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§ 46. Die syntaktischen Beziehungen und die Glieder des Satzes

Die Grundeinheiten der Syntax sind Satz, Wort und Wortgruppe. Die Beziehungen zwischen Satz und Wort können in verschiedenen Sprachen sehr verschiedenartig sein. Für das Deutsche ist die große Rolle der Wortgruppen als Vermittlerinnen zwischen Satz und Wort kennzeichnend (vgl. §4).

Auf diese Grundeinheiten gestützt, bilden sich andere Einheiten der Syntax: Satzglieder, Syntagmen, Satzfügungen usw.

Die Beziehungen zwischen den einzelnen syntaktischen Einheiten, die auf ein und derselben syntaktischen Ebene Hegen (also z. B. zwischen den Wörtern), sind entweder koordinierend (beiordnend) oder subordinierend (unterordnend). Die Beiordnung ist sowohl auf dem Gebiete der Satzfügung als auch auf dem der Wortfügung (und selbstredend auf dem der Wortgruppenfügung) ziemlich gleich. Dies drückt sich in der Identität der satzverbindenden und wortverbindenden beiordnenden Konjunktionen aus. Die Unterordnung gestaltet sich dagegen auf diesen Gebieten recht verschiedenartig. Viel mannigfaltiger sind die Formen der Unterordnung, die die Wörter miteinander verbinden. Es entstehen hier, durch verschiedene Formmittel zum Ausdruck gebracht, mehrere Arten der Beziehung zwischen den Wörtern, die sich sowohl formal als auch ihrem verallgemeinerten Bedeutungsgehalt nach unterscheiden und mit der Differenzierung der Satzglieder unlösbar verbunden sind. Die Anzahl und der Charakter der syntaktischen Beziehungen bilden bis heute eine der umstrittenen Fragen der Grammatik, was auch in bezug auf die Anzahl und den Charakter der Satzglieder der Fall ist.

Die syntaktischen Beziehungen zwischen den Wörtern im Satz sind deswegen so schwer zu erfassen, weil dabei verschiedene Formmittel im Spiel sind, die einander durchkreuzen, und weil die Wörter selbst in syntaktischer Hinsicht verschiedenartig sind. Um ein richtiges Bild der unterordnenden syntaktischen Beziehungen im Satz zu entwerfen, muß man also mehrere Aspekte berücksichtigen und die Eigentümlichkeiten im grammatischen Bau der betreffenden Sprachen in Erwägung ziehen. So wäre es im Deutschen nicht angebracht, die Arten der syntaktischen Beziehungen und den Bestand an Satzgliedern auf die Verschiedenheiten in den morphologischen Formen und im Bedeutungsgehalt dieser Formen zurückzuführen, wie es in der russischen Grammatik üblich ist (vgl. 89, 20—22). Die strukturelle Rolle der Wortgruppen im Deutschen macht es notwendig, den grammatischen Charakter des herrschenden Gliedes als einen sehr wichtigen Aspekt der unterordnenden syntaktischen Beziehungen zu betrachten. Die Verschiedenheiten in der morphologischen Form (Rektion, Kongruenz, Anschließung) darf man bei der Beurteilung der syntaktischen Beziehungen auch im Deutschen nicht aus den Augen verlieren, aber sie modifizieren hier nur die allgemeineren Beziehungen, die vor allem durch die Eingliederung des Wortes in eine Wortgruppe bestimmt werden. . Folgende Arten von syntaktischen Beziehungen sind im deutschen

Sprachbau vorhanden.

1. Die prädikative Beziehung. Sie verbindet den selbständigen Nominativ, als das Subjekt, mit dem Verbum finitum, als dem Prädikat, oder durch Vermittlung des finiten Verbs mit den Nomina (oder verbalen Nomina) in verschiedener Form. Die prädikative Beziehung hat eine entscheidende Bedeutung für die Struktur des Satzes, da sie und nur sie eine geschlossene, kommunikativ selbständige Fügung der Wörter bildet, Eben deswegen sind Subjekt und Prädikat die Hauptglieder des Satzes.

