Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
AdmoniWG.doc
Скачиваний:
203
Добавлен:
04.11.2018
Размер:
1.33 Mб
Скачать

§31. Das Pronomen

Morphologisch und syntaktisch bilden die Pronomina (Fürwörter) den buntesten von allen Redeteilen. Sehr mannigfaltig sind die Wortklassen der Pronomina (Personalpronomina — persönliche Fürwörter, Refle-xivpronomina — rückbezügliche Fürwörter, Possessivpronomina — besitzanzeigende Fürwörter, Demonstrativpronomina — hinweisende Fürwörter, Relativpronomina — bezügliche Fürwörter, Interroga-tivpronomina — Fragefürwörter, Indefinitpronomina — unbestimmte Fürwörter, reziproke Pronomina — Fürwörter der Wechselseitigkeit), und sie alle treten in verschiedenen syntaktischen Funktionen auf, wobei die meisten von ihnen sich auch nach ihrer morphologischen Gestalt unterscheiden (vgl. §11).

Wenn sie doch als zusammengehörend empfunden und in der traditionellen Grammatik als ein einheiticher Redeteil angesehen werden, so hat es seinen Grund in den tiefgehenden Besonderheiten ihres verallgemeinerten Bedeutungsgehalts und ihrer syntaktischen Funktionen, die in mancher Hinsicht dem Gehalt und den Funktionen aller anderen in den Substantivbereich gehörenden Redeteile (den Artikel zum Teil ausgenommen) entgegengesetzt sind.

Alle diese Besonderheiten hängen letzten Endes zusammen und wurzeln in dem (mehr oder weniger unmittelbaren) kommunikativ-grammatischen Charakter der Wortklassen, die das System des Pronomens bilden. Die wesentlichsten von diesen Klassen sind unmittelbar mit dem Redeakt verbunden, können nur vom Kommunika­tionsprozeß aus verstanden werden. Die Personalpronomina bezeichnen die Teilnehmer dieses Prozesses (die 1. Person ich ist der Redende selbst, die 2. Person du der Angeredete, die 3. Person er, sie, es alles, was nicht die Redende und Angeredete ist). Auf dieser Unterscheidung gründen sich auch die Reflexiva und Possessiva. Die Demonstrative weisen auf Gegenstände und Erscheinungen hin vom Blickpunkt des Sprechenden aus, dienen also zur Orientierung in der Situation. Die Interrogativa dienen zur Gestaltung eines besonderen kommunikativen Satztypus: der Fragesätze.

Aber die Orientierung in der Situation hat als ihr Gegenstück die Orientierung im Kontext: die Demonstrativa der, dieser, jener (auch anderer) und die 3. Person der Personalpronomina weisen nicht nur auf das, was außerhalb der Rede liegt, sondern auch auf das, was in der Rede gegeben ist, sowohl rückweisend als auch vorwegnehmend. (Besonders verallgemeinernd und summierend treten in dieser Funktion das und es auf.) Die identifizierenden Demonstrativa derselbe, derjenige und die Relativa haben sich als solche «Wegweiser» im Kontext spezialisiert.

Andererseits bekommt die 3. Person des Personalpronomens eine Ergänzung. Es gibt spezielle Wortformen, die dieses am betreffenden Redeakt unbeteiligte Etwas in einer noch allgemeineren Form, abstrahiert sogar vom grammatischen Geschlecht und von der Zahl, ausdrücken. Es sind die unbestimmten Pronomina es und man. Es dient zur Bezeichnung eines unbestimmten und schwer definierbaren Dinges oder einer ungewissen Erscheinung: Es ist dunkel; Es schneit; Du hast es leicht usw. Das unbestimmt-persönliche man dient zur Bezeichnung einer unbestimmten Anzahl von Personen unbestimmten Geschlechts; dieselbe Bedeutung, aber mit einer stärkeren Betonung des Singula-rischen, haben einer und jemand. Die obliquen Kasus der Nominativ-form einer treten auch als die obliquen Kasus von man auf, wenn man eine einzelne Person bezeichnet oder allgemeingültig ist: Man hat es nicht leicht Es wird einem nicht leicht gemacht.

