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§ 45. Das Problem der syntaktischen Form

Die Syntax befaßt sich mit dem Aufbau der zusammenhängenden Rede, wie sie im Kommunikationsprozeß auftritt, also mit dem Satz, der Haupteinheit dieses Prozesses, mit den Wortgruppen und mit den Formmitteln, die zur Bildung der Sätze und Wortgruppen dienen.

Obgleich der Satz und die Wortgruppe unmittelbar als syntagmatische Gebilde auftreten, d. h. in der Regel Verbindungen von Wortformen in der Redekette darstellen (Sätze können allerdings auch aus einer einzigen Wortform bestehen), gehören sie als grammatische Einheiten zum grammatischen System der Sprache und verfügen dementsprechend über ihre eigenen Paradigmen. Solche Paradigmen sind Systeme der Satz- bzw. der Wortgruppentypen.

Die syntaktischen Formmittel sind sehr mannigfaltig. Einige von ihnen dienen nur der Verbindung von Wörtern, andere verbinden auch Sätze. Sie werden aus verschiedenen sprachlichen Quellen geschöpft, die hier aufgezählt werden (vgl. auch 309, 111, 4—6; 63, 34—52).

1. Wortformen. Viele Wortformen (z. B. die Kasusformen beim Substantiv, die Unterscheidung der flexivischen und flexionslosen Formen beim Adjektiv) dienen dazu, verschiedenartige Beziehungen zwischen Wörtern zum Ausdruck zu bringen. Diese morphologischen Mittel, die zur Bildung von syntaktischen Einheiten dienen, drücken in der Regel die syntaktische Abhängigkeit des einen Gliedes der Einheit von einem anderen aus. Die syntaktische Abhängigkeit kann in der Angleichung der grammatischen Formen des abhängigen Wortes an die Form des herrschenden Wortes bestehen (Kongruenz) oder in der Formung des abhängigen Wortes, die seine Abhängigkeit zum Ausdruck bringt, ohne seine Form der Form des leitenden Wortes anzugleichen (Rektion): die gelbe Tür die Tür des Zimmers (vgl. 163). Eigenartig als ein Formmittel zur Bildung der syntaktischen Beziehungen ist die Anschließung, die durch das Nullmorphem des abhängigen Gliedes charakterisiert wird. Im Deutschen sind die Formen mit dem Nullmorphem in der Regel auf die Gruppe des Verbs angewiesen. Doch spielt auch die Wortstellung dabei eine große Rolle: zuweilen deckt nur die Wortstellung auf, welcher syntaktischen Gruppe das Wort angehört vgl. Da steht ein Mann der Mann da. Auch die Gesamtsemantik des Satzes muß dabei oft berücksichtigt werden.

2. Wortarten. Es gibt ganze Wortarten (z. B. solche Hilfswörter, wie die Präpositionen und Konjunktionen, zum Teil auch ein Redeteil: die Pronomina), die sich auf die Herstellung von syntaktischen Beziehungen zwischen Wörtern, Wortgruppen und ganzen Sätzen spezialisiert haben. Sie sind entweder koordinierend, wenn sie syntaktisch gleichwertige Glieder einer syntaktischen Einheit verbinden, oder unterordnend, wenn ein Glied von einem anderen abhängig ist, vgl. der Garten und das Haus der Garten vor dem Hause.

3. Fügungspotenzen der Wortarten und Wortformen. Die Fähigkeit der Wortarten und Wortformen, mit gewissen anderen Wortarten und Wortformen in Verbindung zu treten, ist auch eines der wichtigsten syntaktischen Formmittel. Besonders wesentlich ist hier die obligatorische Fügungspotenz (vgl.§ 13), da sie beim Erscheinen einer Wortart oder Wortform in der Rede auch das Erscheinen einer gewissen anderen Wortart oder Wortform erfordert, um dem betreffenden Redeabschnitt Vollständigkeit und Geschlossenheit zu verleihen. So erfordern kopulative Verben das Auftreten eines Prädikativs. Obgleich die Fügungspotenzen mit dem gesamten semantisch-morphologischen Charakter der betreffenden Wortarten und Wortformen eng zusammenhängen, nehmen sie doch auf eine ganz besondere Art an dem syntaktischen Aufbau der Rede teil. So ist die obligatorische Fügungspotenz der kopulativen Verben mit dem Prädikativ weder Rektion noch Kongruenz, noch Anschließung, noch eine syntaktisch-analytische Form, sondern eine syntaktische Fügungsform, die die Anschließung des Prädikativs an das Verb und die Kongruenz des Prädikativs mit dem Subjekt überlagert.