Morphologisch drückt sich die prädikative Beziehung in der Kongruenz des Prädikats mit dem Subjektsnominativ aus. Das Prädikatsverbum richtet sich nach dem Subjekt hinsichtlich der Person und der Zahl, das Prädikativ hinsichtlich der Zahl, des Geschlechts und des Kasus: Er ist Arzt Sie ist Ärztin Wir sind Ärzte. Die Abweichungen von der Kongruenz sind semantisch bedingt und kommen vor, wenn zwischen der Form und der Bedeutung des Subjekts ein Widerspruch entsteht (Synesis oder die Konstruktion nach dem Sinne) oder wenn das Subjekt und das Prädikativ hinsichtlich der Zahl einander widersprechen:

Es liegen ein Dutzend Exemplare eines Gedichts bei. (Goethe) Ihre Kleidung waren Felle (vgl. 309, III, 202).

Aber die Kongruenz als solche ist durchaus nicht imstande, das Wesen der prädikativen Beziehung zu bestimmen und sie von anderen syntaktischen Beziehungen abzusondern, da die Kongruenz auch in den attributiven Fügungen vorkommt. Deswegen hat man auch auf viele andere Eigentümlichkeiten der prädikativen Beziehungen hingewiesen.

Einerseits hob man den dynamischen Charakter der prädikativen Beziehung hervor, man stellte sie als eine sich im Redemoment vollziehende Verbindung der durch die entsprechenden Wörter bezeichneten Begriffe oder Vorstellungen einer schon früher vollzogenen Verbindung der Begriffe oder Vorstellungen gegenüber, die in anderen syntaktischen Beziehungen ausgedrückt wird. Die prädikative Beziehung wurde «werdende Vorstellungsverknüpfung» genannt, während die anderen Beziehungen die Benennung «gewordene Vorstellungsverknüpfung» erhielten (vgl. 328, 64—77). Vom Standpunkt ihrer Funktion aus wurde dementsprechend die prädikative Beziehung als eine solche betrachtet, die die «Bezugnahme auf die Wirklichkeit», d. h. den Bezug des Redeinhalts zur Wirklichkeit herstellt, wobei eben dieser Bezug, der in den Kategorien (vor allem den verbalen Kategorien) des Modus, der Zeit und der Person zum Ausdruck kommt, den Satz formt.

Anderseits versuchte man, die prädikative Beziehung mit den spezifischen syntaktischen Fähigkeiten der morphologischen Kategorie in Verbindung zu bringen, die besonders aktiv an der Bildung dieser Beziehung teilnimmt. Dabei wurde der Begriff der prädikativen Beziehung eigentlich durch den Begriff der Prädikativität ersetzt, die als eine satzbildende Kraft den betreffenden Wortformen, vor allem dem Verb innewohnt (63, 165).

Alle diese Beobachtungen sind von großer Wichtigkeit und tragen zum besseren Verständnis des Wesens der prädikativen Beziehung bei. Aber vom rein grammatischen Standpunkt aus, um die prädikative Beziehung als eine konkrete Beziehung zwischen den Wörtern zu verstehen, muß man noch einige andere, grammatische Tatsachen heranziehen.

Die klassische Form, in welcher die prädikativen Beziehungen ihren Ausdruck finden, ist die Verbindung von Subjektsnominativ + Prädikatsverbum: Arbeiter arbeiten. Dem Prädikatsverb als einer morpholo­gischen Form ist dabei eine obligatorische Fügungspotenz, und zwar in der Richtung auf den Subjektsnominativ, eigen. Es ist vom Subjektsnominativ auch grammatisch abhängig (die Kongruenz). Der Subjektsnominativ ist also das herrschende Glied in dieser Verbindung. Aber die herrschenden Glieder der Wortgruppen haben keine obligatorische Fügungspotenz in Richtung auf das abhängige Glied, wenn sie semantisch nicht relativ sind. Dieses einseitige obligatorische Fügungsverhältnis wird in Hinblick auf die betreffenden Satzglieder tatsächlich auch anerkannt, wenn man von «Zuordnung» des Verbs zum Subjekt spricht. Aber in Wirklichkeit ist das syntaktische Verhältnis zwischen Subjektsnominativ und Prädikatsverb nicht einseitig, sondern gegenseitig und wechselseitig. Nicht nur das Prädikatsverb wird dem Subjektsnominativ zugeordnet, sondern auch der Subjektsnominativ dem Prädikatsverb. Die Hauptsache besteht hier eben darin, daß ein vom formalen Standpunkt aus unabhängiges und herrschendes Glied in den Satz doch nur zu dem Zweck eingeführt wird, um mit dem von ihm abhängigen Glied in Verbindung zu treten. Auch dem Subjektsnominativ ist hier also eine obligatorische Fügungspotenz eigen, aber von sehr eigenartiger Natur. Gerade diese gegenseitige (dabei nicht von lexikaler Semantik hervorgerufene) Zuordnung unterscheidet die prädikative Beziehung von allen anderen Arten der unterordnenden syntaktischen

Beziehungen.