Es gibt auch manche andere Besonderheiten im Gebrauch der es-Form, die mich bewogen haben, diese Form in einem speziellen Paragraphen (§32) zu behandeln. Weniger verschwommen sind die unbestimmten Pronomina was (Es ist was passiert) und etwas, die auch nicht die Personen, sondern Dinge und Erscheinungen in nicht differenzierter Form bezeichnen. Aber bei allen ihren Verschiedenheiten reihen sich die unbestimmten Pronomina in das System der verallgemei-nerten Bezeichnung der Wesen und Erscheinungen ein, die selbst nicht an dem Redeakt beteiligt sind, sich aber auf die unmittelbar kommuni-kativ-grammatischen Arten des Pronomens stützen. Und das ist auch der Fall bei allen anderen, hier nicht erwähnten, kleineren Abarten der Pronomina.

Dagegen sind das Substantiv und die anderen Redeteile, die in seinen Bereich gehören (die Negation ausgenommen), durchaus logisch-grammatischer Natur: sie bezeichnen Dinge, Erscheinungen, Eigenschaften, Beziehungen zwischen den Dingen usw., ohne auf den Redeakt Bezug zu nehmen. Das Pronomen erscheint also als eines der Triebräder, die das Substantivsystem und überhaupt den Satz mit dem Redeakt und dem gesamten Kommunikationsprozeß verbinden.

Für den Bedeutungsgehalt der Pronomina ist eben die Semantik der Bezogenheit, des Hinweises besonders wichtig.

Eben in dieser Hinsicht steht das Pronomen grundsätzlich den Wortarten gegenüber, die der Benennung, Nominierung von Sachen, Sachverhalten, Eigenschaften, Prozessen usw. dienen.

Die unmittelbare Verbundenheit mit dem Kommunikationsprozeß und dem Redeakt erklärt auch einige Besonderheiten im Formensystem des Pronomens. So drückt das Interrogativpronomen unter anderem formell-grammatisch auch eine solche Erscheinung der realen Wirklichkeit aus, die bei dem Substantiv nur lexikal, aber nicht grammatisch ausgedrückt wird. Es ist der Gegensatz zwischen persönlichen, d. h. menschlichen (zum Teil überhaupt lebendigen) und nicht menschlichen (zum Teil überhaupt leblosen) Wesen, der in der Gegenüberstellung von wer was auftritt. Diese Unterscheidung ist damit verbunden, daß in der Situation, die zum entsprechenden Fragesatz den Anlaß gibt, gewöhnlich von vornherein klar ist, ob man es mit einem menschlichen oder nicht menschlichen Wesen zu tun hat, während eine «vorläufige» Unterscheidung der männlichen und weiblichen Wesen viel seltener möglich ist. Zum Teil findet sich dieselbe Gegenüberstellung in der Unterscheidung des unbestimmt-persönlichen man und des auf unbestimmte Dinge und Erscheinungen bezogenen unpersönlichen es.

(Ober das Deklinationssystem der Pronomina und seine Rolle im gesamten Deklinationssystem des Deutschen vgl. §11.)

Vom Standpunkt ihrer semantisch-syntaktischen Bezogenheit auf die Situation oder den Kontext und ihrer Ersatzfunktion aus gehören zu den Pronomina auch die Pronominaladverbien, was schon ihre Benennung besagt. Dort in dem Satz Dort steht ein Baum weist entweder auf einen in der Situation gegebenen Gegenstand oder ein im Kontext gegebenes Wort (oder eine Wortgruppe) hin und ist also ganz den Demonstrativpronomina analog. Ihre hinweisende Kraft erlaubt auch einigen der Pronominaladverbien, unmittelbar mit dem Substantiv als ein nicht kongruierendes Attribut verbunden zu werden: der Mann da. Aber die syntaktische Neigung zum Verb überwiegt doch bei den Pronominaladverbien andere Fügungspotenzen so sehr, daß sie schwerlich zu einem Redeteil gerechnet werden können, der so sehr mit in den Bereich des Substantivs gehört wie die Pronomina, besonders weil hier auch eine frontale Korrelation zwischen den anderen Pronominalklassen und den Pronominaladverbien fehlt (z. B. eine solche Reihe wie hinaus, heraus, daraus ist spezifisch lokal und hat keine genauen Entsprechungen im System der Demonstrativa als solchen). Von großer Bedeutung ist es auch, daß fast sämtliche Pronominaladverbien mit Hilfe von alten lokalen Adverbialstämmen gebildet werden. Pronominaladverbien sind einer der komplizierten Grenz- und Streitfälle im Problem der Wortarteneinteilung im Deutschen, aber viel stärker sind doch die Bande, die die Pronominalad-verbien mit dem Adverb verbinden (vgl. §41).