4. Ersatz und Ersparung. Diese syntaktischen Formmittel, die für den erweiterten Satz besonders charakteristisch sind, aber auch die Glieder des zusammengesetzten Satzes und sogar selbständige Sätze miteinander verbinden, bestehen darin, daß ein Wort in seinen syntaktischen Funktionen und Beziehungen'entweder durch ein anderes Wort, das zu einer anderen morphologischen Kategorie gehört, ersetzt wird oder daß ein Wort gleichzeitig zum Träger einer Reihe von parallelen syntaktischen Beziehungen wird. So vertritt beim Ersatz das Demonstrativpronomen die Stelle der Fügung Artikel + Sibstantiv in der genitivischen Attributgruppe, wenn eine semantisch ähnliche Gruppe mit demselben herrschenden Wort vorher schon genannt wurde:

Unser Klostergarten ist eigentlich das Beste, was wir hier haben. Nur der unsers Rentmeisters ist noch gepflegter und größer und liegt an der See. (Fontane)

Das Pronomen, ohne substantiviert zu werden, hat hier ein Genitivattribut neben sich (der unsers Rentmeisters), weil es die Fügung der Garten ersetzt. Vgl auch:

Hier befand sich auch mein Zimmer nebst dem Gustavs. (Stifter)

Die Ersparung erlaubt es, in Anlehnung an ein sprachlich ausgedrücktes syntaktisches Schema, Parallelformen zu diesem Schema zu bilden, ohne die schon genannten Wörter vollständig zu wiederholen. Die Ersparung führt zur Bildung von Konstruktionen mit gleichartigen Satzgliedern. Bei einem Subjektnominativ stehen z. B. oft mehrere Prädikate:

Die Jahre kommen und gehen (Heine).

Auch im Dialog wird die Ersparung sehr häufig angewandt.

Auf diese Weise erlauben also Ersatz und Ersparung, der Wiederholung derselben Wörter in vielen Fällen vorzubeugen und dabei gewisse syntaktische Einheiten in nähere Berührung miteinander zu bringen. Verschiedene Arten der Erspärung («Sparsamkeit»), darunter auch allerlei elliptische Formen, bespricht H. Paul (IV, 357—378 ). Sie bedingt Monoflexion.

5. Wortstellung. Dies ist eines der wichtigsten syntaktischen Formmittel, das mehrere Funktionen im Aufbau des deutschen Satzes ausübt. Es wird eingehend in den § 60—62 behandelt.

6. Entsprechung. Die in § 3 behandelten Entsprechungen zwischen syntaktischen Fügungen schlüsseln ja aufgrund ihrer päradigmatischen Gestaltung die Semantik einiger solcher Fügungen durch die Semantik anderer auf, welche als fundierende Ausgangsformen ihres Paradigmas auftreten oder jedenfalls expliziter die Semantik anderer Fügungen innerhalb dieses Paradigmas ausdrücken. Dies macht das Paradigma der Entsprechungen innerhalb des grammatischen Systems zu einer formalen Stütze für die Konstituierung des komplizierten Feldsystems, das der Bedeutungsgehalt vieler solcher Fügungen aufweist.