Freilich kommt dieses Merkmal der prädikativen Beziehung, der obligatorische Bezug eines herrschenden Gliedes auf ein abhängiges, auch in einigen Fügungen vor, die keinen Satz bilden (partizipiale Konstruktionen, der absolute Akkusativ). Aber es sind vereinzelte und sehr spezifische Konstruktionen. Dagegen sind solche Merkmale wie die einseitige Zuordnung und Bezugnahme auf die Wirklichkeit überaus verbreitet: mehr oder weniger sind sie in allen (nicht phraseologischen) Wortgruppen vorhanden, denn in jeder (nicht phraseologischen) Wortgruppe werden die Glieder im Redeprozeß von neuem miteinander in Verbindung gebracht, und dabei wird deren Realität oder Unwirklichkeit festgestellt. Auch der dynamische Charakter der prädikativen Beziehung ist nur graduell von der Dynamik anderer syntaktischer Beziehungen verschieden. Im Kommunikationsprozeß können verschiedene Satzglieder besonders hervorgehoben und den übrigen gegenübergestellt werden. Wie die Stimmführung und Betonung zeigen, fällt die syntagmatische Gliederung des Satzes in zwei dynamisch einander gegenübergestellte Teile, wo sie überhaupt vorhanden ist, nicht immer mit der Gegenüberstellung von Subjekt und Prädikat zusammen. (Vgl. Scerbas Lehre von ein- und zweiteiligen Phrasen: 96, 123—124.) Selbst im Satz Er ist Arbeiter können dynamisch-syntagmatisch Er ist und Arbeiter einander gegenübergestellt werden. Dies hängt damit zusammen, daß die psychologische oder kommunikative Prädizierung die grammatische prädikative Beziehung auf mannigfache Weise überlagert und sich mit ihr kreuzt.

Die einzig sichere grammatische Unterscheidung der prädikativen Beziehung als einer Beziehung zwischen den Wörtern von allen anderen syntaktischen Beziehungen ist also die syntaktisch (nicht lexikal!) bedingte gegenseitige Zuordnung der beiden Glieder der Konstruktion, die das Subjekt und Prädikat verbindet.

Es ist noch zu betonen, daß im Prädikat, wenn es zusammengesetzt ist, auch besondere innerprädikative Beziehungen entstehen, die die Kopula mit dem Prädikativ verbinden. Sie stützen sich formal auf die obligatorische Fügungspotenz der kopulativen Verben.

Es gibt auch Satztypen, in denen die prädikative Beziehung entweder zwischen dem Verb und einem Satzglied entsteht, das der Form nach ein abhängiges ist, z. B. ein Akkusativ- oder Dativobjekt (Mich graut. Mir graut), oder (durch die Vermittlung der Kopula) zwischen einer Wortform mit quantitativer Semantik und dieser Wortform selbst (partitive Sätze: Der Gäste waren viele). Hier, wo das Nominativsubjekt fehlt, überlagert die Bedeutung des Subjekts als des ersten Gliedes der prädikativen Beziehung die Bedeutungen, die die entsprechenden nominalen Glieder als solche aufweisen (die des Objekts usw.). Dies ist ein Ausdruck der bathysmatischen Gestaltung der grammatischen Bedeutungen in der Redekette. Aber die Natur der prädikativen Beziehung als einer Beziehung mit gegenseitiger Zuordnung ist hier dieselbe.

