an welchen die Verknüpfung der betreffenden Wortart mit anderen zu erfolgen hat (157, 173). Bühler denkt dabei nur an solche Beziehungsarten (Fügungspotenzen), die hier als obligatorische bezeichnet wurden. Wir werden aber unter dem Begriff der «Leerstellen» alle Fügungspotenzen verstehen, über welche ein Redeteil verfügt, und sie in Leerstellen der obligatorischen (oder alternativ-obligatorischen) und der fakultativen Fügungspotenzen einteilen.

Jedem Redeteil und jeder Wortform wohnen alle ihre Fügungspoten­zen inne. Aber besonders wichtig sind dabei die obligatorischen Fügungspotenzen (namentlich, wenn es sich um alternativ-obligato­rische Fügungspotenzen handelt), die mit der wichtigsten, entscheiden­den Funktion der betreffenden Form verbunden sind. Eine solche Fügungspotenz wird von dieser Form besonders aktiv «ausgestrahlt». Die syntaktische Komponente, welche als das zweite Glied der Fügung erscheinen soll, wird von der betreffenden Form «projiziert», d. h. sie wird auf irgendeine Weise in ihrem allgemeinen grammatischen Bedeutungsgehalt mitgedacht, wenn man sich die Ausgangsform situationsfern und kontextfrei vorstellt.

So wird bei der Nennung der Form des Akkusativs, und zwar in der grammatisch unzweideutigen und semantisch sehr allgemeinen Form des Pronomens ihn, nicht nur die Vorstellung von irgendeinem unbestimmten dinghaften Wesen (wahrscheinlich von einer Person) lebendig, sondern auch von irgendeiner Einwirkung, die auf dieses Wesen gerichtet ist oder gerichtet werden kann. Obgleich dabei vieles vom subjektiven Empfinden abhängen kann, ist die Tatsache einer solchen Ausstrahlung, die etwas auf den Akkusativ Einwirkendes andeutet, nicht zu leugnen und eben diese Ausstrahlung erklärt die mannigfaltigen Fälle des elliptischen (verblosen) Gebrauchs des Akkusativs. Wir meinen nicht nur die Sätze vom Muster Den Bleistift! mit der Bedeutung «Geben Sie mir den Bleistift!» Auch in solchen isoliert gebrauchten satzbildenden Akkusativen, die den Adverbialakku-sativen (oder dem Akkusativ des Inhalts) der vollen Satzform entsprechen, spürt man dieselbe «Ausstrahlung», z. B.

Der Minister hatte seine Gemahlin umarmt: «Mir aus der Seele gesprochen. Nichts von Intrigen! Den geraden Weg!» (Alexis).

Bei solchen Ellipsen spielt gewiß auch die Intonation eine außerordentlich große Rolle, aber die Wahl des Kasus ist doch sehr bezeichnend. Je mehr eine Wortform isoliert steht, desto klarer gibt sich die von ihr ausgehende Projektion kund.

Jeden Redeteil, jede Wortform könnte man also graphisch als einen Kreis oder ein Vieleck darstellen, an welchem mehrere Punkte ange­bracht sind, die die Leerstellen dieses Redeteils symbolisieren; und von diesen Punkten strahlen Projektionen von verschiedener Stärke aus, die auf Glieder der betreffenden Fügungen weisen.

Lim solchen Reichtum der grammatischen Wortformen an Leerstellen / Projektionen zu veranschaulichen, habe ich in der vorigen Ausgabe des vorliegenden Buches ein Schema erstellt, in dem alle Fügungspotenzen des Substantivs im Akkusativ berücksichtigt wurden. Hier gebe ich nur die Seiten an, die dieses Schema im DSB einnimmt (82—83), allerdings mit Hinweis auf die Bemerkungen, die zu ihm von Kolde gemacht wurden (268, 375). Es sei nur betont, daß bei einem einzelnen Substantiv im Akkusativ in der Regel nicht alle alternativ­obligatorischen Fügungspotenzen möglich sind, da manche von diesen Fügungen eine spezifische Semantik des Substantivs verlangen. So kann z. B. der Akkusativ vom Substantiv Stock als absoluter Akkusativ auftreten (Er stand, den Stock in der Hand), kommt aber nicht als innerer Akkusativ vor. Auch die Formen, die vom substantivischen Akkusativ abhängig sind, können nie alle gleichzeitig gebraucht werden.

Bei der morphologischen Schilderung einzelner Redeteile, Wortarten und Wortformen werden nur solche Fügungspotenzen erwähnt, die dem betreffenden Redeteil usw. erlauben, seine Funktionen im Satz auszuführen, oder zur Differenzierung seiner Unterarten dienen. Die anderen Fügungspotenzen (und dazu gehören die meisten fakultativen) werden im syntaktischen Teil des Buches im Anschluß an das Problem der Wortgruppen charakterisiert.

Es bleibt noch hinzuzufügen, daß sich der Begriff absolut auf solchen syntaktischen Gebrauch der Wortarten und Wortformen bezieht, der sie in der Rede auftreten lässt, auch wenn die Wortarten und Wortformen fehlen, mit welchen sie sonst obligatorisch verbunden

werden.

Wie oben angedeutet wurde, berühren sich die grammatischen Fügungspotenzen mit den lexikalen, d. h. mit solchen Fügungspotenzen, die den Wörtern auf Grund ihrer lexikalen Semantik und des Gebrauchsusus eigen sind. Die lexikalen Fügungspotenzen bilden ein wichtiges Gebiet, das sowohl in den Bereich der Lexikologie und der Stilistik, als auch in den der Syntax gehört. In Fortführung der Gedanken von W. Porzig hat P. Grebe den Begriff des «semantisch­syntaktischen Worthofes» (oder einfach «Worthofes») aufgestellt, um den Umkreis zu bezeichnen, der das gesamte semantisch-syntaktische Potential eines Wortes umschließt, d. h. alle «Sinnkoppelungen», die mit dem betreffenden Wort möglich sind.

Für die Bildung einiger Arten der Satztypen, die hier als logisch­grammatische bezeichnet werden (s. § 49), sind die obligatorischen Fügungspotenzen des Verbs von besonderer Bedeutung, da sie den Minimalgehalt dieser Satztypen bestimmen, d. h. die Form des «nackten Satzes» (s. § 49), wie sie im betreffenden Satztyp gebildet wird. Das konkrete Material, das die Gesetzmäßigkeiten in den alternativen Fügungspotenzen einzelner Verben aufweist, ist in guten Wör­terbüchern enthalten, besonders in den in den letzten Jahrzehnten erschienenen guten einsprachigen Wörterbüchern, die den syntaktischen Gebrauch des Verbs durch typische Satzbeispiele veranschaulichen (z. B. Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, hsg. v. A. Klap­penbach und W. Steinitz, Bd. 1—6, Berlin 1961 — 1977; Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in sechs Bänden, Mannheim/Wien/Zürich 1976—1981), auch % in speziellen Wör­terbüchern der Valenz des deutschen Verbs. Aber man darf die Fügungspotenzen anderer Wortarten im Deutschen zugunsten denen des Verbs keineswegs vernachlässigen, wie es eine Zeitlang unter dem Einfluß der Dependenzgrammatik geschehen ist. Es widerspricht auch der sprachlichen Realität, wenn man den Bau aller logisch-gramma­tischen Satztypen als Ergebnis der Fügungspotenzen des Verbs erklären wollte, wie es wiederum die von L. Tesniere stammende Richtung der Dependenzgrammatik tut.

Drittes Kapitel

Das Substantiv