7. Stimmführung und Betonung. Die Rolle dieses Formmittels bei der Bildung syntaktischer Einheiten ist besonders groß. Die Stimmführung ist das universalste Mittel, die Abgeschlossenheit des Satzes zum Ausdruck zu bringen, und ist imstande, einem beliebigen Redeabschnitt Satzcharakter zu verleihen. Die Intonation dient auch dazu, die Satzarten vom Standpunkt ihrer kommunikativen Aufgabe aus zu differenzieren. Eine beliebige syntaktische Redeeinheit, ein einzelnes Wort, sogar eine Interjektion, kann z. B. vermittels der spezifischen Frageintonation in einen Fragesatz verwandelt werden. So kann das Wörtchen nun vermittels der Intonation sowohl zu einem Fragesatz Nun? als auch einem Befehlsatz Nun! werden. Stimmführung und Betonung dienen auch zur Gliederung des Satzes nicht nur in Redetakte, die rein phonetischer Natur sind und durch die physiologische Notwendigkeit, Luftpausen zu machen, geregelt werden, sondern auch in Syntagmen, die syntaktisch-phonetischer Natur sind. Die Betonung wird auch zu dem Zwecke verwendet, die Glieder des Satzes, die logisch und emotional besonders wichtig sind, hervorzuheben. Gerade in den letzten Jahren begann man, die Stimmführung und Betonung als außerordentlich wesentliche Mittel zum Aufbau des Satzes auch in bezug auf die deutsche Sprache eingehender zu studieren, und es wurden dabei schon manche wesentliche Tatsachen festgestellt. Wir haben aber hier keine Möglichkeit, dieses weite und komplizierte Sondergebiet der Syntax zu betreten. Es wird aber natürlich bei der Analyse einiger Erscheinungen der Syntax ihre formelle Fixierung durch die Mittel der Stimmführung und Betonung nicht umgangen (vgl. 46; 49; 108, 242—245; 163, 637—666; 226, 857—897; 59, 107—165).

Von den angeführten Arten der Formmittel stützen sich die zwei ersten (Wortformen, Wortarten) völlig auf die morphologischen Formen der Sprache, die zwei folgenden (Fügungspotenzen, Ersatz und Ersparung) sind mehr oder weniger mit dem morphologischen Charakter einiger Wortarten verbunden, die drei letzten (Wortstellung, Entsprechung, Stimmführung und Betonung) sind ganz syntaktischer Natur.

Zweierlei sind die Aufgaben, die die syntaktischen Formmittel erfüllen. Einerseits wirken sie strukturell: sie sichern die Einheitlichkeit und die Gliederung des Satzes und seiner Bestandteile, stellen die Verbindungen zwischen einzelnen Komponenten der Rede her, ohne auf den Inhalt dieser Verbindungen einzugehen. Andererseits bezeichnen sie auch den Inhalt der syntaktischen Verbindungen, drücken den verallgemeinerten Bedeutungsgehalt der betreffenden Beziehungen aus: die «semantisierende» Aufgabe der syntaktischen Formmittel. Mehr oder weniger nehmen alle syntaktischen Formen an diesen beiden Funktionen teil. Selbst die phonetischen Mittel (Stimmführung und Betonung) wirken nicht nur strukturell, sondern auch semantisierend, sie dienen z. B. zur Unterscheidung verschiedener Satzarten und zur Differenzierung der Bestandteile des Satzes in bezug auf ihre Wichtigkeit für den Sprechenden bei dem betreffenden Redeakt. Doch sind, was die «semantisierende» Funktion betrifft, besonders aufschlußreich und präzise die Mittel, die die Syntax der Morphologie entnimmt: Wortfo men und Wortarten.

Um eine syntaktische Einheit zu bilden, werden in der Regel mehrere syntaktische Formmittel verwendet. Fast immer sind es die morphologischen und die phonetischen Formmittel, sehr oft die Wortstellung. Bei der Bildung der Wortgruppe der grüne Baum wirken ein:

1. die betreffenden Wortformen des Artikels und des Adjektivs (Nom. Sg. Mask.), die mit der grammatischen Form des Substantivs kongruieren;

2. die obligatorischen Fügungspotenzen dieser beiden abhängigen Komponenten der Gruppe und die fakultative Fügungspotenz des Substantivs;

3. die betreffende, für das Deutsche typische Wortstellung und sogar ein gewisses Betonungsschema, da auch die Wortgruppen einen Unterschied in der Betonung ihrer Glieder aufweisen.

Das Zusammenwirken von mehreren Formmitteln, die einander in mancher Hinsicht vervollständigen und ergänzen, macht die Verbindung von Gliedern der betreffenden Einheit fester, zementiert diese Einheit, was für das Funktionieren der Sprache von großem Werte ist.