In der letzten Zeit wird die Existenz der prädikativen syntaktischen Beziehung und des Prädikats als eines besonderen Satzgliedes vollständig oder zum Teil in den Theorien in Frage gestellt, die als das einzige herrschende Glied im Satz die finite Form des Verbs betrachten und die gesamte Struktur des Satzes als eine Realisierung ihrer Valenz (Fügungspotenz) ansehen. Doch führt die von der Dependenzgrammatik geforderte Degradierung des Subjekts zu einem Aktanten (Mitspieler) des Verbs zu der Schlußfolgerung, daß in den Sätzen mit nominalem Prädikat das kopulative Verb als herrschendes Glied auftritt, was den realen Kräfteverhältnissen im Satz als einer konkreten sprachlich gestalteten Form d'irekt zuwiderläuft. Und es entsteht die Frage, wie die Sätze mit ausgelassener Kopula zu behandeln sind (z. B. Träume Schäume). Gewiß dürfte man hier vom Standpunkt des Beziehungssystems der Grammatik aus annehmen, daß das Subjekt und das Prädikativ hier von der Nullform des Verbs abhängen. Aber vom Standpunkt des Gestaltungssystems der Grammatik aus ist solche Annahme unsinnig.

Die Reduzierung der prädikativen Beziehung auf die Beziehung des finiten Verbs zu seinen «Mitspielern» macht es auch unmöglich, irgendwelche Verbindungslinien zwischen den verbalen und verblosen (nominalen) logisch-grammatischen Satztypen aufzudecken, so daß von keinem umfassenden System dieser Typen die Rede sein kann. Die Anerkennung der prädikativen Beziehung gibt dagegen die Möglichkeit, nicht nur die zweigliedrigen Sätze mit verbalem und rein nominalem Prädikat miteinander in Berührung zu bringen, sondern auch die Verbindungslinien zwischen den eingliedrigen nominativischen Existenzialsätzen und dem zweigliedrigen Satz zu erkennen: nämlich die vom Nominativ ausgestrahlte Projizierung der prädikativen Beziehung, die hier den allgemeinen Bedeutungsgehalt (das Sein als solches) aufweist und deswegen ohne speziellen Ausdruck durch besondere Lexeme bestehen kann.

2. Die attributive Beziehung. Sie entsteht zwischen dem Substantiv und den Wortarten und Wortformen, die das Substantiv bestimmen, indem sie zur Gruppe des Substantivs gehören und also von ihm syntaktisch abhängig sind. Wie es auch die deutsche grammatische Tradition erfordert, wird hier also jedes Glied der Substantivgruppe als Attribut angesehen, obgleich dabei viele Unterschiede zu verzeichnen sind. Außer den Fällen, wo die Semantik des Substantivs so sehr relativ ist, daß es ohne Attribut keinen rechten Sinn ergibt, ist die attributive Beziehung einseitig: das Attribut braucht obligatorisch das Substantiv, um in den Satz Eingang zu finden, aber das Substantiv verbindet sich mit dem Attribut nur fakultativ (vgl. §57).

3. Die Objektbeziehung. Sie entsteht zwischen dem Verb und den vom Verb abhängigen Satzgliedern, die die Gegenstände bezeichnen, auf welche die vom Verb ausgedrückte Handlung gerichtet ist (Objekte). Auch diese Beziehung ist (in dem oben angegebenen Sinne) syntaktisch einseitig, wenn das Verb semantisch vollwertig ist (vgl. §58).

4. Die adverbiale Beziehung. Sie entsteht zwischen dem Verb und den vom Verb abhängigen Satzgliedern, die den Vorgang irgendwie charakterisieren oder die Umstände angeben, unter welchen sich der Vorgang vollzieht (Adverbialbestimmungen oder Adverbiale). Wenn das Verb semantisch nicht relativ ist, ist auch diese Beziehung syntaktisch einseitig (vgl. §58).

Die Grenzen zwischen den beiden letzten Beziehungen (und den betreffenden Satzgliedern) sind sehr fließend, da als herrschendes Glied der Gruppe in beiden Fällen das Verb erscheint. Entscheidend ist hier die Differenzierung des verallgemeinerten Bedeutungsgehalts, aber sie wird von mehreren formalen Faktoren unterstützt. Bei der Formung der Objektbeziehung tritt das abhängige Glied besonders oft in der Form eines präpositionslosen Substantivs oder Pronomens auf. Dagegen kommen diese Formen bei der Bildung der adverbialen Beziehung sehr selten vor.

Der verallgemeinerte Bedeutungsgehalt gibt sich nicht nur in der Unterscheidung der Objektbeziehung und der adverbialen Beziehung kund. Der Bedeutungsgehalt der syntaktischen Beziehungen und der Nebenglieder des Satzes kann mit der unmittelbaren Zugehörigkeit des abhängigen Gliedes zu irgendeiner syntaktischen Gruppe sogar in Widerspruch treten. Im Deutschen kommt das besonders kraß bei manchen Gliedern der Gruppe des Verbs zum Vorschein. Es gibt solche Glieder, die gleichzeitig semantisch (aber zum Teil auch formell) auf ein anderes substantivisches oder pronominales Satzglied (Subjekt oder Objekt) bezogen sind: Er kommt gesund an Er fand sie heiter. Diese Glieder bezeichnet man gewöhnlich als prädikatives Attribut (vgl. 309, III). Es gibt auch solche Satzglieder, die die Verbindung zwischen dem prädikativen Verb und dem Subjekt modal einschätzen: Leider ist er krank. In der russischen Grammatik bezeichnet man dieses Glied als Einschubglied oder «eingeschaltetes Satzglied», was damit zusammenhängt, daß den allgemeinen strukturellen Gesetzmäßigkeiten der russischen Sprache gemäß dieses Glied in der Regel verselbständigt wird. Aber im Deutschen wird es in der Regel ganz unmittelbar und fest an das Verb angeschlossen, wie es bei anderen Gliedern der Gruppe des Verbs der Fall ist: Morgen wird sie vielleicht singen Morgen wird sie schön singen. Daß dieses Satzglied nicht außerhalb des Satzes steht, wird auch dadurch bewiesen, daß es einen regelrechten selbständigen Platz im Satze ausfüllt. Deswegen wäre es ratsam, dieses Glied im Deutschen einfach als Modalglied zu bezeichnen. Im deutschen Sprachbau erscheinen als wirkliche Einschubglieder nur Sätze oder (seltener) Wörter, die wirklich zu keinem Glied des eigentlichen Satzes gehören und ihn unterbrechen:

Von Wahl und Politik nur über Gundermann fiel gelegentlich eine spöttische Bemerkung war längst keine Rede mehr. (Fontane)

Aber sowohl das prädikative Attribut als auch das Modalglied sind doch besondere Satzglieder im Deutschen. Die doppelte syntaktische Orientiertheit dieser Glieder grenzt sie sehr scharf von solchen Satzgliedern ab, die sich nur auf das Verb beziehen. Auch formal sondern sie sich aus. Das prädikative Attribut weist sogar in einigen Fällen die Kongruenz mit dem Subjekt auf: Er arbeitet als Lehrer Sie arbeitet als Lehrerin. Das Modalglied hat eine Fügungspotenz, die den von einem qualitativen Adverb ausgedrückten Adverbialbestimmungen fehlt. Das Modalglied kann in allen logisch-grammatischen Satztypen bei allen Arten des Prädikats auftreten.

Man könnte das prädikative Attribut und das Modalglied als Nebenglieder des Satzes mit doppelter syntaktischer Abhängigkeit bezeichnen, im Gegensatz zu anderen Nebengliedern des Satzes, die nur von einer Komponente des Satzes abhängen. Das Modalglied bezieht sich eigentlich nicht auf zwei Satzglieder, sondern auf ihre Verbindung. Deswegen behauptet man oft, daß das Modalglied eigentlich zum Satz in seiner Gesamtheit gehört. Doch bezieht sich das Modalglied nicht immer auf die Verbindung von zwei Hauptgliedern des Satzes, sondern auch auf die Verbindung von einem Hauptglied mit einem Nebenglied oder von zwei Nebengliedern miteinander.

Sehr groß ist der Unterschied zwischen diesen Satzgliedern und den Adverbialbestimmungen des Ortes und der Zeit, die mit Recht zuweilen auch als auf den ganzen Satz bezogen angesehen werden. Wirklich geben diese Arten der Adverbialbestimmungen semantisch nur den allgemeinen (lokalen und temporalen) Rahmen für den Vorgang und also auch für den Erzeuger oder den Träger des Vorgangs an. Aber es fehlt ihnen ein engerer, spezifischer Bezug auf das Subjekt oder Objekt, folglich eine doppelte syntaktische Beziehung, so daß sie unmittelbar zum Verb gehören.

Die syntaktischen Beziehungen unterscheiden sich noch in bezug auf ihre Festigkeit.

Sogar rein äußerlich ist die Gebundenheit der abhängigen Glieder an das leitende Glied nicht in allen Gruppen die gleiche. Besonders fest und «eng» sind die attributiven Beziehungen, ziemlich frei die adverbialen Beziehungen, die sich durch eine größere Beweglichkeit der abhängigen Glieder auszeichnen. Die Objektsbeziehungen nehmen in dieserHinsicht eine Mittelstellung ein. Aber alle diese Beziehungen können auch gelockert werden durch «Verselbständigung» der betreffenden abhängigen Glieder, was mit Hilfe ihrer intonationsmäßigen (syntagma-tischen) Aussonderung geschieht und ihre größere Beweglichkeit zur Folge hat. Die «Verselbständigung» (Absonderung) bedeutet nicht, daß die syntaktischen Beziehungen zerrissen und abgebrochen werden oder daß die betreffenden Glieder ihre syntaktische Abhängigkeit verlieren, wie es zuweilen behauptet wird. Die Beziehung als solche mit ihrer semantischen und syntaktisch-strukturellen Orientiertheit des abhängigen Gliedes auf das herrschende bleibt auch bei Verselbständigung bestehen, bildet aber eine minder kompakte Einheit als sonst. Das abhängige Glied findet seinen Eingang in den Satz auch hier durch Bezug auf das herrschende Glied (vgl. 63, 412—416). Nur wenn das verselbständigte Glied in einen Existenzialsatz oder Benennungssatz übergeht, löst sich die betreffende syntaktische Beziehung auf. Diese Unterscheidung der syntaktischen Beziehungen nach dem Grade ihrer Festigkeit hat nichts zu tun mit dem bekannten Unterschied von lockeren, halbengen und engen Gruppen, der mit der Unterscheidung der beiordnenden, verselbständigten (appositiven) und unterordnenden syntaktischen Beziehungen zusammenfällt (vgl. 329).

Man muß betonen, daß die Unterscheidung der nichtverselbständigten und verselbständigten syntaktischen Beziehungen und Satzglieder auf einer anderen Ebene liegt als die Unterscheidung der syntaktischen Beziehungen und Satzglieder, sie sozusagen überlagert. Die meisten Satzglieder können sowohl verselbständigt als auch nicht verselbständigt auftreten. Aber das Verbum finitum kann nie verselbständigt werden, auch das Prädikativ nur in den Fällen, wenn es von einem Nebensatz ausgedrückt wird. Dagegen treten einige Partizipial- und Infinitivkonstruktionen, auch der absolute Akkusativ, in der Regel nur in verselbständigter Form auf. Größere, rhythmisch schwere Gruppen neigen überhaupt zur Verselbständigung.

Noch von einem anderen Standpunkt aus kann der Grad der Festigkeit der syntaktischen Beziehung gemessen werden.

Es kommt in Betracht, inwiefern das abhängige Glied in seiner Form und überhaupt in seinem Wesen von dem herrschenden Glied bestimmt wird. Es verhält sich in der Gruppe des Verbs z. B. ganz anders mit dem Objekt, das je nach der Art des Verbs eine Kasusform erhält: Ich begegnete ihm Ich traf ihn, und mit der adverbialen Bestimmung, die zum Teil bei ganz beliebigen Verben auftreten kann: Ich arbeitete im Garten Ich habe im Garten einen Brief geschrieben — Im Garten war ich sehr heiter.

Besonders die adverbialen Bestimmungen des Ortes sind viel freier in ihrer Beziehung zum Verb als die Objekte.

Aber eine Art Abhängigkeit bleibt ihnen doch eigen. Sie werden zu einem Bestandteil des Satzes, nur indem sie sich an ein anderes Satzglied anlehnen. Die meisten Adverbialverbindungen (der Art und Weise, finale, kausale, sogar temporale) sind dabei eben auf das Verb (oder auf die Verbalnomina, zum Teil auf das Adjektiv) angewiesen. Nur die lokalen (und viel seltener temporalen) Bestimmungen sind alternativ in ihrer Fügungspotenz. Vgl. Der Mann rauchte im Garten eine Zigarette Der Mann im Garten rauchte eine Zigarette. Aber sie brauchen obligatorisch irgendeine Stütze, die ihnen den Eintritt in den Satz ermöglicht, und in diesem Sinne sind auch sie abhängig.

Wieder von einer anderen Seite aus kann man an das Problem der Festigkeit der syntaktischen Beziehungen herantreten, wenn man die Unterschiede in der Art der Fügungspotenz des herrschenden Gliedes berücksichtigt.

Die obligatorische Fügungspotenz des herrschenden Gliedes bedeutet, daß seine Beziehung zum abhängigen Glied notwendig und also besonders fest, unauflöslich ist. Freilich hängt der obligatorische Charakter der Fügungspotenz oft von dem lexikal-semantischen Charakter der einzelnen Wortreihen oder sogar einzelner Wörter ab. So erfordert z. B. nur ein Teil der transitiven Verben (nehmen, geben usw., vgl. §49) obligatorisch das direkte Objekt. Aber auf diese Weise entsteht eine Differenzierung in den betreffenden Satzgliedern, die strukturell sehr bedeutsam sein kann.

Auch hier findet also nur eine Überlagerung der eigentlichen syntaktischen Beziehungen und der Satzglieder statt. Besonders wichtig ist die Unterscheidung der obligatorischen und fakultativen Fügungspotenz für die Satzglieder, die vom Verb abhängig sind. Bei den Verben, sowohl den intransitiven als auch den transitiven, die an sich keinen vollendeten Sinn besitzen und keine geschlossene Satzkonstruktion bilden, wird die Rolle der von ihnen abhängigen Satzglieder, die erst die semantische Vollständigkeit und strukturelle Geschlossenheit dem Satz verleihen, außerordentlich groß. Vgl. Er schreibt einen Brief Er nimmt einen Brief; Sie arbeitete im Garten Sie war im Garten. In den ersten Sätzen der Vergleichsreihen sind die Verbalformen schreibt und arbeitete schon an und für sich semantisch vollwertig, so daß die Sätze Er schreibt und Sie arbeitete durchaus als solche existieren können. Die abhängigen Glieder (das direkte Objekt und die adverbiale Bestimmung des Ortes) sind hier eben nur Nebenglieder, die den Sinn des Satzes ergänzen und bereichern, aber strukturell nicht unentbehrlich sind. Dagegen sind in den zweiten Sätzen der Vergleichsreihen Verbalformen semantisch-syntaktisch in einem solchen Grade unvollständig, daß die abhängigen Glieder hier zu notwendigen Bestandteilen des Satzes (unmittelbar des Prädikats) werden. Man kann sie gewiß nicht ohne weiteres mit dem Prädikativ gleichsetzen. Sie bleiben auf Grund ihrer morphologischen Form und ihrer Semantik einerseits das, was sie waren, also direktes Objekt und lokale Adverbialbestimmung, aber andererseits gehören sie doch zum Prädikat. Die prädikative Beziehung, die vom Subjekt ausgeht, dringt hier durch das finite Verb hindurch und dehnt sich auch auf die betreffenden abhängigen Glieder aus. Die Fügung des finiten Verbs mit solchen, von der prädikativen Beziehung berührten abhängigen Gliedern möchten wir das «erweiterte» Prädikat nennen und die betreffenden abhängigen Glieder als Glieder des erweiterten Prädikats bezeichnen. Dieses Problem wurde schon von Sütterlin aufgeworfen, der aber schließlich den Gedanken des erweiterten Prädikats als grammatisch unfruchtbar verwarf. Leider wird dieser Begriff auch in den meisten modernen Grammatiken nicht verwertet, was zu manchen Schwierigkeiten in der Deutung verschiedener grammatischer Erschei­nungen führt (vgl. z. B. 226, 425 u. ff.).

Die Verschiedenheiten in dem Grade der Festigkeit der syntaktischen Beziehungen modifizieren also das System der Satzglieder im Deutschen mannigfach, schaffen aber keine neuen, besonderen Satzglieder. Als Satzglieder treten im Deutschen also nur Subjekt, Prädikat, Objekt, Attribut, Adverbialbestimmung, prädikatives Attribut und Modalglied auf.

Die syntaktischen Beziehungen und die sich auf ihrer Basis bildenden Satzglieder unterscheiden sich auch nach der Art ihrer Beteiligung bei der Gestaltung des Satzes und dementsprechend nach ihrem Rang. Den höchsten Rang hat die prädikative Beziehung, die den Satz gestaltet. Den nächsthöchsten die Objektbeziehung, die an der Gestaltung nur einer Abart des Satzes teilnimmt. Den mittleren Rang nimmt die Adverbialbeziehung ein, da sie in vielen ihrer Abarten satzbezogen ist, ohne an der Bildung der Satzstruktur teilzunehmen, wenn nicht spezielle semantische Faktoren im Spiele sind. Ihre Satzbezogenheit besteht darin, daß die Adverbialbestimmung (auch das Modalglied) in vielen Fällen syntaktisch die Verbindung des Subjekts mit dem Prädikat bestimmt, d. h. zu der prädikativen Beziehung gehört. Den niedrigsten Rang nimmt nach dieser Beziehungshierarchie die attributive Beziehung ein, da sie nicht zur prädikativen Beziehung, sondern zu einem Redeteil gehört, namentlich zum Substantiv. Aber vom Standpunkt des Gestaltungssystems der Sprache aus spielt die attributive Beziehung eine außerordentlich große Rolle, und eben auf die Attribute wird oft der Schwerpunkt in der semantischen Füllung des Satzes verlegt (vgl. §57). Übrigens hängen auch manche Abarten der Adverbialbestimmung nicht von der prädikativen Beziehung, sondern nur vom Verb ab, d. h. erläutern nur die Semantik des Verbs als solchen (vgl. § 58), so daß sie in diesen Fällen auch eigentlich zu den Satzgliedern niedrigsten Ranges gezählt werden sollten. Aber man tut es gewöhnlich nicht, da das Verb in der Regel mit der Satzstruktur identifiziert wird, obgleich die Adverbialbestimmungen auch bei den infiniten Verbalformen vorkommen, in Infinitiv- und Partizipialgebilden.

Da die attributive Beziehung eben in der Abhängigkeit einer syntaktischen Komponente von einem Substantiv besteht, treten recht verschiedene Bildungen als Attribute auf, zum Teil auch solche, die in erster Linie als Glieder anderer syntaktischer Beziehungen fungieren, z. B. der Adverbialbeziehungen. Es kommt hier wiederum zur Überlagerung einer syntaktischen Beziehung durch eine andere, der adverbialen durch die attributive (z. B. das Haus hier).

Über die Adjektiverläuterung, die viel mit den Satzgliedern gemeinsam hat, die vom Verb abhängen, s. §56. Die Erläuterungen zu den Numeralien stützen sich ihrerseits auf die Adjektiverläuterungen und die Attribute.

Als eine besondere Art der syntaktischen Beziehungen ist noch die wechselseitige Beziehung zu erwähnen, die aber keine neuen Satzglieder schafft, sondern nur unter einigen der bereits erarbeiteten besonder Verhältnisse fixiert. Es handelt sich vor allem um Wortgruppen, die von Adjektiven, Partizipien und adjektivischen Numeralien abhängen. So hängen in den Wortgruppen die schönste der Frauen, die größte unter den Städten sowohl der Genitiv im ersten Beispiel, als auch die Präpositionalgruppe im zweiten syntaktisch von den adjektivischen Wörtern ab, aber in ihrer flektiven Form kongruieren diese teilweise mit den von ihnen abhängigen Substantiven, richten sich namentlich nach deren Geschlecht, hängen also selbst auch von ihnen ab. Einen viel komplizierteren Fall stellen einige Wortgruppen mit Genitiv- und Präpositionalattribut dar (vorwiegend mit partitiver Semantik), die — übrigens sehr selten — von dem herrschenden Substantiv distanziert werden. Denn es kann hier zur Bildung von Sätzen ohne Nominativsubjekt kommen, wobei das Attribut die erste Stelle im Satz einnimmt und strukturell-semantisch die Rolle des Subjekts zu spielen beginnt. Dementsprechend übernimmt das herrschende Wort die Rolle des Prädikativs, das ja mit dem Subjekt eben durch wechselseitige Abhängigkeit verbunden ist, z. B. Der zuerst Eintretenden waren zwei (K. Gutzkow). Näheres darüber in §47.

Ohne spezielle Benennung bleiben gewöhnlich die Hilfswörter. Man könnte sie vielleicht als Komponenten der syntaktischen Beziehungen bezeichnen.